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Die Valencia war ein 1882 in Dienst gestelltes Passagierschiff der US amerikanischen Reederei Pacific Coast Steamship Company das fur den Liniendienst an der kanadischen und amerikanischen Pazifikkuste eingesetzt wurde Sie beforderte Passagiere und Fracht von Kalifornien nach Alaska und spater nach Seattle Valencia SchiffsdatenFlagge Vereinigte Staaten 45 Vereinigte StaatenSchiffstyp PassagierschiffHeimathafen San FranciscoEigner Pacific Coast Steamship CompanyBauwerft William Cramp and Sons Philadelphia Baunummer 228Stapellauf 11 Marz 1882Indienststellung Mai 1882Verbleib 23 Januar 1906 gesunkenSchiffsmasse und BesatzungLange 77 0 m Lua Breite 10 3 mTiefgang max 5 8 mVermessung 1 598 BRTMaschinenanlageMaschine Dreifachexpansions DampfmaschinenMaschinen leistung 950 PS 699 kW Hochst geschwindigkeit 11 kn 20 km h Propeller 1TransportkapazitatenZugelassene Passagierzahl 286SonstigesRegistrier nummern 2025998Am 22 Januar 1906 verfehlte die Valencia bei schwerer See und starken Winden vor Vancouver Island die Einfahrt in die Juan de Fuca Strasse und prallte auf ein Riff Wegen der schlechten Wetterverhaltnisse und der aufgewuhlten See konnten Rettungsschiffe nichts fur die Schiffbruchigen tun Dem offiziellen Untersuchungsbericht zufolge kamen 136 Menschen ums Leben darunter alle Frauen und Kinder an Bord in einigen Quellen wird aber auch von 116 oder bis zu 181 Toten gesprochen 37 Menschen uberlebten ausschliesslich Manner Der Untergang der Valencia gilt als eine der grossten maritimen Katastrophen im pazifischen Nordwesten Inhaltsverzeichnis 1 Das Schiff 1 1 Untergang 1 2 Rettungsversuche 2 Untersuchung und Folgen 3 Trivia 4 Graveyard of the Pacific 5 Literatur 6 WeblinksDas Schiff Bearbeiten nbsp Die Valencia Das 1 598 BRT grosse aus Eisen gebaute Dampfschiff Valencia wurde auf der Werft William Cramp and Sons in Philadelphia gebaut und im Mai 1882 in Dienst gestellt Sie war zusammen mit ihrem bereits im Juli 1881 in Dienst gestellten Schwesterschiff Caracas 1 200 BRT von der Pacific Packing and Navigation Company in Auftrag gegeben worden 1902 wurde das Schiff von der Pacific Coast Steamship Company einer 1877 gegrundeten Dampfschifffahrtsgesellschaft die Passagiere und Fracht von Kalifornien nach Alaska beforderte aufgekauft Der Sitz der Reederei wie auch der Heimathafen des Schiffes war San Francisco aber offiziell registriert war es in New York Sie verfugte uber drei Decks vier wasserdichte Abteilungen und drei Laderaume In sechs Rettungsbooten fanden insgesamt 181 Personen Platz daneben standen drei Rettungsflosse fur insgesamt 44 Personen zur Verfugung Zusatzlich waren 368 Schwimmwesten vorhanden Das Schiff war nicht mit einem doppelten Boden ausgestattet und ihre Schottenkonstruktionen waren relativ ineffektiv Wahrend des Spanisch Amerikanischen Kriegs 1898 wurde das Schiff von der US Regierung gepachtet um Truppen zu den Philippinen zu bringen Nach dem Krieg kehrte die Valencia auf ihre Pazifikroute zuruck Am 27 April 1905 fand in Seattle die letzte jahrliche Grossinspektion des Schiffes statt Die Valencia bediente von ihrer Indienststellung an die ubliche Strecke an der Pazifikkuste wurde aber Anfang Januar 1906 auf die Route San Francisco Seattle umgesetzt um den Passagierdampfer City of Puebla zu ersetzen der in San Francisco Reparaturmassnahmen unterzogen wurde Am 6 Januar 1906 zwei Wochen vor dem Auslaufen zu ihrer letzten Fahrt gab es eine weitere kleinere Sicherheitsinspektion Untergang Bearbeiten Am Sonnabend dem 20 Januar 1906 um 11 20 Uhr legte die Valencia bei klarem Wetter in San Francisco zu ihrer zweiten Fahrt nach Seattle ab Sie befand sich unter dem Kommando von Kapitan Oscar Marcus Johnson und hatte 108 Passagiere 46 Erste Klasse 62 Zweite Klasse und 65 Besatzungsmitglieder insgesamt 173 Personen an Bord Die Valencia folgte ihrem ublichen Kurs nach Norden und hielt sich dabei immer zwischen funf und 20 Meilen von der Kuste entfernt Als der Dampfer in den fruhen Morgenstunden des 21 Januar Cape Mendocino an der Kuste von Humboldt County den westlichsten Punkt Kaliforniens passierte verschlechterte sich das Wetter drastisch Starke Sudostwinde kamen auf es begann heftig zu regnen und auf der Wasseroberflache breitete sich Dunst aus Die Sicht verschlechterte sich rapide Das Schiff befand sich zu dem Zeitpunkt 190 Meilen nordlich von San Francisco Astronomische Navigation zur genauen Positionsbestimmung war aufgrund der schlechten Wetterverhaltnisse nicht moglich daher waren die leitenden Offiziere gezwungen eine Koppelnavigation durchzufuhren nbsp Die gestrandete Valencia Januar 1906 Um nach Seattle im US Bundesstaat Washington zu gelangen musste die Valencia nordlich von Cape Flattery in die Juan de Fuca Strasse eine etwa 20 km breite Meerenge einlaufen um anschliessend die Insel Vancouver Island ostlich zu umrunden Kapitan Johnson ging davon aus gegen 21 30 Uhr das Umatilla Feuerschiff zu erreichen Am Montagabend dem 22 Januar war die Sicht so schlecht dass man an Bord der Valencia kein Land ausmachen konnte Der starke Wind und die aufgewuhlte See sorgten dafur dass das Schiff die Einfahrt der Juan du Fuca Strasse um etwa 20 Meilen verfehlte Kurz vor Mitternacht um 23 50 Uhr prallte die Valencia elf Meilen sudostlich von Cape Beale an der Sudwestkuste von Vancouver Island auf das Walla Walla Riff Kapitan Johnson liess sofort die Maschinen auf volle Kraft zuruck laufen um sein Schiff von den Felsen herunterzuholen Sobald die Valencia wieder im Wasser war meldeten Maschinisten aus dem Maschinenraum dass an mehreren Stellen sehr viel Seewasser in den Rumpf eindrang Um das Schiff vor dem Untergang zu bewahren liess Johnson die Maschinen wieder vorwarts laufen und trieb die Valencia dadurch zuruck auf die Klippen um sie auf Grund zu setzen Der Dampfer war nur etwa 50 Meter vom Land entfernt aber die See zwischen ihr und dem Ufer war sehr sturmisch und aufgewuhlt Die Panik und Verwirrung an Bord war gross Nachdem das Schiff gestoppt hatte gingen an Bord die Lichter aus Passagiere und Besatzungsmitglieder waren auf dem schwankenden Schiff gefangen da aufgrund des Sturms die Rettungsboote Gefahr liefen nach dem Fieren zu sinken Gegen den Befehl des Kapitans wurden trotzdem sechs Boote zu Wasser gelassen die aber allesamt verungluckten Drei uberschlugen sich noch wahrend des Herablassens und warfen mehr als 50 Passagiere in die See zwei weitere kenterten im Wasser und eines verschwand spurlos Viele Passagiere wurden von den hohen Wellen uber Bord gespult Frauen und Kinder in Nachtgewandern wurden gesehen wie sie versuchten die Takelage des Schiffes hinaufzuklettern um sich in Sicherheit zu bringen Verzweifelte Passagiere hatten inzwischen den Choral Nearer My God to Thee angestimmt Am Morgen des 23 Januar begann der Dampfer von den Wellen hin und hergeschleudert langsam auseinanderzubrechen Rettungsversuche Bearbeiten nbsp Uberlebende auf einem Rettungsfloss die durch die City of Topeka gerettet werden Zwolf Manner schafften es an Land zu schwimmen drei von ihnen wurden anschliessend von den Wellen fortgerissen Die ubrigen neun fanden in den Baumen am Ufer ein Telefonkabel dem sie in den Wald folgten Dort fanden sie eine Funkkabine von der aus sie per drahtloser Telegrafie um Hilfe riefen In der Zwischenzeit hatte eine Gruppe von Besatzungsmitgliedern in einem weiteren Rettungsboot mit dem Auftrag abgelegt einen sicheren Landeplatz zu finden und von dort aus das Schiff mit einem Seil zu verbinden Als sie an Land kamen entdeckten sie ein Schild mit der Aufschrift Drei Meilen bis Cape Beale Der ursprungliche Plan wurde fallen gelassen und die Manner machten sich auf einen Fussmarsch zum Leuchtturm von Cape Beale wo sie nach zweieinhalb Stunden eintrafen und den Diensthabenden von dem Ungluck in Kenntnis setzten Die Nachricht von der Havarie der Valencia hatte jedoch bereits per Funk Victoria British Columbia erreicht von wo aus umgehend drei Schiffe zum Unglucksort aufbrachen Das grosste war der Passagierdampfer Queen der von dem Bergungsschiff Salvor und dem Schlepper Czar begleitet wurde Die Queen unter dem Kommando von Kapitan N E Cousins erreichte die Valencia am Morgen des 24 Januar aber wegen der immer noch sturmischen See konnten keine Bergungsversuche unternommen werden Die Salvor und die Czar brachen nach Bamfield auf um eine Rettungsaktion uber das Land vorzubereiten An Bord der Valencia die immer noch auf den Felsen sass wurden zwei Rettungsflosse zu Wasser gelassen aber kaum jemand wollte einsteigen Die Passagiere gingen davon aus dass die Rettungsschiffe sie in Kurze an Bord nehmen wurden Mittlerweile war ein weiteres Schiff vor Ort eingetroffen die City of Topeka unter dem Kommando von Kapitan Gibbs die derselben Reederei angehorte aber auch sie konnte nicht zur Valencia vordringen Sie schaffte es 18 Manner von einem der Flosse zu bergen Das andere Floss das vier Manner an Bord hatte wurde an Land gespult und von nordamerikanischen Indianern gefunden Als das Rettungsteam das die Schiffbruchigen vom Land aus bergen wollte auf dem Kliff eintraf sah es dass nur noch Teile der Valencia aus dem Wasser ragten und dass sich viele Passagiere an die Takelage und die Decksaufbauten klammerten Ihre Versuche Seile an dem Wrack zu befestigen schlugen fehl Gegen 11 30 Uhr am Mittwoch dem 24 Januar 36 Stunden nach der Strandung riss eine grosse Welle die Uberreste der Valencia von den Felsen herunter und spulte sie in den Pazifik Keine der an Bord gebliebenen Personen konnte gerettet werden Manche Passagiere wurden gegen Felsen geschleudert und getotet andere wurden von den Wellen ins offene Meer getrieben und ertranken Insgesamt 136 Menschen kamen bei dem Untergang ums Leben darunter 40 Besatzungsmitglieder und 96 Passagiere 37 Menschen uberlebten darunter 25 Besatzungsmitglieder und zwolf Passagiere Alle 17 Frauen und elf Kinder an Bord kamen ums Leben Es wurden nur 33 Leichen geborgen Auch Kapitan Johnson war unter den Todesopfern Uber ihn wurde hinterher berichtet dass er bis zuletzt auf der Brucke blieb und laut fur seine Passagiere gebetet hatte Der Untergang der Valencia ist bis heute eines der schwersten Schiffsunglucke im pazifischen Nordwesten Untersuchung und Folgen Bearbeiten nbsp Grabstein fur die unbekannten Toten des Valencia Untergangs auf dem Queen Anne cemetery in Seattle Washington Nur wenige Tage nach dem Untergang am 27 Januar begann die Untersuchung der Katastrophe durch den United States Marine Inspection Service Den Vorsitz hatten Captain Bion B Whitney und Captain Robert A Turner Im Verlauf der Anhorungen die sich bis zum 13 Februar erstreckten wurden fast alle der 37 Uberlebenden angehort Am 17 Marz 1906 wurde der Abschlussbericht dem kanadischen Handelsministerium vorgelegt Der amtierende US Prasident Theodore Roosevelt gab eine weitere Untersuchung in Auftrag die zum einen aufklaren sollte wie es zu der Tragodie hatte kommen konnen und zum anderen wie man in der Zukunft derartige Unfalle vermeiden konne Die Kommission lud 60 Zeugen vor sammelte uber 30 Beweisstucke und nahm 1 860 Seiten an Aussagen auf Der Abschlussbericht dieser Federal Trade Commission die von Lawrence O Murray dem stellvertretenden Handelsminister der Vereinigten Staaten geleitet wurde wurde am 14 April 1906 veroffentlicht Das abschliessende Ergebnis war dass Fehler bei der Navigation des Schiffes und das schlechte Wetter zu dem Ungluck gefuhrt hatten Es wurde festgehalten dass die Rettungsmittel in einem guten Zustand und auch ausreichend waren dass es aber versaumt wurde Rettungsubungen an Bord durchzufuhren Die Rettungsschiffe hatten alles in ihrer Macht stehende getan um den Passagieren der Valencia zu Hilfe zu kommen Der hohe Verlust von Menschenleben wurde auch der Tatsache zugeschrieben dass es an der Kuste von Vancouver Island nur begrenzte Rettungsmittel gab Der Roosevelt Report forderte die Errichtung eines Leuchtturms zwischen Cape Beale und Carmanah Point sowie einen Pfad an der Kustenlinie der mit Rettungsstationen fur Schiffbruchige ausgerustet war Weiterhin erging die Empfehlung dass die in der Nahe befindlichen Stadte Tofino und Ucluelet mit Surfbooten ausgestattet werden sollten die in Notfallen Menschen aus dem Wasser retten konnten Zu diesem Zweck sollte auch die Stadt Bamfield uber ein dampfbetriebenes Rettungsschiff verfugen Die kanadische Regierung ergriff umgehend entsprechende Massnahmen 1908 nahm der Pachena Point Leuchtturm seine Arbeit auf und 1911 wurde der Wanderpfad West Coast Trail fertiggestellt Trivia Bearbeiten nbsp Namenszug des Rettungsbootes 1933 27 Jahre nach dem Untergang der Valencia wurde in der Bucht Barkley Sound eines der Rettungsboote des Schiffes Nr 5 aufgefunden Das Boot war in einem uberraschend guten Zustand auch der Farbanstrich war gut erhalten Der Namenszug des Bootes befindet sich heute im Maritime Museum of British Columbia in Victoria Im Zusammenhang des dramatischen Endes des Schiffes kam es nach dem Untergang zu diversen Geistergeschichten rund um die Valencia Funf Monate nach dem Ungluck behauptete ein ortlicher Fischer in einer Hohle am Wasser ein Rettungsboot der Valencia mit acht Skeletten an Bord gesehen zu haben Eine Gruppe die sich auf die Suche nach der Hohle machte konnte sie jedoch nicht finden 1910 berichtete die Tageszeitung The Seattle Times von ein paar Seemannern die behaupteten in der Nahe von Pachena Point ein Geisterschiff gesehen zu haben das der Valencia ahnelte Die kanadische Dichterin und Schriftstellerin Agnes Lockhart Hughes schrieb uber den Untergang der Valencia das Gedicht The Wreck of the Valencia das sie bei einem Gedenkgottesdienst personlich vortrug Graveyard of the Pacific BearbeitenDie Valencia ging in einem Seegebiet unter das als Graveyard of the Pacific Friedhof des Pazifiks bekannt ist Aufgrund von unberechenbaren Stromungen plotzlich aufkommenden Nebelbanken und der oft tuckischen See kam es in dem Gebiet schon zu zahlreichen Unglucken Schatzungsweise 2 000 Schiffe und 700 Menschenleben gingen im Graveyard bereits verloren Als besonders gefahrlich gelten die Gegenden um die Sandbank Columbia Bar das Kap Cape Flattery die Klippen an der Westkuste von Vancouver Islands und die Juan de Fuca Strasse Die Valencia ist eines der bekanntesten und meist publizierten Wracks der Region Andere grossere Schifffahrtsunglucke im Graveyard sind unter anderem Das Passagierschiff Clallam sank am 8 Januar 1904 vor San Juan Island in der Juan de Fuca Strasse in einem Sturm 56 Menschen starben Die Fahre Dix kollidierte am 18 November 1906 in der Elliott Bay vor Seattle mit dem Schoner Jeanie 45 Menschen starben Der Coastal Liner Sechelt kenterte am 24 Marz 1911 vor Church Point in der Juan de Fuca Strasse bei schwerer See und sank es gab keine UberlebendenLiteratur BearbeitenBaily Clarence H The Wreck of the Valencia In Pacific Monthly Ausgabe vom Marz 1906 Calkins R H The Hero of the Valencia Disaster In The Marine Digest Ausgabe Nr 20 vom 27 Januar 1951 Gibbs James A Shipwrecks off Juan de Fuca Binfords amp Mort Portland 1968 Newell Gordon R The H W McCurdy Marine History of the Pacific Northwest Superior Publishing Seattle 1966 Rogers Fred More Shipwrecks of British Columbia Douglas amp McIntyre 1992 Neitzel Michael C The Valencia Tragedy Heritage House Surrey 1995 Wilma David Graveyard of the Pacific Shipwrecks on the Washington Coasts Essay September 2006Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Valencia ship 1906 Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Detaillierte und illustrierte Beschreibung der letzten Fahrt Eintrag im Miramar Ship Index Tragic Loss of the SS Valencia America s Titanic mehrseitiges Referat Artikel uber die Valencia auf einer Internetseite der Stadt Seattle vom 17 Juli 1997 Diskussion uber die Valencia in der Encyclopedia Titanica inkl dem Gedicht von Agnes Lockhart Hughes Erwahnung zum 100 Jahrestags des Untergangs auf der Internetseite der Queen Anne Historical Society MANY PERISH IN WRECK OF FRISCO STEAMSHIP Artikel in der New York Times vom 24 Januar 1906 Beitrag uber die Valencia im Virtual Museum Canada Vollstandiger Bericht der Untersuchungskommission Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Valencia Schiff amp oldid 236172227