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In Bamberg bestanden vom Mittelalter an nacheinander mehrere Synagogen Durch die Jahrhunderte hindurch waren und sind sie Zeichen auch fur Siedlungspunkte der judischen Gemeinde in Bamberg Inhaltsverzeichnis 1 Erste Synagoge 2 Zweite Synagoge 3 Dritte und vierte Synagoge 4 Funfte Synagoge 5 Sechste und siebte Synagoge 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseErste Synagoge BearbeitenDie Ansiedlung von Juden in Bamberg erfolgte im Kontext des wirtschaftlichen und politischen Aufschwungs in Folge der Bistumsgrundung im Jahr 1007 Moglicherweise lebten zur Zeit des ersten Kreuzzugs 1096 97 bereits Juden dauerhaft in Bamberg Der erste Siedlungsschwerpunkt judischen Lebens bildete der Judenhof der in der damaligen Zeit verkehrsgunstig am Fuss des Kaulbergs im Gebiet zwischen dem Pfahlplatzchen Lugbank Schranne und Balthasargasschen lag Im Mittelpunkt des Judenhofs lag die erste Synagoge heute Judenstrasse 1 Zwischen 1220 und den Pestprogromen 1348 49 wurde die Synagoge im Rahmen verschiedener Unruhen geplundert und zerstort sodass sie immer wieder renoviert und neugebaut werden musste 1422 wurde die Synagoge von Friedrich III von Aufsess konfisziert 1 Nach der Enteignung und Vertreibung der Juden wurde an Stelle der Synagoge eine katholische Marienkirche errichtet die erstmals 1428 belegt ist Mitte des 15 Jahrhunderts entstand der heutige Gebaudekomplex Nachdem das Gotteshaus 1803 sakularisiert worden war diente es von 1946 bis 2008 als Kirche der Baptistengemeinde Zweite Synagoge BearbeitenDie zweite Synagoge ist erstmals 1423 in der heutigen Hellerstrasse belegt 2 Sie wurde zwischen 1430 und 1478 und dann moglicherweise von 1520 bis 1660 genutzt dazwischen waren die Juden aus der Stadt vertrieben worden Nachdem sich wieder Juden in Bamberg niedergelassen hatten entstand der Bau in der Hellerstrasse in einem Hintergarten allerdings ist heute nicht gesichert wo genau das Gebaude stand Dritte und vierte Synagoge Bearbeiten nbsp Hinweisschild zur dritten und vierten Bamberger Synagoge in den TheatergassenDie dritte Synagoge entstand in der Generalsgasse Nummer 15 Die judische Gemeinde mietete dort 1565 einen Gebaudekomplex vom Freiherrn von Rotenham als Synagoge und Gemeindezentrum an 1678 gingen diese Gebaude in den Besitz der Stadt Bamberg uber von der die Gebaude offiziell gemietet werden konnte 1679 wurden die Gebaude erweitert und renoviert und 1694 konnte die judische Gemeinde alles kauflich erwerben In ihrem letzten Ausbaustand von 1679 verfugte die Synagoge uber eine Rabbinerwohnung eine Mannersynagoge und zwei Frauenabteilungen die im Erd und Obergeschoss ubereinander angeordnet waren Wahrscheinlich mussten die Glaubigen in die Mannersynagoge funf Stufen hinabsteigen Dadurch war der Raumeindruck trotz restriktiver Bauauflagen in Bezug auf die Hohe grosszugiger Der Toraschrein war in die Ostwand der Synagoge eingelassen 3 Bis 1853 wurde die Synagoge genutzt bis sie endgultig zu klein geworden war Der massive Umbau und die Erweiterung des Jahres 1853 wurde als eigenstandiger Neubau bezeichnet und somit als vierte Synagoge betitelt Ursprunglich waren fur den Umbau der Synagoge Kosten in Hohe von 4800 Gulden veranschlagt Letztlich betrugen die Kosten jedoch 8000 Gulden die durch den Verkauf von Synagogensitzplatzen und den Armenfond gesichert wurden Am 3 Oktober 1852 erfolgte die feierliche Einweihung der Synagoge unter Teilnahme von Ehrengasten aus Religion Verwaltung und Gesellschaft Bambergs Die vierte Synagoge war gegenuber der dritten nach Suden und Westen vergrossert worden In der Nordwand befanden sich in regelmassigen Abstanden Fenster und in der Ostwand war eine Toranische eingelassen Links und rechts des Eingangs fuhrten Treppen zu einer dreiseitig umlaufenden Frauenempore die Platz fur 85 Personen bot Die Banke fur die Manner waren in zwei Blocken aufgestellt und boten 108 Personen Platz Die Bima war in Richtung Osten ausgerichtet Sowohl der Einbau von Banken als auch die Ausrichtung der Bima veranschaulichen die Abkehr von der orthodoxen Liturgie und den Einfluss der judischen Reform Stilistisch war diese Synagoge eine Mischung von romanischen maurischen und gotischen Elementen 4 Durch die allgemeine Freizugigkeit fur die bayerischen Juden 1861 wuchs die judische Gemeinde in Bamberg stark an Dadurch wurde die Synagoge zu klein fur die gesamte Gemeinde Zur Jahrhundertwende konnte die Synagoge nicht einmal mehr die Halfte der Gemeinde fassen Daher mietete die Gemeinde zu Hohen Feiertagen die Zentralsale an der Promenade oder das Vereinshaus der Gesellschaft Ressource 5 Nach dem Neubau der funften Synagoge verkaufte die judische Gemeinde das Haus an ein Elektroinstallationsgeschaft Spater wurde das Haus vom St Otto Verlag als Lagerhalle fur Dampfmaschinen benutzt Das Haus steht heute nicht mehr Es wurde Opfer der Theatergassen Neubauten in den 1980er Jahren Hauptportal und Eingangstur wurden aufbewahrt und fur den Neubau der der Synagoge in der Willy Lessing Strasse verwendet Die Umrahmung des Toraschreins wurde Teil des Denkmals fur judische Gefallene des Ersten Weltkriegs im Taharahaus 6 Funfte Synagoge Bearbeiten nbsp Bamberger Synagoge 1910 nbsp Gedenktafel an der Bamberger Synagoge in der Herzog Max Strasse Synagogenplatz nbsp Gedenkstein an der Synagoge in der Herzog Max Strasse SynagogenplatzDoch bereits 1910 war dieser Bau wiederum zu klein geworden weshalb die judische Gemeinde vom Anmieten diverser Sale zu grossen Festen absah und einen weiteren Neubau plante Dazu kaufte die judische Gemeinde ein Grundstuck an der Ecke Urbanstrasse Herzog Max Strasse von der Stadt Bamberg Unter grossem Spendenaufkommen aus der auch nichtjudischen Bevolkerung wurde in der Herzog Max Strasse in den Jahren 1908 bis 1910 nach den Planen von Johannes Kronfuss die funfte Synagoge ein grosses wurdiges Gebaude gebaut Die Genehmigung fur den Neubau wurde am 31 Juli 1908 erteilt Anfang November 1908 erfolgte der erste Spatenstich 1909 war der Rohbau fertiggestellt und 1910 wurde der Bau der Synagoge vollendet Die Synagoge wurde am 11 September 1910 von Rabbiner Adolf Eckstein unter Anwesenheit von Vertretern aus Politik Religion und Gesellschaft geweiht Das Bamberger Tagblatt schrieb damals zur Eroffnung am 11 September 1910 So tuen diese von genialer Hand zur architektonischen und monumentalen Schonheit und Zierde der ganzen Stadt zusammengefugten Steine weitredend Zeugschaft ablegen Loebl Juden in Bamberg S 68 f Eine Schwierigkeit bei der Planung stellte die dreieckige Form des Grundstucks dar Die Ausrichtung der Synagoge erfolgte auf die Ostseite Diese Seite war jedoch an der kurzen Grundstucksgrenze gelegen Der Turm der Synagoge ragte 37 Meter in die Hohe und war von weitem gut sichtbar Im Synagogengebaude gab es eine kleine Wochentagssynagoge einen Trausaal eine Hausmeisterwohnung Sanitarraum und spater eingebaute Verwaltungsraume Der grosse Saal der Mannersynagoge verfugte uber Bankreihen in vier Blocken und bot insgesamt Sitzplatze fur 370 Personen An der Ostseite befand sich die Bima und der Toraschrein Wahrend der Pogrome vom 9 auf den 10 November 1938 wurde sie unter Burgermeister und Kreisleiter Lorenz Zahneisen niedergebrannt und der Vorsitzende der judischen Gemeinde Willy Lessing beim Versuch die Torarollen zu retten vom Mob todlich verletzt Die Bamberger Feuerwehr wurde an den Loscharbeiten gehindert 7 Die Synagogenruine wurde ein Jahr spater auf Kosten der judischen Bevolkerung abgebrochen Zahneisen wurde nach dem Krieg wegen Landfriedensbruch und Brandstiftung verurteilt Sechste und siebte Synagoge BearbeitenNach Kriegsende wurden zunachst Synagogen im DP Lager in der ehemaligen Ulanenkaserne in der Nurnberger Strasse und in der fruhen Gaststatte Weisse Taube am Zinkenworth eingerichtet Durch die Auswanderung der meisten Juden verringerte sich die Anzahl der Gemeindemitglieder schnell Etwa 40 judische Familien blieben in Bamberg und bildeten den Kern der spateren judischen Gemeinde Zunachst wurde ein Betsaal im Gebaude Promenade 4 eingerichtet Nach Umbau und Vergrosserung des Gebaudes zog die Gemeinde 1963 schliesslich in die Stadtvilla in der Willy Lessing Strasse 7 die 1870 vom Baumeister Georg II Hofbauer errichtet wurde In diesem Gebaude befindet sich ein Betsaal fur 40 bis 50 Personen und Veranstaltungs und Unterrichtsraume 8 Aufgrund des Zuzugs von Kontingentfluchtlingen wuchs die judische Gemeinde auf etwa 900 Gemeindemitglieder an Dadurch war der Ausbau des Gemeindezentrums erforderlich das den Bedurfnissen einer stark gewachsenen Gemeinde gerecht werden konnte Dazu wurde das Gelande der Nahseidenfabrik Kupfer Hesslein amp Co das sich im Hinterhof des bisherigen Gemeindezentrums befindet genutzt Geplant wurde das neue Gemeindezentrum vom Architekten Jurgen Rebhan Unterstutzt wurde der Bau des Gemeindezentrums unter anderem durch den Freistaat Bayern den Bezirk Oberfranken und die Stadt Bamberg Der Beginn der Baumassnahmen erfolgte am 28 April 2003 Am 9 November desselben Jahres erfolgte die Grundsteinlegung Am 1 Juni 2005 konnte die israelitische Kultusgemeinde Bamberg schliesslich ihre siebte Synagoge einweihen die den Namen Or Chajim Licht des Lebens erhielt Das fertige Gemeindezentrum umfasst eine Synagoge Mikwe Sukka Saal Lehrhaus und weitere Infrastruktur 9 Der Synagogenraum ist aufgrund des Gebaudegrundriss des Vorgangerbaus in Nord Sud Richtung und nicht wie fur Synagogen ublich in Ost West Richtung ausgerichtet Da der Toraschrein auf der Ostseite ist ist die Gemeinde beim Gottesdienst nicht auf diesen ausgerichtet Die Frauenempore ist anders als in orthodoxen Gemeinden nicht durch eine Trennwand von den Mannern getrennt Die Bima ist jedoch anders als in Reformgemeinden nicht in Richtung der Gemeinde ausgerichtet sondern auf den Toraschrein Dadurch wird das Selbstverstandnis der Israelitischen Kultusgemeinde Bamberg als konservativ gepragte Einheitsgemeinde sichtbar Die Gemeinde kann nicht eindeutig einer Stromung innerhalb des Judentums zugeordnet werden 10 Die Einrichtung der sechsten Synagoge wurde zur Nutzung als Werktagssynagoge in den neuen Gebaudekomplex ubernommen Literatur BearbeitenOrtwin Beisbart Rudolf Daniel Antje Yael Deusel Judisches Bamberg Ein Gang durch die Stadt Erich Weiss Verlag Bamberg 2013 ISBN 978 3 940821 24 9 Hans Christof Haas Synagogen in Bamberg Geschichte und Baugestalt vom Mittelalter bis zur Genwart In Regina Hanemann Hrsg Judisches in Bamberg Michael Imhof Verlag Petersberg 2013 ISBN 978 3 86568 898 9 Michael Imhof Hrsg Frommigkeit und Kunst in Franken BVB Bamberg 1994 ISBN 3 87052 409 X Herbert Loebl Juden in Bamberg Frankischer Tag Bamberg 1999 ISBN 3 928648 48 9 Stefan Pfaffenberger Wo einst die Judenschul ist gewest Archaologische und bauhistorische Befunde zum zweiten Bamberger Judenviertel In Regina Hanemann Hrsg Judisches in Bamberg Michael Imhof Verlag Petersberg 2013 ISBN 978 3 86568 898 9 Israel Schwierz Steinerne Zeugnisse judischen Lebens in Bayern Bayerische Landeszentrale fur politische Bildung Munchen 1992 ISBN 3 87052 398 0 Weblinks BearbeitenIsraelitische Kultusgemeinde Bamberg zu den Synagogen besonders Menupunkt Geschichte Einzelnachweise Bearbeiten Hans Christof Haas Synagogen in Bamberg Geschichte und Baugestalt vom Mittelalter bis zur Gegenwart In Regina Hanemann Hrsg Judisches in Bamberg Michael Imhof Verlag Petersberg 2013 ISBN 978 3 86568 898 9 S 91 Hans Christof Haas Synagogen in Bamberg Geschichte und Baugestalt vom Mittelalter bis zur Gegenwart In Regina Hanemann Hrsg Judisches in Bamberg Michael Imhof Verlag Petersberg 2013 ISBN 978 3 86568 898 9 S 91 92 Hans Christof Haas In Regina Hanemann Hrsg Michael Imhof Verlag Petersberg 2013 ISBN 978 3 86568 898 9 S 92 96 Hans Christof Haas In Regina Hanemann Hrsg Michael Imhof Verlag Petersberg 2013 ISBN 978 3 86568 898 9 S 96 99 Hans Christof Haas In Regina Hanemann Hrsg Michael Imhof Verlag Petersberg 2013 ISBN 978 3 86568 898 9 S 99 Hans Christof Haas In Regina Hanemann Hrsg Michael Imhof Verlag Petersberg 2013 ISBN 978 3 86568 898 9 S 99 Axel Polnik Die Bayreuther Feuerwehren im Dritten Reich Der Brandschutz in der Gauhauptstadt Bayreuth Books on Demand 2011 ISBN 3 8423 9563 9 S 179 Hans Christof Haas In Regina Hanemann Hrsg Michael Imhof Verlag Petersberg 2013 ISBN 978 3 86568 898 9 S 104 Hans Christof Haas In Regina Hanemann Hrsg Michael Imhof Verlag Petersberg 2013 ISBN 978 3 86568 898 9 S 104 106 Ortwin Beisbart Rudolf Daniel Antje Yael Deusel Judisches Bamberg Ein Gang durch die Stadt Erich Weiss Verlag Bamberg 2013 ISBN 978 3 940821 24 9 S 60 61 49 89 10 896388888889 Koordinaten 49 53 24 N 10 53 47 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Synagogen in Bamberg amp oldid 232540765