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Der Totentanz auch als Paraphrase uber Dies irae oder als Danse macabre bezeichnet ist ein konzertanter Variationszyklus von Franz Liszt fur Solo Klavier und Orchester der ein Thema des Gregorianischen Chorals das Dies Irae Lat etwa Tag des Zorns mit dem Thema des Totentanzes verbindet source source Tonbeispiel Inhaltsverzeichnis 1 Motiv 2 Entstehung 3 Noten 4 Urauffuhrung 5 Der Durchbruch 6 Letzte Erganzung der Komposition 1882 7 Rezeption 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseMotiv BearbeitenEs gab schon fruh unterschiedliche Meinungen uber die der Komposition zugrundeliegenden bildlichen Motive 1 Der Liszt Schuler Richard Pohl ging 1883 noch zu Lebzeiten von Liszt davon aus dass dem Werk die Inspiration Holbeins zugrunde lag Die Liszt Biographin Lina Ramann meinte 1894 dass das in den Hallen des Campo Santo zu Pisa sich befindende Wandgemalde Der Triumph des Todes von dem Florentiner Andrea di Cione genannt Orcagna den Komponisten 1839 inspiriert hatte als er sich dort aufhielt Der Bildzyklus von Hans Holbein der Jungere sei als Inspirationsquelle irrtumlich durch Carolyne von Sayn Wittgenstein benannt worden 2 Auch der Liszt Schuler und Sekretar August Gollerich nannte 1908 das Fresko von Orcagna als die Inspirationsgrundlage 3 Schuler August Stradal meinte 1929 sogar Nachdem ich dem Meister den Totentanz am zweiten Klavier begleitet von Stephan Toman vorgespielt hatte sagte Liszt dass er zu dieser Komposition durch das Freskogemalde Orcagnas Der Triumph des Todes welches am Campo santo in Pisa hangt angeregt wurde 4 Die eigentliche Diskussion uber den Totentanz begann jedoch erst Mitte des 20 Jahrhunderts Der Liszt Wissenschaftler Serge Gut meinte zu der Auseinandersetzung dass die Bildreihe von Hans Holbein dem Jungeren die Anregung fur die Komposition gab 5 Adrienne Kaczmarczyk legte 2002 in einer ausfuhrlichen Analyse dar dass der Komponist in der Konzeptionsphase 1847 1859 zwei gregorianische Vorlagen Dies irae und De profundis Psalm 129 130 bearbeitete und 1859 1865 De profundis ausgegliedert wurde Verschmolzen sind im Totentanz nur die ersten beiden Entwurfe Der Triumph des Todes verweist nach Kaczmarczyk auf Orcagna und die Komodie des Todes nach Holbein Welche bildliche Darstellung Liszt tatsachlich inspirierte ist fur das Kompositionsergebnis fur die Variationen die musikalischen Formimpulse und die instrumentale Palette des Klaviers und des Orchesters jedoch ohne Belang 6 7 nbsp Der Triumph des Todes im Camposanto Pisa fruher Orcagna zugeschrieben jetzt Buonamico Buffalmacco oder Francesco TrainiEntstehung BearbeitenDas Werk entstand 1847 1849 in Weimar und wurde in den Folgejahren von Liszt mehrfach uberarbeitet 1853 und 1859 besonders intensiv Liszt schuf mehrere Versionen Erste Version fur Klavier und Orchester 1847 53 Searle Verzeichnis S 126 1 1919 bei Breitkopf amp Hartel Leipzig unter dem Titel De Profundis gedruckt herausgegeben von Ferruccio Busoni Ein Kopisten Manuskript der ersten Fassung dieser Version trug die Aufschrift Toten Tanz Phantasie fur Pianoforte und Orchester termine le 21 Octobre 1849 1853 entstand eine zweite 1859 eine dritte Fassung Zweite Version fur Klavier und Orchester 1859 64 S 126 2 1865 bei Siegel Leipzig gedruckt Bearbeitung fur 2 Klaviere 1859 65 S 652 1865 bei Siegel Leipzig gedruckt Bearbeitung fur 1 Klavier 1860 65 S 525 1865 bei Siegel Leipzig gedruckt Die Spieldauer betragt je nach Ausfuhrung 13 bis 16 Minuten wobei die langsamere Spielart der von Liszt bevorzugten entspricht 8 Noten BearbeitenBeginn des Stucks nbsp Urauffuhrung BearbeitenAm 15 April 1865 erfolgte in Den Haag die Urauffuhrung unter der Leitung von Johannes Verhulst mit Hans von Bulow als Solisten dem das Stuck mit den Worten Dem hochherzigen Progonen unserer Kunst Hans von Bulow verehrungsvoll und dankbar gewidmet ist Im Dagblad van Zuidholland fiel der Totentanz beim Kritiker und beim Publikum jedoch durch wir bekennen offen dieses Stuck nicht zu verstehen Dagblad van Zuidholland 17 Marz 1865 Von dem gleichen Desaster bei der Totentanz Auffuhrung in Hamburg am 24 Marz berichtet Hans von Bulow in einem Brief an Liszt Von Bulow nahm danach den Totentanz nicht mehr in seine Programme auf Auch Liszt hatte dieses Werk nie offentlich aufgefuhrt und die Komposition wurde uber zehn Jahre nach der Urauffuhrung uberhaupt nicht mehr gespielt 9 Noch 1875 bedauerte Alexander Wilhelm Gottschalg dass sich bis dahin seines Wissens kein Pianist mehr an das schwierig zu spielende Werk herangewagt hatte 10 Der Durchbruch BearbeitenDem Stuck zum Durchbruch verhalf erst die Liszt Schulerin Martha Remmert Nachdem sie das Werk 1876 mehrfach in Ungarn 11 und in Weimar 12 gespielt und 1878 unter Joseph Hellmesberger senior in Wien zur Erstauffuhrung gebracht hatte 13 trug sie es am 17 Januar 1881 unter der Leitung von Carl Mullerhartung mit Orchester in Anwesenheit vom grossherzoglichen Paar Sophie und Carl Alexander von Sachsen Weimar Eisenach zum ersten Mal im Weimarer Hoftheater vor 14 Sogar der selbst von Liszt gefurchtete Todtentanz an den sich bekanntlich ausser Bulow kaum zwei Pianisten gewagt haben wurde in Folge einer so glanzvollen Wiedergabe gunstig aufgenommen Sie kann ein Patent darauf nehmen so lautete das beredte Zeugniss des Componisten und allerdings durfen nur wenige sich eines solchen Patentes angesichts der enormen Schwierigkeit des Werkes bedienen hiess es in der Neuen Zeitschrift fur Musik NZfM 1881 S 243 Nach diesem Konzert wurde ihr der Titel Grossherzogliche Hofpianistin verliehen 15 Franz Liszt setzte seine Schulerin mit dem Totentanz auf das Programm des 18 Tonkunstlerfestes des Allgemeinen Deutschen Musikvereins 1881 in Magdeburg Die Auffuhrung am 11 Juni 1881 unter der Leitung von Arthur Nikisch war ohne vorherige Probe mit der Solistin ein grosser Erfolg Das Werk wurde nach Remmerts Konzert zum ersten Mal uberhaupt in der NZfM NzfM 1881 S 284 ausfuhrlich erortert und uber das Spiel der Pianistin hiess es sie habe die gewaltigen Schwierigkeiten grossartig gemeistert 16 Letzte Erganzung der Komposition 1882 BearbeitenMartha Remmert bekam von Franz Liszt mit einem Brief vom 20 Februar 1882 aus Budapest zusatzliche Noten zur Komposition geschickt Liszt hatte nachdem er selbst das Werk das erste Mal gehort hatte den Orchesterstimmen in der Jagd Variation sieben Takte fur die Horner beifugt Im Druck erschienen diese Erganzungen aber erst in Alexander Silotis Ausgabe von 1911 Allerdings durfte die Partitur nicht fur Auffuhrungen genutzt werden 17 Rezeption BearbeitenRemmert spielte den Totentanz auch 1882 in Berlin und 1883 in Kopenhagen zur Erstauffuhrung und Liszt schrieb in einem Brief vom Dezember 1883 an die Furstin zu Carolyne zu Sayn Wittgenstein zufrieden dass zwar sein Todtentanz von der Kritik immer verrissen worden sei Remmert ihn aber auf den Weg zur Beruhmtheit gebracht hatte 18 Nun spielten auch mannliche Liszt Schuler 1883 1896 die Komposition wie Alexander Iljitsch Siloti und Bernhard Stavenhagen Die Musikwelt erinnerte sich jedoch noch lange an die brillante Darbietung Remmerts in Magdeburg wie Anna Morsch 1893 die Posener Zeitung 1905 die Eisenacher Zeitung 1906 und das Wiener Fremdenblatt 1934 noch nach uber 50 Jahren Der Liszt Schuler Berthold Kellermann spielte den Totentanz 1900 in Heidelberg und zur Hundertjahrfeier des Geburtstages von Franz Liszt 1911 brachte Frederic Lamond mit der aus 100 Musikern bestehenden Weimarer Hofkapelle unter Leitung von Peter Raabe das Werk zur Auffuhrung Sergei Rachmaninow soll 1909 1917 mit dem Todtentanz die Erfolge seiner Konzertreisen in Amerika begrundet haben Mit Josef Pembaur dem Alteren als Solisten fuhrte Raabe den Todtentanz auch 1920 in Weimar beim Liszt Gedachtniskonzert auf Alexander Siloti spielte ihn 1930 in New York und Bela Bartok zum 50 Todestag von Liszt im Jahr 1936 in Budapest Auf Tontrager spielte Otto Neitzel als Einziger die Fassung vom Todtentanz fur Klavier bei Hupfeld um 1911 fur eine Phonola Notenrolle mit 73 Ton System ein die fruheste Tonaufzeichnung des Werkes Nach dieser Aufnahme gab es jahrzehntelang nur sehr wenige Einspielungen Erst ab 1960 kam es fast jahrlich zu Auffuhrungen oder Einspielungen auf Tontrager und fur die Zeit bis 2010 lassen sich aus den verschiedenen Tontrager Verzeichnissen etwa 50 Einspielungen nachweisen Allein im Liszt Jahr 2011 kamen zum 200 Geburtstag des Komponisten 20 verschiedene Totentanz Einspielungen hinzu und die Komposition stand in fast allen Konzertprogrammen der Welt Martha Argerich spielte das Werk 1986 ein 19 Literatur BearbeitenDieter Nolden Die Pianistin Martha Remmert Eine Meisterschulerin von Franz Liszt Florian Noetzel Verlag Wilhelmshaven 2020 Bd 1 ISBN 978 3 7959 1040 2 und Band 2 ISBN 978 3 7959 1041 9Weblinks BearbeitenTotentanz fur Klavier und Orchester S 126 Version fur Solo Klavier S 525 Version fur 2 Klaviere S 652 Noten und Audiodateien im International Music Score Library ProjectEinzelnachweise Bearbeiten Adrienne Kaczmarzcyk Liszt Lamenais und der Totentanz In Studio Musicologica Nr 43 Budapest 2002 S 61 Lina Ramann Franz Liszt als Kunstler und Mensch Band 2 Nr 4 Leipzig 1894 S 342 ff August Gollerich Franz Liszt Berlin 1908 S 206 August Stradal Franz Liszt s Werke Leipzig 1904 S 51 Serge Gut Franz Liszt Sinzig 2009 S 480 Adrienne Kaczmarczyk ebenda 2002 Dieter Nolden Die Pianistin Martha Remmert 2020 S 128 Dieter Nolden Die Pianistin Martha Remmert 2020 S 128 ff Dieter Nolden Die Pianistin Martha Remmert 2020 S 129 f Dieter Nolden Die Pianistin Martha Remmert 2020 S 122 Dieter Nolden Die Pianistin Martha Remmert 2020 S 97 und 100 f Dieter Nolden Die Pianistin Martha Remmert 2020 S 567 Dieter Nolden Die Pianistin Martha Remmert 2020 S 108 und 569 Dieter Nolden Die Pianistin Martha Remmert 2020 S 122 f und 571 Dieter Nolden Die Pianistin Martha Remmert 2020 S 123 und 463 Dieter Nolden Die Pianistin Martha Remmert 2020 S 126 132 Dieter Nolden Die Pianistin Martha Remmert 2020 S 135 138 und 397 401 Dieter Nolden Die Pianistin Martha Remmert 2020 S 133 und 576 Dieter Nolden Die Pianistin Martha Remmert 2020 S 133 f und 137 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Totentanz Liszt amp oldid 225566253