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37 0548 68 2818 Koordinaten 37 3 17 3 N 68 16 54 5 O Buste eines Mannes gefunden in Tacht i SanginTacht i Sangin englisch Takht i Sangin tadschikisch Tahti sangin Tachti sangin persisch تخت سنگین DMG Taḫt i Sangin Felsenthron ist eine archaologische Fundstatte im Suden Tadschikistans Sie umfasst eine Befestigungsanlage und einen grossen Tempel der als Oxus Tempel bekannt ist Die Anlage wurde im 3 Jahrhundert v Chr angelegt und weist architektonische kulturelle und religiose Charakteristika des persischen Achamenidenreichs und des Griechisch Baktrischen Konigreichs auf Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Beschreibung 4 Archaologische Untersuchung 5 Galerie 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLage BearbeitenDie Fundstatte befindet sich nahe dem Zusammenfluss der Flusse Pandsch und Wachsch zum Amudarja einem der grossen Strome Zentralasiens der in der Antike Oxus genannt wurde Der Pandsch und im weiteren Verlauf der Amudarja bilden in diesem Gebiet die Grenze zwischen Tadschikistan und dem sudlichen Nachbarstaat Afghanistan sodass Tacht i Sangin heute unmittelbar an der Grenze zwischen beiden Staaten liegt Das Gelande fallt von den Gipfeln der westlichen Auslaufer des Pamirs steil in das Tal des Flusses ab wobei Tacht i Sangin auf einer Felsenplattform oberhalb des Flusses erbaut wurde Diese Lage erklart den Namen der Fundstatte der sich mit Felsenplattform oder Felsenthron ubersetzen lasst Die Umgebung der Fundstatte ist dunn besiedelt grossere Stadte sind das afghanische Kundus circa 60 Kilometer sudostlich von Tacht i Sangin gelegen und die tadschikische Provinzhauptstadt Qurghonteppa circa 100 Kilometer nordlich der Fundstatte Geschichte BearbeitenDie historischen Hintergrunde von Tacht i Sangin sind noch nicht abschliessend geklart und Gegenstand aktueller Forschung Die Entstehung des Oxus Tempels wird heute in das 3 Jahrhundert v Chr datiert und damit in die Zeit nach den Feldzugen Alexanders des Grossen die ihn bis auf das Gebiet des heutigen Tadschikistans gefuhrt hatten Nach dem Tod Alexanders war die Region Teil des Seleukidenreichs und ab 256 v Chr zentraler Bestandteil des griechisch baktrischen Konigreichs das durch Abspaltung vom Seleukidenreich unter Diodotos I gegrundet wurde Trotz dieser Datierung finden sich auch zahlreiche Fundstucke aus der Zeit des Achamenidenreichs das mit der Niederlage gegen Alexander den Grossen unterging Diese Stucke stammen demnach nicht aus Tacht i Sangin sondern wurden bereits vor der griechischen Invasion hergestellt Moglicherweise wurden die Stucke aus einer nahegelegenen Tempelanlage aus achamenidischer Zeit nach Tacht i Sangin uberfuhrt Neben den achamenidischen und hellenistischen Fundstucken belegen insbesondere Munzfunde auch den Einfluss des Reiches Kuschana das von Nordindien aus ab dem zweiten Jahrhundert v Chr die Kontrolle uber einige Gebiete im Suden des griechisch baktrischen Konigreichs gewinnen konnte Der Tempel bestand demnach zeitweise auch unter der Herrschaft der Kuschana fort ehe er in Folge der kulturellen und religiosen Veranderungen in der Region nach dem Untergang des griechisch baktrischen Konigreichs in Vergessenheit geriet 1 Seit dem 9 November 1999 ist die Fundstatte Tacht i Sangin auf der Vorschlagsliste Tadschikistans fur die Aufnahme in das UNESCO Welterbe aufgefuhrt 2 Beschreibung Bearbeiten nbsp Altar aus Kalkstein mit eingeritzter Widmung in Altgriechisch heute im Tadschikischen Nationalmuseum in DuschanbeDas Zentrum der Anlage bildet eine Zitadelle in der sich auch der Oxus Tempel befand Die umliegende Siedlung erstreckte sich in einem Umkreis von circa einem Kilometer rund um die Zitadelle Die Besiedlungsspuren deuten auf ein rechtwinkliges Wegenetz in der Stadt hin von Gebauden ausserhalb der Zitadelle sind hauptsachlich Uberreste von Fundamenten und Saulen erhalten Die bis zu drei Meter dicken Mauern der Zitadelle umschliessen eine Flache mit den Massen 235 mal 167 Meter Das zentrale Gebaude der Zitadelle war der Oxus Tempel der auf einer quadratischen Grundflache mit einer Seitenlange von 51 Metern erbaut war Die Tempelanlage war symmetrisch angelegt mit dem Haupteingang im Osten der als Portikus mit zwei Saulenreihen aus jeweils vier Saulen gestaltet war Der Eingang zur Tempelanlage fuhrte in einen Innenhof an dessen westlichem Ende sich das spirituelle Zentrum der Anlage befand Dieses erstreckte sich auf einer quadratischen Flache von 32 Metern Seitenlange und bestand aus einem zentralen Altarraum flankiert von vier kleineren Saulenhallen In der architektonischen Tradition des Zoroastrismus befand sich in den Saulenhallen der Ateschgah dt Hort des Feuers wo eine ewige Flamme brannte Die Fundstatte Tacht i Sangin weist architektonische Merkmale verschiedener Kulturen und Epochen auf Die zahlreichen Saulen der Anlage waren im Stile der Ionischen Ordnung gestaltet wahrend die verbauten Ziegel und die Bauweise der Mauer deutliche Merkmale achamenidischer Architektur aufweisen Die Gestaltung der Tempelanlage deutet auf einen Synkretismus hellenistischer und zoroastrischer Glaubensvorstellungen hin was bereits eine altgriechische Inschrift auf einem Altar aus Kalkstein im Oxus Tempel nahelegt Atrosokes widmet sein Gelubde dem OxusDer Name Atrosokes ist zoroastrischen Ursprungs wahrend die Widmung fur den Oxus den antiken Namen des Amudarjas auf einen sowohl in der griechischen Mythologie als auch im Zoroastrismus verbreiteten Wasser und Flusskult hindeutet Weitere Spuren des hellenistischen Einflusses sind Darstellungen von Nymphen und anderen Wesen der griechischen Mythologie die sich auf zahlreichen Fundstucken aus Tacht i Sangin fanden 1 Archaologische Untersuchung BearbeitenDie Forschungsgeschichte rund um Tacht i Sangin begann massgeblich mit den Ausgrabungen der sowjetischen Archaologen Boris Litwinski und Igor Pitschikjan von 1976 bis 1991 Die beiden Archaologen erstellten basierend auf langjahrigen Ausgrabungen einen Lageplan der Anlage und legten die Uberreste der Zitadelle und des Oxus Tempels frei Insgesamt wurden bei Ausgrabungen auf dem Gelande von Tacht i Sangin mehr als 5000 einzelne Objekte gefunden von denen heute zahlreiche im Tadschikischen Nationalmuseum ausgestellt sind Darunter sind Munzen aus verschiedenen Epochen sowie zahlreiche Waffen und Kunstwerke insbesondere aus Elfenbein Die Kunstgegenstande waren mehrheitlich Statuen Busten und Reliefe im griechischen Stil wahrend die gefundenen Waffen mehrheitlich achamenidischer Herkunft sind Aus dem 3 2 Jahrhundert v Chr stammen 44 Bruchstucke von griechischen Auloi paarweise gespielte Rohrblattinstrumente Die Auloi bestehen aus gut erhaltenen sorgfaltig bearbeiteten Rohrenknochen mit Grifflochern von denen mehrere mit Bronzeringen zu einem Blasinstrument zusammengesteckt wurden Die verschiebbaren Verbindungsstellen erlaubten es die Tonhohe zu justieren Diese Technik um das Instrument auf unterschiedliche Tonarten einzustellen war bislang nur aus der spateren Romischen Kaiserzeit bekannt Mit Bronzeteilen konnten uberdies die unteren Tonlocher zur Veranderung des Grundtons geschlossen werden 3 Die Forschungsgeschichte rund um Tacht i Sangin ist eng verbunden mit der Frage nach der Herkunft des Oxus Schatzes Es wird dabei davon ausgegangen dass der Schatz aus der Umgebung von Tacht i Sangin stammt als wahrscheinlicher Fundort gilt Tacht i Kuwad eine weitere Fundstatte wenige Kilometer entfernt von Tacht i Sangin Auch ein Zusammenhang zwischen der Tempelanlage und Alexander dem Grossen wurde oftmals hergestellt inzwischen wird der Bau der Tempelanlage aber in die post alexandrinische Periode datiert Insgesamt ist Tacht i Sangin eine der bedeutendsten Fundstatten fur die Erforschung der graeco baktrischen Kultur 4 5 Galerie BearbeitenWeitere Fundstucke aus Tacht i Sangin ausgestellt im Tadschikischen Nationalmuseum nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Tacht i Sangin Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien The Site of Ancient Town of Takhti Sangin auf der Website des Welterbezentrums der UNESCO zu Tentativlisten englisch Einzelnachweise Bearbeiten a b Boris Litvinskiy Igor Pitschikjan The Hellenistic Architecture and Art of the Temple of the Oxus In Bulletin of the Asia Institute Band 8 1994 The Site of Ancient Town of Takhti Sangin In UNESCO World Heritage Centre Abgerufen am 16 November 2020 englisch Stefan Hagel Gunvor Lindstrom Olga Sutkowska Tacht i Sangin Tadschikistan Griechische Musikinstrumente auloi aus dem Oxos Tempel Die Arbeiten des Jahres 2022 In e Forschungsberichte des Deutschen Archaologischen Instituts Nr 1 2023 S 97 106 Karl Jettmar Review Oxos Schatz und Oxos Tempel Achamenidische Kunst in Mittelasien In Central Asiatic Journal Nr 38 Harrassowitz Verlag 1994 Sonja Bill Dagmar Schreiber Tadschikistan mit Duschanbe Pamir und Fan Gebirge 3 aktualisierte und erweiterte Auflage Trescher Verlag Berlin ISBN 978 3 89794 434 3 S 381 383 Normdaten Geografikum GND 4297568 2 lobid OGND AKS VIAF 246224033 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tacht i Sangin amp oldid 238338656