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Die Staatssicherheit tschechisch Statni bezpecnost kurz StB bzw slowakisch Statna bezpecnost kurz StB war die Geheimpolizei und ein Geheimdienst der Tschechoslowakei von 1948 49 bis 1989 Neben der normalen Polizei der Offentlichen Sicherheit war die StB Teil des Korps der nationalen Sicherheit Sbor narodni bezpecnosti kurz SNB bzw slowakisch Zbor narodnej bezpecnosti ZNB und Nachfolgeinstitution der 1945 gegrundeten Obranne zpravodajstvi OBZ Neben der StB existierte noch die Rozvedka die Abteilung fur Auslandsspionage des SNB als eigenstandiger Geheimdienst Ehemaliger Sitz der StB in der Bartolomejska ulice PragInhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Probleme der Vergangenheitsbewaltigung 3 Offentliche Listen der Mitarbeiter 4 Mitarbeiter Auswahl 5 Literatur 6 Einzelnachweise 7 WeblinksGeschichte Bearbeiten nbsp Briefoffner aus den Bestanden der StBGegrundet wurde die StB 1945 durch das tschechoslowakische Innenministerium als Teil des staatlichen Sicherheitsapparates Sie stand bereits vor dem Februarumsturz 1948 unter Kontrolle der Kommunistischen Partei Seitdem war der unter Anleitung sowjetischer Berater aufgebaute Geheimdienst das wichtigste Repressionsorgan des kommunistischen Regimes das besonders in der Zeit des Spatstalinismus unter Staats und Parteichef Klement Gottwald mit allen Mitteln echte und vermeintliche Gegner der neuen Machthaber verfolgte und terrorisierte Seine Aufgaben waren mit denen des Ministeriums fur Staatssicherheit in der DDR vergleichbar In den Jahren 1948 bis 1951 versuchte die StB mit der Operation Grenzstein Republikfluchtige zu fassen Dabei wurden in der Nahe zur deutschen Grenze mehrere falsche Grenzposten errichtet Die Fluchtigen wurden teilweise zur Flucht durch verdeckt operierende Agenten der StB uberredet Wahnten sich die Fluchtigen bereits im deutschen Ausland so gaben sie den falschen Grenzbeamten in deutschen oder US amerikanischen Uniformen bereitwillig Auskunft uber regimekritische Verwandte und Freunde die daraufhin ebenfalls verhaftet wurden Der StB angegliedert war eine nach KGB Vorbild geschaffene Abteilung fur Auslandsspionage die Aufklarungshauptverwaltung Deckname 1 Verwaltung Hlavni sprava rozvedky 1 sprava slowakisch Hlavna sprava rozviedky 1 sprava welche insbesondere in Osterreich und den USA aufgrund der grossen Zahl dortiger Exiltschechoslowaken aktiv war Im Oktober 1962 brachte die StB den slowakischen Fluchtling Emil Svec durch eine Entfuhrung aus Osterreich in seine Gewalt Wahrend der Zeit des Prager Fruhlings kam es zu Spannungen zwischen der StB und der Rozvedka Wahrend die StB auf moskautreuer Linie blieb distanzierte sich die Rozvedka von stalinistischen Methoden und unterstellte sich voll der Regierung Dubcek Kurzzeitig wurde die Auslandsspionage sogar ganz aus der Kompetenz des Innenministeriums herausgelost Nach dem August 1968 wurde die Rozvedka jedoch von Unterstutzern des Reformkommunismus gesaubert und wieder gemeinsam mit der StB unter das Dach des SNB gestellt 1 Im Jahr 1977 konnte die StB einen ihrer Agenten im Westen installieren Josef Hodic war einer der Unterzeichner der Charta 77 und floh dann mit zahlreichen anderen politisch Verfolgten nach Osterreich wo er sich sehr aktiv in Emigrantenkreisen bewegte Erst durch seine Ruckkehr in die CSSR im Juni 1981 wurde klar dass er kein Fluchtling sondern ein Agent gewesen war Ende der 1980er Jahre beschaftigte die StB etwa 18 000 hauptamtliche Mitarbeiter bevor er im Zuge der Samtenen Revolution auf Weisung von Ministerprasident Marian Calfa an den damaligen Innenminister Richard Sacher am 15 Februar 1990 aufgelost wurde Als indirekte Nachfolgeinstitutionen entstanden der Inlandsgeheimdienst Urad pro ochranu ustavy a demokracie Amt fur Verfassungsschutz und Demokratie und der Auslandsgeheimdienst Urad pro zahranicni styky a informace Amt fur Auslandsbeziehungen und Informationen Probleme der Vergangenheitsbewaltigung BearbeitenAls nach 1989 die Bewaltigung der eigenen Vergangenheit in der Tschechoslowakei im Gange war lagen die Unterlagen der Geheimpolizei noch lange unter Verschluss was unter anderem auch bewirkte dass man sich gegen Diffamierungen nicht wehren konnte Der staatlicherseits organisierte Zugang zu den Archiven der StB erfolgte in drei Phasen 1996 2002 und 2007 2 1996 wurde ein Gesetz erlassen das jedem Burger den Zugang zu seiner personlichen Akte garantieren sollte es wurden insgesamt 20 000 Antrage gestellt bei etwa 90 Prozent fand man jedoch keine Akte Ein Gesetz von 2002 erleichterte die Zugangsmoglichkeiten und bestimmte dass die Mitarbeiterlisten veroffentlicht werden mussen was dann geschah jedoch enthielten die Akten nur die Grunddaten wie Name Geburtsdatum und Deckname Durch ein Gesetz vom 2007 wurde das Ustav pro studium totalitnich rezimu Institut fur das Studium totalitarer Regime errichtet das anfing die archivierten Akten tatsachlich zuganglich zu machen bereits seit 1995 existiert der Urad dokumentace a vysetrovani zlocinu komunismu Behorde fur Dokumentation und Untersuchung der Verbrechen des Kommunismus mit ahnlichen Zielen Der Historiker Jan Pauer urteilt einerseits dass die Offnung der Geheimpolizeiarchive in Tschechien vergleichsweise radikal geschah bemangelt aber zugleich dass die Spitzelberichte unkommentiert der Offentlichkeit vorgelegt wurden und somit Freiraume fur Denunziationen schufen 3 Zahlreiche Schicksale solcher denunzierter Personen wurden in einem beachteten Roman von Zdena Salivarova beschrieben 4 Ahnlich urteilt auch die Historikerin Muriel Blaive 2 Insgesamt gab es bis etwa 2006 mehr als 750 Klagen von Personen denen gerichtlich bescheinigt wurde dass sie sich zu Unrecht in den StB Verzeichnissen befanden 3 Offentliche Listen der Mitarbeiter Bearbeiten nbsp Dienstausweis der StBUnabhangig von der Gesetzeslage wurden seit Anfang der 1990er Jahre insgesamt drei verschiedene Listen von angeblichen Mitarbeitern der Geheimpolizei veroffentlicht 1992 machte der ehemalige Dissident Petr Cibulka die spater als Cibulkas Listen bekannt gewordenen Unterlagen zuganglich die etwa 160 000 angebliche Mitarbeiter der Geheimpolizei beinhalteten 2 Cibulka selber sprach von 200 000 Namen 5 Dieses Verzeichnis wird bis heute kontrovers diskutiert weil es ausser den tatsachlichen Mitarbeitern auch die Namen von vollig unbeteiligten oder sogar von bespitzelten Opfern enthielt Etwa zehn Jahre spater veroffentlichte das tschechische Innenministerium eigene Listen der Mitarbeiter der ehemaligen Geheimpolizei die weniger umfangreich waren Bei den etwa 75 000 Namen sollte es sich nur um tschechische Burger und nur um aktive Mitarbeiter handeln 6 was sich jedoch als nicht stichhaltig herausstellte wie im Falle der Schauspielerin Jirina Bohdalova die gerichtlich eine Klarstellung erreichte 7 andere die ihre Tatigkeit offen zugaben wurden dort nicht gefuhrt 2 Mitte 2009 hat der Okologe und Regionalpolitiker Stanislav Penc ein weiteres Verzeichnis der Mitarbeiter der ehemaligen Geheimpolizei veroffentlicht 8 das mehr als 770 000 Personen umfassen soll 9 Auch diese Liste stellte sich als kontrovers heraus Die Unterlagen der Geheimpolizei StB befinden sich im Archiv der Sicherheitsdienste in Kanice Mitarbeiter Auswahl BearbeitenAlfred Frenzel Karel Koecher Andrej Babis Jan Triska Jaromir Nohavica Josef Dvorak Vojtech Jasny Vaclav Neckar Geoffrey Robinson Amilcar CabralLiteratur BearbeitenPavel Zacek Bernd Faulenbach Ulrich Mahlert Herausgeber Die Tschechoslowakei 1945 48 bis 1989 Studien zu kommunistischer Herrschaft und Repression Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED Diktatur und Institut fur das Studium der Totalitaren Regime 2008 ISBN 978 3 86583 264 1 darin insbesondereJan Kalous Der tschechoslowakische Sicherheitsapparat in den Jahren 1945 bis 1948 S 85 94 Prokop Tomek Die Struktur der Staatssicherheit in der CSSR S 99 bis 108 Daniel Povolny Operative Technik in der tschechoslowakischen Staatssicherheit S 109 bis 116Helmut Roewer Stefan Schafer Matthias Uhl Lexikon der Geheimdienste im 20 Jahrhundert Herbig Munchen 2003 ISBN 3 7766 2317 9 Einzelnachweise Bearbeiten Igor Lukes Showdown in der Kapelle Der tschechoslowakische Geheimdienst 1968 In Stefan Karner Prager Fruhling Beitrage Bohlau Verlag Koln Weimar 2008 ISBN 9783412202071 a b c d Muriel Blaive Zpristupneni archivu komunisticke tajne policie online auf www pwf cz cz archiv 1 2 Vorlage Toter Link www pwf cz Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im November 2018 Suche in Webarchiven tschechisch abgerufen am 14 Juli 2010 a b Jan Pauer Die Aufarbeitung der Diktaturen in Tschechien und der Slowakei in Das Parlament Beilage Aus Politik und Zeitgeschichte Ausgabe 42 vom 16 Oktober 2006 online auf bundestag de Memento vom 28 Juni 2007 im Internet Archive Zdena Salivarova Skvorecka Hrsg Osoceni Pravdive pribehy lidi z Cibulkova seznamu Verleumdung Wahre Geschichten der Menschen aus Cibulkas Liste Brno 2000 1 Ausg 1993 O seznamy StB je enormni zajem Bericht der Hospodarske noviny Wirtschaftszeitung vom 21 Marz 2003 online auf hn ihned cz c1 12519760 tschechisch abgerufen am 12 Juli 2010 Bericht des Fernsehsenders CT24 vom 20 Marz 2003 2003 Ministerstvo vnitra zpristupnilo seznam spolupracovniku StB online auf www ct24 cz kalendarium Memento vom 24 Marz 2010 im Internet Archive tschechisch abgerufen am 11 Juli 2010 Eine Meldung des Rundfunksenders Cesky rozhlas Jirina Bohdalova neni agentkou StB presto v jejich seznamech zustane vom 22 Januar 2004 online auf www radio cz tschechisch abgerufen am 11 Juli 2010 Minule vedeni USTR a jeho rada porusila zakon a po 4 letech prohrala soud na zaklade zaloby Stanislava Pence abrufbar auf svazky cz tschechisch ausfuhrlicher Bericht auf Englisch Communist secret police database goes online Former dissident publishes list rush of visitors crashes web server Prague Post 10 Marz 2020 online auf praguepost com Byli jste v hledacku StB Pencovy seznamy uz funguji eine Meldung der Agentur centrum cz von 16 Juli 2009 online auf aktualne centrum cz tschechisch abgerufen am 12 Juli 2010Weblinks Bearbeitenwww cibulka com Mitarbeiterliste herausgegeben 1992 von Petr Cibulka abscr cz evidencni zaznamy offizielle Liste des Innenministeriums von 2003 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Staatssicherheit Tschechoslowakei amp oldid 237188005