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Das Te Deum des franzosischen Komponisten Georges Bizet WD 122 ist eine funfteilige Vertonung des Ambrosianischen Lobgesanges fur Solisten Chor und Orchester Bizet komponierte es 1858 wahrend eines Romaufenthaltes als Stipendiat im Alter von knapp 20 Jahren Neben dem Ave Maria WD 134 ist das Te Deum das einzige geistliche Werk des Komponisten Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung und Rezeption 2 Werkgestalt 3 Literatur 4 EinzelnachweiseEntstehung und Rezeption BearbeitenIn Frankreich gab es eine lange Tradition grossangelegter Te Deum Vertonungen wie etwa diejenige von Francois Joseph Gossec die drei Te Deum Fassungen von Jean Francois Lesueur dem Lehrer von Berlioz schliesslich die gewaltige Version von Hector Berlioz selbst deren Urauffuhrung Bizet wohl beigewohnt hat siehe auch Te Deum Berlioz Moglicherweise kannte Bizet auch das aus dem Jahre 1800 stammende Te Deum von Joseph Haydn Deutlich spurbar ist der Einfluss der italienischen Kirchenmusik jener Zeit die Elemente der Opernmusik verwendete Bizet wollte mit diesem Werk den mutmasslich begehrten Prix Rodrigues ein Preisausschreiben fur Stipendiaten des Prix de Rome fur die beste geistliche Komposition erringen Allerdings war jener Prix Rodrigues nicht so begehrt wie allgemein angenommen Bizet zweifelte sogar daran ob es dieses Ausschreiben wirklich gab und nur ein weiterer Mitstreiter hatte sich beworben der Komponist Adrien Barthe welcher 1854 das Rom Stipendiat gewann Bizet selbst gewann es 1857 Der erwartete Erfolg war Bizet jedoch nicht beschieden wohl weil er sich bei der Verwendung und Behandlung des Textes zu grosse Freiheiten erlaubte und die vorgeschriebene liturgische Form zu wenig beachtete Dass ihm Barthe vorgezogen wurde war fur ihn vor allem deshalb argerlich weil er das betrachtliche Preisgeld bereits fur eine Reise nach Neapel verplant hatte Nach dem Misserfolg geriet das Werk in Vergessenheit wurde aber in der Bibliotheque nationale de France in Paris aufbewahrt In der Folge komponierte Bizet nur noch sehr wenige geistliche Lieder und verzichtete ganzlich auf gross angelegte geistliche Kompositionen Einige Takte aus dem ersten Teil sind in der Hymne an Brahma aus seiner Oper Les pecheurs de perles verarbeitet worden und eine Wiederverwendung einiger Stellen war im Entwurf fur das Oratorium Genevieve de Paris geplant ansonsten wurde das Te Deum nie aufgefuhrt oder veroffentlicht 1971 wurde das Werk von zwei Deutschen in der Bibliotheque Nationale de France entdeckt von Mathieu Lange der spater die Urauffuhrung dirigierte und Johannes Wojciechowski der als Erster die Noten herausgab 1 Lange der Dirigent und Direktor der Sing Akademie zu Berlin brachte es am 16 Mai 1971 mit grossem Erfolg durch die Sing Akademie und das Radio Symphonie Orchester Berlin in der Berliner Philharmonie zur Urauffuhrung 2 3 4 5 Im Dezember 2004 gab der franzosische Verlag Editions A Cœur Joie eine weitere Edition als Dirigierpartitur komplette Orchesterpartitur Klavierauszug und Chorauszug heraus Werkgestalt BearbeitenJohannes Wojciechowski der Herausgeber der Erstveroffentlichung von Bizets Te Deum 6 bezeichnet das Werk formal als freie grosse Motette die in ihrer Faktur dem pomphaften italienischen Kirchenmusikstil folgt Bizet verlangt fur sein Te Deum zwei Solisten Sopran und Tenor einen gemischten Chor und grosses Orchester mit Harfe und Tuba Den liturgischen Text des Ambrosianischen Lobgesanges gliederte Bizet fur seine Komposition in funf Teile wobei der vierte und funfte attacca nahtlos ineinander ubergehen Dabei behandelt er die Textvorlage sehr frei Einige Verse des liturgischen Text verwendet er nicht so das Et rege eos und Dignare Domine in anderen wie im Sanctus andert er den Text Diese Eingriffe in die Textvorlage dienen erkennbar dem Ziel den dramatischen Ausdruck des Werkes zu steigern nbsp Anfangstakte des Te Deums von Bizet im ParticellIm Eingangschor Te Deum laudamus ist Maestoso ital majestatisch uberschrieben Bizet vertont hier den ersten Teil der Textvorlage wobei er in der Reprise den ersten Vers wiederholt was den Satz als ABA Form charakterisiert Einer knappen nur zweitaktigen Orchestereinleitung folgt ein homophoner Chorsatz in strahlendem A Dur auf dem Fundament eines punktierten Marcatos marcato ital marschmassig in den Bassen einschliesslich Tuba dem Streicher und Blaser in nachschlagenden Akkorden folgen Im Mittelteil werden die Verse Te gloriosus Apostolorum und Patrem immensae majestatis dem Solotenor zugewiesen Die martialische Orchesterbegleitung des Anfangs wandelt sich hier in eine schwebende Klangflache aus gebrochenen Streicherakkorden uber die der Tenor sich erhebt Den Hohenpunkt des Satzes bilden die nur von der Harfe begleitenden Sanctus Rufe des Solosoprans die vom Chor unisono und dem Blech im Fortissimo aufgegriffen werden und den Satz in die Reprise fuhren Fur den zweiten Satz uber den Textabschnitt Tu Rex gloriae Christe verwendet Bizet ein von Dreiklangen bestimmtes fanfarenartiges Thema das von repetierenden Akkorden in trochaischen Metrum begleitet wird Der Satz ist Moderato uberschrieben und hat eine dreiteilige Form Eingangs wird das Thema von der Soloposaune als Vorspiel von den Streichern begleitet prasentiert Dann tragt der Solosopran auf diesem Thema den Text Tu Rex gloriae Christe vor wahrend die pulsierende Begleitung in die Fagotte und Horner wechselt Im Mittelteil kommt der Tenor mit einer Variante des Fanfarenthemas zu dem Vers Tu devicto mortis aculeo bei dem er wiederum von den Streichern begleitet wird Eine chromatische Modulation zu den Worten Judex crederis esse venturus bei der sich zu den beiden Solisten auch der Chor gesellt leitet zum dritten Teil des Satzes uber der Reprise in der das Sopransolo des ersten Teiles wiederholt wird jedoch jetzt mit ekstatischen Choreinwurfen auf den Text Gloriae Christe Der dritte Satz auf den Textabschnitt Te ergo quaesumus ist ein ruhiges melodioses Andante Es ist dem Solosopran vorbehalten der hier den Text in einer schlichten zweistrophigen Liedform vortragt von wiegenden Streicherakkorden begleitet Zwischen den beiden Strophen fugt Bizet ein choralartiges Holzblaser Zwischenspiel ein das umgarnt wird von sehr leisen Pizzicato Skalen der Streicher im Unisono In der zweiten Strophe tritt der Chor begleitend zur Solistin hinzu und untermalt den Sologesang Besonders markant ist der Schluss des Satzes bei dem die Chorbasse in die smorzando ital verschmachtend verklingende Streichermelodie die Worte Miserere nostri Domine im Pianissimo deklamieren Inn volligem Gegensatz zu dem innigen Ausdruck des Andante steht der vierte Satz des Te Deums den Bizet als grosse vierstimmige Chorfuge uber den Text Fiat misericordia tua Domine super nos anlegt Das funftaktige Thema fuhrt zu einer 20 taktigen ersten Durchfuhrung der ein ebenso langes Zwischenspiel folgt In der zweiten Durchfuhrung wird die Einsatzfolge der Hauptstimmen durch die Wiederholung dieses Zwischenspiels unterbrochen und der Spannungsbogen dadurch erhoht Sie endet auf einem zehntaktigen Orgelpunkt in den Bassen uber den sich der Chorsopran mit dem Hauptmotiv bis zur Dominante auf das zweigestrichene A kadenzierend emporchraubt Danach beginnt mit den Chorbassen eine weitere Durchfuhrung in der Bizet das Hauptthema engfuhrt Diese Engfuhrung mundet nach einem sequenzierenden Intermezzo in eine vierte Durchfuhrung in der Bizet dem Fugenthema einen neuen Text unterlegt namlich den Schlussvers In te Domine speravi non confundar in aeternum Obwohl der Text der liturgischen Vorlage nun vollends verarbeitet ist fugt Bizet seinem Te Deum einen funften Teil hinzu in dem bis auf die Schlussphrase notengetreu der erste Teil Te Deum laudamus wiederholt wird Durch einen geschickten kompositorischen Handgriff erreicht er hier eine sinnfallige formale Wirkung Er fugt diese Reprise in der Grossform mit einer brillanten Uberleitung an die grosse Fuge des vierten Satzes an Auf den Worten des Sanctus komponiert er einen sich steigernden Dialog zwischen Chor und Orchester der fur den Zuhorer schlussig auf das Maestoso des ersten Satzes fuhrt Literatur BearbeitenWinton Dean Sacred Bizet In Musical Times 1973 Vol 114 No 1561 S 281 JSTOR 955658 Ingo Dorfmuller Georges Bizet Te Deum In Hans Gebhard Hrsg Harenberg Chormusikfuhrer Harenberg Dortmund 1999 ISBN 3 611 00817 6 S 123 D Kern Holoman Te Deum In Notes The Quarterly Journal of the Music Library Association 1975 Vol 31 No 4 S 870 871 JSTOR 896845 Paul Gerhard Nohl Lateinische Kirchenmusiktexte Ubersetzung Geschichte Kommentar 4 Auflage Barenreiter Kassel 2002 ISBN 978 3 7618 1249 5 Christine Villinger Bizet Georges Te Deum In Silke Leopold Ullrich Scheideler Oratorienfuhrer Metzler Stuttgart 2000 ISBN 3 476 00977 7 S 67 f Josef Weiland Untergetaucht im Reich des Vergessens Das Te Deum von Georges Bizet In Neue Zeitschrift fur Musik 149 1988 Heft 10 ZDB ID 1062250 0 S 3 7 Einzelnachweise Bearbeiten Josef Weiland Untergetaucht im Reich des Vergessens Das Te Deum von Georges Bizet In Neue Zeitschrift fur Musik 149 1988 Heft 10 ZDB ID 1062250 0 S 3 7 Gottfried Eberle 200 Jahre Sing Akademie zu Berlin Nicolaische Verlagsbuchhandlung Beuermann GmbH Berlin 1991 ISBN 3 87584 380 0 Programmheft Sing Akademie zu Berlin 16 Mai 1971 Philharmonie Sender Freies Berlin Gedenksendung zum Tode Matthieu Langes 3 Dez 1992 Wolfgang Matkowitz Hans Heinz Stuckenschmidt Suggestives zum Saisonschluss In Frankfurter Allgemeine Zeitung 10 Juli 1973 S 9 vgl Vorwort der Erstausgabe Boosey amp Hawkes Berlin 1971 DNB 400039745 Normdaten Werk GND 300514077 lobid OGND AKS LCCN no98058682 VIAF 184505788 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Te Deum Bizet amp oldid 239244426