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Das Haus St Annen Strasse 4 in der Altstadt von Lubeck ist ein eingetragenes Kulturdenkmal Es befindet sich im Eigentum der Jenisch schen Schulstiftung und dient heute als stadtische Hotelfachschule St Annen Strasse 4 2017 Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Geschichte 2 1 Orthopadisches Institut Dr Leithoff 2 2 Jenisch sche Freischule 2 3 Hotelfachschule 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseBeschreibung Bearbeiten nbsp FrontalansichtDas Gebaude ist ein zweigeschossiges Traufenhaus mit zwei Seitenflugeln Es besitzt eine Fassade im Zopfstil aus dem letzten Jahrzehnt des 18 Jahrhunderts mit sieben Fensterachsen und einem uber drei Fensterachsen reichenden Mittelrisalit der im Erdgeschoss rustifiziert ist und als oberen Abschluss einen flachen Dreiecksgiebel vor einer im Mittelteil erhohten Attika hat Die drei Obergeschoss Fenster im Bereich des Mittelrisalits sind durch eine Stuckrahmung und ein Maanderband herausgehoben Uber dem Portal befindet sich eine Tafel mit Inschrift und Wappen Die doppelflugelige Haustur mit Oberlicht ist in schlichten fruhklassizistischen Formen gehalten nbsp DielentreppeIm Inneren ist die Diele mit einem veranderten alten Treppenlauf erhalten die Treppenpfosten zeigen geschnitzte Gehange in Form von gerafften Schleifen im Zopfstil In der Dornse links neben dem Eingang findet sich noch eine reiche barocke Stuckdecke mit allegorischen Darstellungen von Europa Asien Afrika und Amerika in den Ecken 1 Geschichte BearbeitenDas Grundstuck gehorte zu den Patrizierhofen an der mittelalterlichen Ritterstrasse 2 Erstmals erwahnt wird es 1291 im Oberstadtbuch als de frigido cellario edificia domus vocate Kolde Kelre erwahnt ein uber einem Kuhlkeller erbautes Haus 1341 ist ein Neubau auf dem Platz des Hauses mit dem Keller und einer zuvor unbebauten area dokumentiert Der 1291 erstmal erwahnte Kolde Kelr ist bis heute unter dem nordlichen Seitenflugel erhalten Dieses Haus lag nicht direkt an der Strasse sondern wie der Bromserhof in der Schildstrasse zuruckgesetzt Eigentumer waren uber die Jahrhunderte vor allem Lubecker Patrizierfamilien und Holsteiner Adelige 3 Bertram Vorrade Tidemann Vorrade von Morum von Colln von der Brugge Morkerke Warendorp Gloxin Reventlow Bromse und Wickede Erst 1580 81 wurde nach der dendrochronologischen Datierung des Dachstuhls das heutige in der Strassenfront liegende breitgelagerte Traufenhaus erbaut Der Erbauer Marx Bockmeier ging 1585 in Konkurs das Haus kam an die Vorsteher des Doms 1600 erwarb der stadtische Munzmeister Statius Wessel das Haus und erweitert es um den sudlichen Seitenflugel seine Tochter Catharina 1627 heiratete 1619 den Ratssekretar Johann Feldhusen der 1623 alleiniger Eigentumer wurde 4 1632 ging es an den Ratssyndikus Joachim Carstens 1650 erwarb Thomas Wetken aus einer Hamburger Patrizierfamilie und Besitzer des Gutes Trenthorst das Haus Sein gleichnamiger Sohn der Major Thomas Wetken liess 1715 die Dornse mit der Stuckdecke durch den Hamburger Stuckateur Christian Hein nach Vorlagen von Crispin de Passe der Jungere ausstatten In der Mitte des 18 Jahrhunderts war der Burgermeister Bernhard von Wickede Eigentumer des Hauses Aus dieser Zeit ist im Seitenflugel ein Zimmer mit Stucco lustro Dekoration um 1750 erhalten 5 Um 1790 erhielt es die jetzige Fassade und wurde im Inneren umgebaut Vermutlicher Auftraggeber war der Kaufmann und Betreiber einer Seifensiederei Daniel Friedrich Lehmann der das Haus 1793 neu versichern liess Ab 1798 war es der Lubecker Wohnsitz des holsteinischen Grossgrundbesitzers und Lubecker Domherrn Wulf Heinrich von Thienen Nach seinem Tod 1809 bewohnte sein Diener Heinrich Storm das Haus noch bis 1817 als es der Senator Ludwig Mentze kaufte 6 Orthopadisches Institut Dr Leithoff Bearbeiten nbsp Plan des Instituts von 1832 St Annen Str ist links der Plan ist also nicht genordet 1820 erwarb Matthias Ludwig Leithoff die Hauser St Annen Strasse 2 4 und 6 um sein Orthopadisches Institut zu erweitern Gegrundet 1818 hatte es seinen Sitz um die Ecke im ehemaligen Palais Bromserhof in der Schildstrasse 12 14 heute Sitz der Kulturverwaltung der Hansestadt Lubeck Dort erzielte Leithoff durch neuartige Heilmethoden und selbsterfundene Maschinen so gute Erfolge namentlich bei Kindern dass dieses in seiner Art erste Institut in Deutschland bald europaischen Ruf erlangte und Leithoff uber die Grenzen des Landes hinaus bekannt machte Er erbaute 1825 einen Speisesaal hinter dem rechten Seitenflugel im Hof entstand 1835 ein Gebaude fur Wannenbader das 1852 wieder abgebrochen wurde Leithoffs Institut war nach seinem Tod 1846 eingegangen Zu diesem Zeitpunkt wohnte in dem Haus der Pastor Carl Geibel 1803 1863 ein Sohn von Johannes Geibel und Bruder von Emanuel Geibel 1835 war er als Pastor der Reformierten Gemeinde in Braunschweig wegen seiner erwecklichen Bibelauslegung die in der Gemeinde zu Unruhe gefuhrt hatte von der Regierung abgesetzt worden 7 Seitdem fuhrte er in Lubeck mit seiner Frau eine Schulerpension Jenisch sche Freischule Bearbeiten Hauptartikel Jenisch sche Freischule nbsp Inschrifttafel uber dem Portal1872 wurde das Haus der Sitz der Jenisch schen Freischule Diese ging zuruck auf das padagogische Wirken von Margaretha Elisabeth Jenisch und die von ihr 1829 errichtete Stiftung Die Schule war vorher im Eckhaus Hartengrube 1 Grosser Bauhof untergebracht Sie nahm bedurftige Madchen im Alter von acht Jahren bis zur Konfirmation auf mit dem Ziel dass sie danach ihren Unterhalt als Dienstboten selbst verdienen konnten Fur den Schulbetrieb wurde am Ende des 19 Jahrhunderts ein neuer Seitenflugel errichtet der die Verbindung zwischen dem Vorderhaus und dem Speisesaal von 1825 herstellte Vermutlich gleichzeitig wurde die rechte Dornse im Vorderhaus auf die volle Haustiefe vergrossert Die Aula der Schule erhielt die 1839 von dem Hamburger Senator Jenisch gestiftete Orgel geschmuckt mit dem vergoldeten Familienwappen Sie war 1925 noch vorhanden Im Vorsteherzimmers der Raum mit der Stuckdecke hingen Portrats der Vorsteher der Stiftung aus den Familien Plessing Curtius Gutschow und Overbeck sowie ein Olgemalde der Stifterin in alter Tracht 8 Die Stiftung geriet Anfang des 20 Jahrhunderts in finanzielle Schwierigkeiten nachdem die Inflation das Stiftungsvermogen ausser der Immobilie vernichtet hatte musste die Schule mit zuletzt uber 300 Schulerinnen im Marz 1923 schliessen Das Gebaude wurde der Hansestadt Lubeck zur Nutzung fur schulische Zwecke uberlassen Nun wurden in dem Stiftungsgebaude Unterrichtskurse zur Ausbildung junger Madchen zu Kinderpflegerinnen verbunden mit dem Kindergarten und dem Seminar fur Kindergartnerinnen sowie Unterrichtsstunden fur Gewerbeschulerinnen eingerichtet Spater zog die Lubecker Sprachheilschule in das Gebaude Hotelfachschule Bearbeiten Nach dem Auszug der Sprachheilschule 1994 konnte das Gebaude mit Hilfe von Schulbaumitteln der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und der Possehl Stiftung fur die Zwecke der 1992 gegrundeten Lubecker Hotelfachschule umgebaut werden 1998 bezog die Schule die den Namen des Lubecker Gastrosophen Carl Friedrich von Rumohr 1785 1843 tragt die Raumlichkeiten Das Gebaude verfugt uber funf Klassenraume einen Computerraum und eine Lehr und Versuchskuche Die Dornse mit der Stuckdecke kann als Demo Restaurant genutzt werden 9 Eigentumerin der Immobilie ist nach wie vor die Jenisch sche Schulstiftung Literatur BearbeitenP Haus Jenisch St Annenstrasse Nr 4 In Vaterstadtische Blatter 1925 S 63f Hartwig Beseler Hrsg Kunst Topographie Schleswig Holstein Neumunster Wachholtz 1974 5 Auflage 1982 ISBN 3 529 02627 1 S 150f Klaus J Groth Weltkulturerbe Lubeck Denkmalgeschutzte Hauser Lubeck Schmidt Romhild 1999 ISBN 3 7950 1231 7 S 376Weblinks BearbeitenSt Annen Strasse 4 in der Datenbank Wand und Deckenmalerei in Lubecker Hausern 1300 bis 1800 Jenisch sche Stiftung St Annen Str 4 auf der Website der Deutschen Stiftung Denkmalschutz abgerufen am 10 Dezember 2017 Die Geschichte des Gebaudes St Annen Str 4 auf der Website der Hotelfachschule Lubeck abgerufen am 10 Dezember 2017Einzelnachweise Bearbeiten Kunsttopographie Lit Martin Mohle Die ehemalige Ritterstrasse in Lubeck Wohnsitze der stadtischen Fuhrungsgruppe vom 14 bis zum 18 Jahrhundert Mit einem Beitrag von Barbara Rinn in Der Adel in der Stadt des Mittelalters und der fruhen Neuzeit Materialien zur Kunst und Kulturgeschichte in Nord und Westdeutschland 25 Marburg Jonas 1996 S 225 241 Siehe die Aufstellung Bau und Architekturgeschichte Stadtentwicklung in Lubeck So nach Stammfolge Wessel Memento vom 9 November 2017 im Internet Archive abgerufen am 8 November 2017 Beschreibung und Abbildungen in der Datenbank Wand und Deckenmalerei in Lubecker Hausern 1300 bis 1800 abgerufen am 8 November 2017 Nach Martin Mohle Dr Leithoffs orthopadisches Institut in Lubeck Ein Grundriss aus dem Jahr 1832 In Zeitschrift des Vereins fur Lubeckische Geschichte und Altertumskunde 76 1996 S 157 179 Hans Walter Krumwiede Kirchengeschichte Niedersachsens Gottingen Vandenhoeck amp Ruprecht 1996 ISBN 978 3 525 55434 0 S 314 Vaterstadtische Blatter Lit Jenisch sche Schulstiftung Pressemitteilung der Hansestadt Lubeck vom 8 Oktober 1998 abgerufen am 7 November 201753 86329 10 688987 Koordinaten 53 51 47 8 N 10 41 20 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Annen Strasse 4 amp oldid 213501446