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Die Tabakmottenschildlaus auch Baumwollmottenschildlaus Batatenmottenschildlaus oder wie andere Arten der Familie einfach Weisse Fliege genannt 1 ist eine Art oder ein Komplex mehrerer kryptischer Arten aus der Familie der Mottenschildlause Die heute fast weltweit verschleppte Art ist ein bedeutsamer Schadling in der Landwirtschaft TabakmottenschildlausTabakmottenschildlaus Bemisia tabaci SystematikOrdnung Schnabelkerfe Hemiptera Unterordnung Pflanzenlause Sternorrhyncha Uberfamilie Mottenschildlause Aleyrodoidea Familie AleyrodidaeGattung BemisiaArt TabakmottenschildlausWissenschaftlicher NameBemisia tabaci Gennadius 1889 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 1 1 Imagines 1 2 Ei 1 3 Nymphen 2 Taxonomie 3 Okonomische Bedeutung 4 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenAdulte geschlechtsreife Mottenschildlause oder Imagines sind morphologisch untereinander ausserst ahnlich und meist nicht bis zur Art bestimmbar Die Bestimmung beruht uberwiegend auf Merkmalen der Jungtiere Nymphen genannt insbesondere des letzten Stadiums Hier existieren zusatzlich mehrere genetisch und biologisch nicht aber morphologisch unterscheidbare Sippen die einige Autoren teilweise als eigene Arten auffassen Die Tabakmottenschildlaus weist stark aggregierte Populationen auf Auch innerhalb einer Pflanze kommt es zu starken Aggregationen Imagines Bearbeiten Adulte Bemisia tabaci erreichen eine Korperlange von etwa 1 bis 1 3 Millimeter Sie sind gelblich gefarbt mit glasklaren hyalinen Flugeln die durch einen Uberzug aus Wachsausscheidungen im Leben weisslich wirken und roten Komplexaugen 2 Die Komplexaugen sind bei der Art in zwei fast getrennte Abschnitte aufgeteilt die nur durch ein einzelnes Ommatidium miteinander verbunden sind Oberhalb der Komplexaugen sitzt jeweils ein Punktauge Ocellus Die Antennen sind siebengliedrig mit zwei massiven Grundgliedern Scapus und Pedicellus genannt und einer dunnen funfgliedrigen Fuhlergeissel Wie typisch fur Pflanzenlause besitzen sie stechend saugende Mundwerkzeuge mit denen Pflanzengewebe angestochen wird Mandibeln und Maxillen sind zu Stechborsten umgebildet die unabhangig voneinander vorgeschoben werden konnen Beide Maxillen sind miteinander verfalzt und schliessen einen Nahrungs und einen Speichelkanal ein Sie werden beiderseits von den Mandibeln eingefasst deren Spitzenabschnitt gezahnt ist In Ruhestellung sind die Stechborsten in das als Scheide wirkende Labium eingeschlossen Die Stechborsten sind etwa 217 mm lang Am Rumpfabschnitt sitzen die beiden Flugelpaare Die Vorderflugel sind weitaus grosser als die Hinterflugel In beiden ist die Flugeladerung aufgrund der Miniaturisierung stark reduziert in den Hinterflugeln zu einer einzigen Ader im Vorderflugel zu einer verstarkten Ader am Vorderrand als verschmolzene Costa und Subcosta interpretiert und einer weiteren Langsader Radius Die Beine sind stabformig und entsprechen weitgehend dem Grundbauplan Die Tarsen sind zweigliedrig sie besitzen an der Spitze einen Pratarsus mit zwei Klauen und einem Haftpolster Arolium zum Festhalten an glatten Oberflachen Beim Laufen beruhren nur die Pratarsen das Substrat die Tarsenglieder werden nicht aufgesetzt Der Hinterleib besteht aus neun deutlichen und einem sehr kurzen weitgehend reduzierten zehnten Segment das dorsal des neunten ansitzt Die Weibchen besitzen einen Ovipositor mit dem typischen Bau orthopteroid mit drei Gonapophysen In Ruhestellung zeigt er am Hinterleibsende nach oben Bei der Eiablage wird er abgespreizt und unter Sagebewegung der Gonapophysen ein Ei mit dessen Stielchen im Pflanzengewebe versenkt Bei den Mannchen sitzen ventral am neunten Segment die Paarungsorgane aus einem Penis oder Aedeagus mit zwei zangenartigen Parameren mit denen das Weibchen bei der Kopula am Ovipositor festgehalten wird Auf der Unterseite Ventralseite des Hinterleibs sitzen die Wachsplatten Drusenorgane die Wachs produzieren welches mit Hilfe der Schienen der Hinterbeine uber den ganzen Korper verteilt wird Wie alle Arten der Aleyrodinae haben bei der Art Weibchen zwei Paare und Mannchen vier Paare von Wachsplatten 3 Ei Bearbeiten Tabakmottenschildlaus Eier sind gestielt Bei der Eiablage versenkt das Weibchen den Stielabschnitt mit ihrem Ovipositor im Pflanzengewebe bei der Art in eine Zelle der Epidermis und verankert es so zudem wird es mit einem leimartigen Sekret festgeklebt Die Spitze des Stiels tragt Poren mittels derer Wasser von der Pflanze aufgenommen wird ohne diese Wasseraufnahme vertrocknet das Ei Jedes Ei besitzt einen Einschluss Bakteriom genannt in dem das Weibchen dem Ei symbiontische Bakterien mitgibt die fur die Ernahrung essentiell sind Im reifen Ei ist das Bakteriom als gelber Korper oberhalb der Stielbasis erkennbar Beim Schlupf der Nymphen reisst das Chorion an einem praformierten Langsspalt auf 3 Nymphen Bearbeiten Bemisia tabaci durchlauft nach dem Schlupf aus dem Ei vier Nymphenstadien bis zum imaginalen Insekt Das erste Nymphenstadium ist anfangs beweglich crawler alle spateren sind vollig unbewegliche ovale scheibenformige Organismen ohne sichtbare Korperanhange Das vierte Nymphenstadium geht zum Ende hin uber in ein reines Ruhestadium dass oft wie bei den holometabolen Insekten Puppe oder auch Puparium genannt wird obwohl es dieser nicht homolog ist Die Artbestimmung der Mottenschildlause beruht fast ausschliesslich auf diesem Puppenstadium Die crawler des ersten Stadium besitzen normal ausgebildete viersegmentige Beine Damit laufen sie uber die Blattoberflache bis sie eine gunstige Stelle gefunden hat Hier verankert die Nymphe ihre Stechborsten in der Pflanze und bleibt von da an unbeweglich Das crawler Stadium dauert meist drei bis funf Stunden selten langer bis zu wenigen Tagen Nymphen besitzen einen eingeschrankten Sehsinn durch Augenflecken ohne Linsen oder andere Strukturen diese sind beim Puppenstadium als rote Flecken auffallig und dienen zu dessen Unterscheidung Die festsitzenden Nymphenstadien erscheinen auf den ersten Blick wie eine ovale vollig ungegliedert dem Blatt aufsitzende Platte mit einigen Borsten Die Stechborsten auf der Unterseite sind von oben unsichtbar Auf der Unterseite bleiben auch Beinrudimente erhalten einfache fleischige Auswuchse mit einer Haltescheibe am Ende diese sind bedeutsam um das Insekt bei der Hautung festzuhalten Wahrend crawler recht lange dreigliedrige Antennen besitzen sind diejenigen der spateren Stadien ausserst kurz und eingliedrig 3 Wichtig fur die Artbestimmung ist die Gestalt des Hinterendes Hier sitzt der Anus auf der Oberseite in einer grubenformigen Einsenkung vasiform orifice teilweise verschlossen mit einem Deckel Operculum Dahinter und teilweise uberdeckt sitzt eine zungenformige Struktur Lingula sie dient dazu Honigtau fortzuschleudern damit sich das Insekt damit nicht selbst verklebt Bei der Gattung Bemisia ist das vasiform orifice dreieckig nicht rundlich mit einem Operculum dass die Lingula nur zur Halfte verdeckt diese ist blassbraunlich gefarbt und tragt an der Spitze zwei Borsten Das letzte siebte Segment des Pupariums ist in der Mitte verkurzt die queren Hautungsnahte sind gerade erreichen aber nicht den Rand Von der zweiten europaischen Art Bemisia afer ist das Puparium von Bemisia tabaci unterscheidbar durch die Lange der caudalen Borsten und die Lage des vasiform orifice nahe dem Hinterrand um weniger als seine eigene Lange davon getrennt Bemisia afer lebt in Sud und Westeuropa und kommt nicht in Deutschland vor 4 Taxonomie BearbeitenEtwa von Mitte der 1980er Jahre an stellte sich nach und nach heraus dass es innerhalb der bis dahin als einheitliche Art angesprochenen Tabakmottenschildlaus unterscheidbare Gruppen gibt teilweise als Biotypen Okotypen oder als Stamme strains bezeichnet die zum Teil unterschiedliche Wirtspraferenz zeigen und unterschiedlich weit verbreitet sind Anlass war vor allem dass die Art in den USA wo sie lange als minder wichtiger Schadling bekannt war auf einmal ernste Schaden verursachte und sich herausstellte dass die Verursacher nicht identisch mit den alteren Populationen waren sondern offenbar auf neu eingeschleppte Tiere zuruckgingen Uber den Wert sehr geringfugiger morphologischer Unterschiede die einige Bearbeiter zu erkennen glaubten gab es sehr unterschiedliche Auffassungen Die Gruppen sind genetisch gegeneinander abgrenzbar Eine der Formen Biotyp B wurde von einigen Autoren als eigenstandige Art Bemisia argentifolii Bellows amp Perring 1994 beschrieben nachdem sich bei Untersuchungen in den USA ein abweichendes Wirtsspektrum ergeben hatte Einige Autoren gingen aber von bis zu 24 5 andere sogar von 34 6 bis zu mehr als 39 7 bisher nicht unterschiedenen kryptischen Arten aus Die ursprunglich von Gennadius aus Griechenland beschriebenen Tiere gehoren zu einer genetischen Linie die als Biotyp B oder Q Mediterranean MED oder Middle East Asia Minor 1 MEAM1 bezeichnet worden sind 6 dies ist gleichzeitig auch die Linie mit der grossten okonomischen Bedeutung Damit ist die einzige bisher benannte und formal neubeschriebene Art aus dem Artkomplex synonym zur typischen Art Bemisia argentifolii wird dem gemass heute meist als Synonym von Bemisia tabaci aufgefasst 8 Einige aber nicht alle der Stamme erwiesen sich in Kreuzungsexperimenten als reproduktiv gegeneinander isoliert was ein Argument fur die Anerkennung separater Arten ware Ob und ggf welche dieser Formen als Arten anerkannt werden sollten ist aber bis heute unklar und umstritten Okonomische Bedeutung BearbeitenDie Tabakmottenschildlaus gehort zu den okonomisch bedeutsamsten landwirtschaftlichen Schadlingen weltweit Neben den direkten Saugschaden und der Verschmutzung durch Honigtau und darauf wachsende Russpilze die die Produkte unansehnlich machen ist die Mottenschildlaus Vektor fur Pflanzenviren zehn Prozent aller pathogenen Pflanzenviren an Kulturpflanzen werden nachweisbar durch sie ubertragen 6 wobei insbesondere Maniok und Susskartoffel mit besonderer Bedeutung fur arme Kleinbauern in tropischen Klimaten stark betroffen sind Drei Viruserkrankungen lettuce infections yellows virus tomato yellow leaf curl geminivirus und squash leaf curl geminivirus sind in Gewachshausern weltweit bedeutsam 9 In Mitteleuropa tritt die Tabakmottenschildlaus nicht regelmassig im Freiland auf ist aber einer der bedeutsamsten Schadlinge in Gewachshaus Kulturen Die Art ist hier erst seit den 1980er Jahren problematisch Sie kann insbesondere unter hohen Temperaturen viel hohere Schaden auslosen als die hier schon langer bekannte Gewachshausmottenschildlaus Trialeurodes vaporariorum Die Art tritt im Gewachshaus an Tomaten Paprika Gurken und einer Vielzahl von Zierpflanzen auf bedeutsam etwa am Weihnachtsstern Hibiskus Arten Begonien Pelargonien Geranien und vielen anderen 9 Okonomisch besonders bedeutsam sind die Schaden an Zierpflanzen wie dem Weihnachtsstern da hier schon relativ geringer Befall die Pflanzen verunstaltet und damit okonomisch entwertet Die Bekampfung der Mottenschildlaus mittels Insektiziden ist schwierig da die immobilen Nymphenstadien gut geschutzt und von den Mitteln kaum erreichbar sind zudem haben sie gegen viele Praparate Resistenzen entwickelt Resistente Populationen wurden unter anderem gegen Dimethoat und viele andere Organophosphate Monocrotophos Endosulfan das Pyrethroid Deltamethrin und damit gegen Insektizide einer Vielzahl von Wirkstoffklassen auf 9 Zur Bekampfung von Weissen Fliegen werden im Handel Kartchen mit Puppen der Erzwespenart Encarsia formosa Hymenoptera Aphelinidae angeboten die auch per Post verschickt werden und im Gewachshaus eingesetzt werden Encarsia formosa ist ein auf Nymphen von Mottenschildlausen spezialisierter Parasitoid der sich zudem auch als Imago rauberisch von diesen ernahrt Die Art vermehrt sich parthenogenetisch Der Einsatz zur biologischen Schadlingsbekampfung in Gewachshausern mit der Art begann in England bereits in den 1930er Jahren 10 Allerdings ist der Erfolg bei der Tabakmottenschildlaus weniger gut als bei der Gewachshausmottenschildlaus 11 Einzelnachweise Bearbeiten Peter Baufeld Datenblatt Bemisia tabaci Baumwollmottenschildlaus Tabakmottenschildlaus Batatenmottenschildlaus Weisse Fliege Julius Kuhn Institut Institut fur nationale und internationale Angelegenheiten der Pflanzengesundheit 3 Seiten PDF John Capinera Handbook of Vegetable Pests Academic Press 2nd edition 2010 ISBN 978 0 12 814488 6 S 262 266 a b c Gregory P Walker Thomas M Perring Thomas P Freeman Life History Functional Anatomy Feeding and Mating Behavior Chapter 4 in Philip A Stansly Steven E Naranjo editors Bemisia Bionomics and Management of a Global Pest doi 10 1007 978 90 481 2460 2 4 Springer Science Business Media B V Dordrecht 2010 ISBN 978 90 481 2460 2 J H Martin D Mifsud C Rapisarda 2000 The whiteflies Hemiptera Aleyrodidae of Europe and the Mediterranean Basin Bulletin of Entomological Research 90 407 448 Raymond Gill 2012 A preliminary report on the World species of Bemisia Quaintance and Baker and its congeners Hemiptera Aleyrodidae with a comparative analysis of morphological variation and its role in the recognition of species Insecta Mundi 726 99 Seiten a b c Wee Tek Tay Gregory A Evans Laura M Boykin Paul J De Barro 2012 Will the Real Bemisia tabaci Please Stand Up PLoS One 7 11 e50550 doi 10 1371 journal pone 0050550 Sona Vyskocilova Wee Tek Tay Sharon van Brunschot Susan Seal John Colvin 2018 An integrative approach to discovering cryptic species within the Bemisia tabaci whitefly species complex Scientific Reports 2018 8 10886 doi 10 1038 s41598 018 29305 w Jon H Martin amp Laurence A Mound 2007 An annotated check list of the world s whiteflies Insecta Hemiptera Aleyrodidae Zootaxa 1492 1 84 doi 10 11646 zootaxa 1492 1 1 a b c P Baufeld amp J G Unger 1994 Neue Aspekte zur Bedeutung und Bewertung von Bemisia tabaci Gennadius Nachrichtenblatt des Deutschen Pflanzenschutzdienstes 46 11 252 257 M S Hoddle R G Van Driesche J P Sanderson 1998 Biology and use of the whitefly parasitoide Encarsia formosa Annual Review of Entomology 43 645 669 Biologische Bekampfung von Weissen Fliegen von Marion Ruisinger Landwirtschaftskammer Nordrhein Westfalen 1 Mai 2019 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tabakmottenschildlaus amp oldid 235519301