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Theodor Pinn 11 Oktober 1898 in Flensburg 23 Dezember 1989 in Glucksburg war ein deutscher evangelisch lutherischer Pastor Widerstandskampfer gegen den Nationalsozialismus und Mitglied der Bekennenden Kirche Theodor Pinn 2 v re bei der Schlusselubergabe der Kieler Stephanuskirche durch Wilhelm Halfmann li 1962 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Auszeichnungen 3 Schriften 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenTheodor Pinn wuchs in Kiel auf und nahm nach der Notreifeprufung 1916 als Soldat am Ersten Weltkrieg teil Nach 1918 nahm er das Studium der evangelische Theologie in Kiel auf das er in Marburg fortfuhrte und 1923 abschloss Er wurde 1925 ordiniert und war anschliessend Provinzialvikar und Pastor in Sandesneben 1931 wurde er Pastor an der St Georg und Mauritius Kirche in Flemhude Dort wandte er sich dabei besonders gegen den im Kreis sehr aktiven Tannenbergbund 1 2 Als Gegengewicht zu den verbreiteten kommunistischen Flugblattern gab er das Gemeindeblatt Hor zu heraus Um dem Einfluss der verschiedenen Ideologien auf die Kinder etwas entgegenzusetzen fuhrte er 1932 einen zweiwochentlich stattfindenden Kindergottesdienst ein der grossen Zuspruch fand 3 Nachdem Pinn Anfang 1933 den Sieg der Nationalsozialisten noch begrusst hatte 4 sprach er sich ab Mitte 1933 gegen die Gleichschaltung der Kirche im nationalsozialistischen Staats in die Kirche und gegen die Verfalschung der christlichen Lehre durch die Glaubensgemeinschaft Deutsche Christen aus Im Oktober 1933 wurde er Mitglied der Not und Arbeitsgemeinschaft schleswig holsteinischer Pastoren NAG und schloss sich dem Pfarrernotbund an 1 2 Pinn war wahrend der Zeit des Nationalsozialismus uberzeugtes Mitglied der Bekennenden Kirche Die in seinen ersten Amtsjahren gute Zusammenarbeit mit dem Kirchenvorstand und der Lehrerschaft von denen mehrere NSDAP Mitglieder waren fuhrte dadurch zunehmend zu Konfrontation Die kirchliche Jugendarbeit kam in den folgenden Jahren zum Erliegen Als die Bekenntnissynode in Berlin Dahlem Anfang Marz 1935 eine Warnung vor einer Verdrangung des Christentums durch eine volkische Religion und vor dem totalen Machtanspruch des Staates im Bereich der Kirche verfasste verlangte die Regierung von den Pastoren eine Erklarung diese Kanzelabkundigung nicht zu verlesen Wenige Tage spater wurde Pinn kurz vor Gottesdienstbeginn erstmals fur einige Wochen inhaftiert weil er sich weigerte die geforderte Verzichtserklarung zu unterschreiben Zu Neujahr 1937 liess Pinn nicht wie gefordert die Kollekte fur das nationalsozialistische Winterhilfswerk sammeln da er dieses als antichristliche Konkurrenz der kirchlichen Hilfsorganisationen ansah 5 In den folgenden Wochen kam es wiederholt zu Zusammenstossen zwischen dem Pastor und nationalsozialistischen Gemeindegliedern Zudem stellte die Gestapo eine Untersuchung gegen ihn an Am 30 Marz 1937 wurde er verhaftet und von dem Gauleiter Hinrich Lohse aus Schleswig Holstein ausgewiesen 6 Nach seiner Ausweisung arbeitete Pinn zunachst im Buro der Vorlaufigen Kirchenleitung in Berlin Dahlem bis er von der Gestapo in Schutzhaft genommen wurde Nach seiner Entlassung arbeitete er als Pastor in Lohne wo er nach wenigen Wochen wegen einer Sammlung fur die BK entlassen wurde und in Gladbeck wo er ebenfalls nach kurzer Zeit aus dem Amt entfernt wurde weil er in der Volksabstimmung 1938 gegen den Anschluss Osterreichs gestimmt hatte 7 Von der Kirche zwangsweise in den Ruhestand versetzt zog er mit seiner Familie nach Tirol Die Flemhuder Kirchenchronik in der er seine Erlebnisse in Flemhude geschilderte hatte nahm er mit und versteckte sie vor seiner erneuten Verhaftung 1939 Diese Chronik wurde 1971 wieder aufgefunden 8 Nach seiner Freilassung 1940 wurde er als Sanitater zum Militardienst eingezogen wurde Erst in dieser Zeit als er Euthanasie und die Deportation von Juden miterlebte distanzierte er sich auch politisch ganzlich vom Nationalsozialismus 9 Nach der Befreiung 1945 kehrte Pinn nach Kiel zuruck und klagte erfolgreich auf Ruckgabe seiner Gemeinde Von 1946 bis 1948 war er wieder Pastor in Flemhude 10 Seine Frau mit der er seit 1928 verheiratet gewesen war und mit der vier Sohne hatte weigerte sich 1946 nach Flemhude zuruckzukehren wo sie in den Jahren nach 1933 soviel Anfeindung erlebt hatte Ihretwegen nahm Pinn 1948 eine Pfarrstelle im Allgau an Nach der Scheidung 1951 kehrte er nach Holstein zuruck und schloss eine zweite Ehe 9 Von 1952 bis zu seiner Pensionierung 1964 wirkte Pinn schliesslich als Pastor in Kiel Kroog bzw Kiel Elmschenhagen an der Stephanuskirche deren Bau er massgeblich beeinflusste 11 Pinn war des Weiteren Mitinitiator und geistlicher Vater der Waldkapelle Zum ewigen Troste in Neuwuhren die 1953 geweiht wurde und der er nach seiner Pensionierung weiterhin verbunden blieb 12 Nach Er ist nicht zuletzt ein bedeutender Zeitzeuge des 20 Jahrhunderts dessen Aufzeichnungen und Erinnerungen wertvolle Quellen darstellen und die entsprechend publiziert bzw ausgewertet wurden So wurden Auszuge seines Kriegstagebuches veroffentlicht das er als Schuler 1914 begonnen hatte seine Erinnerungen an die Zeit des Nationalsozialismus erschienen mehrfach als Aufsatz und als eigenstandige Schrift Pinn galt als ein kantiger Mann der zu seinen Uberzeugungen stand und dafur auch schwerste personliche Nachteile in Kauf nahm 10 Auch nach seiner Pensionierung wandte er sich energisch gegen aus seiner Sicht Fehlentwicklungen in der Kirche So sturmte er z B Anfang der 70er Jahre die Kanzel bei Politischen Nachtgebeten die er scharf verurteilte Nach dem Tod seiner zweiten Frau heiratete er 1984 Anneliese Milberg die Tochter des ehemaligen Kirchenpatrons Theodor Milberg und Tante des Schauspielers Axel Milberg 9 Auszeichnungen Bearbeiten1982 Bundesverdienstkreuz am Bande 10 Schriften Bearbeiten als Herausgeber Schilleratsen Ein Heimatbuchlein fur die Sandesnebener Kirchengemeinde Lauenburger Heimatverlag Ratzeburg 1932 OCLC 249031502 Sieben Verhaftungen Erinnerungen eines ev luth Pastors an die Nazi Zeit in Schleswig Holstein Hansen Preetz 1983 OCLC 72100044 Sieben Verhaftungen In Wolfgang Prehn u a Hrsg Zeit den schmalen Weg zu gehen Zeugen berichten vom Kirchenkampf in Schleswig Holstein Lutherische Verlags Gesellschaft Kiel 1985 S 79 90 ISBN 3 87503 027 3 Literatur BearbeitenGerlind Lind Theodor Friedrich Nicolai Pinn Ein Flemhuder Pastor im Kirchenkamp der NS Zeit In Flemhuder Hefte Nr 13 14 2003 ZDB ID 2291724 X S 32 79 Martin Rackwitz Zwischen Hurrapatriotismus und schulfrei Ein Kieler Oberschuler berichtet von der Mobilmachung im August 1914 In Demokratische Geschichte Veroffentlichung des Beirats fur Geschichte Band 25 Schleswig Holsteinischer Geschichtsverlag 2014 ISBN 978 3 933862 48 8 ISSN 0932 1632 S 147 176 beirat fuer geschichte de PDF 1 3 MB abgerufen am 14 Oktober 2017 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Theodor Pinn im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Theodor Pinn 1898 1989 Geschichtswerkstatt Die Bekennende Kirche in Schleswig Holstein und ihre Impulse fur die Gestaltung der Kirche nach 1945 abgerufen am 11 Oktober 2017 Gerlind Lind Theodor Friedrich Nicolai Pinn Ein Flemhuder Pastor im Kirchenkampf der NS Zeit In Flemhuder Hefte 13 14 Gemeinde Quarnbek 2003 S 32 79 abgerufen am 18 Marz 2022 Annemarie Heckmann Heute Schuler und morgen Soldat kn online 19 Mai 2014 abgerufen am 11 Oktober 2017 Einzelnachweise Bearbeiten a b Gerlind Lind Ein feste Burg ist unser Gott zur Erinnerung an Pastor Theodor Pinn In Nachricht aus der Kirchengemeinde Flemhude Ausgabe 173 September Oktober November 2013 S 16 18 hier S 17 pdf abgerufen am 21 Marz 2022 a b Gerlind Lind Ein feste Burg ist unser Gott zur Erinnerung an Pastor Theodor Pinn In Nachricht aus der Kirchengemeinde Flemhude Ausgabe 174 Dezember 2013 Januar Februar 2014 S 14 16 pdf abgerufen am 21 Marz 2022 Gerlind Lind Theodor Friedrich Nicolai Pinn Ein Flemhuder Pastor im Kirchenkamp der NS Zeit In Flemhuder Hefte Nr 13 14 2003 S 32 79 S 13 Gerlind Lind Theodor Friedrich Nicolai Pinn Ein Flemhuder Pastor im Kirchenkamp der NS Zeit In Flemhuder Hefte Nr 13 14 2003 S 32 79 S 18 Gerlind Lind Theodor Friedrich Nicolai Pinn Ein Flemhuder Pastor im Kirchenkamp der NS Zeit In Flemhuder Hefte Nr 13 14 2003 S 32 79 S 41 Felicitas Glade Ernst Bamberger Wilhelm Hamkens Eine Freundschaft in Mittelholstein unter dem NS Regime Hrsg Kreisverein Rendsburg fur Heimatkunde und Geschichte Rendsburger Jahrbuch Beihefte Band 1 Rendsburg 2000 ISBN 3 89811 835 5 S 125 Gerlind Lind Theodor Friedrich Nicolai Pinn Ein Flemhuder Pastor im Kirchenkamp der NS Zeit In Flemhuder Hefte Nr 13 14 2003 S 32 79 S 51 Gerlind Lind Theodor Friedrich Nicolai Pinn Ein Flemhuder Pastor im Kirchenkamp der NS Zeit In Flemhuder Hefte Nr 13 14 2003 S 32 79 S 8 f a b c Gerlind Lind Theodor Friedrich Nicolai Pinn Ein Flemhuder Pastor im Kirchenkamp der NS Zeit In Flemhuder Hefte Nr 13 14 2003 S 32 79 S 42 a b c Martin Rackwitz Zwischen Hurrapatriotismus und schulfrei Ein Kieler Oberschuler 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