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Venus mit Amor als Honigdieb ist ein Gemalde von Lucas Cranach dem Alteren das in der Sammlung der National Gallery in London unter der Inventarnummer NG6344 aufbewahrt wird Das Gemalde ist in Ol auf Holz ausgefuhrt und hat die Masse 81 3 54 6 Zentimeter 1 Lucas Cranach Venus mit Amor als Honigdieb Inhaltsverzeichnis 1 Bildgehalt 2 Stilkritische Betrachtung 3 Provenienz 4 Einzelnachweise 5 WeblinksBildgehalt BearbeitenDas Bild zeigt links unten den geflugelten nackten Amor der aus dem hohlen Stamm des Apfelbaums im linken Bildmittelgrund eine Honigwabe genommen hat dabei von den ihn umschwarmenden Bienen gestochen wurde und sich nun bei seiner rechts neben ihm stehenden ebenfalls nackten Mutter Venus beklagt Venus tragt einen Federhut und wendet sich nach links dem Amorknaben zu wobei sie sich mit einer Hand an einem uber ihr befindlichen Ast des Apfelbaumes festhalt wahrend sie gleichzeitig einen Ast in Bodennahe ubersteigt Durch diese Pose verdeckt Venus ihr Geschlecht mit dem Oberschenkel gleichzeitig werden Gesassrundung und nackter Oberkorper vorteilhaft prasentiert Links im Hintergrund ist ein Wald mit Waldtieren dargestellt nach rechts offnet sich der Blick auf eine Uferlandschaft mit schroffen Felsen mit Burg Rechts unter dem erhobenen Bein der Venus ist das Bild auf einem Stein bezeichnet mit einer nach links gewandten geflugelten Schlange mit Ring im Maul Die Flugelschlange mit Ring wurde Cranach am 6 Januar 1508 durch Friedrich den Weisen als Wappentier verliehen und kommt in verschiedenen Variationen statt einer namentlichen Signatur auf zahlreichen Gemalden des Cranach Kreises vor 2 Das Motiv geht zuruck auf das Gedicht Keriokleptes Honigdieb aus den Idyllen des griechischen Dichters Theokritos um 270 v Chr das im fruhen 16 Jahrhundert in mehreren lateinischen Ubersetzungen vorlag Das Gedicht berichtet daruber wie der hungrige Amor in einen Bienenstock greift um den Honig zu naschen und dabei von den Bienen attackiert wird Er beklagt sich darauf bei seiner Mutter dass ihm kleine Wesen grosse Schmerzen zufugen wurden und wird von der Mutter dann daran erinnert dass er als Knabe mit seinen Pfeilen den Menschen ebenfalls grosse Schmerzen zufugen wurde Die bei Cranach bei diesem Gemalde rechts oben im Himmel sowie auch bei weiteren Gemalden dieses Sujets verwendete lateinische Inschrift paraphrasiert in den ersten beiden Zeilen die Ubersetzung von Ercole Strozzi fur die letzten beiden Zeilen kommen Ubersetzungen aus dem Kreis der Wittenberger Humanisten um Philipp Melanchthon in Frage 3 Stilkritische Betrachtung BearbeitenDas Sujet der Venus mit Amor als Honigdieb ist in mindestens 30 Versionen des Cranach Kreises bekannt Hinzu kommen zahlreiche weitere Gemalde die Venus mit Amor ohne Honig zeigen sowie einige Fragmente auf denen nur Amor oder Venus dargestellt sind Die fruhen Darstellungen von Venus und Amor bei Cranach z B der in zahlreichen Exemplaren bekannte 1506 datierte Holzschnitt 4 oder das 1509 datierte Gemalde in der Eremitage in Sankt Petersburg 5 scheiden zur Datierung des Londoner Gemaldes aus da sie sich stilistisch und motivisch sehr stark davon unterscheiden Die fruhest datierte Cranach Darstellung von Venus mit Amor als Honigdieb mit einer Motivkomposition in reich ausstaffierter Landschaft wie auf dem Londoner Gemalde stammt von 1527 und befindet sich im Bestand des Staatlichen Museums Schwerin seit 2012 ausgestellt in der Aussenstelle Schloss Gustrow 6 Die Authentizitat dieser motivisch nahe mit dem Londoner Bild verwandten Variante wird zwar teilweise bestritten 7 jedoch gilt als unzweifelhaft dass die Tafel zumindest auf ein Cranach Original von 1527 zuruckgeht Aufgrund der Nahe der beiden Darstellungen sowie aufgrund von stilistischen Ubereinstimmungen mit der Faunenfamilie in Los Angeles J Paul Getty Museum Inv Nr 2003 100 wird das Londoner Bild gemeinhin auf die Zeit kurz vor 1527 datiert 8 Als spatester Zeitpunkt fur die Ausfuhrung kommt 1537 in Frage da sich in jenem Jahr die Cranach Signatur dahingehend anderte dass die wie auf dem Londoner Gemalde bislang aufgerichteten Schlangenflugel kunftig gesenkt dargestellt wurden 9 Die Venus bot wie andere haufig von Cranach behandelte Sujets Adam und Eva Lucretia Caritas Parisurteil die Moglichkeit zur vielfaltigen Darstellung nackter Frauenkorper wobei der moralisierende Bildgehalt dem erotischen Bildvorwurf als Rechtfertigung dient 10 Verstarkt kommen solche Themen bei Cranach seit dem Aufkommen der Reformation ab 1520 25 vor als das Auftragsvolumen fur Altarwerke zuruckging und sich die Cranach Werkstatt neue private Auftraggeber suchen musste 11 Provenienz BearbeitenDas seit 1963 in der National Gallery befindliche Gemalde wurde im Jahr 2006 als Raubkunst identifiziert Die Provenienz des Bildes zwischen 1909 und 1945 ist ungeklart Man weiss dass sich das Gemalde bis 1909 im Eigentum des Frankfurter Kunstsammlers Emil Goldschmidt befand und im April 1909 durch Rudolph Lepke s Kunst Auctions Haus in Berlin an einen unbekannten Kaufer versteigert wurde 12 Im April oder Mai 1945 war es im ausgelagerten Sammlungsbestand von Hermann Goring entdeckt worden Unter zweifelhaften Umstanden gelangte es in den Besitz der amerikanischen Journalistin Patricia Lochridge Hartwell Ihr war es von einem Soldaten der Alliierten geschenkt worden obwohl nach dem 1944 erlassenen Militargesetz Nr 52 jede Weitergabe egal ob durch Verkauf oder als Geschenk von Kunstgegenstanden die einen Wert von funfzig US Dollar uberschritten verboten war 1962 verkaufte Hartwell das Bild an die New Yorker Galerie A amp E Silberman die es wiederum 1963 an die Londoner National Gallery weiterverausserte Im Zuge der nach der Washingtoner Erklarung von 1998 begonnenen Uberprufung der Bestande auf deren Herkunft wurde die unklare Provenienz entdeckt Da nach englischem Recht unrechtmassiger Eigentumserwerb nicht verjahrt wurde zweifelsfrei festgestellt dass das Museum keine Eigentumsrechte an dem Gemalde hat Doch der rechtmassige Eigentumer konnte nicht ermittelt werden 13 Einzelnachweise Bearbeiten Technik und Grossenangaben nach Bestandsdatenbank der National Gallery Memento vom 6 Januar 2013 im Internet Archive Dieter Koepplin und Tilman Falk Lukas Cranach Gemalde Zeichnungen Druckgraphik Stuttgart Basel 1974 76 Bd 1 S 238 Guido Messling Hrsg Die Welt des Lucas Cranach 1472 1553 Katalogbuch Palais des Beaux Arts Brussel 2010 S 188 189 Hollstein H 105 Bartsch 115 A Nemiloff Die Gemalde von Lucas Cranach d A in der Staatl Eremitage in Bildende Kunst 1959 S 173 178 Kristina Hegner Kunst der Renaissance Staatliches Museum Schwerin Schwerin 1990 Nr 7 Max J Friedlander 1899 zitiert nach Dieter Koepplin und Tilman Falk Lukas Cranach Gemalde Zeichnungen Druckgraphik Stuttgart Basel 1974 76 Bd 2 S 656 Dieter Koepplin und Tilman Falk Lukas Cranach Gemalde Zeichnungen Druckgraphik Stuttgart Basel 1974 76 Bd 2 S 600 Max J Friedlander und Jakob Rosenberg Die Gemalde von Lucas Cranach Basel und Stuttgart 1979 S 25 Staatliche Museen Berlin Katalog der ausgestellten Gemalde des 13 bis 18 Jahrhunderts Berlin 1975 S 120 121 Johannes Erichsen Eine Flut von Auftragen In Lucas Cranach ein Maler Unternehmer aus Franken Augsburg 1994 S 326 Auktionskatalog Nr 1547 Gemalde alter Meister Sammlung aus dem Nachlass Emil Goldschmidt Frankfurt a M Ausstellung Sonnabend den 24 April 1909 Montag den 26 April 1909 Versteigerung Dienstag den 27 April 1909 Gunnar Schnabel Monika Tatzkow Nazi Looted Art Handbuch Kunstrestitution weltweit Berlin 2007 ISBN 978 3 00 019368 2 S 319 321 Weblinks BearbeitenThe National Gallery Whereabouts of paintings 1933 45 List of works with incomplete provenance from 1933 1945 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Venus mit Amor als Honigdieb London amp oldid 234099283