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Das Symphonische Praeludium in c Moll ist eine Orchesterkomposition aus dem Umfeld des osterreichischen Komponisten Anton Bruckner Die Rezeptionsgeschichte des kurz nach dem Zweiten Weltkrieg aufgefundenen Werkes ist unubersichtlich und fuhrte zur Zuschreibung einer instrumentierten Sekundarfassung an Gustav Mahler die bis heute in der Musikpraxis dominiert obwohl die Komposition mit hoher Wahrscheinlichkeit von Bruckner selbst stammt 1 Inhaltsverzeichnis 1 Auffindung und Urauffuhrung 2 Weitere Zuschreibungsgeschichte 3 Aufklarung 4 Charakterisierung 5 Einzelnachweise 6 LiteraturAuffindung und Urauffuhrung BearbeitenKurz nach dem Zweiten Weltkrieg entdeckte der Wiener Komponist Heinrich Tschuppik im Nachlass seines Onkels Rudolf Krzyzanowski 1859 1911 das 43 seitige Manuskript einer Partitur versehen mit der Aufschrift Rudolf Krzyzanowski cop 1876 auf der ersten Seite auf der letzten Seite in grossen blauen Buchstaben von Anton Bruckner Der spater als Dirigent unter anderem in Weimar tatige Krzyzanowski war Schuler Anton Bruckners und hatte gemeinsam mit Gustav Mahler eine Klavierversion von Bruckners 3 Sinfonie verfertigt Tschuppik publizierte 1948 einen Bericht zu seinem Fund in der Schweizerischen Musikzeitung 2 Tschuppik fertigte eine Reinschrift der Partitur an schrieb die Orchesterstimmen heraus und erstellte zudem ein Particell in zwei Kopien Tschuppik legte das Werk den Bruckner Kennern Max Auer und Franz Graflinger vor ebenso dem Schweizer Dirigenten und Komponisten Volkmar Andreae Diese bestatigten die Autorschaft Bruckners Andreae war uberdies bereit die Urauffuhrung des von Tschuppik mittlerweile mit Symphonisches Praludium betitelten Satzes mit den Wiener Philharmonikern zu ubernehmen Die fur den 23 Januar 1949 angesetzte Urauffuhrung kam jedoch nicht zustande denn die Orchestermitglieder waren mit der Zuschreibung an Bruckner nicht einverstanden und der mit einer Expertise betraute Musikwissenschaftler Leopold Nowak lieferte kein definitives Ergebnis Stattdessen brachten die Munchner Philharmoniker unter Fritz Rieger die Komposition am 7 September 1949 zur Urauffuhrung Tschuppik uberliess 1949 der Osterreichischen Nationalbibliothek eine Fotokopie des Manuskripts 3 das Original verblieb bei ihm 1950 verstarb Tschuppik Seine Partitur Reinschrift nebst handgeschriebenen Orchesterstimmen sowie ein Particell ruhten seit der Auffuhrung 1949 im Archiv der Munchner Philharmoniker Das Originalmanuskript Krzyzanowskis blieb bis Ende der 1980er Jahre im Besitz der Nachkommen Tschuppiks die Fotokopie behielt der 1991 verstorbene Leopold Nowak ohne jemals ein Untersuchungsergebnis zu publizieren Weitere Zuschreibungsgeschichte Bearbeiten1948 verschenkte Tschuppik eine seiner beiden Particell Kopien in mehrere Teile zerrissen nebst nachgelassenen Liedern an Gertrud Staub Schlaepfer Zurich Diese vermerkte auf dem Beginn des Particells Konnte das nicht eine Arbeit f Prufung von Gustav Mahler sein Krzyzanowski gab den Klavierauszug zur dritten Symphonie Bruckners 2 Fassung heraus mit Mahler zusammen Im September 1949 ubergab Gertrud Staub Schlaepfer das Particell mit ihrer Anmerkung der Osterreichischen Nationalbibliothek Dreissig Jahre spater stiess der amerikanische Musikwissenschaftler Paul Banks auf dieses Particell Ohne von der Urauffuhrung 1949 und der Existenz des Auffuhrungsmaterials zu wissen noch die Fotokopie der Partitur und das Original Manuskript Krzyzanowskis zu kennen musste er annehmen dies sei die einzige Quelle des Werks Banks schloss aus kompositorisch strukturellen Grunden und dem handschriftlichen Vermerk auf dem Particell folgend eine Autorschaft Bruckners aus Nach Abwagung moglicher Autorschaften aus dem Brucknerkreis dieser Zeit Hans Rott Gustav Mahler Hugo Wolf und Krzyzanowski selbst kam er zu dem Schluss es handele sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um eines der zahlreichen verlorenen Fruhwerke Mahlers aus dessen Studienzeit am Wiener Konservatorium 4 Der Berliner Komponist Albrecht Gursching wurde beauftragt eine Instrumentierung auf Basis des Particells zu erstellen In dieser sekundar rekonstruierten Gestalt gelangte das Werk als Symphonisches Praeludium von Gustav Mahler mit dem Rundfunk Sinfonieorchester Berlin unter Lawrence Foster am 15 Marz 1981 zu einer erneuten Urauffuhrung und wurde im Sikorski Verlag herausgegeben Aufklarung Bearbeiten1985 legte der deutsche Kapellmeister Wolfgang Hiltl Niedernhausen der Partitur und Stimmen im Archiv der Munchner Philharmoniker wieder aufgefunden hatte die tatsachliche Sachlage dar und verdeutlichte auch anhand stilistischer Merkmale die hohe Wahrscheinlichkeit einer Zuschreibung an Bruckner 5 Hiltl publizierte hierzu noch weitere Artikel konnte in den 1990er Jahren auch Krzyzanowskis Originalmanuskript erwerben und gab es 2002 beim Musikverlag Doblinger in Wien heraus wobei neben einer modernen Partiturfassung auch ein Faksimile von Krzyzanowskis Manuskript enthalten ist 6 2008 verstarb Wolfgang Hiltl in einem Wiesbadener Krankenhaus Sein Nachlass wurde samt dem Originalmanuskript Krzyzanowskis von der Stadtverwaltung seines letzten Wohnsitzes in Niedernhausen geraumt und entsorgt Die Musikpraxis ignorierte die Sachlage weitgehend Einspielungen und Auffuhrungen erfolgten auch nach 1985 weiterhin mit der Zuschreibung an Gustav Mahler darunter eine Aufnahme von 1992 unter Neeme Jarvi fur Chandos Records Die bei Sikorski verfugbare Auffuhrungsversion von Albrecht Gursching figuriert weiterhin Stand 2014 unter dem Komponistennamen Mahler 7 Die erste Aufnahme des bei Doblinger verlegten Originalmaterials datiert von 2013 Moores School Orchestra unter Michelle Perrin Blair 8 Charakterisierung BearbeitenDas einsatzige ouverturenartige Symphonische Praeludium umfasst 293 Takte und steht in c Moll Formal bedient es sich einer erweiterten Sonatensatzform mit drei ausgepragten Themengruppen Nach Hiltls Analyse 9 entspricht die stilistische Stellung des Werks der Schaffensphase Bruckners zwischen 1871 und 1876 in der auch die Fruhfassungen seiner 2 bis 5 Sinfonie entstanden Die Besetzung der Niederschrift Krzyzanowskis entspricht derjenigen die Bruckner in dieser Zeit anwandte mit 2 Floten 2 Oboen 2 Klarinetten 2 Fagotte 4 Hornern 2 Trompeten 3 Posaunen Basstuba Pauken und Streicher Die Instrumentierung von Albrecht Gursching verwendet daruber hinaus Piccoloflote Kontrafagott Harfe und Becken Die Auffuhrungsdauer betragt etwa 8 Minuten 10 die Ersteinspielung der Urfassung von 2013 dauert 6 33 Minuten 8 Einzelnachweise Bearbeiten Georg Tintner amp the Symphonic Prelude Heinrich Tschuppik Ein neu aufgefundenes Werk Anton Bruckners Schweizerische Musikzeitung 88 1948 S 391 Fotokopie des Manuskripts Paul Banks An Early Symphonic Prelude by Mahler In 19th Century Music 3 1979 University of California S 141 149 Wolfgang Hiltl Ein vergessenes unerkanntes Werk Anton Bruckners In Studien zur Musikwissenschaft Beihefte der Denkmaler der Tonkunst in Osterreich Vol 36 Tutzing 1985 S 53 85 Symphonisches Praeludium in C Moll Rudolf Krzyzanowski cop 1876 von Anton Bruckner Faksimile und Partitur Hrsg Wolfgang Hiltl Doblinger Wien 2002 Werkinformationen Sikorski Verlag a b Diskografie des Symphonischen Praeludiums Wolfgang Hiltl Symphonisches Praludium Ein vergessenes unerkanntes Werk Anton Bruckners In Studien zur Musikwissenschaft Beihefte der Denkmaler der Tonkunst in Osterreich Vol 36 Tutzing 1985 S 64 ff Wolfgang Hiltl Symphonisches Praludium Ein vergessenes unerkanntes Werk Anton Bruckners In Studien zur Musikwissenschaft Beihefte der Denkmaler der Tonkunst in Osterreich Vol 36 Tutzing 1985 S 78 Literatur BearbeitenWolfgang Hiltl Symphonisches Praludium Ein vergessenes unerkanntes Werk Anton Bruckners In Studien zur Musikwissenschaft Beihefte der Denkmaler der Tonkunst in Osterreich Vol 36 Tutzing 1985 S 53 85 Symphonisches Praludium composed by Anton Bruckner von Dr Benjamin Gunnar Cohrs 2006 rev 2010 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Symphonisches Praeludium Bruckner amp oldid 227165305