www.wikidata.de-de.nina.az
Die Starkefabrik Gutzkow liegt 1 2 km sudlich von Gutzkow am Swinowbach der hier in die Peene mundet Starkefabrik Gutzkow mit Kleinbahn rechts 1907 bei der EinweihungStarkefabrik Gutzkow 1927 nach Ruckbau Kleinbahn von FahreObwohl um 1900 im Landkreis Greifswald 18 bedeutende Guter bestanden gab es keine entsprechenden Verarbeitungsbetriebe fur die landwirtschaftlichen Produkte Alle lagen ausserhalb des Kreises Jarmen Zuckerfabrik und Muhle Anklam Zuckerfabrik Loitz Starkefabrik Stralsund usw Die Guter des Kreises hatten als ein wesentliches Produkt Kartoffeln angebaut und mussten Absatzgebiete erschliessen Deshalb entschloss sich eine Reihe von Gutsbesitzern zum Bau einer Starkefabrik in Gutzkow Hauptzweck der Fabrik war die Gewinnung von Kartoffelstarke und der Kartoffelflocken als Futtermittel Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Transportanbindung der Starkefabrik 3 Produktion in der Starkefabrik 4 Besitzverhaltnisse 5 Belegschaft der Starkefabrik 6 Nachfolgebetriebe 7 Literatur 8 Einzelnachweise 9 WeblinksGeschichte BearbeitenDie Aktionare dieser Kartoffelflocken und Starkefabrik sind namentlich in den Unterlagen nicht luckenlos aufgefuhrt Bei der Grundung waren beteiligt Oberamtmann Friedrich Wilhelm Mau Klein Schonwalde Gutspachter Wilhelm Ginola Thurow Rittergutspachter Werner Ruge Ranzin Gutspachter Christoph Ziehmann Neu Negentin Gutspachter von Vahl Klein Zastrow Burgermeister Bierhals Gutzkow Rittergutsbesitzer von Voss Wolfradt Lussow Gutzkow Fideikomissbesitzer Graf von Behr Bandelin Rittergutspachter Hermann Ulrich Stresow Viehhandler Wilhelm Wilke GutzkowHinzu kamen bis 1915 Gutspachter Peters Quilow Rittergutsbesitzer von Behr Fritzow Gutspachter Appel Neuendorf Gutzkow Gutspachter Werner Strellin Gutspachter Homann Neuendorf Gutzkow 1928 wurden zusatzlich benannt Rittergutsbesitzer Karl Fabricius Passow Rittergutsbesitzer Generallandschaftsrat Baron Friedrich Wilhelm v Lefort PapendorfDer Bau wurde 1906 vom Grunderkollegium beschlossen und nach kurzer Planungsphase bald darauf begonnen 1907 wurde der Bau fertig gestellt Das genaue Einweihungsdatum im Juli 1907 ist nicht zu ermitteln Der Grundwert der Starkefabrik mit allen Gebauden und Ausrustungen betrug im Jahre 1911 insgesamt 152 000 Goldmark 1 nbsp Baggerarbeiten 1928 am Kanal zur Starkefabrik GutzkowTransportanbindung der Starkefabrik BearbeitenDie Transporte der Kartoffeln aus den Erzeugerbereichen spielten eine wesentliche Rolle bei der Standortwahl So wurden bereits 1906 bei der Konzipierung der Fabrik der Wasserweg Peene und die Kleinbahnen im Kreis und im Umland beachtet Bei der Beachtung der Rentabilitat mussten in einer Kampagne rund 150 000 Zentner Kartoffeln verarbeitet werden Damit musste mindestens mit einem Transportvolumen von 230 000 Zentnern gerechnet werden Dazu kam die Anfuhr betrachtlicher Kohlemengen fur die Dampfkessel und Dampfmaschinen Die meisten Guter des Kreises wurden von der Kleinbahn beruhrt das war hier besonders die Greifswald Jarmener Kleinbahn GJK Viele Guter hatten daruber hinaus noch Feldbahnen zu den Transportpunkten installiert Bei der Starkefabrik war ein Haltepunkt und Verladegleis der Kleinbahn von wo aus wiederum ein Gleisanschluss bis in den Lagerkeller der Fabrik fuhrte 1908 wurde der Kanalbau von der Peene bis zur Starkefabrik abgeschlossen Der grosse Torfstich der ostlich des Swinowbaches angelegt war wurde fur den Kanal genutzt Die Swinowmundung in die Peene wurde als Kanaleinfahrt auf 16 m verbreitert Das Reststuck vom Torfstich wurde bis zur Fabrik in einer Lange von 460 m auf 10 m Breite ausgebaggert An der Fabrik entstand ein Betonanlegekai auch Bollwerk genannt wo die Kartoffeln die Brenn und Betriebsstoffe sowie die Fertigwaren verladen wurden Dieser Kanal war bis 1924 und dann wieder ab 1928 schiffbar Der Kanal reprasentierte nach den Unterlagen einen Wert von 12 000 RM 2 1924 musste der Lastkahnverkehr auf dem Kanal eingestellt werden da er total versandet und verschlammt war Auf Antrag der Starkefabrik verpachtete die Stadt Gutzkow auf 50 Jahre den linksseitigen Weg von der Starkefabrik bis zum Kanaleingang an die Fabrik damit dort eine Feldbahn gelegt werden konnte Die Feldbahn ubernahm den Transport der Guter vom Anlegeplatz der Kahne am Kanaleingang bis zur Fabrik und zuruck Diese Umladearbeit verringerte naturlich die Effektivitat so dass 1928 von der Starkefabrik der Antrag gestellt wurde den Kanal wieder schiffbar zu machen Der Kanal wurde auf einer Lange von 150 m und 10 m Breite mit einem Schwimmbagger 1928 nachgebaggert Bereits 1932 war der Kanal aber wieder verschlammt und damit nicht mehr schiffbar weil sich die Stadt und der Gutsbesitzer von Wieck weigerten in der Swinow Staustufen oder wehre anzulegen Wahrend dieser Zeit verlangte das Preussische Wasserbauamt Ost Sitz Stralsund die Einengung der Kanaleinfahrt auf 8 m und den Bau eines beweglichen Leinpfadsteges uber die Mundung Im Winter 1932 33 wurden dann Faschinenwande eingerammt und die Kanaloffnung bis auf 7 bis 8 m heutige Breite zugeschuttet 3 Die Moglichkeit der Verladung auf Lastkahne bestand jetzt nur noch uber das Bollwerk an der Gutzkower Fahre Von da aus fuhrte die Kleinbahn aber nur bis 1926 direkt zum Betrieb Produktion in der Starkefabrik BearbeitenDie Produktion in der Starkefabrik hatte drei Verarbeitungslinien Das waren Kartoffelnassstarke Kartoffelflocken Pulpe Trocken und NasspulpeDie Kartoffelnassstarke wird aus gereinigten und zerkleinerten Kartoffeln durch Koch Filtrier und Dampfprozesse gewonnen Die Starke bleibt nass und musste in der Weiterverarbeitung getrocknet und abgepackt werden Diese Trocknungsanlage kostete ca 50 000 RM Die Genossenschaft konnte sich zum Kauf nicht entschliessen So musste die nicht lagerfahige Nassstarke sofort in Fasser oder Sacke abgefullt werden und an andere Weiterbearbeitungsbetriebe verkauft werden Hierbei diktierten dann die Abnehmer der Weiterverarbeitung die Preise fur den Ankauf Damit wurde nur ein Gewinn von 9 RM auf 100 Ztr Kartoffeln erwirtschaftet Bei Trockenstarke ware ein Gewinn von 83 RM auf 100 Ztr Kartoffeln erzielt worden Bei einem Jahresgewinn von zusatzlich 80 000 RM hatte sich die Anlage bereits in einem Jahr rentiert zumal Trockenstarke unbegrenzt haltbar ist also auch von der Preisgestaltung her eine Beeinflussung des Marktes gegeben ware 4 Die Unternehmer erwiesen sich hierbei sehr engstirnig und risikolos Kartoffelflocken sind gereinigte und geschnitzelte Kartoffeln die nach dem Dampfen getrocknet werden Sie sind unbegrenzt haltbar und als Futtermittel fur alle Nutztierarten sofort gebrauchsfahig Die Produktion der Kartoffelflocken wurde anfanglich auf Rechnung der Kartoffelerzeuger Guter und Bauern durchgefuhrt das heisst die Lieferer von Kartoffeln erhielten die entsprechende Menge Kartoffelflocken zuruck und zahlten nur den Verarbeitungspreis Die Pulpe ist ein Abfallprodukt bei der Gewinnung von Starke und Flocken Diese Abfalle treten beim Reinigungsprozess und als Ruckstande bei der Starkeauslosung auf Die Pulpe nass oder trocken war nicht haltbar und wurde zum Sofortverbrauch als Futtermittel fur Schweine abgegeben Ein weiteres Abfallprodukt war das Fruchtwasser das beim Dampfen Trocknen und bei der Starkegewinnung auftritt Dieses Fruchtwasser wurde unentgeltlich an die Stadt und die umliegenden Bauern abgegeben die es als Dungung auf den Feldern und Wiesen in der Fabrikumgebung verrieselten Dabei mussten aber die Rieselleitungen zu Lasten des Magistrats gelegt und betrieben werden die das Fruchtwasser nach ihrem Ermessen an die Eigentumer der anliegenden Grundstucke abgeben konnten Daruber hinaus wurde die Verbrennungsschlacke der Ofen an Interessenten zum Wegebau verkauft 1928 z B wurden verkauft 8 169 Ztr Starke 1 844 Ztr Flocken 1 130 Ztr TrockenpulpeDie Gesamtsumme betrug 298 001 79 RM Nach Abzug der Selbstkosten ergab sich daraus ein Gewinn von 2 200 RM pro Genossenschaftler Daruber hinaus konnten noch 22 000 RM als Amortisation von der Haftsumme abgesetzt werden Es wird ein Verarbeitungsumfang von 120 000 Ztr Kartoffeln angegeben Die Kampagne 1928 29 schloss dann bereits mit einem Verlust von 11 179 RM ab 1929 30 waren es schon 35 000 RM Ab 1934 ging es dann nach der Fusion mit Anklam Friedland wieder bergauf Die Kampagne 1934 35 schloss mit einem Gewinn fur die vereinigte Anklam Friedlander Kartoffelstarke und Flockenfabriken GmbH von 246 694 RM ab 1939 40 waren es schon 517 000 RM davon Gutzkow 49 000 RM und 1940 41 727 000 RM davon 51 000 RM Gutzkow 5 Besitzverhaltnisse BearbeitenVon 1907 bis 1927 war die Starkefabrik im Besitz der Grundergenossenschaft 1927 28 wurde lediglich fur eine Kampagne der Verkauf an die Loitzer Starke und Flockenfabrik vorgenommen wobei die meisten der bisherigen Genossenschaftler ihre Anteile an der Gesamtfabrik Gutzkow Loitz behielten 1928 ging diese Fusion Loitz Gutzkower Starkefabrik in Konkurs Um die Arbeitsplatze zu erhalten Gutzkow hatte zu der Zeit 250 Arbeitslose wurde die Fabrik von der Stadt nach langen Verhandlungen wegen der Finanzierung aufgekauft Mit einer Kaufsumme von 45 000 RM und einer Grundschuld Hypothek von 100 000 RM ging die Fabrik in den Besitz der Stadt uber Der Gutzkower Rat wurde aber mit der Geschaftsfuhrung nicht fertig machte Schulden und verpachtete 1929 30 an die Norddeutsche Kartoffelmehlfabrik in Kustrin Neustadt Der Pachtvertrag wurde fur 1930 31 verlangert Aus Grunden der Verkaufs und Verpachtungsabsichten kundigte der Magistrat von Gutzkow als Eigentumer den langjahrigen Betriebsfuhrer Emil Torle aus Gutzkow er wurde dann zum 31 Marz 1930 entlassen Emil Torle war von Beginn an 1907 bis 1930 Betriebsleiter 1931 kam es zu Verkaufsverhandlungen der Stadt mit der schon erwahnten Anklam Friedlander GmbH Der Kaufvertrag wurde am 31 Januar 1931 zwischen Burgermeister Herbert Jendies Gutzkow dem Aufsichtsratsvorsitzenden Rittergutsbesitzer Generallandschaftsrat Baron Friedrich Wilhelm von Lefort zu Papendorf und dem geschaftsfuhrenden Direktor der GmbH Paul Zippmann von der Zentrale Anklam abgeschlossen Der Anlage und Grundwert der Fabrik wurde mit 252 500 RM beziffert Verkauft wurde die Starkefabrik fur 36 000 RM wobei die Grundschulden Hypotheken vom Kaufer ubernommen wurden Dazu gehorten ausser dem direkten Betriebsgelande noch 3 88 ha Wiesen und Weiden sudostlich in Richtung Fahre 6 Der Vereinigten Anklam Friedlander Kartoffelstarke und Flockenfabrik GmbH gehorten an Zentrale Anklam Kartoffelmehl und Glukosefabrik Friedland Flockenfabrik Pasewalk Starke und Flockenfabrik GutzkowDieses Unternehmen wurde 1945 sofort auf Befehl der Sowjetischen Militaradministration in Deutschland SMAD sequestiert und spater enteignet Die Starkefabrik Gutzkow wurde damit Landeseigentum des Landes Mecklenburg und spater Volkseigentum Die Starkefabrik arbeitete dann noch als VEB bis 1947 1948 wurden alle Maschinen und Anlagen demontiert und zur Nutzung an andere grossere Verarbeitungsbetriebe verkauft Wegen der aussichtslosen Transportlage dem geringen Bedarf und wegen des geringen Aufkommens an Verarbeitungskartoffeln wurde die Produktion von 1945 bis 1947 nur noch jeweils sechs Wochen aufrechterhalten und dann 1948 ganzlich eingestellt Die Starkefabrik hatte damals 15 Beschaftigte die dann ab 1947 als Kooperationspartner des Gespannwagenwerkes Schmiede und Schlosserarbeiten durchfuhrten Diese Arbeiter wurden im Jahre 1949 endgultig in die Belegschaft des Gespannwagenwerkes aufgenommen 7 Bis 1950 gingen die Verhandlungen uber den Verwendungszweck der Starkefabrik bis zur Regierungsbehorde Der Rat des Kreises beschloss 1950 mit Unterstutzung der ubergeordneten staatlichen Organe den Verbleib des Gespannwagenwerkes in Gutzkow und dessen gleichzeitige Verlegung in die ehemalige Starkefabrik Damit endete die Geschichte der Starkefabrik nach 40 Jahren Kartoffelverarbeitung Belegschaft der Starkefabrik BearbeitenEs ist bekannt dass eine Stammbelegschaft von 15 Arbeitern und Angestellten bestand darunter der Betriebsfuhrer Torle ein Buchhalter und ein stellvertretender Betriebsfuhrer Werkmeister Die anderen waren Arbeiter zur Bedienung Wartung und Pflege der technischen Anlagen zur Versorgung der Zugpferde usw Wahrend der Saison bzw Kampagne wurde jeweils 25 bis 30 Saisonkrafte uberwiegend Frauen und Madchen eingestellt die fur ca 20 Wochen Arbeit erhielten und dann wieder entlassen wurden Diese Arbeitskrafte kamen meist von den Gutern und auch von den Bauernhofen wo sie als Tagelohner uber Winter weniger Arbeit hatten Die soziale Lage der Arbeiter lasst sich schwer rekonstruieren Aus den vorliegenden Geschaftsbuchern ist nur in etwa abzuschatzen was ein Arbeiter verdiente So betrug 1907 in der Kampagne der Lohnfonds pro Monat im Durchschnitt 1 850 Mark das waren bei 50 Arbeitern etwa 35 bis 40 Mark pro Arbeiter Die Stammbelegschaft erhielt ausserhalb der Kampagne nur etwa 30 Mark monatlich Nachfolgebetriebe BearbeitenDas waren das Gespannwagenwerk der VEB Landmaschinenbau Gutzkow und der Gutzkower Betriebsteil des VEB Reparaturwerk Neubrandenburg Nach 1990 waren nur noch Teilbereiche der ehemaligen Fabrik genutzt und sind es bis heute nicht Teile wurden auch abgerissen wie der 28 m hohe Schornstein und die Maschinenhalle der alten Starkefabrik Literatur BearbeitenAkten des Landesarchivs Greifswald LAG Rep 38 b Akten der Stadtverwaltung Gutzkow Walter Ewert Gutzkow die alte Grafenstadt an der Peene Druckerei Oehmke Gutzkow 1935 Willi Setzepfand Geschichte der Stadt Gutzkow Abschnitt Starkefabrik erarbeitet 1968 nicht veroffentlicht Archiv der Stadt Originalgeschaftsbucher der Starkefabrik 1907 bis 1930 Museumsarchiv Gutzkow Wolf Dietrich Paulsen Karl Eberhard Wisselinck Gutzkow 875 Jahre MV Verlag Greifswald 2002 Wolf Dietrich Paulsen Chronik der Stadt Gutzkow 600 S Digitalisat im Museums PC Druckform von 1996 350 S im Museum Wolf Dietrich Paulsen Chronik des VEB RWN Gutzkow mit Geschichtsteil Gutzkow und der Vorbetriebe Eigenverlag des RWN Gutzkow 1986 Einzelnachweise Bearbeiten LAG Rep 38b 1939 LAG Rep 38b 548 LAG Rep 38b 169 LAG Rep 38b 1750 LAG Rep 38b 231 LAG Rep 38b 2034 LAG Rep 38b 1977Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Gutzkow Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur uber Starkefabrik Gutzkow in der Landesbibliographie MV53 92575 13 412277777778 Koordinaten 53 55 32 7 N 13 24 44 2 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Starkefabrik Gutzkow amp oldid 206304290