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Die Tarahumara sind eine indigene Ethnie die im Norden Mexikos lebt Sie sind fur ihre Langstreckenlaufe durch Wusten Schluchten und Berge beruhmt Die Manner bezeichnen sich daher in ihrer zu den uto aztekischen Sprachen gehorenden Tarahumara Sprache auch als Raramuri Jene die schnell laufen d h Laufer bzw als Raromari wohingegen sie Frauen generell als Igomele sowie die einzelne Frau als Muki bezeichnen Ein Tarahumara Madchen verkauft Schmuck an der Barranca del Cobre Das Innere der Wohnhohle einer Tarahumara Familie in der Nahe von Creel Inhaltsverzeichnis 1 Wohngebiet 2 Geschichte 3 Kultur und Lebensweise 4 Kleidung 5 Religion 6 Laufer 7 Siehe auch 8 Weblinks 9 Literatur 10 EinzelnachweiseWohngebiet BearbeitenIhr Stammesgebiet umfasst ca 50 000 km des Sudwestens des mexikanischen Bundesstaats Chihuahua und somit einige der hochsten Gipfel der Sierra Madre Occidental auch als Sierra Tarahumara bekannt mit Hohenzugen zwischen 1500 und 2400 m uber Meeresspiegel Das Gebiet umfasst zahlreiche Canyons einschliesslich der beruhmten Barranca del Cobre Kupferschlucht Im Laufe der Jahre haben sie sich immer weiter in das unwegsame Berggebiet der Alta Tarahumara und in die Baja Tarahumara zuruckgezogen Die Alta Tarahumara ist eine Sierra mit viel Wald und kaltem Klima und wird von der Stammesgruppe der Tarahumara Alto bewohnt die sich als Raramuri bezeichnen Die Baja Tarahumara liegt in den Talern mit tropisch heissem Klima und wird von der zweiten Stammesgruppe den Tarahumara Bajo bewohnt die sich selbst Raromari nennen 1 In den hochsten Bergregionen variiert das Wetter im Winter von 20 C und 20 C im Sommer In den Talern und Canyons betragt die Temperatur im Winter milde 15 C und im Sommer bis zu 40 C Durch ihre isolierte Lebensweise konnten die Tarahumara ihre Traditionen erhalten viele bewohnen noch immer Hohlen und bauen Mais und Bohnen an Anzutreffen sind die Tarahumara in der Nahe von Creel Dort gibt es im Complejo Ecoturistico Arareko ein tarahumarisches ejido Handelsgenossenschaft mit Kiefernwaldern Wasserfallen heissen Quellen und den Hohlenwohnstatten 90 der heute 50 000 Tarahumara leben meist in den Municipios Bocoyna Urique Guachochi Batopilas Carichi Balleza Guadalupe y Calvo und Nonoava Geschichte BearbeitenDie Tarahumara Apachen Chiricahua und Mescalero Untere Pima O Ob und O Odham Nordliche Tepehuan Odami und ca 90 andere Stamme lebten einst in der Region des heutigen Staates Chihuahua in den Llanos Doch als die spanischen Eroberer in Batopilas Silberminen entdeckten wurden die Tarahumara zur Arbeit in den Minen gezwungen und fluchteten daraufhin in die versteckten Taler der Barrancas Daraufhin ereigneten sich die schlimmsten Kampfe und blutigsten Aufstande der mexikanischen Geschichte auf ihrem Land Ab 1607 versuchten die Jesuiten und Franziskaner die Tarahumara zu bekehren Einer der ersten Jesuiten dort versuchte sie mit Gewalt zu missionieren worauf sie sich bewaffnet zur Wehr setzten Man sagt von ihnen dass sie wahrscheinlich die einzige Gruppe von Indigenas sind die nie unterworfen wurde Auch die nordwestlich und nordostlich lebenden Apachen uberfielen ihre Siedlungen ab Mitte des 17 Jahrhunderts und bekampften sie erbittert Die Tarahumara stellten daraufhin den Spaniern und Mexikanern in den standigen Abwehrkampfen an der Nordgrenze gegen die Apachen stets furchtlose und ausdauernde Kampfer die es zudem zu Fuss durchaus mit den laufstarken Apachenkriegern aufnehmen konnten Die Spanier zwangen manche Tarahumara die sich nicht in den Bergen verstecken konnten fur sie auf spanischen Anwesen Haziendas oder Minen als Peons zu arbeiten 1825 wurde ein Gesetz verabschiedet welches Land zur landwirtschaftlichen Nutzung freigab Landlose Mexikaner kamen in Scharen und vertrieben die Tarahumara abermals von ihrem fruchtbaren Land Der norwegische Anthropologe und Fotograf Carl Lumholtz besuchte auf seinen Mexikoexpeditionen mehrmals zwischen 1890 und 1898 die Tarahumara und lebte zusammengerechnet anderthalb Jahren unter ihnen In seinem Buch Unknown Mexico Explorations in the Sierra Madre and Other Regions 1890 1898 1902 beschreibt er u a das Leben die Riten und die Religion der Tarahumaras Mit einem Graphophon zeichnete er im Auftrag des American Museum of Natural History und der National Geographic Society mehrere Melodien und Gesange der Ethnie auf Kultur und Lebensweise BearbeitenAckerbau Mais Bohnen Zucchini Wassermelonen Paprika Chili spater Kartoffeln und Weizen Sammeln von Wildfruchten Beeren Wurzeln sowie die Jagd auf Feldmause Eidechsen erganzen ihre Ernahrungsgrundlage spater kam die Rinderzucht noch hinzu Kleidung BearbeitenDie Frauen schmucken sich mit voluminosen Faltenrocken und Blusen aus grossgemusterten farbenfrohen Stoffen Ebensolche Blusen tragen die Manner unifarben kombiniert mit weiten Lendenhosen Die traditionellen Sandalen aus Lederbandern tragen beide Geschlechter Religion BearbeitenDie Tarahumara bezeichnen sich heute als Katholiken Tatsachlich praktizieren sie jedoch eine synkretistische Mischreligion die mehr Elemente ihrer traditionellen Religion enthalt Ihrem Glauben nach sind Gott und Teufel Bruder Beide haben das aus sieben Ebenen bestehende Universum erschaffen Die oberste Ebene bewohnen Gott und Maria die als Ehepartner und Eltern der Menschen verstanden werden Die Tarahumara sind die Kinder von Gott und Maria und die Nicht Tarahumara sind die Kinder des Teufels Dessen Reich wird als Spiegelbild des Gottesreiches betrachtet hat aber keine Ahnlichkeiten mit christlichen Hollenvorstellungen Die Tarahumara glauben dass die Kraft des gottlichen Paares in der Karwoche geschwacht ist Daher versuchen sie ihnen mit religiosen Osterzeremonien neue Kraft zu spenden 2 Katholische Rituale hingegen etwa das Weihrauch schwenken haben die Tarahumara offenbar beeindruckt denn inzwischen haben die Medizinmanner einen Teil der traditionellen Zeremonien entsprechend modifiziert Der Ewe ame genannte Medizinmann ubt demnach weiter seine traditionelle Funktion aus Er heilt Kranke teils mit Krautern sofern er ein einfacher Heiler ist benutzt den halluzinogenen Peyote Kaktus um die verlorene oder fliehende Seele des Kranken zu halten oder wieder zuruckzuholen wirkt gegen Hexerei und hat einen fast halbgottlichen Status wenn er als echter Ewe ame gilt Gelingt der Seelenfang nicht stirbt der Mensch und die Seele wandert in ein Tier oder wird zu einem Stern am Himmel Alle Sterne sind daher Seelen verstorbener Tarahumaras 3 Laufer BearbeitenBeruhmt sind die Tarahumara als Langstreckenlaufer 4 Laufen nimmt in ihrer Kultur einen hohen Stellenwert ein sie bezeichnen sich selbst als Raramuri Die die schnell rennen Traditionell betreiben die Tarahumara die Hetzjagd auch Ausdauerjagd auf Wildtiere wie z B Hirsche Rehe 5 die sie im Dauerlauf die Berghange hinaufjagen bis diese erschopft niedersinken und mit blossen Handen erwurgt werden konnen 6 Mit den Laufen uber 24 Stunden bei denen eine kleine Kugel vor sich hergetrieben wird soll aus kultischen Anlassen der Lauf von Erde und Sonne symbolisiert werden 7 Auch heute gibt es Tarahumara die ob nun zur Jagd oder auf Wettrennen bis zu 170 km durch raue Schluchten laufen ohne anzuhalten Die Berge der Sierra zwangen sie seit jeher zu ausgedehnten Fussmarschen Im Laufe der Zeit entwickelten sie auf diese Weise immer mehr Ausdauer Ohne Probleme bewaltigen sie Strecken uber 300 km barfuss oder hochstens mit Sandalen Huaraches Inzwischen hat sich durch die internationale Dauerlaufbewegung eine besondere Form des Tourismus herausgebildet bei der der Langstreckenlauf im Mittelpunkt steht 8 9 10 Siehe auch BearbeitenListe nordamerikanischer IndianerstammeWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Tarahumara Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Video Das Herbstfest der Tarahumare Indianer Nordmexiko Institut fur den Wissenschaftlichen Film IWF 1925 zur Verfugung gestellt von der Technischen Informationsbibliothek TIB doi 10 3203 IWF B 518 Literatur BearbeitenCarl Lumholtz The Cave Dwellers of the Sierra Madre Proceedings of the International Congress of Anthropology Chicago 1894 englisch Carl Lumholtz in Scribner s Magazine englisch Among the Tarahumares the American Cave Dwellers Juli 1894 Tarahumare Life and Customes September 1894 Tarahumare Dance and Worship Oktober 1894 Carl Lumholtz Unknown Mexico A Record of Five Years Exploration Among the Tribes of the Western Sierra Madre in the Tierra Caliente of Tepic and Jalisco and Among the Tarascos of Michoacan 2 Bande 1903 englisch Antonin Artaud Der Peyotl Ritus der Tarahumaras Matthes amp Seitz Verlag Berlin 1992 Claus Deimel Tarahumara Indianer im Norden Mexikos Syndikat Frankfurt am Main 1980 ISBN 3 8108 0146 1 Claus Deimel Die rituellen Heilungen der Tarahumara Monografia raramuri Band 1 Volkerkundliche Abhandlungen Band 13 Reimer Berlin 1997 ISBN 3 496 02634 0 Claus Deimel Nawesari Texte aus der Sierra Tarahumara Monografia raramuri Band 2 Volkerkundliche Abhandlungen Band 14 Reimer Berlin 2001 ISBN 3 496 02720 7 Christopher McDougall Born to Run Ein vergessenes Volk und das Geheimnis der besten und glucklichsten Laufer der Welt Aus dem Englischen von Werner Roller Blessing Munchen 2010 ISBN 978 3 89667 366 4 11 Einzelnachweise Bearbeiten Maria Teresa Guerrero u a The Forest Industry in the Sierra Madre of Chihuahua Social Economic and Ecological Impacts de los Derechos Humanos und Texas Center for Policy Studies Juli 2000 PDF englisch Miriam Schultze Traditionelle Religionen in Nordamerika In Harenberg Lexikon der Religionen Harenberg Dortmund 2002 ISBN 3 611 01060 X S 892 Ake Hultkrantz Michael Ripinsky Naxon Christer Lindberg Das Buch der Schamanen Nord und Sudamerika Munchen 2002 ISBN 3 550 07558 8 S 104 ff Arthur Ernst Grix Die Carrera der Tarahumare Als Augenzeuge beim 250 Kilometer Lauf der Sierra Indianer In Das Magazin Marz 1956 S 33 37 Christopher McDougall Born to Run Ein vergessenes Volk und das Geheimnis der besten und glucklichsten Laufer der Welt Karl Blessing Verlag 2010 ISBN 978 3 89667 366 4 Angelika Prentner Bewusstseinsverandernde Pflanzen von A Z Springer Vienna Wien 2009 ISBN 978 3 211 99228 9 John Marshall Carter Arnd Kruger Hrsg Ritual and record Sports records and quantification in pre modern societies Contributions to the study of world history Band 17 Greenwood Westport 1990 ISBN 0 313 25699 3 Amy Elizabeth Anderson Ethnic tourism in the Sierra Tarahumara A comparison of two raramuri ejidos University of Texas Austin 1994 Florian Sanktjohanser In der Schlucht der Leichtfussigen In Suddeutsche Zeitung 24 November 2016 Darcy C Plymire The Legend of the Tarahumara Tourism Overcivilization and the White Man s Indian In C King Hrsg Native Americans and Sport in North America Routledge New York 2007 ISBN 978 0 429 23732 4 englisch Die schnellsten Laufer der ganzen Welt In Frankfurter Allgemeine Zeitung 27 Oktober 2011 S R4 Normdaten Sachbegriff GND 4059057 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tarahumara amp oldid 237619848