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Im Rahmen der TGV Weltrekordfahrten am 5 Dezember 1989 und 18 Mai 1990 stellte ein TGV Zug ein franzosischer Hochstgeschwindigkeitszug auf der Schnellfahrstrecke LGV Atlantique mit 482 6 bzw 515 3 km h neue Geschwindigkeitsweltrekorde fur konventionelle Schienenfahrzeuge auf Vier franzosische Weltrekord Triebzuge Als dritter von oben ist ein Triebkopf des Weltrekordzuges von 1990 zu sehen Damit wurde das Blaue Band der Schiene das im Rahmen der ICE Weltrekordfahrt am 1 Mai 1988 406 9 km h vorubergehend nach Deutschland gegangen war von den franzosischen Ingenieuren zuruckerobert Die Rekorde von 1989 und 1990 wurden am 3 April 2007 im Rahmen der Rekordfahrt V150 durch einen modifizierten TGV Zug mit 574 8 km h weiter erhoht Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Hintergrund 1 2 Inoffizielle Rekordfahrten 1 3 Erste Rekordfahrt 5 Dezember 1989 1 3 1 Vorbereitungen 1 3 2 Ablauf der Rekordfahrt 1 4 Zweite Rekordfahrt 18 Mai 1990 1 4 1 Vorbereitungen 2 Fahrzeugkonfiguration 2 1 Anderungen fur die zweite Rekordfahrt 3 Strecke 4 Quelle 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenHintergrund Bearbeiten Seit dem im Rahmen der Weltrekordfahrten der SNCF am 28 29 Marz 1955 mit 331 km h aufgestellten Rekord der 1981 durch einen TGV auf 380 km h gesteigert wurde hielt Frankreich den Weltrekord fur Schienenfahrzeuge uber 28 Jahre ohne Unterbrechung Als die damalige Deutsche Bundesbahn am 1 Mai 1988 den Geschwindigkeitsrekord fur Schienenfahrzeuge auf 406 9 km h angehoben und nach Deutschland geholt hatte mangelte es der SNCF zunachst an einer geeigneten Garnitur fur Fahrten in diesem Geschwindigkeitsbereich Daraufhin wurde die TGV Sud Ost Garnitur 88 im Ausbesserungswerk Bischheim fur Fahrten mit sehr hoher Geschwindigkeit umgerustet Dabei erhielten die Triebkopfe der Garnitur 88 u a grossere Rader die Zahl der Mittelwagen wurde auf funf reduziert Die Garnitur sollte in dieser Konfiguration Geschwindigkeiten bis zu 420 km h erreichen Bei zwei Testfahrten auf der LGV Atlantique erreichte der Triebzug im Oktober und November 1988 Hochstgeschwindigkeiten von jeweils 365 km h Inoffizielle Rekordfahrten Bearbeiten Zwischen dem 5 und 9 Dezember 1988 durchbrach der Zug auf der LGV Sud Est schliesslich im Bereich von Sambourg Tonnerre neunmal die 400 km h Marke Am 12 Dezember selben Jahres stellte der Zug mit 408 4 km h den deutschen Rekord vom 1 Mai selben Jahres inoffiziell ein Der franzosische Verkehrsminister Michel Delebarre brach daraufhin das Versuchsprogramm zunachst ab und wies die Beteiligten an Stillschweigen uber die inoffizielle Rekordfahrt zu bewahren und als hochste erreichte Geschwindigkeit 405 km h anzugeben Es sollte nicht im selben Jahr in dem beim Zugungluck im Gare de Lyon 56 Menschen gestorben waren ein neuer Weltrekord auf Schienen aufgestellt werden Daruber hinaus galt auch das zu dieser Zeit gespannte Verhaltnis zu Eisenbahn Gewerkschaften als Grund fur die Verzogerungen Erste Rekordfahrt 5 Dezember 1989 Bearbeiten Vorbereitungen Bearbeiten Im Laufe des Jahres 1989 verdichteten sich die Hinweise auf Planungen fur eine neue Rekordfahrt in denen der deutsche Rekord offiziell deutlich uberboten werden sollte Im September 1989 kamen in der franzosischen Presse Geruchte uber eine geplante Rekordfahrt mit 445 km h auf die von der SNCF dementiert wurden Zwei Monate spater wurde schliesslich bekannt dass im Bahnbetriebswerk Chatillon eine TGV Atlantique Garnitur fur eine Rekordfahrt umgebaut wurde Das Projekt erhielt den Codenamen TGV 117 fur 117 Meter pro Sekunde 421 km h Die Geheimhaltung des Projektes ging so weit dass Testfahrten zur Uberprufung der Fahrzeugausrustung nur nachts erfolgten Ab 23 November 1989 wurde eine Serie von vorbereitenden Versuchsfahrten mit der TGV Garnitur 308 gefahren Am 30 November begannen mit der spateren Rekord Garnitur 325 Versuchsfahrten im hohen Geschwindigkeitsbereich Pro Tag waren dabei drei Fahrten vorgesehen wobei nach jeder Fahrt umfangreiche Messdaten ausgewertet wurden und die Hochstgeschwindigkeit immer weiter hochgetastet wurde Bei der ersten dieser Messfahrten wurde bereits die TGV Bestmarke von 380 km h aus dem Jahr 1981 erreicht Am 1 Dezember 1989 stellte der Triebzug mit 442 6 km h den deutschen Rekord vom 1 Mai 1988 nochmals inoffiziell ein Auf den beiden folgenden Fahrten wurden mit Geschwindigkeiten von 463 und 473 km h die Bestmarke weiter erhoht Eine noch hohere Geschwindigkeit wurde von dem Fahrzeug zunachst nicht erreicht nachdem am 4 Dezember bei 463 km h ein Stromkreisunterbrecher ausgelost hatte Ablauf der Rekordfahrt Bearbeiten Am 5 Dezember gegen 7 30 Uhr zog der Triebzug 308 den Rekordzug 325 aus dem Bahnbetriebswerk in Chatillon der Rekordzug war ohne Gleichstrom Stromabnehmer nicht in der Lage das kurze Stuck zwischen dem Gare Montparnasse und dem Beginn der Schnellfahrstrecke mit eigenem Antrieb zu fahren Als Startpunkt fur die Rekordfahrt war Dangeau 114 km von Paris entfernt vorgesehen Zunachst wurde dabei die Garnitur 308 mit 350 km h vorausgeschickt um die Funktionsfahigkeit von Gleis und Oberleitung zu prufen Nachdem die Garnitur am Ende der Teststrecke angekommen war ubermittelte der Vorzug dem wartenden Triebzug 325 die Abfahrtserlaubnis Der fur die Weltrekordfahrt vorgesehene Triebzug nutzte anschliessend den zu dieser Zeit bereits in Betrieb genommenen Nordabschnitt der LGV Atlantique zum Anfahren Mit einer Ausnahmegenehmigung durfte er dabei auch Weichen mit Geschwindigkeiten von uber 300 km h befahren Am Anfang des speziell praparierten Testabschnitts bei Courtalain ca Km 111 hatte der Triebzug bereits eine Geschwindigkeit von 363 km h erreicht Bei Km 149 5 wurde Tempo 450 erreicht bei Km 166 eine Geschwindigkeit von 480 km h Beim Kilometer 166 6 um 11 47 Uhr erreichte der Triebzug mit 482 6 km h die neue Bestmarke Beim Kilometer 169 erhielt der Lokfuhrer den Auftrag den Antrieb abzuschalten Der Zug setzte daraufhin seine Fahrt noch bis nach Vernou sur Brenne fort Insgesamt benotigte der Triebzug sechs Minuten bzw 22 km um eine Geschwindigkeit von 400 km h zu erreichen Mehr als 400 km h standen uber 45 Kilometer auf dem Tacho mit uber 450 km h war der Zug 22 Kilometer unterwegs Unterstutzend wirkte sich ein leichter Nordwind von 5 km h aus als widrig galt dagegen die kalte und daher dichtere Luft in einem durchfahrenen Hochdruckgebiet An Bord des Rekordzuges waren 50 Techniker und Ingenieure von SNCF und GEC Alsthom Darunter waren auch die beiden leitenden Ingenieure des TGV Atlantique und der stellvertretende Generaldirektor der SNCF der die Verantwortung fur die Rekordfahrt trug Mit der Hochstgeschwindigkeit von 482 6 km h uberbot die SNCF nicht nur den ICE Rekord von 1988 offiziell Der 410 km h Rekord den ein experimentelles Schienenfahrzeug im August 1974 in Pueblo USA erreicht hatte wurde ebenso uberboten wie der 428 km h Rekord des Luftkissenfahrzeuges Aerotrain von Marz 1974 Unmittelbar nach Abschluss der Rekordfahrt startete ein Hubschrauber mit Filmaufnahmen der Rekordfahrt nach Paris Am Abend wurde eine Pressekonferenz abgehalten auf der sich Journalisten wutend zeigten dass sie erst nach Ende der Rekordfahrt von dieser erfuhren Um die Kritik zu besanftigen wurde zwei Tage spater eine Fahrt fur Journalisten angeboten auf der 471 1 km h erreicht wurden An Bord waren dabei auch Verkehrsminister Delebarre Forschungsminister Herbert Curien und der sudkoreanische Botschafter in Frankreich Han Woo Suk Bereits wenige Tage zuvor hatte es eine Sonderfahrt fur den Sudkoreanischen Prasidenten Roh Tae Woo mit 300 km h gegeben dessen Land in dieser Zeit eine Hochgeschwindigkeitsstrecke von Seoul nach Busan einschliesslich entsprechender Hochgeschwindigkeitszuge plante Francois Lacote der massgeblich fur die Rekordfahrt mit verantwortlich war sagte dabei Geschwindigkeiten von uber 500 km h lagen im Bereich des Moglichen Zweite Rekordfahrt 18 Mai 1990 Bearbeiten Vorbereitungen Bearbeiten Nachdem die Messwerte der ersten Rekordfahrt Spielraum fur noch hohere Geschwindigkeiten erkennen liessen absolvierte die Garnitur 325 im Dezember 1989 weitere Versuchsfahrten um die Grenzen des Hochgeschwindigkeitsverkehrs zu sondieren Die Garnitur 325 wurde anschliessend wieder ins Betriebswerk Chatillon uberfuhrt wo sie im Februar 1990 weiteren technischen Veranderungen unterzogen wurde Es folgten zahlreiche Versuchsfahrten Als Datum der zweiten Rekordfahrt wurde zunachst der 8 Marz 1990 vorgesehen Dieser Termin konnte nicht gehalten werden nachdem der speziell hergestellte Transformator im hinteren Triebkopf am 5 Marz explodiert war und die Garnitur beschadigt hatte Am 9 Marz wurde die Rekordfahrt offiziell auf unbestimmte Zeit verschoben Zunachst wurde ein Standardtransformator eingebaut wahrend eine weitere Spezialanfertigung im Bau war und der Schaden untersucht wurde Am 4 Mai uberschritt die Garnitur 325 dann ihren eigenen Rekord mit 485 km h inoffiziell Am 9 Mai wurde die 500 km h Marke mit einer Hochstgeschwindigkeit von 501 6 km h erstmals inoffiziell durchbrochen Am folgenden Tag kam es zu Schwierigkeiten an den Stromabnehmern die zu einem Austausch einer Reihe von Komponenten fuhrten Daruber hinaus wurde die mechanische Spannung der Oberleitung nochmals geringfugig erhoht Am 16 Mai 1990 wurde die Hochstgeschwindigkeit auf 510 8 km h gesteigert Aufgrund der anstehenden Vorbereitungen fur die kommerzielle Inbetriebnahme die im September 1990 stattfinden sollte blieben zu diesem Zeitpunkt fur weitere Hochstgeschwindigkeitsfahrten nur noch wenige Tage Zeit Dabei wurde die Entscheidung getroffen eine letzte Schnellfahrt zu organisieren die im Rampenlicht der Offentlichkeit stattfinden sollte Am 17 Mai 1990 wurden mehr als 100 Journalisten eingeladen der Rekordfahrt beizuwohnen Sie wurden am folgenden Tag mit einem Sonderzug zu einer Brucke beim Streckenkilometer 167 5 gebracht Von dort konnte die Strecke bis etwa Kilometer 163 5 uberblickt werden Uber eine Funkverbindung und Lautsprecher konnten die Journalisten die Vorbereitungen an Bord der Garnitur 325 verfolgen Der blau silber lackierte Zug liess im Hochgeschwindigkeitsbereich Funken aus dem Stromabnehmer schlagen und wirbelte hinter sich eine Staubwolke auf Unter dem Jubel an der Strecke stehender Menschen ging man zunachst davon aus der Zug habe eine Hochstgeschwindigkeit von 517 km h erreicht diesen Wert hatte ein unbemanntes japanisches Magnetschwebefahrzeug bereits im Jahr 1979 erreicht Wenige Minuten nach dem Erreichen der Hochstgeschwindigkeit wurde der offiziell gemessene Wert von 515 3 km h bekanntgegeben Diese Geschwindigkeit war um 10 08 Uhr beim Streckenkilometer 166 8 sudlich des Bahnhofs Vendome erreicht worden 1 Der Weltrekordzug fuhr wenig spater laut pfeifend in den Bahnhof von Vendome ein Fahrzeugkonfiguration BearbeitenFur die erste Rekordfahrt wurde die TGV Atlantique Garnitur 325 ausgewahlt und auf vier Mittelwagen verkurzt Der Zug umfasste dabei einen Messwagen einen Wagen mit Bar und Konferenzbereich sowie zwei Wagen zweiter Klasse Der Rekordzug umfasste zahlreiche technische Modifikationen etliche Komponenten waren speziell fur die Rekordfahrten ausgesucht und ausgetauscht worden Die damalige Pressearbeit der SNCF bezeichnete den Triebzug stets als regularen TGV Zug Dies stimmte insofern als die Triebkopfe und Wagen spater wieder im Fahrgastbetrieb verwendet werden wurden Der Durchmesser der Rader an den Triebkopfen wurde fur die erste Rekordfahrt von 920 auf 1050 mm erhoht Das Ubersetzungsverhaltnis wurde dahingehend geandert dass bei 4000 Umdrehungen pro Minute eine Geschwindigkeit von 400 statt 300 km h erreicht werden konnte Die verwendeten Achslager waren auf einem TGV auf der LGV Sud Est uber 10 000 km eingefahren worden die Ubersetzungen waren in einem Versuchslabor der SNCF ausfuhrlich getestet worden Jedes Drehgestell erhielt Schlingerdampfer die seitlichen Dampfer wurden fur die Aufnahme hoherer Krafte eingestellt In den Luftbalgen der Sekundarfederung wurde der Luftdruck erhoht um starkere Rucke kompensieren zu konnen Die dadurch hervorgerufene Anhebung der Mittelwagen um etwa einen Zentimeter verkleinerte den Hohenunterschied zwischen den erhohten Triebkopfen und den Wagen Im elektrischen Teil wurde die Ausgangsleistung des Netztransformators angehoben die Leistung der Synchron Motoren von je 1100 auf je 1500 kW gesteigert Die Dauernennleistung der Maschine lag damit bei 12 000 kW An einem Triebkopf waren beide Stromabnehmer entfernt und durch aerodynamische Verkleidungen ersetzt worden am anderen Triebkopf blieb nur noch der 25 kV Stromabnehmer auf dem Dach Auch die Bremsen wurden uberarbeitet Die Bremsscheiben an den nicht angetriebenen Achsen wurden fur eine hohere Bremskraft eingestellt die Bremswiderstande wurden uberarbeitet um Warme effektiver ableiten zu konnen Die Garnitur 325 erhielt daruber hinaus eine Vielzahl von Uberwachungseinrichtungen insbesondere um die einwirkenden Krafte uberwachen und aufzeichnen zu konnen Messgerate zeichneten dabei unter anderem die von den Radern auf das Gleis ausgeubten Krafte und die Temperaturen an Fahrmotoren Achslagern und anderen Komponenten auf Zwischen dem hinteren Triebkopf und dem benachbarten Mittelwagen wurde ein Radar eingerichtet eine Kamera mit Videorekorder uberwachte den Stromabnehmer weitere Kameras hielten den Fuhrerstand und das Innere des Messwagens im Blick Anderungen fur die zweite Rekordfahrt Bearbeiten Fur die zweite Rekordfahrt wurde der Wagenpark auf drei Mittelwagen verkurzt um das Kraft Masse Verhaltnis weiter zu verbessern Der Durchmesser der Triebkopf Rader wurde um 40 mm auf 1 090 mm erhoht und der Luftwiderstand des Triebzuges durch verschiedene Massnahmen um weitere zehn Prozent gesenkt Strecke BearbeitenFur die Rekordfahrt wurde ein sudliches Teilstuck der LGV Atlantique ausgewahlt Es begann unweit des Abzweigs von Courtalin bei Dangeau 114 km von Paris entfernt Die Teststrecke endete in St Cyr du Gault und schloss eine lange Gefallestrecke mit ein Der minimale Kurvenradius lag am nordlichen Ende des Streckenabschnitts bei 6 000 Metern und erreichte im Hochstgeschwindigkeitsabschnitt Radien von 15 000 Metern Eine kleine Brucke uber die Navail wurde speziell verstarkt Fur die Rekordfahrten war das Gleis nachgestopft und nivelliert worden Schotterstucke am Gleisrand wurden zur Vermeidung von Schotterflug entfernt Die Kraft mit der der Fahrdraht gespannt wurde war von 20 auf 27 kN erhoht worden die elektrische Spannung von 25 auf 28 kV Anfang Dezember 1989 wurde die Fahrdrahtspannung auf 28 kN erhoht um Transversalwellen zu verhindern und damit die fur den Stromabnehmer kritische Geschwindigkeit oberhalb der Marke von 500 km h hinaus zu uberschreiten Anfang Mai 1990 wurde die Spannung des Fahrdrahtes nochmals geringfugig gesteigert Ebenso wie am Zug wurden an der Strecke zahlreiche Messinstrumente installiert So uberwachten Sensoren die Gleislage den Larmpegel und die Geschwindigkeit des Zuges Quelle BearbeitenDer endgultige Triumph In Murray Hughes Die Hochgeschwindigkeits Story alba Verlag Dusseldorf 1994 ISBN 3 87094 151 0 S 217 226Einzelnachweise Bearbeiten Franzosische Eisenbahn kommerzielle Delegation TGV Atlantique 18 seitige Broschure August 1990 S 1 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title TGV Weltrekordfahrten am 5 Dezember 1989 und 18 Mai 1990 amp oldid 230475192