www.wikidata.de-de.nina.az
Der Tramway d Annecy a Thones TAT war eine Schmalspurbahn im franzosischen Departement Haute Savoie die von 1898 bis 1930 in Betrieb war Tramway d Annecy a ThonesBahnhof Thones vor 1914Bahnhof Thones vor 1914Streckenlange 22 kmSpurweite 1000 mm Meterspur Maximale Neigung 60 Hochstgeschwindigkeit 25 km hRegion FR Auvergne Rhone Alpes Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Strecke 3 Verkehr 4 Fahrzeuge 4 1 Lokomotiven 4 2 Personen und Packwagen 4 3 Guterwagen 5 Fahrpreise 6 Personal 7 Literatur 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie am Rand der Alpen im Tal des Fier gelegene Kleinstadt Thones war im 19 Jahrhundert nur uber eine Strasse von Annecy her erschlossen die im Winter haufig unpassierbar war 1883 wurde die Strasse ausgebaut und neue Brucken wurden angelegt Als im spaten 19 Jahrhundert in benachbarten Orten wie Chamonix der Wintersport popular wurde und Touristen brachte wurde auch in Thones der Wunsch nach einer das ganze Jahr hindurch nutzbaren Eisenbahnverbindung laut Es bot sich an weitgehend in Seitenlage die Trasse der kurzlich ausgebauten Strasse fur eine schmalspurige Bahn zu nutzen Auf diese Weise liessen sich die Kosten begrenzen und der Bau beschleunigen 1886 wurde der Bauantrag gestellt die Genehmigung fur den Bau der Strecke wurde 1896 erteilt Bereits am 11 September 1898 konnte die Bahn eroffnet werden Grunder der Betreibergesellschaft Compagnie du tramway Annecy Thones war der Bankier Leon Laydernier 1866 1958 treibende Kraft und ab 1897 deren Vorstand der Ingenieur und Unternehmer Jules Barut 1857 1929 1908 wurde nach dem Ausbau der Passstrasse uber den Col des Aravis ab Thones eine weiterfuhrende Omnibuslinie eingerichtet Da der Lokomotivschuppen in Thones kaum genutzt wurde die Maschinen ubernachteten in der Regel in Annecy wurde er 1912 abgerissen Fur die Busse fur die die Bahn mit Prospekten um Touristen warb entstand an seiner Stelle eine mehrstandige Garage Lange wurden Bahn und Bus als einander nutzlich und erganzend betrachtet bis sie in den 1920er Jahren allmahlich zu Konkurrenten wurden Bis 1914 arbeitete die Bahn gewinnbringend im Personen und Guterverkehr Zum Ausbau der Schutzengraben beforderte sie im Ersten Weltkrieg in grosser Menge Holz der Personenverkehr hingegen wurde reduziert Nach Kriegsende dauerte es geraume Zeit ehe der alte Zustand wiederhergestellt war finanziell erholte sich die Bahn nicht wieder Anders als zur Vorkriegszeit begann der erste und endete der letzte Zug nun in Thones wo jedoch kein Lokschuppen mehr existierte Da der Strassenverkehr zunahm wuchs in den 1920er Jahren der Druck die nach wie vor einspurige Strasse weiter auszubauen Dem stand die in Seitenlage angelegte Bahn an vielen Stellen im Weg Im Dezember 1927 befasste sich der Generalrat mit der Situation zumal die Bahn in den Jahren 1925 und 1926 erstmals ein Defizit aufgewiesen hatte Der Beschluss sie dem Strassenausbau zu opfern fiel im September 1929 Das Jahr 1928 hatte man mit einem Fehlbetrag von 111 000 Francs abgeschlossen 1930 sollten es sogar 148 000 Francs werden Am 14 Mai 1930 endete der Zugverkehr der Personenverkehr wurde umgehend von Autobussen ubernommen Die offizielle Stilllegung der Bahn erfolgte am 12 Juli 1932 Wahrend der gesamten Betriebszeit hatte es keine schweren Unfalle gegeben Strecke Bearbeiten nbsp Zug im Defile de Dingy nbsp Zug mit Lok 4 an der Bedarfshaltestelle La Belle Inconnue nahe dem gleichnamigen Wasserfall nbsp Stadtplan von Annecy aus dem Jahr 1914 mit entlang der Rue Vaugelas und der Rue de la Prefecture eingezeichneter BahnstreckeDie Bahn folgte mit der Strasse dem Lauf des Flusses Fier bedeutende Orte zwischen den beiden Endpunkten gab es nicht Aufgrund ihrer Verbindung mit der Strasse wies die 22 km lange Strecke Steigungen von bis zu 60 auf fur damalige Dampflokomotiven ein hoher Wert Sie war in der Spurweite 1000 mm Meterspur ausgefuhrt Die zulassige Hochstgeschwindigkeit auf der Strecke betrug 25 km h In Annecy dem Hauptort des Departements und zugleich dessen grosster Stadt lag an der Avenue d Alery der westliche Endpunkt der Strecke Er bestand aus einem kleinen Betriebswerk mit einem dreistandigen Wagen und einem zweistandigen Lokomotivschuppen einer kleinen Ortsguteranlage mit Guterschuppen und Laderampe sowie einer Umladehalle fur beide Spurweiten Vom nahen Bahnhof der Compagnie des chemins de fer de Paris a Lyon et a la Mediterranee P L M kam ein regelspuriges Gleis das neben dem Meterspurgleis durch diese Halle fuhrte und sich danach verzweigte Ein Portalkran und ein kurzer mehrschieniger Abschnitt ermoglichten das Umladen schwerer Guter z B Baumstamme und die Ubergabe von Fahrzeugen Insgesamt wies die Anlage vier durchgehende Gleise sieben einfache Weichen drei Doppelweichen eine Drehscheibe und eine Gleiswaage auf Anlagen fur den Personenverkehr existierten dort nicht Nach einer 90 Grad Kurve erreichte das Gleis den Strassenraum der Avenue d Alery wo seine Fuhrung nach Art einer Strassenbahn im Pflaster begann Erster Halt war Annecy P L M mit einem kleinen Stationsgebaude an der Rue de la Gare nur wenige Meter sudlich des Empfangsgebaudes des regelspurigen P L M Bahnhofs Dann folgte die Bahn in der Strassenmitte der Rue Vaugelas zur Haltestelle Paquier an deren Einmundung in die Rue President Fauvre Das dortige Stationsgebaude Erdgeschoss eines zweigeschossigen Baus mit einer gebogenen stark verglasten Front war in die Bauflucht integriert Auf der Place du Theatre wandt sich das Gleis nach Nordosten und lief durch die Rue de la Prefecture und die Rue des Archives zur Rue Dupanloup Der folgte sie bis zur Avenue du Parmelan auf der sie der Stadtgrenze zustrebte Mit dem Haltepunkt Salomons lag eine letzte Station auf dem Stadtgebiet Ostlich von Annecy begann in einer Folge weit ausholender Kurven in Seitenlage der Anstieg auf damals noch unbebautem Gelande Nach den Bedarfshaltestellen Albigny und Vignieres wurde bei km 6 Annecy le Vieux erreicht Der Bahnhof Sur les Bois bei km 7 wies ein Kreuzungsgleis und ein kleines gemauertes Stationsgebaude aber keine Guteranlagen auf Auf die Bedarfshaltestelle Les Granges folgte mit Dingy Parmelan km 11 der nachste Kreuzungsbahnhof der Bahn Eng zwischen Fluss und Felswand eingezwangt verfugte er uber ein Stationsgebaude und ein zusatzliches Stumpfgleis hatte aber ebenfalls weder Laderampe noch Guterschuppen Waren wurden meist unmittelbar zwischen Bahn und Strassenfahrzeugen umgeladen Fur die zahlreichen Tagesausflugler wurde bald nach der Eroffnung eine kleine Imbisshalle hinzugefugt Im sich verengenden Tal des Fier verlief die Bahn dort durch die Schlucht Defile de Dingy wo die Ingenieure 1883 die Strasse den Felsen abgerungen hatten Danach weitete sich das Tal wieder auf auf die Bedarfshaltestelle Chateau Folliet folgte hoch uber dem Fluss bei km 15 der Bahnhof Alex mit einem Ausweichgleis einem gemauerten Warteraum und einem Anbau in Holzbauweise Zwei weitere Bedarfshaltestellen waren Chez Margueret und La Belle Inconnue Bei Morette querte die Bahn auf einer 1883 gebauten Strassenbrucke den Fier und wechselte auf dessen Ostufer Auf den gleichnamigen Bahnhof km 19 mit einem einfachen Unterstand folgte noch der Bedarfshalt Thuy dann war Thones erreicht Der dreigleisige Endbahnhof mit sechs Weichen verfugte uber ein zweigeschossiges Empfangsgebaude mit Satteldach ein Toilettengebaude einen einstandigen Lokschuppen einen niedrigen Wasserturm einen Guterschuppen und eine Laderampe Der Lokschuppen und drei Stumpfgleise darunter ein Freiladegleis waren uber drei Drehscheiben erreichbar Von Anfang an war der Bahnhof elektrisch beleuchtet ein Wasserkraftwerk oberhalb Thones lieferte seit 1893 Strom fur die Stadt Das Empfangsgebaude stand auf einem etwa 1 m hohen Sockel von dem aus eine breite Treppe mit sechs Stufen hinunter auf den Bahnsteig fuhrte 1907 erhielt es einen seitlichen eingeschossigen Anbau und ein Vordach Bereits 1912 wurde der Lokschuppen zugunsten einer Garage fur Omnibusse abgerissen der Guterschuppen wurde hingegen vergrossert In diesem Zusammenhang verschwanden auch die Drehscheibe vor dem Lokschuppen und ein Stumpfgleis Verkehr BearbeitenBis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs verkehrten keine separaten Guterzuge es wurden gemischte Zuge aus Personen Pack und Guterwagen eingesetzt Die Fahrzeit zwischen den Endpunkten betrug bei der Bergfahrt 1 25 Stunden was einer durchschnittlichen Reisegeschwindigkeit von 15 km h entsprach Auf Talfahrt waren die Zuge um einige Minuten schneller Mit Ausnahme des 25 Dezember fuhren die Zuge taglich Ganzjahrig gab es bis zu funf Zugpaare pro Tag in der Sommersaison kam vom 1 Juli bis zum 15 September laut Fahrplan von 1910 abends ein sechstes hinzu Fur den Gesamtverkehr wurden bis 1914 taglich zwei Lokomotiven benotigt Der Fahrplan von 1905 wies einen ersten Zug ab Annecy P L M um 5 30 Uhr auf es folgten Fahrten um 11 00 Uhr und 16 10 Uhr Gemass dem ab 1 Juni 1912 gultigen Fahrplan begann die letzte Ruckfahrt ab Thones um 17 55 Uhr mit Ankunft in Annecy P L M um 19 05 Uhr Fur Wintersportler und aus besonderen Anlassen wurden bei Bedarf Sonderzuge eingesetzt 1903 wurden 48 000 1913 74 000 und 1923 75 000 Fahrgaste gezahlt Im Jahr 1917 war der Personenverkehr aufgrund des Ersten Weltkriegs auf ein tagliches Zugpaar beschrankt 1914 wurden im Guterverkehr 12 097 t 1925 12 897 t Waren befordert Wichtigste Guter waren Brenn und Bauholz 1914 auch Steine und Getreide 1925 wurden 973 t Wein und Spirituosen transportiert d h mehr als 2 5 t pro Tag Fahrzeuge BearbeitenLokomotiven Bearbeiten Bei der Eroffnung der Bahn waren drei uber Puffer ca 6 5 m lange Dampflokomotiven vorhanden Gebaut wurden die Maschinen bei Buffaud amp Robatel in Lyon Es handelte sich um dreiachsige Fahrzeuge die in der Art von Tramlokomotiven an beiden Enden Fuhrerstande mit Frontfenstern aufwiesen Wegen des strassenbahnahnlichen Betriebs in Annecy waren die Rader und die Steuerung zunachst seitlich abgedeckt Die Seitenverkleidung in diesem Bereich bestand aus zwei ubereinander angeordneten Reihen von jeweils vier rechteckigen Paneelen die offenbar vorschriftswidrig bald teilweise obere Reihe und spater ganz entfernt wurden Daruber in Hohe des Kessels folgten funf weitere quadratische Abdeckplatten All diese Paneele waren vermutlich anfangs dunkelgrun mit roter Umrandung lackiert Spater prasentierten sich die Lokomotiven durchgangig in Schwarz Solche Maschinen liefen zum Beispiel auch beim Chemin de fer de la Banlieue de Laon C B L 1 und den Chemins de fer de la banlieue de Reims C B R 2 Die Lokomotiven mit den Nummern 1 bis drei erhielten die Namen Les Aravis Le Fier und Le Parleman nach dem Fluss und zwei Gipfeln bei Thones Ein Jahr nach Betriebsbeginn kam eine vierte Maschine hinzu die aber keinen Namen bekam Von den anderen unterschied sie sich durch veranderte Fuhrerstandsfenster Nach dem Erwerb dieser Lok liefen jeweils zwei Maschinen im Streckendienst eine dritte stand als Reserve bereit und die vierte konnte uberholt werden Ungeachtet der beidseitigen Fuhrerstande wurden die Loks nach jeder Fahrt gedreht Lokfuhrer und Heizer hielten sich fur gewohnlich auf dem hinteren Fuhrerstand auf zur besseren Streckenbeobachtung wechselte der Lokfuhrer im Stadtgebiet von Annecy jedoch stets auf den vorderen Fuhrerstand Jede Front wies drei kupferne Petroleumlampen auf die in den 1920er Jahren durch elektrische Scheinwerfer ersetzt wurden In der Anfangszeit waren an den Fahrzeugfronten unterhalb der Stirnfenster Eigentumsbezeichnungen und Fahrzeugnummern angebracht so z B TAT N 1 die spater verschwanden Personen und Packwagen Bearbeiten Zum Fahrzeugbestand gehorten sechs vierachsige Personenwagen auf Drehgestellen darunter einer der 1 Wagenklasse zwei der 2 Klasse und drei gemischtklassige Hinzu kamen zwei gemischtklassige zweiachsige Wagen im gleichen Stil Aufgrund der oft problematischen Wetterverhaltnisse wurden die Stirnseiten der zunachst offenen Plattformen verkleidet und mit drei Fenstern und einer Ubergangstur versehen Hingegen hielt man es nicht fur notig die Wagen mit einer Heizung auszustatten Sie waren mit Firnis gestrichen und wiesen so eine kastanienbraune Farbung auf Dazu gehorten zwei passende Packwagen zweiachsig mit mittigen seitlichen Schiebeturen Guterwagen Bearbeiten Der Guterwagenpark bestand aus sechs gedeckten und sechs offenen Wagen sowie vierzehn Flachwagen Sie waren ausnahmslos zweiachsig der Achsstand war so kurz gewahlt dass sie mittels der vorhandenen Drehscheiben gedreht und verschoben werden konnten Fahrpreise Bearbeiten1914 mussten fur die einfache Fahrt in der 1 Wagenklasse 2 Francs in der 2 Klasse 1 45 Francs bezahlt werden Fahrkarten fur die Hin und Ruckfahrt kosteten 3 60 bzw 2 60 Francs Personal BearbeitenDie Bahn beschaftigte 40 Personen Im Winter wurde das Personal um zehn weitere Mitarbeiter zur Schneebeseitigung aufgestockt Literatur BearbeitenPeter Smith The Thones Annecy tramway 2 Auflage 2018 ISBN 978 1 72894 922 2 Einzelnachweise Bearbeiten Carte postale Bruyeres et Montberault bei geneanet org abgerufen am 1 August 2019 Il etait une fois les chemins de fer de la banlieue de Reims bei abonne lunion fr abgerufen am 1 August 2019 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tramway d Annecy a Thones amp oldid 225693111