www.wikidata.de-de.nina.az
Dieser Artikel befasst sich mit dem Tannenwald allgemein Zum Waldgebiet bei Leipzig siehe Tannenwald Leipzig fur den Waldspielpark in Frankfurt am Main siehe Waldspielpark Tannenwald zu anderen Bedeutungen siehe auch Am Tannenwaldchen Waldbildende Baumart der Tannenwalder in Mitteleuropa ist nur eine einzige Art die Weiss Tanne Abies alba die nur ausnahmsweise in reinen Tannenwaldern auftritt Global finden sich reine Tannenwalder insbesondere in zirkummediterranen subtropischen Hochgebirgen des Mittelmeerraumes den sino himalayischen Hochgebirgen sowie neuweltlich der nemoralen Nadelwaldern Nordamerikas Monodominante Tannenwalder kommen von vorratsreichen pazifischen Kustenwaldern der Coast Mountains mit ausserst schatttoleranten Purpur Tannen in Meereshohe bis zu subalpinen Grenzokotonen in bis zu 4300 4500 m Hohe vor wo Abies fargesii und die Schuppenrindige Tanne zu den am hochsten steigenden Baumarten des Tibetischen Hochlandes und Yunnan Guizhou Plateaus gehoren 1 Inhaltsverzeichnis 1 Die Weisstanne als Waldbaum 1 1 Okologie der Baumart Weisstanne 1 2 Verbreitung der Tannenwalder in Mitteleuropa 2 Waldgesellschaften 2 1 Alpendost Tannenwald 2 2 Wintergrun Tannenwald 2 3 Labkraut Tannenwald 2 4 Hainsimsen Tannenwald 2 5 Preiselbeer Tannenwald 2 6 Andere Waldtypen mit Beteiligung der Tanne 3 Weisstanne im Wirtschaftswald 4 Tannenwald als Orts oder Flurname 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseDie Weisstanne als Waldbaum BearbeitenDie Weisstanne ist im Wesentlichen eine Baumart der mittel und sudeuropaischen Gebirge mit eindeutigem Verbreitungsschwerpunkt in der montanen Hohenstufe Sie fehlt sowohl in den sehr kontinentalen Gebirgen Osteuropas wie auch im extrem atlantischen Nordwesten In Skandinavien kommen keine naturlichen Tannenwalder vor das Areal der Sibirischen Tanne Abies sibirica beginnt erst weiter im Osten Die Tanne ist uberwiegend Misch und Begleitbaumart vor allem im sogenannten Bergmischwald an dem sie in den deutschen Alpen einen Anteil von 8 15 hat Reine Tannenwalder sind sehr selten auch Walder mit vorherrschend Weisstanne sind eher die Ausnahme Dies liegt an der grossen Konkurrenzkraft der konkurrierenden Waldbaumarten Gemeine Fichte und Rotbuche Ausserdem wurde und wird die Weisstanne jahrhundertelang als Waldbaum gegenuber anderen Arten durch die Forstwirtschaft benachteiligt und hat dadurch den grossten Teil ihrer ehemaligen naturlichen Vorkommen eingebusst Okologie der Baumart Weisstanne Bearbeiten Die Weisstanne weist ahnliche okologische Anspruche auf wie die Rotbuche und die Fichte und kommt beinahe immer mit einer oder beiden Arten vergesellschaftet vor Man kann sich vorstellen dass die Art von der im Tiefland durch rascheres Jugendwachstum uberlegenen Rotbuche und von der frostharteren und kalteresistenteren Fichte im Gebirge quasi in die Zange genommen wird so dass ihr nur ein Waldgurtel in der mittleren montanen Bergwaldstufe ubrig bleibt Die Baumart Tanne ist eine stark schattende und in der Jugend sehr schattenvertragliche Baumart die in Waldlichtungen oder Pionierwaldern kaum zur Geltung kommt Ihre Verjungungsstrategie beruht vor allem auf extrem langsam wachsenden Jungbaumen die Jahrzehnte ein kummerliches Dasein im Unterstand des Waldes fristen Offnet sich dann durch Tod eines Altbaums eine Lucke konnen sie schnell emporwachsen Tannen sind bodenvag kommen also sowohl auf sauren wie auch auf basischen Boden vor und vermogen auch auf schwierigen Boden wie schweren staunassen Tonboden ihre charakteristische tief reichende Pfahlwurzel auszubilden Klimatisch bevorzugen sie kuhle luftfeuchte Bereiche mit relativ hohen Niederschlagen und nicht zu extremen Nachtfrosten Durch ihr hohes Alter von bis zu 500 Jahren konnen Weisstannen im Urwald zwei Buchengenerationen von jeweils 200 bis 250 Jahren zu uberdauern und konnen diese mit Wuchshohen bis 65 Meter um viele Meter als Uberhalter zu uberragen Tannen weisen einen auch im Alter starken und kontinuierlichen Zuwachs auf sind aber in der Jugendphase sowohl der Buche wie auch der Fichte auf fur diese optimalen Standorten deutlich unterlegen Sie kommen deshalb nur dort zur Vorherrschaft wo die Konkurrenzkraft dieser Arten gemindert ist Verbreitung der Tannenwalder in Mitteleuropa Bearbeiten Walder der Baumart Weisstanne nehmen in Deutschland einen Anteil von 2 an der Waldflache ein In den Alpenlandern Osterreich 7 und insbesondere Schweiz 15 liegen die Anteile hoher Tannen bevorzugen dabei die niederschlagsreicheren Randalpen in den Zentralalpen kommt sie selten und verinselt z B im Wallis vor Grossere naturliche Tannenwalder existieren daruber hinaus v a in Slowenien 10 der Waldflache In den ubrigen Landern mit naturlichen Tannenvorkommen ist der Anteil noch geringer als in Deutschland Das deutsche Bundesland mit den grossten Tannenvorkommen ist Baden Wurttemberg mit Hauptvorkommen im Schwarzwald Auch Bayern ist mit ca 48 000 Hektar Tannenwald relativ tannenreich Die Weisstanne besitzt eine naturliche Verbreitungsgrenze die mitten durch Deutschland verlauft Ihr Areal umfasst den Suden Baden Wurttembergs und Bayern mit Ausnahme des Nordwestens In Thuringen besitzt sie ein winziges Reliktareal in den Kammlagen des Thuringer Waldes sie kommt extrem selten im Nordosten z B in der Lausitz vor An die versprengten Einzelvorkommen in Brandenburg schliessen Vorkommen im polnischen und weissrussischen Hugel und Flachland an Dieser nordostliche Arealrand ist das einzige Gebiet in dem naturliche Tannenwalder unterhalb der Bergwaldstufe vorkommen Minimum ca 130 m u NN Verantwortlich dafur ist vermutlich dass die Rotbuche nach Osten hin ein wenig fruher ausfallt als die Tanne so dass ihr hier ein kleines Gebiet ohne Buchenkonkurrenz zur Verfugung steht Waldgesellschaften BearbeitenNaturliche Tannenwalder treten in zwei unterschiedlichen Standortbereichen auf Auf gut basenversorgten aber haufig schweren und staunassen Kalk und Kalkmergelboden Begleitbaumart ist hier beinahe immer die Rotbuche haufig auch die Fichte Diese Walder ahneln in Okologie und Artenzusammensetzung den Buchenwaldern und werden pflanzensoziologisch mit diesen im Verband Fagion innerhalb der Klasse Querco Fagetea zusammengefasst die sonst fast nur Laubwalder umfasst Die Tanne kommt hier nur auf Boden zur Vorherrschaft die fur die sonst konkurrenzuberlegene Rotbuche suboptimal sind Typischer sind eher vereinzelt beigemischte Tannen im buchendominierten Bergmischwald Calamagrostio Fagetum oder Aposerido Fagetum Auf stark sauren wechselfeuchten oder staunassen Boden Begleiter ist hier immer die Fichte wahrend Rotbuchen fehlen Diese Bestande werden mit den bodensauren Fichten und Kiefernwaldern gemeinsam in der Klasse Vaccinio Piceetea gefasst Alpendost Tannenwald Bearbeiten Das Adenostylae glabrae Abietetum benannt nach dem Grunen Alpendost wachst auf reinen Kalkboden ausschliesslich in den Kalkalpen wobei die Westalpen bevorzugt werden Bodentyp ist ein Humuskarbonatboden meist ein Tangelhumus mit machtiger Auflage der bis in den Oberboden kalkreich ist Baumarten sind Tanne Fichte Buche und Bergahorn Wintergrun Tannenwald Bearbeiten Das Pyrolo Abietetum besiedelt ahnlich Standorte wie der Alpendost Tannenwald auch in etwas tieferen Lagen und in den Mittelgebirgen Wuchsort sind haufig schwere Kalkmergelboden die scheinbar flachgrundig sind der Tanne aber in Spalten und Ritzen ein Durchwurzeln auch tieferer Horizonte ermoglichen Wichtigste Baumarten sind Tanne Fichte und Rotbuche Namengebende Art der Krautschicht ist das Birngrun Pyrola secunda syn Orthilia secunda Weitere typische Arten umfassen Wald Wachtelweizen und zahlreiche Kalk und Mullhumuszeiger wie Wald Bingelkraut und Nickendes Perlgras Labkraut Tannenwald Bearbeiten Auch das Galio rotundifoliae Abietetum ist vor allem auf Kalkstein verbreitet Gegenuber dem Alpendost Tannenwald und dem Wintergrun Tannenwald kann der Oberboden schwach versauert sein Im Artenspektrum mischen sich daher eher in Laubwaldern verbreitete Mullbodenzeiger mit typischen Nadelbaumbegleitern die eher saure Boden bevorzugen Baumarten sind Tanne und Fichte die Rotbuche kommt noch vor ist aber selten und untergeordnet Namengebende Krautschichtart ist das Rundblatt Labkraut Hainsimsen Tannenwald Bearbeiten Das Luzulo nemorosae Abietetum wachst auf sauren feuchten und nahrstoffarmen Boden meist in kuhler luftfeuchter Lage Schatthange Humustyp ist meist ein Auflagehumus vom Typ Moder Baumarten sind Tanne und Fichte In der Krautschicht fallen neben Farnarten wie Bergfarn Oreopteris limbosperma und Rippenfarn vor allem die Hainsimsenarten Weissliche Hainsimse Luzula luzuloides Luzula nemorosa ist synonym dazu und Wald Hainsimse auf Preiselbeer Tannenwald Bearbeiten Das Vaccinio Abietetum wachst auf stark staunassen oder wechselfeuchten ausserst sauren und sehr nahrstoffarmen Boden Humustyp ist hier ein Rohhumus mit machtigen Auflagen unzersetzter Nadelstreu Neben Tanne und Fichte kann die Waldkiefer als Baumart beteiligt sein Der Waldtyp ist vor allem durch ausgedehnte Moosdecken ausgezeichnet in denen Torfmoose vorkommen konnen In der sparlichen und artenarmen Krautschicht fallen vor allem Zwergstraucher wie Preiselbeere und Heidelbeere auf Andere Waldtypen mit Beteiligung der Tanne Bearbeiten Nach Nordosten hin tritt die Tanne in den Mittelgebirgen nur eingesprengt in naturlichen Fichtenwaldern auf und bildet keine eigenen Waldgesellschaften mehr Sie tritt hier nur auf extrem sauren und haufig vernassten Boden auf Vereinzelte Beimengungen der Tanne in submontanen Sauerhumus Buchenwaldern Luzulo Fagetum sind heute sehr selten geworden Im nordostlichen Hugelland gibt es naturliche Tannenbeimengungen auch in bodensauren Eichenwaldern Luzulo albidae Quercetum petraeae diese werden von tschechischen Vegetationskundlern bisweilen Abieti Quercetum genannt Die Vorkommen an der nordostlichen Verbreitungsgrenze im Flachland liegen im lindenreichen Eichen Hainbuchenwald oder Tilio Carpinetum Weisstanne im Wirtschaftswald BearbeitenWie kaum eine andere Baumart ist die Weisstanne durch die moderne Forstwirtschaft zuruckgedrangt worden und hat vor allem im Mittelgebirge die weitaus meisten naturlichen Vorkommen eingebusst Ihr langsames Jugendwachstum und ihre besondere Verjungungsstrategie sind im Altersklassenwald von wirtschaftlichen Nachteil obwohl der Wert des Holzes mit dem von Fichtenholz vergleichbar ist Beinahe alle Tannenwalder auf sauren Boden wurden in Fichtenforsten umgewandelt Im modernen Forst werden Tannen teilweise als Seltenheit geschont auch wenn ihre wirtschaftliche Bedeutung vernachlassigbar ist Im Bergmischwald ist sie eine geforderte Begleitbaumart die durch ihre Sturmfestigkeit den Bestand stabilisieren helfen kann Auch in geschonten Bestanden selbst in manchen Urwaldern beobachtet man einen langsamen Ruckgang des Tannenanteils Teilweise ist dafur das Tannensterben verantwortlich eine komplexe Erkrankung an der nach neueren Erkenntnissen neben der grossen Rolle des Luftschadstoffs Schwefeldioxid eine parasitische Pilzart der Gattung Phytophthora beteiligt ist In manchen naturnahen Bestanden verliert die Tanne moglicherweise auch gegenuber der Rotbuche an Boden auf deren Kosten sie durch fruhere Waldweide mit Rindern indirekt gefordert worden war Die Weisstanne ist extrem empfindlich gegenuber Verbiss durch Schalenwild insbesondere Rehe und wird durch die hohen Wilddichten in vielen Waldern stark zuruckgedrangt In vielen Regionen kann sie sich ausserhalb von Gattern uberhaupt nicht mehr verjungen Ein Anbau der Weisstanne ausserhalb ihres naturlichen Areals findet in Deutschland so gut wie nie statt obwohl die Baumart vereinzelt uberall angepflanzt worden ist In Weihnachtsbaumkulturen spielte sie niemals eine Rolle Hier wird seit kurzerer Zeit bevorzugt die entfernt verwandte Nordmann Tanne aus Kleinasien und dem Kaukasus verwendet Tannenwald als Orts oder Flurname BearbeitenDer Ausdruck Tannenwald taucht in Namen relativ selten meist in touristischem Zusammenhang auf Mit Tanne bzw Tannenbaum kann auch ein anderer Nadelbaum haufig die Gemeine Fichte gemeint sein die bei Personen ohne naheren Bezug zu Wald und Baumen meist nicht von der Weisstanne unterschieden wird Dies gilt allerdings nicht nur fur moderne Namen Auch bei historischen Flurnamen gab es in vielen Fallen regional nur einen Ausdruck fur Nadelbaume die dann unterschiedslos Tannen Dannen Fichten Fuchten oder Fohren heissen konnten Jeder dieser Ausdrucke kann also in historischen Namen unter Umstanden eine andere Baumart bezeichnen als dies in der modernen systematisierten Namensgebung ublich geworden ist Die Dannen in Dannenberg oder Dannenwalde waren vermutlich Kiefern Als Tannenwald wird u a ein Laub Waldgebiet bei Leipzig bezeichnet siehe Tannenwald Leipzig Literatur BearbeitenHamberger Joachim Beitrage zur Tanne LWF Wissen Band 45 Bayerische Landesanstalt fur Wald und Forstwirtschaft Freising 2004 Jorg Ewald Okologie der Weisstanne Abies alba Mill im bayerischen Alpenraum In Forum geobotanicum 1 2004 S 9 18 H Walentowski M Fischer R Seitz Fir dominated forests in Bavaria Germany In Waldokologie online 2 2005 S 68 89 afsv de Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Tannenwald Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Aljos Farjon Pinaceae drawings and descriptions of the genera Abies Cedrus Pseudolarix Keteleeria Nothotsuga Tsuga Cathaya Pseudotsuga Larix and Picea Koeltz Scientific Books Konigstein 1990 ISBN 3 87429 298 3 S 15 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tannenwald amp oldid 202592062