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Das Tempelheiligtum von Zingsheim ist ein Matronenheiligtum im Ortsteil Zingsheim der Gemeinde Nettersheim im nordlichen Eifelvorland im Kreis Euskirchen Das Heiligtum war mutmasslich zentraler Kultort der Verehrung der Matronae Fachinehae und wurde in der Zeit des 2 Jahrhunderts bis zur zweiten Halfte des 4 Jahrhunderts frequentiert Das Tempelheiligtum liegt zwischen den beiden weiteren Heiligtumern des Gemeindegebiets in Nettersheim Gorresburg und in Nothen Pesch Tempelheiligtum Zingsheim Inhaltsverzeichnis 1 Auffindung 2 Befund 3 Funde 4 Literatur 5 Weblinks 6 AnmerkungenAuffindung BearbeitenBereits um die Wende zum 20 Jahrhundert wurden in der Nahe des Zingsheimer Heiligtum einen Kilometer westlich im Flurstuck Gleisinger Heck in einem merowingerzeitlichen frankischen Graberfeld als Grabwandungen verbaute Spolien einige Votivsteine der Fachinehae gefunden 1 Anfang des 20 Jahrhunderts wurden in der Flur Vor Hirschberg einen Kilometer sudwestlich des Zingsheimer Ortskern in einem heutigen Industriegebiet bei der Anlage von neuen Wirtschaftswegen Bau und Fundamentreste und verzierte Kalk und Sandsteinfragmente gefunden Ab 1963 erfolgte durch das rheinische Bodendenkmalamt eine Grabungskampagne Befund Bearbeiten nbsp Grundmauern der AnlageDer Bezirk findet sich auf einem ebenen Areal in dessen unmittelbarer Nahe sich nordlich und ostlich Quellen befinden wobei die ostliche Quellmulde trocken liegt Auf einer aufgedeckten Flache von 1700 m wurde durch 23 Grabungsschnitte im sudlichen Teil des Planum ein viereckiger gallo romischer Umgangstempel mit einer nordostlich sudwestlichen Ausrichtung angesprochen Der Bau ist mit einer Cella und einer Umgangsmauer mit Pfostenlochern fur die holzernen Trager der Dachkonstruktion ausgefuhrt Reste der Eindeckung mit Dachziegeln wurden um den Bau in einer Schicht gefunden Von der Umgangsmauer waren lediglich die Mauerstickung Fundamente beziehungsweise die unterste Lage und Ausbruchgruben erhalten regulares Mauerwerk ist bei der Cella festgestellt Als Baumaterial fur die Mauerungen wurde Grauwacke und Kalkbruchstein und Mortel verwendet In der Forschung Biller wird davon ausgegangen dass der Tempel zu einem grosseren Gelande und Gebaudekomplex gehort das bisher nicht festgestellt wurde eine dahingehende Untersuchung steht noch aus Die Abmessungen der Cella sind bei einer Mauerstarke von 0 45 m 4 50 m 3 70 m Der trapezflachige Umgang hat die Masse von 9 50 m 8 45 m und eine Mauerstarke zwischen 0 50 m bis 0 60 m Die Aufmauerungen blieben mit der Stickung in einer Hohe von 0 60 m erhalten In einer spateren Bauphase wurde dem Umgang im Sudosten eine 8 50 m lange und 0 42 m breite Mauer vorgelegt deren Sohle hoher lag als die der Mauerung des Umgangs und vergleichbar ist mit einer Konstruktion im Tempelbezirk Gorresburg Moglicherweise hatte sie die Funktion fur die Aufstellungen der Votivgaben inne In direkter Tempelumgebung wurden im Areal keine weiteren Gebaudereste gefunden lediglich im Nordwesten wurden in 30 m Entfernung nicht weiter untersuchte romische Mauerreste angeschnitten Insgesamt ist der Aufbau des Gebaudes unklar zahlreiche Funde von Nageln im Bereich der Cella und Umgang werden als Hinweis fur einen Holzbau gedeutet Im Zuge einer Nachgrabung 1976 wurden abschliessend die Grundmauern rekonstruiert und sind heute frei zuganglich als Bodendenkmal zu besichtigen Funde BearbeitenBei den nordwestlichen angeschnittenen romischen Mauerspuren wurden zwei Inschriftenfragmente aus rotgelbem Sandstein gefunden die den Ort als Tempel der Fachinehae definieren Das Fragment eines Votivsteins Follmann Schulz Tafel X 1 Biller Tafel 17 3 zeigt die gestorte Inschrift Matroni s Fa c hin e hab us Ma Eine mit Rosetten verzierte Steinplatte zeigt das Inschriftenfragment Fah Die Inschriftenspolien vom Fundort Gleisiger Heck gelten durch die Verbauungen als Verschleppungen aus dem Heiligtum Des Weiteren wurden an unbeschrifteten Steinfunden ein Torso eines Genius gefunden sowie eine lebensgrosse menschliche Hand aus Gelbsandstein im sudostlichen Teil des Tempels deren Fingersatz komplett bis auf den Daumenansatz abgeschlagen ist Follmann Schulz Tafel X 3 4 Figurliche Funde sind ebenfalls fragmentarisch erhalten und werden als Frauenkopf angesprochen Biller Tafel 20 1 ausserdem ein Fragment einer weiblichen Gewandfigur die vermutlich einen Fruchtkorb in der Linken trug und als Abbildung einer Matrone gedeutet wird Im Spektrum der Kleinfunde sind besonders Munzseriationen gefunden worden die einen relativen Zeitraum der Nutzung des Heiligtums taxieren lassen Im Areal wurden 22 Munzen festgestellt von denen 21 im Bereich der Cella und des Umgangs gefunden wurden Nordwestlich in ungefahr 20 bis 25 m Entfernung zum Tempel wurde ein As des 1 oder 2 Jahrhunderts gefunden ihm folgt zeitlich ein Antoninianus der unter Gallienus in Rom zwischen 260 und 268 gepragt wurde Die Munzreihen brechen mit der Pragung einer Viertelmaiorina des Theodosius I ab aus der Zeit von 388 bis 392 die in Lugdunum geschlagen wurde Literatur BearbeitenFrank Biller Kultische Zentren und Matronenverehrung in der sudlichen Germania inferior Verlag Marie Leidorf Rahden Westf 2010 ISBN 978 3 89646 734 8 S 181 187 Anna Barbara Follmann Schulz Die romischen Tempelanlagen in der Provinz Germania inferior In Wolfgang Haase Hrsg Aufstieg und Niedergang der romischen Welt Bd II 18 1 Religion Heidentum Die religiosen Verhaltnisse in den Provinzen Walter de Gruyter Berlin New York 1986 ISBN 3 11 010050 9 S 754 793 Tafel X 1 4 Heinz Gunter Horn Nettersheim Zingsheim Gallo romischer Tempel In Heinz Gunter Horn Hrsg Die Romer in Nordrhein Westfalen Konrad Theiss Verlag Stuttgart 1987 ISBN 3 8062 0312 1 S 579 580 Heinz Gunter Horn Das Matronenheiligtum bei Zingsheim In Nordostliches Eifelvorland Euskirchen Zulpich Bad Munstereifel Blankenheim Teil II Exkursionen Romisch Germanisches Zentralmuseum Mainz u a Hrsg Fuhrer zu vor und fruhgeschichtlichen Denkmalern Band 26 Verlag Philipp von Zabern Mainz am Rhein 1974 S 86 88 Antonius Jurgens Praktische Bodendenkmalpflege Grabungen und Restaurierungen archaologischer Denkmaler in der Gemeinde Nettersheim In Kreis Euskirchen Hrsg Jahrbuch des Kreises Euskirchen 1978 S 125 130 Elke Nieveler Nettersheim In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 21 Walter de Gruyter Berlin New York 2002 ISBN 3 11 017272 0 S 103 106 kostenpflichtig Germanische Altertumskunde Online bei de Gruyter Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Tempelheiligtum Zingsheim Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Epigraphische Datenbank Heidelberg Zingsheimer Inschriften HD 006151 HD 020263 HD 020266 HD 067407Anmerkungen Bearbeiten Josef Klein Matronensteine aus Zingsheim In Bonner Jahrbucher 96 97 1895 S 156 159 50 50265 6 6519 Koordinaten 50 30 9 5 N 6 39 6 8 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tempelheiligtum Zingsheim amp oldid 231121943