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Das Observatorium Kanzelhohe fur Sonnen und Umweltforschung ist eine spezielle Sternwarte zur taglichen Beobachtung der Sonnenaktivitat Es befindet sich im Suden Osterreichs oberhalb der Kanzelhohe einem 1463 m u A hohen Vorgipfel der Gerlitzen etwa zehn Kilometer nordostlich von Villach im Bundesland Karnten Das Observatorium Kanzelhohe 1955 von Suden Im vorderen Turm war der Coelostat untergebracht und hinten im zweiten Turm war ursprunglich der Koronograf der aber 1948 auf den Gerlitzengipfel verlegt wurde Zeiss Coelostat 1941 am Observatorium Kanzelhohe Damit wurde das Sonnenlicht in das Kellerlabor zum Zeichentisch und zum Spektrohelioskop gespiegelt Koronaaufnahme vom Observatorium Kanzelhohe 12 Oktober 1947 eine der letzten Aufnahmen am Observatorium bevor der Koronograf auf den Gipfel der Gerlitzen gebracht wurde Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 1943 bis Kriegsende 1 2 Nach dem Krieg 2 Das Observatorium heute 3 Sonnenbeobachtung am Observatorium 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDas Observatorium Kanzelhohe fur Sonnen und Umweltforschung der Universitat Graz Osterreich wurde wahrend des Zweiten Weltkrieges Baubeginn 1941 Fertigstellung 1943 als eines von vier Gebirgsobservatorien der deutschen Luftwaffe gegrundet Vordergrundige Aufgabe war die Beobachtung und Erforschung von Sonneneruptionen und ihren Auswirkungen auf den Funkverkehr um in weiterer Folge eine Funkberatung bereitstellen zu konnen Im fruhen 20 Jahrhundert erlebte die Funktechnik einen Entwicklungsschub besonders wichtig wurde sie mit Beginn des Zweiten Weltkrieges als Bestandteil von Kommunikations und Navigationstechnologien vor allem im militarischen Bereich Einen besonderen Stellenwert hatte jedoch der Kurzwellenfunk im Frequenzbereich von 3 bis 30 MHz Diese Kurzwellen werden von der Erdionosphare wie von einem Spiegel reflektiert wodurch es moglich wurde Signale uber grosse Distanzen zu senden und weltweit zu kommunizieren Anfang der 1930er Jahre erkannten Hans Mogel in Deutschland und John H Dellinger in den USA den Zusammenhang zwischen plotzlichen Ausfallen des Kurzwellenempfangs und Strahlungsausbruchen Flares auf der Sonne Mogel Dellinger Effekt Im Zweiten Weltkrieg begann man daher militarische Ressourcen fur die Sonnenforschung zu nutzen um durch Vorhersagen sonnenbedingter Storungen im Kurzwellenfunk militarische Vorteile zu ziehen 1943 bis Kriegsende Bearbeiten Im Auftrag der deutschen Luftwaffe grundete Karl Otto Kiepenheuer bis 1943 vier Gebirgsobservatorien Wendelstein in Oberbayern Kanzelhohe in Karnten Schauinsland im Hochschwarzwald und Zugspitze in Oberbayern Als Zentrale galt das Fraunhofer Institut in Freiburg Breisgau Die Kanzelhohe zeichnete sich durch ihre Lage sudlich des Alpenhauptkamms wo andere Wetterbedingungen herrschen als an den ubrigen Standorten sowie durch eine hohe Zahl an Sonnenstunden aus ausserdem war der Standort durch eine Seilbahn erschlossen Inzwischen ist das Observatorium auch uber eine gut ausgebaute Mautstrasse von Treffen mit dem Auto erreichbar Nach der Fertigstellung 1943 wurde das Observatorium Kanzelhohe mit einem Festkolloquium eroffnet Die Ausstattung war fur damalige Zeiten sehr fortschrittlich und am neuesten Stand Turmteleskop mit Coelostat der Firma Zeiss 30 cm Spiegel Spektrohelioskop nach Siedentopf Koronograf von Zeiss Offnung 11 cm Brennweite 1 65 m mit zwei zusatzlichen Refraktoren zur Erstellung fotografischer Aufnahmen und zur visuellen Beobachtung der Sonne Wahrend des Krieges wurden an das Fraunhofer Institut folgende Daten gesandt Sonnenfleckenrelativzahl Sonnenfleckentypen Starke der photospharischen Fackeln Flache von Protuberanzen uber dem Sonnenrand nbsp Protuberanzenaufnahme vom Observatorium Kanzelhohe vom 11 April 1959 9 18 UT Kleinbild einer der grossten Protuberanzenausbruche die am Observatorium beobachtet wurdenUm die Koronabeobachtungen zu verbessern plante man schon wahrend des Krieges einen neuen Beobachtungsturm auf dem Gipfel der Gerlitzen der aber nicht mehr fertiggestellt werden konnte Ebenso wurde ein neuer Koronograf bei Zeiss in Auftrag gegeben es sollte damals der grosste und modernste Koronograf weltweit sein 20 cm Offnung und 3 m Brennweite Dieser wurde jedoch noch bei Kriegsende beschlagnahmt und als Reparation in die damalige UdSSR gebracht Nach dem Krieg Bearbeiten Nach dem Krieg wurde das Observatorium der Universitat Graz als Aussenstelle der Universitatssternwarte Graz zugeteilt wahrscheinlich weil diese wie auch das Observatorium in der britischen Besatzungszone lag Die britischen Besatzer waren sehr an der Weiterfuhrung des Observatoriums interessiert und bauten daher auf dem Gipfel der Gerlitzen 1947 einen Beobachtungsturm um den Koronografen dorthin zu bringen da dort die Beobachtungsbedingungen besser waren Der noch nicht fertige Turm der Luftwaffe wurde von der Royal Air Force als Funkstation verwendet 1948 wurde auch dieses Gebaude an die Republik Osterreich ubergeben ab 1951 befand sich darin ein Ubernachtungsraum fur die Beobachter Die Grundstucke auf denen das Observatorium und seine Nebengebaude stehen wurden von der Luftwaffe und auch spater von den britischen Besatzern benutzt ohne die Besitzverhaltnisse ordnungsgemass zu klaren Eine Entschadigung durch einen nachtraglichen Ankauf der Grundstucke erfolgte erst in den 1950er Jahren 1 Ende der 1950er Jahre wurde zum Anlass des Internationalen Geophysikalischen Jahres ein Lyot H alpha Filter von Zeiss angekauft welches immer noch in Verwendung ist Da am Gipfel durch Aufstellen von Funkmasten und durch Weidewirtschaft die Anzahl der Insekten stetig anstieg war eine wissenschaftlich wertvolle Koronabeobachtung durch das vermehrte Streulicht nicht mehr moglich daher wurde die Koronabeobachtung 1963 endgultig eingestellt Das Spektrohelioskop auf dem fotografische Aufnahmen nur mit sehr schlechter Qualitat gemacht werden konnten wurde Anfang der 1970er Jahre abgebaut Aus den Teilen des Spektrohelioskops wurde ein Spektrograph gebaut der uber einen Heliostaten mit Sonnenlicht beleuchtet werden kann Seit 1973 werden alle Teleskope am Uberwachungsinstrument im Nordturm betrieben 1966 67 wurde das Observatorium durch einen Zubau mit Werkstatten erweitert und 1990 wurde es noch einmal um eine Bibliothek und eine Grobwerkstatte erweitert Fur die Mitarbeiter wurde 1954 die Sonnenvilla ein Haus nahe der alten Bergstation der Kanzelbahn angekauft Das Observatorium heute BearbeitenDas Observatorium ist organisatorisch dem Dekanat der naturwissenschaftlichen Fakultat der Universitat Graz zugeordnet wissenschaftlich und administrativ ist es ein Teil des Instituts fur Physik Die Erforschung der Sonnenaktivitat ist immer noch eines der Hauptaufgabengebiete des Observatoriums besonders deren Auswirkung auf das Weltraumwetter Erweitert wurde der Aufgabenbereich durch Umweltphysik und solare Strahlungsmessungen Eine TAWES Station der ZAMG wird ebenfalls mitbetreut nbsp Das Observatorium Kanzelhohe 2013 mit neu errichteter Solarthermie AnlageSonnenbeobachtung am Observatorium BearbeitenSeit 1973 dient das Uberwachungsinstrument UWI als Hauptinstrument zur Sonnenbeobachtung Das UWI besteht aus einer parallaktischen Montierung auf der mehrere Refraktoren mitgefuhrt werden H alpha Teleskop 10 cm Offnung 200 cm Brennweite Durch ein Zeiss Lyot Filter FWHM 0 07 nm bei 656 3 nm wird die Chromosphare der Sonne mit einer Auflosung von 2048 2048 Pixel und einer Kadenz von 10 Bildern pro Minute mit einer Farbtiefe von 12 Bit 4096 Graustufen aufgenommen Diese Bilder werden sofort auf Qualitat getestet und bei guter Qualitat weiterverarbeitet und auch als Live Bilder online 2 gestellt Die Belichtungszeit der Aufnahmen wird automatisch angepasst und ist so eingestellt dass helle Sonneneruptionen nicht uberbelichtet werden Im Rahmen des SSA Programms der ESA werden Flares und Filamente mithilfe von Bilderkennungsalgorithmen in Echtzeit berechnet 3 Weisslicht Teleskop 13 cm Offnung 146 cm Brennweite Mit einem breit bandigen Interferenzfilter bei 546 nm FWHM 10 nm wird die Photosphare der Sonne mit einer Auflosung von 2048 2048 Pixeln und einer Kadenz von 3 Bildern pro Minute mit einer Farbtiefe von 12 Bit 4096 Graustufen aufgenommen Die aufgenommenen Bilder werden live online 2 gestellt Kalzium K Teleskop 11 cm Offnung 165 cm Brennweite Durch ein Lunt Kalzium Filter FWHM 0 25 nm bei 393 7 nm wird die Chromosphare der Sonne mit einer Auflosung von 2048 2048 Pixel und einer Kadenz von 10 Bildern pro Minute mit einer Farbtiefe von 12 Bit 4096 Graustufen aufgenommen Diese Bilder werden ebenso wie die anderen live online 2 gestellt Zeicheneinheit 11 cm Offnung 165 cm Brennweite Das Sonnenbild wird auf 25 cm vergrossert projiziert um die Sonnenflecken zu zeichnen diese Fleckenzeichnungen werden seit 1944 erstellt und dienen der Bestimmung der Sonnenfleckenrelativzahl einer Masszahl fur die Sonnenaktivitat Die Fleckenzahlen werden taglich an das Solar Influences Data Analysis Center SIDC des Royal Observatory of Belgium weitergeleitet wo dann die Internationale Sunspot Number ISN generiert wird Ein weiters H alpha Teleskop mit 1024 1024 Pixel Auflosung und einer Kadenz von 15 Bildern pro Minute das die Teleskop Nachfuhrung korrigiert die nur durch ein einfaches Mikroprozessorprogramm gesteuert wird Dadurch werden Einflusse wie die Refraktion der Erdatmosphare und die Abweichungen durch die Neigung der Ekliptik bzw durch die Exzentrizitat der Erdbahn korrigiert nbsp Das Uberwachungsinstrument am Observatorium KanzelhoheDas Observatorium Kanzelhohe ist die osterreichische Vertretung im internationalen ISES 4 Weltraumwetter Netzwerk 5 und die europaische Kernstation zur Sonnenbeobachtung im Rahmen des Weltraumwetter Programms SSA der Europaischen Weltraumbehorde ESA Seit 2000 ist das Observatorium Mitglied und Datenlieferant fur das Global High Resolution H alpha Network 6 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Sonnenobservatorium Kanzelhohe Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Observatorium Kanzelhohe Synoptisches Archiv am Observatorium KanzelhoheEinzelnachweise Bearbeiten Gundi Jungmeier Die Uberwachung der Sonne Die fruhen Jahre des Observatoriums Kanzelhohe Graz 2017 Gundi Jungmeier Werner Potzi Astrid Veronig Die Uberwachung der Sonne Die fruhen Jahre des Observatoriums Kanzelhohe Graz 2014 Sonnenforschung auf der Kanzelhohe In Sterne und Weltraum Heft 8 2014 a b c H alpha Live Bilder http cesar kso ac at main live im php ESA SSA Portal KSO Federated Services International Space Environment Service http www ises spaceweather org Osterreichische Weltraum Wetter Seite http www spaceweather at Global High Resolution H alpha Network http swrl njit edu ghn web46 677527777778 13 901666666667 Koordinaten 46 40 39 1 N 13 54 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Observatorium Kanzelhohe amp oldid 216717939