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Die im August 1831 erschienene Lithografie Petition einer Kasseler Burgerdelegation bei Kurfurst Wilhelm II haufig auch kurz Verfassungsbild von Ludwig Emil Grimm zeigt das Zusammentreffen Kasseler Burger mit Kurfurst Wilhelm II von Hessen am 15 September 1830 Die Lithografie wurde von dem Frankfurter Friedrich Carl Vogel verlegt Das Motiv stellt die Forderung der Kasseler Burgerschaft fur eine kurhessische Verfassung dar welche daraufhin im folgenden Jahr erlassen wurde Petition einer Kasseler Burgerdelegation bei Kurfurst Wilhelm II Ludwig Emil Grimm 1831Lithographie76 111 cm Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Hintergrund 3 Literatur 4 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenDie Komposition der Dargestellten steigert sich von links nach rechts Am linken Bildrand steht Kurfurst Wilhelm II in Galauniform an einen Schreibtisch gelehnt Der Regent ist im strengen Profil dargestellt und nimmt von seinem Gegenuber dem Burgermeister Karl Schomburg ein Schriftstuck entgegen Insgesamt stehen dem Kurfursten 21 dicht zusammengedrangt stehende Manner gegenuber die sich durch eine detailreiche Ausarbeitung der Geschichtszuge auszeichnen Die Deputation ist so gestaffelt dass jeder Dargestellte zu erkennen ist und keiner den anderen verdeckt Am rechten Rand der Personengruppe wendet sich der sogenannte Burgerkonig Karl Herbold dem Fenster zu und winkt mit einem Taschentuch hinaus Der Innenraum wird hingegen nur skizzenhaft dargestellt Dabei beherrschen drei Fenster die ruckseitige Wand durch die der Blick des Betrachters auf den Friedrichsplatz gelenkt wird Hinter dem linken Fenster ist eine jubelnde Volksmasse zu erkennen Hintergrund Bearbeiten nbsp Das Weisse Palais Schauplatz der EreignisseLudwig Emil Grimm stellt den Augenblick dar in dem eine von der Burgerversammlung gewahlte Abordnung dem Landesherrn eine von etwa 1400 Kasseler Burgern unterzeichnete Petition uberreicht 1 Diese Petition fordert die Einberufung der kurhessischen Standeversammlung und die Einfuhrung einer noch immer fehlenden Verfassung fur das Kurfurstentum Hessen Eine Wirtschaftskrise die daraus resultierende Not fur die Bevolkerung und die politischen Ereignisse im Ausland geben dieser Forderung Nachdruck Kulisse des Ereignisses bildet das Arbeitszimmer des Kurfursten im ersten Obergeschoss des Weissen Palais am Friedrichsplatz Zahlreiche Vorentwurfe des Kunstlers dokumentieren die Entstehung des Bildes als Auftragsarbeit fur den Kasseler Magistrat bzw die beteiligten Kampfer fur eine Verfassung Ludwig Emil Grimm war bei dem Ereignis selbst nicht zugegen sondern portratierte die Dargestellten einzeln und fugte sie zu einer Gruppe zusammen An seinen Bruder Wilhelm Grimm schreibt er im August 1831 eine lasterliche Arbeit den ganzen tag schwimmen mir die Magistrats Mitglieder vor den Augen herum u als roche ich ihr Handwerk der nach e Glaschen Anis der nach tuch der nach Mehl der andere nach einem gegerbten Fell u so alles durcheinander Ludwig Emil Grimm Brief an Wilhelm Grimm 19 August 1831 2 Es handelt sich um ein haufig reproduziertes Erinnerungsbild der teilnehmenden Kasseler Burger bei ihrem Versuch dem reaktionaren Landesfursten eine Verfassung abzuringen Die Gruppe der abgeordneten Burger erscheint dicht gedrangt Spiegelbild der fest entschlossenen Burgerschaft Kassels der Kurfurst hingegen steht isoliert am linken Bildrand und am anderen Ende der Komposition der liberale Volksheld Herbold Die Ereignisse des 15 September beschreibt Philipp Losch wie folgt Die von dem Obergerichtsanwalt Hahn sehr geschickt verfasste Bittschrift schilderte in bewegten Worten den Zustand des Landes in der gegenwartigen nahrungslosen schon allgemein bewegten Zeit und gipfelte in der Bitte Versammeln Euere Konigliche Hoheit Ihre Stande um sich als Vater mit Ihren Kindern zu beraten wie uns in unserer Not zu helfen sei Nur um Liebe flehen wir fur unsere Liebe nur um Vertrauen fur unser Vertrauen So kam der folgenschwere 15 September 1830 heran Eine tausendkopfige Menge umstand das Schloss als der Kurfurst von Wilhelmshohe herabkam und bald darauf der Casseler Stadtrat unter Fuhrung des beliebten Burgermeisters Schomburg durch das Portal schritt Unter fieberhafter Spannung wartete das Volk auf das verabredete Zeichen das der Kufermeister Herbold vom Fenster des Schlosses aus geben sollte Und als dann Hessens Massaniello man weiss nicht recht wer ihm den albernen Ranien gegeben hat das weisse Taschentuch als Zeichen der Erhorung flattern liess da brach ein Sturm der Begeisterung los als ob nun mit einem Male das kurfurstliche Ja aller Not und allen Klagen ein Ende gemacht hatte Dem Kurfursten der leicht geruhrt war waren die Tranen uber die Backen geflossen als Schomburg die Notlage des Landes schilderte Er versicherte dass er von solcher Not nichts geahnt und nichts gewusst habe dass es immer seich eifrigstes Bestreben gewesen das Wohl seiner Untertanen zu fordern und dass er gern ihren Bitten die Landstande einzuberufen willfahre Er musste auf den Balkon treten und die Hochrufe der Menge wollten gar kein Ende nehmen und begleiteten ihn auch auf seiner Ruckfahrt nach Wilhelmshohe Philipp Losch Geschichte des Kurfurstentums Hessen 1922 3 Dargestellt sind neben dem Kurfursten und dem Burgermeister Schomburg folgende Personen 4 Johann Heinrich Kessler Kommerzienrat geb 1768 Heinrich Eskuche Kommissionsrat Christian Dietrich Quartierkommissar geb 1765 Johann Christian Arnold Tapetenfabrikant 1759 1842 Wilhelm Korckhausen Privatier 1765 1834 Jakob Ludwig Clement Goldschmied 1749 1837 Friedrich Ludwig Kaufmann Ludwig Christoph Nagell Kaufmann 1766 1840 Simon Wille Kaufmann 1774 1847 Adam Berninger Weinhandler 1764 1841 Heinrich Pinhard Lederfabrikant geb ca 1775 August Schellhase Kunstgartner Johann Heinrich Escherich Kaufmann geb 1768 Lukas Bernhard Moli Konditor 1782 1836 Conrad Wilhelm Kolbe Fabrikant geb 1779 Wilhelm Kober Privatier 1771 1847 Wilhelm Jackel Inhaber der Firma Jackel amp Herzog 1785 1855 Karl Herbold Kufermeister 1796 1866 Konrad Kersting Gastwirt Stadt London Heinrich Wenzel Gastwirt Stadt Bremen geb 1793 Die Gastwirte Kersting und Wenzel der Weinhandler Berninger und der mit einem Taschentuch das Zeichen an die Wartenden gebende Karl Herbold waren Burgerdeputierte alle anderen Mitglieder des Stadtrates Nur Konrad Kersting wollte nicht portratiert werden und dreht deswegen dem Betrachter in der Darstellung den Rucken zu Literatur BearbeitenIngrid Koszinowski Vera Leuschner Ludwig Emil Grimm Zeichnungen und Gemalde Band 1 Marburg 1990 ISBN 3 925944 92 3 S 146 152 Einzelnachweise Bearbeiten Otto Muller Studien zur Entstehungsgeschichte der kurhessischen Verfassung vom 5 Januar 1831 In ZHG Band 59 60 1934 ISSN 0342 3107 S 174 1 PDF Zitiert nach Ingrid Koszinowski Vera Leuschner Ludwig Emil Grimm Zeichnungen und Gemalde Band 1 Marburg 1990 ISBN 3 925944 92 3 S 146 152 2 Philipp Losch Geschichte des Kurfurstentums Hessen Marburg 1922 DNB 730146383 S 151 3 Nach Handschriftlicher Beischrift Grimms auf dem Vorentwurf P311 Ingrid Koszinowski Vera Leuschner Ludwig Emil Grimm Zeichnungen und Gemalde Band 1 Marburg 1990 ISBN 3 925944 92 3 S 148 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Verfassungsbild amp oldid 230810712