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Die Tragheitsschwingung auch Inertialschwingung genannt ist eine charakteristische instationare Bewegungsform des Wassers in einem unbegrenzten Ozean auf der rotierenden Erde die durch das Gleichgewicht von Tragheitskraft und Corioliskraft bestimmt ist Die Tragheitsschwingung ist der Spezialfall der Poincare Welle mit unendlich grosser Wellenlange Seit Gustafson und Otterstedt 1932 erstmals Tragheitsschwingungen in der Ostsee beobachteten wurden sie in fast allen Ozeanen und Randmeeren nachgewiesen Inhaltsverzeichnis 1 Eigenschaften 2 Mathematische Beschreibung 3 Beobachtungen und Vorkommen 4 Siehe auch 5 LiteraturEigenschaften Bearbeiten nbsp Bahn eines Oberflachendrifters im tropischen Sudatlantik Gegenuhrzeigersinn geformt durch geostrophische und windgetriebene Stromungen sowie durch Tragheitsschwingungen nbsp Geschwindigkeitskomponenten eines Oberflachendrifters im tropischen Sudatlantik zwischen 8 und 9 S Die lokale Tragheitsperiode betragt 3 1 Tage In der oberflachennahen Schicht des Ozeans z gt h rotiert der resultierende Geschwindigkeitsvektor sprungformig beginnend mit t 0 mit konstantem Betrag auf der Nordhalbkugel im Uhrzeigersinn und auf der Sudhalbkugel im Gegenuhrzeigersinn mit folgender Kreisfrequenz die auch Coriolisparameter genannt wird f C 2 p T i 2 W sin f displaystyle f C frac 2 cdot pi T i 2 cdot Omega cdot sin varphi nbsp Dabei ist W displaystyle Omega nbsp die Winkelgeschwindigkeit der Erdrotation f displaystyle varphi nbsp der Breitengrad Ti die Tragheitsperiode Periode der Tragheitsschwingung T i 2 p 2 W sin f displaystyle T i frac 2 cdot pi 2 cdot Omega cdot sin varphi nbsp dd Die Wasserteilchen in der oberflachennahen Schicht bewegen sich auf Kreisen mit dem Radius R u 0 f C displaystyle R frac u 0 f C nbsp Die charakteristischen Geschwindigkeiten haben in weiten Teilen des Ozeans die Grossenordnung u 0 O 10 1 m s displaystyle u 0 mathcal O 10 1 rm m s nbsp dd In den mittleren Breiten hat der Coriolisparameter die Grossenordnung f C O 10 4 1 s R O 1 k m displaystyle begin aligned f C amp mathcal O 10 4 1 s Rightarrow R amp mathcal O 1 rm km end aligned nbsp In tropischen Breiten dagegen ist der Coriolisparameter eine Grossenordnung kleiner der Tragheitsradius betragt daher dort 10 km Der tiefe Ozean unterhalb von z H verbleibt in Ruhe da die Oberflachenstromung frei von Divergenzen ist und somit keine horizontalen Druckgradienten aufgebaut werden die die tiefen Schichten in Bewegung setzen konnen Mathematische Beschreibung BearbeitenHier sei ein einfaches Beispiel betrachtet das Wasser in der oberen Schicht des Ozeans wird zum Zeitpunkt t 0 auf die Geschwindigkeit u0 beschleunigt und zwar gleichformig von der Oberflache z 0 bis zur Tiefe z h durch einen plotzlichen Impuls grossmassstablich d h raumlich konstant nach Osten Grossmassstablich bedeutet dass der anregende Impuls uber ein Gebiet mit einem Durchmesser von wesentlich mehr als einem Rossby Radius konstant sein muss Die Bewegungsgleichungen fur die Wasserteilchen lauten dann unter Vernachlassigung der Reibung d u d t f C v u 0 8 z h d t displaystyle frac du dt f C cdot v u 0 cdot Theta z h cdot delta t nbsp d v d t f C u 0 displaystyle frac dv dt f C cdot u 0 nbsp mit u v die Geschwindigkeitskomponenten nach Osten und Norden 8 displaystyle Theta nbsp der Verdrehwinkel d t die Dirac sche Deltafunktion Die Komponenten der Geschwindigkeit haben dann folgenden Verlauf u t 8 t u 0 8 z h cos f C t displaystyle u t Theta t cdot u 0 cdot Theta z h cdot cos f C cdot t nbsp v t 8 t u 0 8 z h sin f C t displaystyle v t Theta t cdot u 0 cdot Theta z h cdot sin f C cdot t nbsp Beobachtungen und Vorkommen BearbeitenWerden Tragheitsschwingungen in begrenzten Meeren angeregt so entstehen an den Kusten zwangslaufig divergente Stromungen da die Stromung hier nicht senkrecht zur Kuste gerichtet sein kann Die dabei entstehenden Druckgradienten regen unter anderem eine barotrope Poincare Welle an die von der Kuste in den Ozean abstrahlt Dabei stellt sich hinter der Wellenfront eine Stromung ein die die mit den Tragheitsschwingungen verbundenen Wasserbewegungen derart modifiziert dass der Wassertransport der gesamten Wassersaule senkrecht zum Ufer null ist Durch die Poincare Welle wird somit der tiefe Ozean in Bewegung gesetzt Die Front der barotropen Poincare Welle breitet sich von der Kuste mit der Geschwindigkeit c g H displaystyle c sqrt gH nbsp in den Ozean aus so dass selbst im Stillen Ozean in der Grossenordnung von einem Tag die Wellenfront das gegenuber liegende Ufer erreicht Praktisch kann somit eine reine Tragheitsschwingung in der Deckschicht auf der Erde nur uber maximal eine Tragheitsperiode existieren Danach ist auch der tiefe Ozean in eine zur Oberflachenschicht gegenlaufige Bewegung gesetzt Die Bewegung in der Tiefenschicht ist im Ozean im Allgemeinen sehr schwach da sich ihre Amplitude zur Amplitude der Deckschicht verhalt wie h H h displaystyle frac h H h nbsp wenn H die Wassertiefe des Ozeans ist Siehe auch BearbeitenEkman TransportLiteratur BearbeitenT Gustafson B Otterstedt Observations de courants dans la Baltique 1931 Svenska Hydrografisk Biologiska Kommissionens Skrifter Serie Hydrografi XIII 1932 S 3 14 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tragheitsschwingung amp oldid 189165677