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TIPS auch TIPSS ist die Abkurzung fur einen transjugularen intrahepatischen portosystemischen Stent Shunt und bezeichnet eine angiografisch geschaffene Verbindung zwischen der Pfortader und der Lebervene durch die Leber hindurch portosystemischer Shunt Mit dem TIPS soll erreicht werden dass ein gewisser Teil des Blutflusses von der Pfortader nicht in die Leber sondern direkt in den grossen Blutkreislauf fliesst Eingesetzt wird ein TIPS in der Behandlung eines Pfortaderhochdrucks Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Indikationen 3 Kontraindikationen 4 Geschichte 5 Technik 6 Komplikationen 7 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenPfortaderhochdruck portale Hypertension beschreibt die Druckerhohung im Stromgebiet der Vena portae Dies kann zu varikosen Umgehungskreislaufen Osophagusvarizen Fundusvarizen hypertensive Gastropathie Caput medusae mit Blutungsgefahr fuhren ebenso zur Splenomegalie und Aszites Meistens ist der Pfortaderhochdruck die Folge einer Leberzirrhose Durch den TIPS der eine in der Leber intrahepatisch gelegene Kurzschlussverbindung Shunt zwischen Pfortader und Lebervene darstellt wird ein gewisser Teil des Blutflusses an der Leber vorbei durch die Lebervene in die Vena cava inferior und somit direkt in den grossen Blutkreislauf abgeleitet Die Hohe des Anteils des Blutflusses der an der Leber vorbei geleitet werden soll kann durch den Durchmesser des TIPS variiert werden Dadurch kann die Leber aber auch weniger ihrer Entgiftungsfunktion nachkommen da das Blut zum Teil ohne Passage durch die Leber abfliesst Der TIPS welcher im Wesentlichen aus Metall besteht zum Teil ist er auch noch mit Kunststoff beschichtet ist ungefahr 4 5 cm lang und hat einen Durchmesser von etwa 6 10 mm Indikationen BearbeitenMittelgradiger bis schwerer Aszites Wenn Aszites konservativ das heisst mittels forcierter Diurese oder Aszitespunktionen nicht ausreichend behandelt werden kann besteht ein erwiesener Nutzen eines TIPS 1 Akute Varizenblutung Notfall TIPS Wenn durch endoskopische und medikamentose Massnahmen z B Terlipressin Somatostatin keine Blutstillung erreicht werden kann Wird ein TIPS notfallmassig bei einer nicht kontrollierbaren Blutung angelegt besteht jedoch eine hohe Letalitat Sekundarprophylaxe von Varizenblutungen nach Erstblutung Neben der medikamentosen und endoskopischen Therapie ist die TIPS Implantation eine wirksame Therapie von Varizen wenn diese bereits zu einer starkeren Varizenblutung gefuhrt hatten 2 Wenn es bereits einmal zu einer Varizenblutung gekommen war besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit einer erneuten Blutung Hypertensive Gastropathie Bei rezidivierenden Blutungen die Bluttransfusionen notwendig machen 3 Budd Chiari Syndrom eine seltene Indikation bei der durch einen Verschluss der Lebervenen ein Leberversagen droht Die TIPS Anlage bei dieser seltenen Erkrankung fuhrt meist zu guten Ergebnissen mit Wiederherstellung der Leberperfusion und Funktion 4 Exzessive Splenomegalie Dies ist eine seltene Indikation die in Fallen in Frage kommt in denen eine Splenektomie nicht moglich oder nicht erwunscht ist Primar Prophylaxe einer Erstblutung aus Varizen Varizen werden zunachst medikamentos behandelt z B mit Propranolol Wenn dies nicht ausreicht werden endoskopische Massnahmen Sklerosierung oder Gummibandligatur durchgefuhrt Ob bei Versagen all dieser Moglichkeiten auch ein TIPS prophylaktisch eingesetzt werden sollte also wenn es noch nie zuvor zu einer Blutung gekommen war ist noch nicht abschliessend geklart Jedoch kann dies im Einzelfall erwogen werden es ist dann ein Abwagen aus den Risiken die durch eine TIPS Implantation entstehen mit den Risiken die durch die Gefahr einer Varizenblutung entstehen Kontraindikationen Bearbeitenkavernose Pfortaderthrombose Rechtsherzinsuffizienz Pulmonale Hypertonie 3 Spontane bakterielle Peritonitis Polyzystische Lebererkrankung sehr schlechte Gerinnungswerte INR gt 2 oder Thrombozytopenie lt 50 000 µl Hepatische Enzephalopathie Hepatozellulares Karzinom HCC Geschichte BearbeitenSeit den 1960er Jahren wurden zur Behandlung der portalen Hypertension auf operativem Weg portocavale mesocavale und peritoneovenose Shunts angelegt In den folgenden Jahren wurden verschiedene experimentelle Versuche unternommen um auf nicht operativen Weg einen transjugularen portosystemischen Shunt zu etablieren ohne aber die Stufe der klinischen Anwendbarkeit zu erreichen Das gelang 1982 erstmals Colapinto jedoch waren seiner Methode keine Langzeiterfolge beschieden denn die von ihm per Ballondilatation geschaffenen Shunttrakte zwischen Lebervene und Pfortader kollabierten ohne Abstutzung durch Stents Metallprothesen bald und fuhrten zu Verschlussen des Traktes Der endgultige Durchbruch gelang erst nachdem Julio Palmaz 1985 in experimentellen Grundlagenarbeiten die erstmalige Schienung des Parenchymtraktes in Hunden mit den von ihm entwickelten Stents flexible Metallgitter vorstellte Nach einer Weiterentwicklung dieser Stents fuhrten M Rossle G M Richter G Noldge und J Palmaz in der Radiologie des UKL Freiburg im Januar 1988 die erste erfolgreiche TIPSS Anlage an einem Patienten mit Leberzirrhose und portaler Hypertension durch 5 Aufgrund der geringen Belastung fur den Patienten gewinnt der TIPS als Alternative zum chirurgischen Vorgehen zunehmend an Bedeutung Gegenuber einem chirurgisch angelegten portocavalen Shunt mit einer portokavalen Anastomose bietet der TIPS den Vorteil dass eine spatere Lebertransplantation nicht erschwert oder verhindert wird 6 Technik BearbeitenAm Hals wird meist die Vena jugularis punktiert und ein Angiographiekatheter uber die Vena cava superior durch den Vorhof in die Vena cava inferior geschoben Dies geschieht unter Durchleuchtungskontrolle in einer Angiografie Mittels speziell geformter Sondierungskatheter wird eine Lebervene in der Regel die rechte Lebervene sondiert und nach Einfuhren stabiler Fuhrungskatheter Schleusen eine sehr stabile steuerbare Hohlkanule TIPS Kanule in die Lebervene eingebracht Mit dieser TIPS Kanule wird meist mittels Einsatzes eines Ultraschallgerates gesteuert durch die Unterflache der sondierten Lebervene und weiter durch das Leberparenchym auf die intrahepatische Pfortader hin gestochen punktiert Nach erfolgreicher Punktion der Pfortader wird mittels Ballondilatation eine intrahepatische Verbindung Shunt zwischen der Lebervene und einem Ast der Pfortader geschaffen Dieser Trakt wird dann mit Hilfe einer Metallendoprothese Stent offengehalten Es gibt neben ballonexpandierbaren Stents sehr gute Aufstellkraft eingeschrankte Flexibilitat selbstexpandierbare Stents gute Aufstellkraft sehr gute Flexibilitat speziell fur den TIPS entwickelte mit Kunststoff beschichtete Stents gute Aufstellkraft sehr gute Flexibilitat geringere Haufigkeit von Verschlussen 7 zum Einsatz Da die Punktion der Pfortaderwand sowie die Dilatationen schmerzhaft sind erfolgt die TIPS Anlage meist in Analgosedierung abhangig von der klinischen Situation des Patienten auch in Intubationsnarkose 8 Die TIPS Anlage stellt eine technisch aufwendige Intervention dar die daher in der Regel nur in grossen Krankenhausern oder in Universitatskliniken durchgefuhrt wird Komplikationen BearbeitenHier muss zwischen fruhen meist Angiographie assoziierten Komplikationen und Spatfolgen durch die TIPS Anlage unterschieden werden Die haufigste Komplikation bei der TIPS Anlage liegt in der Blutungsgefahr Die grosste Gefahr wahrend der TIPS Anlage liegt in einer Punktion der durch Lebergewebe nicht gedeckten extrahepatischen Pfortader was bei einem Nichterkennen dieser Komplikation akute Lebensgefahr fur den Patienten bedeutet Durch die Umverteilung des Blutflusses ein Teil des Pfortaderflusses fliesst nun quasi ungefiltert nicht mehr in das Leberparenchym sondern durch den TIPS Trakt am Leberparenchym vorbei in den Vorhof begunstigt eine TIPS Anlage die Entwicklung einer hepatischen Enzephalopathie Die Enzephalopathierate nach TIPS Anlage liegt bei 15 40 9 10 Bei der Verwendung ballonexpandierbarer Stents ist es jedoch moglich diese mittels entsprechender Ballondilatationskatheter in ihrem Durchmesser stufenweise zu erweitern und so den portosystemischen Druckgradienten also den Druckunterschied zwischen der Pfortader und dem Vorhof schrittweise an jeden Patienten anzupassen So erfordert die Behandlung des Therapie refraktaren Aszites einen niedrigeren Zieldruck als ein TIPS aufgrund einer stattgehabten Osophagusvarizenblutung Ein TIPS kann durch die Verwendung korperfremden Materials Metall Kunststoff eine Reaktion der Gefasswand auslosen auch mit moglicher Ausbildung einer Neogefasswand auf den Metallstreben sog Neointimabildung Je nach Ausbildung dieser Schicht innerhalb des Lumen des TIPS Traktes kann es zu einer Shuntstenose oder dysfunktion in bis zu 50 der Falle kommen Daher mussen Patienten mit einem TIPS engmaschig nachkontrolliert werden Hier kommt neben dem Einsatz des Duplexultraschalls Vorteil keine Invasivitat Nachteil suboptimale Ergebnisse nach der Einlage eines kunststoffbeschichteten Stentgrafts auch eine erneute Angiographie zum Einsatz In den einzelnen Zentren werden unterschiedliche Zeitintervalle fur die Kontrollen verwendet jedoch ist von einer Reinterventionsnotwendigkeit z B erneute Ballondilatation oder Verlangerung des TIPS Traktes mittels eines weiteren Stents von circa 50 75 im ersten postinterventionellen Jahr auszugehen 11 Einzelnachweise Bearbeiten G K Nazarian H Bjarnason C A Dietz C A Bernadas M C Foshager H Ferral D W Hunter Refractory ascites midterm results of treatment with a transjugular intrahepatic portosystemic shunt In Radiology Band 205 Nummer 1 Oktober 1997 S 173 180 ISSN 0033 8419 PMID 9314981 M Rossle K Haag A Ochs M Sellinger G Noldge J M Perarnau E Berger U Blum A Gabelmann K Hauenstein The transjugular intrahepatic portosystemic stent shunt procedure for variceal bleeding In The New England journal of medicine Band 330 Nummer 3 Januar 1994 S 165 171 ISSN 0028 4793 doi 10 1056 NEJM199401203300303 PMID 8264738 a b Peter Layer Ulrich Rosien Praktische Gastroenterologie 2 Auflage Urban und Fischer Munchen Jena 2004 ISBN 3 437 23370 X J C Garcia Pagan M Heydtmann S Raffa A Plessier S Murad F Fabris G Vizzini J G Abraldes S Olliff A Nicolini A Luca M Primignani H L Janssen D Valla E Elias J Bosch TIPS for Budd Chiari syndrome long term results and prognostics factors in 124 patients In Gastroenterology Band 135 Nummer 3 September 2008 S 808 815 ISSN 1528 0012 doi 10 1053 j gastro 2008 05 051 PMID 18621047 M Rossle G M Richter G Noldge J C Palmaz Werner Wenz W Gerok New non operative treatment for variceal haemorrhage In The Lancet Band 2 Nummer 8655 Juli 1989 S 153 ISSN 0140 6736 PMID 2567908 G Maleux J Pirenne J Vaninbroukx R Aerts F Nevens Are TIPS stent grafts a contraindication for future liver transplantation In Cardiovascular and interventional radiology Band 27 Nummer 2 2004 Mar Apr S 140 142 ISSN 0174 1551 PMID 15259808 M Cejna M Peck Radosavljevic S Thurnher M Schoder T Rand B Angermayr J Lammer ePTFE covered stent grafts for revision of obstructed transjugular intrahepatic portosystemic shunt In Cardiovascular and interventional radiology Band 25 Nummer 5 2002 Sep Oct S 365 372 ISSN 0174 1551 doi 10 1007 s00270 001 0121 8 PMID 11981612 G W Kauffmann G M Richter Transjugular intrahepatic portosystemic stent shunt TIPSS technique and indications In European radiology Band 9 Nummer 4 1999 S 685 692 ISSN 0938 7994 PMID 10354885 Review P Sauer L Theilmann W Stremmel C Benz G M Richter A Stiehl Transjugular intrahepatic portosystemic stent shunt versus sclerotherapy plus propranolol for variceal rebleeding In Gastroenterology Band 113 Nummer 5 November 1997 S 1623 1631 ISSN 0016 5085 PMID 9352865 Arztliche Praxis 1999 Ausgabe 93 Seite 10 G M Richter G Noldge M Brado J Scharf C Simon J Hansmann B Radeleff G W Kauffmann TIPSS 10 years of clinical experience In RoFo Fortschritte auf dem Gebiete der Rontgenstrahlen und der Nuklearmedizin Band 168 Nummer 4 April 1998 S 307 315 ISSN 1438 9029 doi 10 1055 s 2007 1015135 PMID 9589091 Review Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title TIPS amp oldid 226199282