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Das Stammlager VI F war ein Lager fur Kriegsgefangene wahrend des Zweiten Weltkrieges in Bocholt ab Ende 1944 in Munster Inhaltsverzeichnis 1 Die Stammlager im Wehrkreis VI Munster 2 Lager der Osterreichischen Legion 3 Einrichtung als Stammlager 4 Aussenlager 5 Lagerkommandanten 6 Verwendung nach dem Zweiten Weltkrieg 7 Das Mahnmal 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseDie Stammlager im Wehrkreis VI Munster BearbeitenIm Deutschen Reich bestanden 17 Wehrkreise die mit romischen Ziffern bezeichnet waren Die Stammlager Stalags trugen die Ziffer ihres Wehrkreises und in der Reihenfolge ihrer Aufstellung einen Grossbuchstaben Im Wehrkreis VI Munster bestanden die Lager VI A Hemer VI B Neu Versen bei Meppen VI C Bathorn in der Grafschaft Bentheim VI D Dortmund Westfalenhalle VI F Bocholt VI G Bonn Duisdorf VI H Arnoldsweiler im Kreis Duren VI J Fichtenhain bei Krefeld und VI K Senne bei Paderborn Grundsatzliche Regelungen uber Aufbau Organisation und Funktion der Gefangenenlager regelte das Oberkommando der Wehrmacht in speziellen Dienstvorschriften Lager der Osterreichischen Legion BearbeitenDas Kriegsgefangenenmannschaftsstammlager VI F befand sich auf einem heute zum Stadtwald gehorenden Gelande Bocholts das ursprunglich dem Bocholter Reit und Fahrverein e V gehort hatte 1935 wurde dort durch das Hilfswerk Nord West der NSDAP ein Auffanglager fur rund 1 000 nach dem Juliputsch aus Osterreich geflohene SA Manner errichtet die sogenannte Osterreichische Legion das zwei ehemalige Legionare 1940 in einer Dokumentation als schones wenn nicht gar schonstes Lager was jemals Legionare bewohnten bezeichneten 1 Randale der osterreichischen SA Manner war in Bocholt an der Tagesordnung Durch sie wurde so z B das Kolpingdenkmal vor der St Georg Kirche in Bocholt beschadigt und die vielen Bocholt Besuche von Clemens August Kardinal von Galen aus Munster gestort Nach dem Anschluss Osterreichs 1938 an das Deutsche Reich kehrten die Lagerbewohner nach Osterreich zuruck Die NSDAP verkaufte die Lagerbauten an die Wehrmacht Nach Abschluss eines Garnisonsvertrages mit der Stadt Bocholt und Einrichtung eines Schiessstandes sollte das Lager fur die Unterbringung und Ausbildung kurzfristig dienender Rekruten genutzt werden Tatsachlich wurde das Lager 1938 bis 1939 als Ubungslager des Reichsarbeitsdienstes mit einer Aufnahmekapazitat von bis zu 3 000 Personen genutzt Einrichtung als Stammlager BearbeitenBeginnend mit dem Ende des Jahres 1939 trafen Kriegsgefangene aus Polen den Niederlanden dem Vereinigten Konigreich Frankreich und dem Senegal im Lager ein das vermutlich im Laufe des Jahres 1940 als Stalag VI F fur kriegsgefangene Mannschaftsdienstgrade und Unteroffiziere eingerichtet wurde Gefangene Soldaten der Mannschaftsdienstgrade konnten nach dem Genfer Kriegsgefangenenabkommen von 1929 von der Gewahrsamsmacht zu Arbeiten aller Art ausser in der Rustungsindustrie eingesetzt werden Fur die Kriegswirtschaft war dieses Arbeitskraftereservoir von erheblicher Bedeutung zumal das Beschaftigungsverbot in der Rustungsindustrie im Verlauf des Krieges kaum noch beachtet wurde Das Lager war eine zentrale Einrichtung fur die Versorgung der Schwerindustrie mit Arbeitskraften Die Kriegsgefangenen darunter seit 1941 auch Sowjets wurden zum Arbeitsdienst bis ins Ruhrgebiet eingesetzt Am 20 November 1941 bestimmte das Oberkommando der Wehrmacht OKW das Stammlager VI F als allgemeines Bergbau Aufnahmelager 2 Das Lager ausgenommen der Lagerteil fur die sowjetischen Kriegsgefangenen galt bei Begehungen durch das Rote Kreuz 1940 als eines der besten Lager und 1943 noch als relativ ertraglich 1941 wurde das Lager durch Notbaracken erheblich vergrossert Insgesamt starben im separaten Russen Lager weit mehr als 1 736 sowjetische Kriegsgefangene durch Hunger Gewalt und Fleckfieber Sie fanden in namenlosen Grabern auf einem separaten Friedhof an der Vardingholter Strasse in Bocholt die letzte Ruhe Erst vor kurzem konnten die Namen von 1 333 Verstorbenen geklart werden 3 Aussenlager BearbeitenEines der Aussenlager war das Lager Hammerstein Stalag VI F Bocholt 108 in der Huckeswagener Ortschaft Hammerstein bei Krawinklerbrucke Es wurde in der ehemaligen Streichgarnfabrik der Lenneper Fabrikanten Engels amp Oelbermann eingerichtet Dorthin wurden ab 1940 polnische und franzosische Kriegsgefangene und ab 1941 42 auch sowjetische Kriegsgefangene gebracht Viele dieser Kriegsgefangenen die aus einem Gefangenenlager in Stablack im ehemaligen Ostpreussen kamen und nach Bocholt verlegt werden sollten wurden bereits in Wuppertal ausgeladen und ins Lager Hammerstein gebracht da sie laut Augenzeugen nicht mehr transportfahig waren Sie befanden sich bei ihrer Ankunft in einem sehr schlechten korperlichen Zustand sie waren unterernahrt und hatten Fleckfieber Wie viele Menschen in dem Lager im Laufe der Zeit untergebracht worden sind ist unklar Aussagen von Zeitzeugen die von einer Anzahl bis zu 6 500 ausgehen sind nicht zu belegen Legt man offizielle Angaben nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges zu Grunde und vergegenwartigt man sich die Situation vor Ort in der Ortschaft Hammerstein so durfte es sich maximal um mehrere hundert Menschen gehandelt haben die sich gleichzeitig im Lager befanden 4 5 Ab Dezember 1942 ging die Verwaltung grosserer Kriegsgefangenenlager in Wuppertal auf das Stalag VI J in Fichtenhain uber Ob das allerdings fur das Lager Hammerstein gilt ist unklar 6 Lagerkommandanten BearbeitenKommandant des Lagers war ab Mai 1942 Oberstleutnant Hans Jauch der mit Schliessung des Bocholter Lagers 1944 als Oberst seinen Abschied nahm Jauch war in seiner Eigenschaft als Kommandant des Stalag VI F nach dem Krieg Zeuge der Verteidigung in dem Strafverfahren Krupp Prozess gegen Alfried Krupp von Bohlen und Halbach wegen des rechtswidrigen Einsatzes von Kriegsgefangenen zur Rustungsproduktion Die Gefangenen des Stalags wurden in der Essener Region eingesetzt Er vertrat den Standpunkt dass im Zeichen des totalen Krieges in Firmen wie Krupp eine strikte Trennung des Einsatzes von Kriegsgefangenen in der Zivilproduktion statt in der Kriegsproduktion objektiv unmoglich gewesen sei Er war der Auffassung dass das OKW wenn man sich strikt an die Genfer Konventionen hatte halten wollen generell davon hatte absehen mussen Kriegsgefangene Firmen wie Krupp zur Verfugung zu stellen 7 Verwendung nach dem Zweiten Weltkrieg BearbeitenAm 18 September 1944 wurde das Lager wegen der nahenden Front aufgelost und nach Munster Hoher Heckenweg verlegt 8 Belegstarke etwa 5 000 sowjetische Kriegsgefangene 9 In der Folge wurde es bis August 1951 zu einem Wohnlager fur Auslander sogenanntes DP Lager fur Displaced Persons heimatlose oder zwangsverschleppte Auslander Es diente in dieser Zeit zur Ruckfuhrung von Auslandern verschiedener Nationalitaten aber auch 1946 zur Internierung von 2 500 Litauern Letten und Esten die als Mitglieder von SS Einheiten in Danemark gefangen genommen worden waren Daruber hinaus fungierte die Anlage als vermutlich einziges Lager fur ausreisewillige Juden im heutigen Nordrhein Westfalen die es Palestine Transit Camp nannten 10 Ende 1952 wurde das Lager eingerichtet als Hauptdurchgangslager fur Fluchtlinge aus der DDR Ende 1956 fur Fluchtlinge des Ungarnaufstandes genutzt wonach es die Bundeswehr bezog Das Mahnmal Bearbeiten1985 kaufte die Stadt Bocholt das Lager zur Erweiterung des Freizeitgelandes Stadtwald Die Baulichkeiten waren bereits abgerissen und 1987 wurde ein Mahnmal von ehemaligen Kriegsgefangenen aus dem Lager im Bocholter Stadtwald enthullt Das Mahnmal ist wiederholt Opfer von Vandalismus geworden weshalb die Stadt Bocholt Ende Marz 2014 vandalismussichere Tafeln auf dem Mahnmal anbringen liess und der Offentlichkeit ubergab Daruber hinaus wurde das ursprungliche Mahnmal um drei Stelen erganzt die symbolisch die Eckpunkte des einstigen Barackenlagers andeuten sollen Auf den Stelen findet sich neben einem Plan des Lagers und einer allgemeinen Zeittafel je ein individueller Text der sich einzelnen Abschnitten der Lagergeschichte widmet Literatur BearbeitenOtto Bokisch Gustav A Zirbs Der osterreichische Legionar Aus Erinnerungen und Archiv aus Tagebuchern und Blattern Mit zahlreichen Aufnahmen aus dem Bildarchiv der Osterreichischen Legion Osterreichische Verlags Gesellschaft Wien 1940 besonders S 123 140 Wilfried Egerland Norbert Bangert Ralf Lochmann Ralph Vesper Wasser konnen sie trinken morgen sind sie tot Lager Hammerstein 1933 1945 Verein fur Bergische Zeitgeschichte e V Huckeswagen 2008 Winfried Grunewald Ingeborg Hoting Zwangsarbeit im Westmunsterland Dokumente Akten Aussagen Kreis Borken Borken 2004 ISBN 3 927432 00 0 Schriftenreihe des Kreises Borken 17 mit Spezialinventar der Quellen und ausfuhrlichem Literaturverzeichnis Hans D Oppel Zur Geschichte des Stadtwaldlagers In Unser Bocholt Jg 38 H 4 1987 ISSN 0566 2575 S 31 41 Stadt Bocholt Hg Geschichte des Bocholter Stadtwaldlagers Bocholt 2015Weblinks BearbeitenBilder des Stalag VI F https www marius lange geschichte de projekte 1 C3 B6sterreichische legion im westm C3 BCnsterland Fotos vom Stalag VI F Nazi Concentration Camps auf archives org Aufnahmen des befreiten Lagers bei Munster ab 20 10 min51 85615 6 6518 Koordinaten 51 51 22 1 N 6 39 6 5 OEinzelnachweise Bearbeiten Otto Bokisch Gustav A Zirbs Der osterreichische Legionar Wien 1940 S 123 Reinhard Otto Wehrmacht Gestapo und sowjetische Kriegsgefangene im deutschen Reichsgebiet 1941 42 1988 ISBN 978 3 486 64577 4 S 325 www bdwo de PDF 140 kB Lager Hammerstein 1933 1945 Memento vom 13 Dezember 2012 im Internet Archive auf der privaten Website www wuppertalsperre net Wilfried Egerland Norbert Bangert Ralf Lochmann Ralph Vesper Wasser konnen sie trinken morgen sind sie tot Lager Hammerstein 1933 1945 Klaus Goebel Wuppertal in der Zeit des Nationalsozialismus 1984 S 194 United Nations War Crimes Commission Law reports of trials of war criminals 1997 ISBN 978 1 57588 403 5 S 94 Gisela Schwarze Gefangen in Munster Kriegsgefangene Zwangsarbeiter Zwangsarbeiterinnen 1939 bis 1945 2008 ISBN 978 3 88474 825 1 S 173 www muenster de Stephan Hermsen Aus dem KZ Uber Bocholt nach Palastina Artikel vom 26 Januar 2018 im Portal nrz de abgerufen am 18 Februar 2018 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stammlager VI F amp oldid 233172004