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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Spielbankenaffaren in anderen Bundeslandern sind unter Spielbankenaffare Begriffsklarung aufgefuhrt Als Spielbankenaffare werden die politischen Ereignisse in Bayern zwischen 1955 und 1962 nach der Erteilung von Konzessionen fur Spielbanken an Privatpersonen bezeichnet Inhaltsverzeichnis 1 Regierungszeit des Kabinetts Hoegner SPD 2 Regierungszeit des Kabinetts Seidel CSU 3 Das Gerichtsverfahren 1959 4 Die Urteile 5 Nachwirkungen 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseRegierungszeit des Kabinetts Hoegner SPD BearbeitenVon 1954 bis 1957 war Wilhelm Hoegner ein zweites Mal bayerischer Ministerprasident und stutzte sich auf eine parlamentarische Mehrheit im Rahmen einer Viererkoalition der auch die Bayernpartei BP angehorte Die funfte im Bayerischen Landtag vertretene Partei war die Christlich Soziale Union in Bayern CSU Sie stellte zwar die starkste Fraktion befand sich aber in der Opposition Am 21 April 1955 hatte der Landtag auf Betreiben der BP die Konzessionsvergabe an Privatleute zum Betrieb von Spielbanken gebilligt Daraufhin eroffneten Kasinos in Bad Kissingen Bad Reichenhall und Garmisch Partenkirchen ihren Spielbetrieb 1957 kam die Spielbank in Bad Wiessee hinzu Bald danach kamen Geruchte auf dass es bei den Lizenzvergaben nicht mit rechten Dingen zugegangen und Geld von Spielbank Interessenten an Politiker geflossen sei Nach einem Artikel in der Munchner Abendzeitung sollte ein Ermittlungsausschuss Bestechungsvorwurfe im Zusammenhang mit der Konzession an Simon Gembicki fur die Bad Kissinger Spielbank klaren Als Vorsitzender des 1955 56 tagenden Untersuchungsausschusses zur Aufklarung der Vorgange an denen hohe Regierungsmitglieder der Viererkoalition wie Innenminister August Geislhoringer BP und der stellvertretende Ministerprasident Joseph Baumgartner BP beteiligt waren fungierte Alois Hundhammer CSU Der Untersuchungsausschuss wurde nicht fundig Die Staatsregierung betonte die Erkenntnis der politisch verantwortliche Minister habe sich nichts zuschulden kommen lassen und stellte erfolgreich Strafantrage wegen Verleumdung Monate spater zeigte sich wie folgenschwer Baumgartners und Geislhoringers Aussagen in den Vernehmungen waren Rudolf Hanauer CSU wusste dass Baumgartner mit dem Konzessionar Karl Freisehner 1903 1967 gelernter Metzger aus Gmund in Osterreich lange vor dem Spielbankenthema gesellschaftliche und familiare Kontakte hatte Der Ausschussvorsitzende Hundhammer war uber Auskunfte des Verfassungsschutzes an Geislhoringer uber die Person des Bewerbers Gembicki im Bilde Spitzfindige Fragen im Untersuchungsausschuss verneinten jeweils beide BP Politiker und beeideten ihre Aussagen Der CSU gelang es in der Folgezeit mit Intrigen die Bayernpartei aus der Viererkoalition herauszulosen Wegen der Lizenzvergabe lastete auf der Bayernpartei der Ruf der Bestechlichkeit und der Skandal um die bayerischen Spielbanken brachte die Koalition in moralischen Verruf Am 8 Oktober 1957 trat Ministerprasident Hoegner mit seinem Kabinett zuruck acht Tage spater wurde Hanns Seidel CSU sein Nachfolger an der Spitze einer Koalitionsregierung von CSU FDP und GB BHE SPD und Bayernpartei gingen in die Opposition Regierungszeit des Kabinetts Seidel CSU BearbeitenUnter veranderten politischen Vorzeichen wurden die genehmigten Konzessionen nun wieder zum Thema Die Landtagswahlen vom 23 November 1958 hatten der CSU einen klaren Stimmenzuwachs und den kleineren Parteien Verluste beschert 1959 erstattete Karl Freisehner im heimlichen Einvernehmen mit der CSU eine Selbstanzeige wegen Bestechung Im Nachhinein kamen hierbei ungewohnliche Umstande ans Tageslicht Der Kaufmann Metzger Taxichauffeur und Roulette Teilhaber Freisehner bot dem damaligen CSU Generalsekretar Friedrich Zimmermann Beweise fur Schmiergeldzahlungen an die Bayernpartei Minister an Fur sein Entgegenkommen hoffte er auf weitere Spielbankkonzessionen Die schriftliche Selbstanzeige Freisehners verwahrte CSU Mitbegrunder Josef Muller uber mehrere Monate hinweg Nach Anordnung einer Fusion der Spielbankgesellschaften von Bad Wiessee und Garmisch Partenkirchen wurde die Interessentengruppe um Freisehner fur ihre Gesellschaftsanteile abgefunden Als Freisehner seine letzte Rate erhalten hatte tauchte die Selbstanzeige bei der Staatsanwaltschaft auf Die vorgelegten Quittungsbelege fur die angebliche Bestechung wurden von Schriftsachverstandigen als mit hochster Wahrscheinlichkeit gefalscht bewertet vom Gericht jedoch spater fur echt gehalten Das Gerichtsverfahren 1959 BearbeitenIn das Verfahren vor dem Landgericht Munchen I wurden mit Joseph Baumgartner und August Geislhoringer beim Wahlvolk angesehene und fuhrungsstarke Galionsfiguren der Bayernpartei verstrickt Dabei kamen die 1955 56 vor dem Ermittlungsausschuss gemachten und beeideten Aussagen erneut zur Sprache Es stellte sich heraus dass an Baumgartner zwischen dem 11 Juli 1953 und dem 2 November 1954 2 900 DM gezahlt worden waren und dass er bis 1955 mit Freisehner befreundet war Geislhoringer hatte ausgesagt keine ungunstigen Informationen uber Gembicki gekannt zu haben ihm war jedoch bekannt dass Gembicki ein Jude wegen seiner Flucht aus Deutschland 1938 verurteilt worden war Max Klotz ehemals stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Bayernpartei im Landtag wurde auf Grund von Freisehners Quittungen vorgeworfen dass er insgesamt 24 000 DM von Freisehner erhalten hatte Die Aussage des fruheren CSU Landtagsabgeordneten Franz Michel keine Briefe mit Konzessionsbewerber Gustavus gewechselt zu haben konnte durch Vorlage der Briefe widerlegt werden Die Urteile BearbeitenAm 8 August 1959 verurteilte das Gericht mehrere Angeklagte wegen Meineids Die Strafe fur den fruheren Chef der Bayernpartei Joseph Baumgartner lautete auf zwei Jahre Zuchthaus die Zuchthausstrafe fur Max Klotz belief sich auf zwei Jahre und neun Monate Ex Innenminister Geislhoringer wurde wegen Meineids vor dem Landtagsausschuss zu 15 Monaten Gefangnis verurteilt vom Vorwurf der Bestechlichkeit wurde er freigesprochen Franz Michel bekam zwei Jahre Zuchthaus Karl Freisehner erhielt wegen Meineids 22 Monate Gefangnis Die Suddeutsche Zeitung titelte am 10 August 1959 Drakonische Strafen im Spielbank Prozess Selbst der ehemalige CSU Ministerprasident und CSU Justizminister Hans Ehard nennt diesen Richterspruch spater ein barbarisches Urteil Denn Man hat die beiden Politiker im Untersuchungsausschuss in Nebensachlichkeiten drauf losschworen lassen Es ist doch vergleichsweise ganz wurscht ob einer gelbe Stiefel angehabt hat oder rote 1 Der in der Spielbankenaffare ebenfalls angeklagte CSU Generalsekretar Friedrich Zimmermann wurde in einem anschliessenden Verfahren 1960 wegen fahrlassigen Falscheides zu einer im Verhaltnis zu den Urteilen gegen die Bayernpartei Funktionare vergleichsweise milden viermonatigen Freiheitsstrafe verurteilt Er hatte bestritten ausser mit Freisehner auch mit einem anderen Konzessionar Kontakte gehabt zu haben was widerlegt wurde Ein weiteres Gericht hob aufgrund eines arztlichen Attestes seine Strafe spater auf hielt aber in seiner Gesamtwurdigung allerdings ausdrucklich folgendes fest Es kann keine Rede davon sein dass die Unschuld des Angeklagten erwiesen ware Laut dem Attest hatte er am Tage seiner unglaubwurdigen Aussage eine ihn beeintrachtigende Blutunterzuckerung und sei infolge einer Uberfunktion der Schilddruse geistig vermindert leistungsfahig gewesen Zum Gutachter bemerkte Zimmermann laut Spiegel selbst Der ist von meiner Verteidigung benannt worden den hab ich zum ersten mal im Gerichtssaal gesehen 2 Zimmermann erhielt deswegen den Spitznamen Old Schwurhand der ihn zeitlebens verfolgte Der Bundesgerichtshof hob nach einem halben Jahr die Meineidsurteile gegen die Regierungsmitglieder im Strafmass auf und verlangte eine neue Verhandlung Rechtskraftig blieb das Urteil gegen Karl Freisehner Nachwirkungen BearbeitenDie Hintergrunde der Spielbankenaffare gelten auch heute als nicht vollig geklart und Zweifel blieben Durch den Tod Geislhoringers konnte ein Wiederaufnahmeverfahren nicht abgeschlossen werden Politische Beobachter sahen in dem arrangierten Skandal einen Machtkampf zwischen CSU und Bayernpartei Am 11 August 1960 beschloss der bayerische Ministerrat keine weiteren Spielbanken in Bayern zuzulassen und die bisher erteilten 1965 auslaufenden Konzessionen nicht zu verlangern Im Februar 1961 beschloss der bayerische Landtag mit CSU Mehrheit die Spielbanken wieder zu schliessen Dieser Beschluss wurde aber nie vollzogen und vier Jahre spater verstaatlichte der Freistaat die Spielkasinos Die privaten Konzessionare und Gesellschafter waren 1961 ausbezahlt worden Literatur BearbeitenHeinrich Senfft Gluck ist machbar Der bayerische Spielbankenprozess die CSU und der unaufhaltsame Aufstieg des Doktor Friedrich Zimmermann Ein politisches Lehrstuck Kiepenheuer und Witsch Koln 1988 ISBN 3 462 01940 6 Droemer Knaur Munchen 1991 ISBN 3 426 04050 6 Treff im Cafe Annast In Der Spiegel Nr 42 1955 online 12 Oktober 1955 Das Spenden Roulette In Der Spiegel Nr 22 1959 online 27 Mai 1959 Weisse Manschetten In Der Spiegel Nr 6 1960 online 3 Februar 1960 Die Meineid Falle In Der Spiegel Nr 10 1960 online 2 Marz 1960 Sogenannte weisse Weste In Der Spiegel Nr 37 1970 online 7 September 1970 Narren gefressen In Der Spiegel Nr 39 1970 online 21 September 1970 Ungeheure Macht In Der Spiegel Nr 30 1971 online 19 Juli 1971 Drei kleine Zettel In Der Spiegel Nr 17 1974 online 22 April 1974 Gehandelt wie die sizilianische Mafia In Der Spiegel Nr 33 1988 online 15 August 1988 Weblinks BearbeitenBayernpartei zur SpielbankenaffareEinzelnachweise Bearbeiten Gehandelt wie die sizilianische Mafia Der Spiegel 15 August 1988 abgerufen am 18 Februar 2018 Narren gefressen Der Spiegel 21 September 1970 abgerufen am 13 Februar 2018 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Spielbankenaffare Bayern amp oldid 234225932