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Die Thiepval Kaserne ist ein Gebaudekomplex in der Tubinger Sudstadt der zwischen der Hegelstrasse im Norden und der Schellingstrasse im Suden unweit des Tubinger Hauptbahnhofs liegt wobei die Achse des Hauptgebaudes der Kaserne sich mit der Achse des Bahnhofs deckt Im Osten wird das Areal von der Steinlachallee abgegrenzt im Westen gibt es keine besondere Abgrenzung zu den sich dort befindenden Wohngebauden Die Kaserne wurde in den 1870er Jahren fur die Wurttembergische Armee erbaut Seit 1980 wird der Gebaudekomplex ausschliesslich zivil genutzt Frankreich Thiepval KaserneThiepval KaserneLand DeutschlandHeute Zivil genutztGemeinde TubingenKoordinaten 48 30 51 N 9 3 22 O 48 514275 9 0562388888889 Koordinaten 48 30 51 N 9 3 22 OEroffnet 1873 bis 1875Eigentumer Land PrivatEhemals stationierte Truppenteile7 Infanterieregiment14 Infanterie Regiment24 Chasseur Regiment Deutsches Reich Deutsches Reich FrankreichThiepval Kaserne Baden Wurttemberg Lage der Thiepval Kaserne in Baden Wurttemberg Inhaltsverzeichnis 1 Name 2 Militarische Nutzung 3 Zivile Nutzung 4 Gedenktafel 5 Einzelnachweise 6 Literatur 7 WeblinksName Bearbeiten nbsp Hauptgebaude der Thiepval Kaserne 1939 nbsp Thiepval Kaserne mit VorplatzUrsprunglich wurde die Thiepval Kaserne Infanterie Kaserne genannt 1 Nach dem Bau der Loretto Kaserne 1914 die man damals Neue Kaserne nannte wurde diese zur Unterscheidung Alte Infanterie Kaserne genannt Im Rahmen der Umbenennung von Kasernen in Tubingen gaben die Nationalsozialisten im Jahre 1938 der Kaserne den heutigen Namen zu Ehren der grossen Heldentaten des Regiments bei und im Dorfe Thiepval 2 Um das kleine Dorf gelegenen in der Nahe der Gemeinde Pozieres in der franzosischen Picardie fuhrten franzosische deutsche und britische Soldaten im Ersten Weltkrieg einen verlustreichen 72 000 Gefallene Stellungskrieg die sogenannte Schlacht an der Somme Auf deutscher Seite war dabei in besonderem Masse wurttembergische Infanterie beteiligt u a das in Tubingen stationierte 10 Wurttembergische Infanterie Regiment Nr 180 Der neue Name sollte Rachegeluste und Revanchegedanken der dort untergebrachten Wehrmachtssoldaten anheizen 3 Militarische Nutzung BearbeitenDie Kaserne wurde in der Zeit von 1873 bis 1875 aus Mitteln der franzosischen Reparationszahlungen auf einem von der Stadt Tubingen unentgeltlich zur Verfugung gestellten Grundstuck errichtet Die Stadt verlor auf diese Weise ein grosses Bauareal auf dem Rossmarkt abgehalten wurde erhoffte sich aber einen Zuwachs des politischen Ansehens und neue wirtschaftliche Impulse Ausserdem wollte man die Attraktivitat der Universitat erhohen die Studenten konnten ihren einjahrigen Militardienst in Tubingen ableisten Die Gebaude wurden von dem Architekten dem wurttembergischen Oberbaurat und Professor Alexander von Tritschler entworfen der dabei das preussische Kaserenenbaureglemnet berucksichtigte 4 und durch eine Anlehnung an italienische Kastelle und Palaste der Fruhrenaissance eine imposante schlossartige Anlage schaffen wollte Die Bauleitung ubernahm der Bauinspektor Richard Otto Bok auf den moglicherweise Details der Ausfuhrung zuruckgehen 5 Das Hauptgebaude das ein verputzter Backsteinbau mit Werksteingliederung 6 mit einer Lange von 155 m ist wurde nach seiner Fertigstellung am 27 Oktober 1875 offiziell eroffnet indem die Fusiliere des 7 Wurttembergischen Infanterieregiments festlich unter Musik und Trommelschlag und nochmaligen Begrussungssalven vom Schlosse begleitet von einem dichtgedrangten Schwarm von Zuschauern durch die Neckar und Karlstrasse darin einmarschierten 7 Die Kaserne war fur die Unterbringung von 540 Soldaten konzipiert 4 Es war nicht nur die erste Kaserne in Tubingen die Tubingen zu einer Garnisonsstadt erhob sondern auch das erste neuzeitliche Kasernenneubau in Wurttemberg und das erste Bauwerk dieser Art nach der Reichsgrundung 5 Als Nebengebaude wurden ein Kohlenschuppen Leichenhaus Stallungen und die Aborte errichtet Ein Lazarett wurde 1875 76 erbaut und wurde anfangs zur Aufnahme von etwa 25 Kranken ausgelegt Beim Ausbruch von Epidemien war es uberfordert infolgedessen musste die Garnison wahrend der Typhus Epidemien von 1877 und 1898 zwei Mal aus Tubingen verlegt werden Neben dem Lazarett wurde 1897 ein Burogebaude fur die Garnisonverwaltung erbaut 8 Das ganze Gelande wurde nachtraglich von einer Mauer umgeben der Kasernenhof wurde im Oktober 1898 mit der Mauer und eisernen Zaun abgeschlossen An der Nord und Sudseite wurden neue Strassen mit passenden Strassennamen Kasernenstrasse heute Hegelstrasse und Militarstrasse heute Schellingstrasse angelegt Im April 1897 wurde das 7 Wurttembergische Infanterieregiment durch das 1 Bataillon des 10 Wurttembergischen Infanterie Regiments ersetzt 4 Von 1913 bis 1914 wurde ein Stabsgebaude an der Militarstrasse erganzt Nach dem Friedensvertrag von Versailles wurde das deutsche Heer auf 100 000 Mann reduziert und die Kaserne ab 1919 zwischenzeitlich als ziviles Wohnobjekt genutzt Es entstanden 47 komfortable Wohnungen mit 155 bis 177 m Wohnflache Das Stabsgebaude wurde bis zum Jahr 1926 als Polizeiwehr der spateren Ortspolizei als Unterkunft verwendet 1934 wurde der Gebaudekomplex erneut durch das I und II Bataillon des 14 Badischen Infanterie Regiments militarisch genutzt Zwischen den Jahren 1941 und 1944 war das Landsturm Bataillon dort untergebracht Ab dem Jahr 1944 diente es als Reservelazarett Nach Kriegsende im Jahr 1945 waren in der Kaserne das 12 Kurassierregiment und das 24 Chasseur Regiment service des materiels der franzosischen Armee sowie ehemalige polnische Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene auf dem Kasernengelande untergebracht 1978 zogen die franzosischen Streitkrafte aus dieser Kaserne ab Zivile Nutzung BearbeitenZivile Nutzung der Kaserne begann parallel zu der militarischen das Lazarett wurde nach dem Bau des grossen Lazaretts an der Loretto Kaserne 1921 aufgelost und wird seit 1922 vom Finanzamt genutzt 8 Im Jahr 1980 wurde das ehemalige Stabsgebaude durch das Wohnprojekt Schellingstrasse besetzt um auf die angespannte Lage am Wohnungsmarkt Ende der 70er Jahre aufmerksam zu machen 9 Ab 1981 diente das Mannschaftsgebaude fur Asylbewerber und ab dem 28 Juli 1989 auch Ubersiedlern aus der DDR 10 als Unterkunft Nebengebaude wurden in dieser Zeit von verschiedenen Organisationen oder Behorden genutzt u a in dem ehemaligen Verwaltungsgebaude befand sich das spater aufgeloste Zollamt Tubingen Seit 1999 steht die Kaserne unter Denkmalschutz als wurdige Architektur die ihre Grundlagen im oberitalienischen Palastbau des Quattrocento findet aber ihre Zweckbestimmung durch die der Festungsarchitektur entnommene Traufgestaltung mit Konsolfries und Zinnenschmuck verrat 5 Im Jahr 2002 erfolgte ein Umbau und die Sanierung des ehemaligen Mannschaftsgebaudes sowie der Nebengebaude Seitdem wird das Hauptgebaude gemischt genutzt hier befinden sich sowohl private Wohnungen als auch Besucher Zentrum des Finanzamtes Tubingen In den Nebengebauden sind das Technische Hilfswerk die Johanniter Unfall Hilfe e V sowie das Gesundheitszentrum der AOK Tubingen untergebracht Unter dem Vorplatz dem fruheren Exerzierplatz wurde eine Tiefgarage gebaut er selbst wurde zwar umgestaltet blieb aber unbebaut und kann fur Veranstaltungen genutzt werden Das ehemalige Stabsgebaude der Thiepval Kaserne wurde im Jahr 2004 saniert und von der Denkmalstiftung Baden Wurttemberg zum Denkmal des Monats Oktober 2006 ernannt 11 Gedenktafel Bearbeiten nbsp Die Gedenktafel an der Thiepval Kaserne Aufnahme aus dem Jahr 1986 An alten Mauerresten in der Hegelstrasse befindet sich eine steinerne Gedenktafel die zu Ehren des 10 Wurttembergische Infanterie Regiment Nr 180 fur Verdienste wahrend der namengebenden Schlacht von Thiepval dort angebracht wurde Die Inschrift lautet Thiepval KaserneZum Gedenken an die hervorragenden Leistungendes 10 Wurtt Inf Rgts Nr 180 im Weltkrieg Insbesondere bei der heldenmutigenVerteidigung des Dorfes Thiepval ob der Ancrein der Sommeschlacht am 26 September 1916 Die Gedenktafel ist heute stark verwittert und kaum noch lesbar 12 Einzelnachweise Bearbeiten Wilfried Setzler In Kleine Tubinger Stadtgeschichte Silberburg Verlag 2006 ISBN 978 3 87407 666 1 S 147 und grussen Sie mir die Welt Tubingen S 117 Andrea Bachmann Backsteinpalast furs Militar In Tagblabltt Anzeiger 17 Marz 2021 S 10 a b c und grussen Sie mir die Welt Tubingen S 114 a b c und grussen Sie mir die Welt Tubingen S 113 Georg Dehio Dagmar Zimdars In Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Baden Wurttemberg Die Regierungsbezirke Freiburg und Tubingen Bd II Neubearb Munchen Berlin 1997 S 723 ISBN 978 3 422 03030 5 und grussen Sie mir die Welt Tubingen S 112 a b und grussen Sie mir die Welt Tubingen S 116 Marleen Buschhaus Die Geschichte der Schelling Besatzung und Besetzung I In Institut fur Geschichtsdidaktik und Public History Universitat Tubingen Hrsg Historischer Augenblick Stadtchronik der Stadt Tubingen aus dem Jahre 1989 Denkmal des Monats Oktober 2006 Das Stabsgebaude der Thiepvalkaserne in Tubingen ein alternatives Wohnprojekt im Kulturdenkmal Memento vom 10 Oktober 2007 im Internet Archive Die Worter ob der Ancre werden wegen sehr schlechter Lesbarkeit aufgrund der historisch dokumentierten Ereignisse nur vermutet da wahrend der Schlacht an der Somme 1916 der Fluss Ancre haufig in den damaligen Heeresberichten im Zusammenhang mit der Schlacht an der Somme erwahnt wird Literatur BearbeitenMatthias Moller Hrsg Still gestanden Die Geschichte einer alten Kaserne Herausgegeben im Auftrag des Fordervereins Kulturdenkmal Schellingstrasse 6 Forderverein Kulturdenkmal Schellingstrasse 6 Tubingen 2009 ISBN 978 3 910090 93 4 und grussen Sie mir die Welt Tubingen Eine Universitatsstadt auf alten Postkarten Tubingen Stadtmuseum Tubingen 2007 ISBN 978 3 910090 78 1 S 111 126 Jens Ruggeberg Zum Volkstrauertag etwas Immergrun Vor dem Umbau der Thiepvalkaserne ein Ruckblich auf ihre Geschichte In Schwabisches Tagblatt 17 November 2001 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Thiepval Kaserne Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Thiepval Kaserne amp oldid 222048682