www.wikidata.de-de.nina.az
SOLO Zundwaren und Wichsefabrik AG war ein im Jahr 1903 gegrundeter osterreichischer Zundwarenhersteller dessen Wurzeln bis in die Mitte des 19 Jahrhunderts zuruckreichen In seiner Hochzeit belieferte das Unternehmen ganz Mitteleuropa sowie Teile Indiens Chinas und des Osmanischen Reiches mit den verschiedensten Arten von Zundholzern Schachtel der Solo AG Inhaltsverzeichnis 1 Zundwarenfabrik Deutschlandsberg 1856 1861 2 Fl Pojatzi amp Co 1861 1903 3 Die SOLO Zundwaren und Wichsefabriken AG 1903 1924 bzw SOLO Zundwaren und Chemische Fabriken AG 1924 1982 4 EinzelnachweiseZundwarenfabrik Deutschlandsberg 1856 1861 Bearbeiten1850 ubernahm Florian Pojatzi Sohn eines nach Deutschlandsberg eingewanderten Kaufmanns aus Friaul mit nur 20 Jahren das Gemischtwarengeschaft seines Vaters Pojatzi sah in den ortlichen Ressourcen Holz gute Chancen ein zweites Standbein aufzubauen Deshalb absolvierte er ab 1855 eine Ausbildung zur Fertigung von Zundholzern in Stefan Romers Zundholzfabrik in Wien Am 21 Juni 1856 ersuchte Pojatzi die Bezirksbehorde um die Genehmigung fur die Herstellung von Zundholzern Die Bewilligung erfolgte am 28 Juni 1856 Handelsgerichtlich war der gewerbliche Betrieb der zunachst im eigens angemieteten Appolthaus in Horburg untergebracht war nicht registriert Aktiver Teilhaber war der 40 jahrige Johann Eisenhut ehemaliger Mitarbeiter in Pojatzis Ausbildungsbetrieb In den ersten Jahren verlief die Produktion noch in bescheidenem Massstab Hergestellt wurden hauptsachlich gewohnliche geschwefelte Phosphorholzchen aber auch Salonzunder bei denen statt des Schwefels wohlriechendes Kolophonium zum Einsatz kam Das Absatzgebiet war noch ortlich begrenzt und ging kaum uber die Steiermark das Drautal und das Lavanttal hinaus 1 Eine steigende Nachfrage nach Zundholzern die grosser werdende Anzahl Arbeitswilliger und ein auslaufender Pachtvertrag fur das Appolthaus bewogen Pojatzi dazu einen Neubeginn zu wagen Er entschloss sich eine neue Anlage auf dem in seinem Besitz befindlichen Ackern im Bereich der Fabrikstrasse zu bauen Die Kommissionierung erfolgte im April 1861 2 und im Dezember ging die neue Fabrik die Firma Florian Pojatzi amp Comp in Betrieb Fl Pojatzi amp Co 1861 1903 Bearbeiten nbsp Etikett von Fl Pojatzi amp Comp Deutschlandsberg um 1900 Mit dem Ziel den Absatzmarkt zu erweitern entschloss sich Pojatzi die Kompetenzen in seiner Firma umzuverteilen Er selbst ubernahm die kommerzielle Fuhrung und das Eruieren neuer Absatzmarkte wahrend Johann Eisenhut die technische Leitung der Fabrik oblag Der Arbeiterstand wuchs innerhalb von zwei Jahren von 22 auf 50 Personen was eine straffere Organisation unumganglich machte In Carl Franz fand Pojatzi einen kompetenten Mitarbeiter und zugleich einen kapitalkraftigen Gesellschafter der eine Einlagesumme von 3 000 Gulden ca 40 000 Euro 3 mitbrachte 1864 wurde die Zundholzfabrik als offene Gesellschaft in das Handelsregister eingetragen Die Absatzgebiete konnte dank intensiver Verhandlungen mit italienischen chinesischen und osmanischen Interessenten bedeutend erweitert werden Schon bald beschaftigte das Unternehmen 250 Mitarbeiter und die Nachfrage nach Zundholzern stieg immer weiter Das einzige Problem den komplizierten und kostspieligen Transport per Pferdefuhrwerk nach Lebring zur Sudbahn wusste Pojatzi durch geschickte Verhandlungen zu losen die dazu fuhrten dass eine ursprunglich uber Frauental geplante Bahntrasse stattdessen direkt uber Deutschlandsberg verlief Sein Einsatz wurde 1870 vom Staat damit belohnt dass seine Firma den kaiserlichen Adler fuhren und den Firmennamen in k k privilegierte Zundwarenfabrik in Deutschlandsberg bei Graz von Fl Pojatzi amp Comp andern durfte Die Bienenkorbmarke das neue Fabrikationszeichen der Zundholzfabrik erlangte in den folgenden Jahren Weltruhm 4 1888 exportierte Pojatzi via Triest und Hongkong allein nach China 1 44 Milliarden Zundholzer 5 Im Jahr 1872 trat Johann Eisenhut aus dem Unternehmen aus worauf dieses in eine Kommanditgesellschaft umgewandelt wurde Ein Jahr spater erhielt Franz Czerweny der gerade in die Familie eingeheiratete Schwiegersohn Pojatzis weitreichende Kompetenzen Ab 1879 ubernahm Czerweny gemeinsam mit Pojatzi die kommerzielle Fuhrung wahrend Carl Franz weiterhin technischer Leiter blieb Die Firma gewann durch die gute Auftragslage an Kapital und Einfluss sodass 1881 die Zundwarenfabrik Kollmann in Stallhof bei Stainz aufgekauft werden konnte Nach Ruckzug Florian Pojatzis aus der aktiven Mitarbeit im Unternehmen im Jahr 1892 war eine Neukonstituierung erforderlich Zu dem Zeitpunkt bestand die Gesellschaft aus zwei offentlichen Gesellschaftern Franz Czerweny von Arland und Carl Franz mit einer Einlage von je 320 000 Gulden ca 4 3 Mio Euro 3 und vier stillen Gesellschaftern Florian Pojatzi dessen Schwiegersohn Adolf Bracher Leopold Vianello und Leopold Link Grosse wirtschaftliche Schwierigkeiten die aus der Grundung zahlreicher Zundholzfabriken in Europa resultierten brachten Franz Czerweny 1899 dazu die Gesellschaft im Handelsregister zu loschen und als Einzelfirma mit ihm als Inhaber neu aufnehmen zu lassen Um den Konkurrenzkampf der osterreichischen Fabriken auszuschalten wurde im Jahr 1900 ein Verkaufskartell gegrundet dem jedoch nur wenig Erfolg beschieden war 1901 schlossen sich deshalb die sechs grossten osterreichischen Zundholzfabriken zu einem eigenen Kartell zusammen um fortan den gemeinsamen Verkauf ihrer Produkte uber eine Verkaufs Aktiengesellschaft die Zundwarensektion der osterreichischen Landerbank in Wien abzuwickeln Zwar war dadurch die Konkurrenz im eigenen Land ausgehebelt dafur drangten jetzt aber schwedische englische italienische und russische Zundholzkonzerne in die bislang den Osterreichern vorbehaltenen Absatzgebiete Auf Initiative Franz Czerwenys wurden daher Verhandlungen eingeleitet an deren Ende die Grundung der SOLO Zundwaren und Wichsefabriken AG am 1 Januar 1903 stand Die Fabriken in Stainz und Deutschlandsberg gingen zeitgleich in das Eigentum der SOLO AG uber 6 Die SOLO Zundwaren und Wichsefabriken AG 1903 1924 bzw SOLO Zundwaren und Chemische Fabriken AG 1924 1982 Bearbeiten nbsp Aktie der Solo AG vom 1 Mai 1904 nbsp Schachtel von Furth 20 Jahrhundert nbsp Etikett von Fl Pojatzi um 1900 nbsp Schachtel der Union Augsburg um 1900 Das Aktienkapital der neuen SOLO AG belief sich auf 5 340 000 Kronen Das entspricht einem heutigen Marktwert von rund 71 556 000 Euro 3 Es wurden 26 700 Aktien ausgegeben deren Wert bei jeweils 200 Kronen ca 2 700 Euro 3 lag In den Konzern gingen folgende Unternehmen samt allen Gebauden und Anlagen Maschinen Marken und Musterrechten Kundschaften Gewerbeberechtigungen und Patenten mit Ausnahme der Patente auf Zundholz Automatmaschinen ein Partner Ort Kapital Kronen Summe Kronen Fabriken sonstige Werte Bernard Furth Susice 1 150 000 350 000 1 500 000Fl Pojatzi amp Co Deutschlandsberg 1 050 000 350 000 1 400 000Union Augsburg Niederlassung Linz 900 000 300 000 1 200 000Adalbert Scheinost Susice 500 000 140 000 640 000Julius Krepesch Graz 230 000 70 000 300 000Emil Lebherz Gorz 230 000 70 000 300 000Gesellschaftskapital 5 340 000 Marken Muster Kundschaft damals Schuttenhofen Union Vereinigte Zundholz und Wichsefabriken Augsburg Abbildung 7 Insgesamt produzierten diese sechs Firmen jahrlich rund 80 Milliarden Zundholzer Damit reprasentierten sie etwa 70 Prozent der Gesamtproduktion im damaligen Osterreich Das Prasidium ubernahm aus Grunden der Objektivitat die osterreichische Landerbank Die drei grossten Teilhaber Pojatzi Furth und Union stellten jeweils zwei Aufsichtsrate die kleineren Firmen je einen Die Fuhrung der Verwaltungszentrale in Wien oblag Franz Czerweny und Bernhard Furth Beide traten 1913 zuruck Robert Czerweny von Arland wurde Direktor der Zentrale und Ernst Furth Generaldirektor des Konzerns Einen wichtigen Einschnitt in die SOLO Historie brachte das Inkrafttreten des Weissphosphorverbots im Jahr 1912 und die damit verbundene Grundung der HELIOS Zundwaren AG durch den Staat Osterreich Um einen Konkurrenzkampf zu verhindern liess SOLO der HELIOS zehn Jahre lang je 200 000 Kronen zukommen Im Zuge der Auflosung der Habsburger Monarchie im Jahr 1918 war eine Neuorganisation des Konzerns notwendig da ein Grossteil der Betriebe jetzt auf dem Territorium des neuen Staates Tschechoslowakei lag SOLO und HELIOS wurden verschmolzen und in eine tschechische und eine osterreichische SOLO geteilt Die Leitung uber beide Firmen ubernahm Generaldirektor Ernst Furth Zur osterreichischen SOLO gehorten die Fabriken in Deutschlandsberg Stainz und Linz Zwischen den beiden Weltkriegen entstanden die Konkurrenzbetriebe ORION in St Polten SIRIUS in Klagenfurt und VULKAN in Salzburg Wahrend es der SOLO gelang die ORION aufzukaufen wurden mit den beiden anderen nur Verkaufsvertrage abgeschlossen Diesem Konkurrenzdruck fiel die Fabrik in Stainz zum Opfer die 1928 stillgelegt wurde 8 Um die Produktion zu sichern beschaftigte die SOLO wahrend des Zweiten Weltkrieges auch Kriegsgefangene Neben Zundholzern stellten diese auch Reibeflachen fur Handgranaten und Zundschnure her Nach Kriegsende nahm die SOLO so weit als moglich die Produktion unter Direktor Mnestjan wieder auf 1950 produzierten 700 Arbeiter 1 263 000 Schachteln wahrend es 1921 bei 500 Arbeitern 440 000 Schachteln waren Bis auf wenige Jahre schuttete die Aktiengesellschaft zwischen 1921 und 1970 stets Dividende aus Die Aufhebung des Zundholzmonopols im Jahr 1954 und die Liberalisierung des Zundholzmarktes 1964 fuhrte jedoch verstarkt durch das zunehmend in Umlauf kommende Feuerzeug zu einem so gewaltigen Konkurrenzkampf dass die Aktionare der SOLO AG im Jahr 1972 die Liquidation der Gesellschaft beschlossen Damit war letztendlich auch das Ende der Zundholzfabrik in Deutschlandsberg besiegelt Am 31 Marz 1982 wurde das Unternehmen geschlossen Einzelnachweise Bearbeiten L Reichenwallner Chronik der Fabrik Deutschlandsberg der SOLO Zundwaren u chem Fabriken A G Wien D Landsberg 1930 S 42 ff Kommissionierungsprotokoll 1861 Stadtgemeindearchiv Deutschlandsberg a b c d Berechnung nach 1 L Reichenwallner 1930 S 49 ff Josef Fleischhacker Steirische Firmen am Weltmarkt anhand von Firmenetiketten um die Jahrhundertwende ungedruckte sozial und wirtschaftswissenschaftliche Diplomarbeit Universitat Graz 1991 L Reichenwallner 1930 S 58 ff Dr Anton Emil Aubauer Die Konzentration in der Osterreichischen Zundholzindustrie seit ihrer Begrundung 1923 S 74ff L Reichenwallner 1930 S 78 f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Solo Zundwaren amp oldid 233707763