www.wikidata.de-de.nina.az
Dieser Artikel behandelt das literarische Werk von Arthur Schopenhauer Fur die gleichnamige Gattung der Archenmuscheln siehe Senilia Gattung Senilia ist der Titel einer von Arthur Schopenhauer verfassten Sammlung kleiner Weisheiten die unter dem Buchtitel Die Kunst alt zu werden veroffentlicht wurden 1 Sie enthalt die Ergebnisse des Meditierens wie sie Schopenhauer in den letzten Jahren seines Lebens aufgezeichnet hat In den darauf folgenden 150 Jahren ist viel Wissen um das Altern hinzugekommen Jedoch die Kunst alt zu werden also das laut Schopenhauer geniale Verhalten des seelisch geistig tatigen Menschen ist kaum uberholbar in Schopenhauers Nachlass erhalten 2 Arthur Schopenhauer 1859Dennoch gibt es in zweieinhalb Jahrtausenden zahllose Befunde wissenschaftlicher und kunstlerischer Provenienz die eine heute mogliche Vorstellung von der Kunst alt zu werden kennzeichnen Die Kunst alt zu werden erschliesst sich aus ihrer Geschichte Inhaltsverzeichnis 1 Schopenhauers Vorlaufer 2 Schopenhauer 2 1 Senilia 2 2 Christentum oder Buddhismus 2 3 Welt und Zeit 2 4 Wille und Vorstellung 2 5 Meditation 2 6 Bewegung Schlaf Ernahrung 3 Biowissenschaftliche Befunde 3 1 Physikotheologie des Alterns 3 2 Krankheitsprophylaxe 3 3 Verhaltens Vorschlage 4 Psychosoziales Altern 5 Fazit 6 Literatur 7 EinzelnachweiseSchopenhauers Vorlaufer BearbeitenSchopenhauers Ansichten uber die zweieinhalbtausendjahrige Tradition philosophischer Lehren vom Altwerden sind bereits in den Parerga und Paralipomena dargelegt Die Senilia stehen in der Tradition des Buddhismus und der Vorsokratiker Selbstverstandlich finden sich Bezugnahmen auf Platon bzw Sokrates und naturlich auch auf die romische Philosophie besonders Cicero Um allezeit einen sicheren Kompass zur Orientierung im Leben bei der Hand zu haben und um dasselbe ohne je irre zu werden stets im richtigen Lichte zu erblicken ist nichts tauglicher als dass man sich angewohne diese Welt zu betrachten als einen Ort der Busse also gleichsam als eine Strafanstalt wie schon die altesten Philosophen sie nannten und unter den christlichen Vatern Origenes es mit lobenswerter Kuhnheit aussprach welche Ansicht derselben auch ihre theoretische und objektive Rechtfertigung findet nicht bloss in meiner Philosophie sondern in den Weisheiten aller Zeiten namlich im Brahmanismus im Buddhaismus beim Empedokles und Pythagoras wie denn auch Cicero anfuhrt dass von alten Weisen und bei der Einweisung in die Mysterien gelehrt wurde dass wir wegen bestimmter in einem fruheren Leben begangener Fehler zur Abbussung der Strafen geboren seien 3 Schopenhauer BearbeitenSenilia Bearbeiten Dieses Buch heisst Senilia So beginnt die handschriftlich hinterlassene Sammlung kurzer Texte Schopenhauers in den Jahren von April 1852 bis 1860 Kombiniert mit den verschiedensten Einfallen wird die These dargelegt dass der Mensch im Alter die Strebungen des Willens weitgehend hinter sich und die Vorstellung ganz und gar dominant werden lassen kann Man muss nur hubsch alt werden da giebt sich alles Mit seinen Meditationen und den entsprechenden Niederschriften wird die Kunst alt zu werden demonstriert Sie besteht im Grunde darin wie Schopenhauer sich selbst verhalt Christentum oder Buddhismus Bearbeiten Wie an vielen Stellen im Werk Schopenhauers wird auch in den Senilia die judisch christliche Tradition fur eine plausible Deutung des Alterns und der Kunst alt zu werden verworfen Solange Ihr zur conditio sine qua non unerlasslichen Bedingung jeder Philosophie macht dass sie nach dem Judischen Theismus zugeschnitten sei ist an kein Verstandniss der Natur ja an keine ernstliche Wahrheitsforschung zu denken 4 Schopenhauer bezeichnet sich gelegentlich als Buddhisten um sich dem Thema des Altwerdens und des Sterbens gewachsen zu erklaren 5 Man muss um das Altwerden zu bedenken von der Grundvoraussetzung ausgehen dass die Seelen inkarniert werden um im Verlauf des Lebens das Altwerden zu erlernen nicht von aussen als beigebrachter Lerninhalt sondern aus sich selbst heraus als Ding an sich Der unvergangliche und nicht lehrbare Wert eines Menschen besteht in seiner Fahigkeit den Willen zu objektivieren Sie erscheint Schopenhauer angeboren und nicht durch padagogische Anleitung vermittelbar Daher kommt wie unser moralischer so auch unser intellektueller Werth nicht von aussen in uns sondern geht aus der Tiefe unseres eigenen Wesens hervor und konnen keine Pestalozzische Erziehungskunste aus einem geborenen Tropf einen denkenden Menschen bilden nie er ist als Tropf geboren und muss als Tropf sterben 6 Diese Ansicht geht zuruck auf das sokratische Konzept der Maieutik Hebammenkunst also die Kunst der Entwicklung des Feten wenn er aus dem Geburtskanal mit geschickten Handgriffen eine Hilfe erhalt ans Licht der Welt zu gelangen 7 Welt und Zeit Bearbeiten Alle Theorie des Alterns muss in den Kontext von Sein und Zeit gestellt werden Der Mensch kann nur alt werden indem er in die Zeitlichkeit eintritt Zwar wird durch den Tod seine Seele nicht zerstort aber sie kann sich nur im Verlauf ihrer Inkarnation also innerhalb der Welt vervollkommnen Die Welt ist nicht gemacht denn sie ist wie Okellos Lukanos sagt von jeher gewesen weil namlich die Zeit durch erkennende Wesen mithin durch die Welt bedingt ist wie die Welt durch die Zeit Die Welt ist nicht ohne Zeit moglich aber die Zeit auch nicht ohne Welt Diese Beiden sind also unzertrennlich und ist so wenig eine Zeit darin keine Welt war als eine Welt die zu gar keiner Zeit ware auch nur zu denken moglich 4 Wille und Vorstellung Bearbeiten Entscheidend fur die Kunst alt zu werden sei die Fahigkeit sich aus dem Dienste des Willens zu losen Den Thieren sieht man deutlich an dass ihr Intellekt bloss im Dienste ihres Willens thatig ist bei den Menschen ist es in der Regel nicht viel anders Auch ihnen sieht man es durchgangig an ja Manchem sogar auch noch dass er nie anders thatig war sondern stets bloss auf die kleinlichen Zwecke des Lebens und die oft so niedrigen und unwurdigen Mittel dazu gerichtet gewesen ist Wer einen entschiedenen Ueberschuss von Intellekt uber das zum Dienste des Willens nothige Maass hinaus hat welcher Ueberschuss dann von selbst in eine ganz freie nicht vom Willen erregte noch die Zwecke des Willens betreffende Thatigkeit gerath deren Ergebniss eine rein objektive Auffassung der Welt und der Dinge seyn wird ein solcher Mensch ist ein Genie und das pragt sich in seinem Antlitz aus minder stark jedoch auch schon jeder Ueberschuss uber das besagte durftige Maass 8 Meditation Bearbeiten nbsp Darstellung des Buddha in Meditationshaltung Dhyana mudra Polonnaruwa Nach Schopenhauers Ansicht ist ein wahrer Philosoph nicht nur Akademiker sondern er ist stets auch ein Praktiker der Philosophie Er meditiert im Sinne der buddhistischen Lehren und sorgt sich um sich selbst d h er bemuht sich durch praktischen Vollzug seiner Einsichten ein alter Mensch zu werden 9 Es geht um die seit den Vorsokratikern bis in die Zeit Schopenhauers immer wieder postulierte philosophische Weisheit ohne die ein Erkennen gar nicht moglich erscheint So gesehen sind Schopenhauers Alters Meditationen in die grosse Tradition des Platonismus der Stoa und der christlichen Praxis klosterlichen Lebens zu stellen Die Kunst alt zu werden ist die Kunst ein praktisch meditierender Philosoph zu sein Der spatgriechische Philosoph Boethius hat bereits die Consolatio philosophiae beschrieben also den Trost der darin besteht uber Wesentliches nachzudenken anstatt den alltaglichen Noten um Macht Reichtum und Sexualitat zugewandt zu sein Darum praktiziert der Philosoph das Meditieren Wer zwei oder gar drei Generationen des Menschengeschlechts erlebt dem wird zu Muthe wie dem Zuschauer der Vorstellungen der Gaukler aller Art in Buden wahrend der Messe wenn er sitzen bleibt und eine solche Vorstellung zwei oder drei Mal hinter einander wiederholen sieht die Sachen waren namlich nur auf Eine Vorstellung berechnet machen daher keine Wirkung mehr nachdem die Tauschung und die Neuheit verschwunden ist 10 Bewegung Schlaf Ernahrung Bearbeiten Schopenhauer gibt gelegentlich praktische Tipps wie man sich am besten verhalten solle um in Gesundheit alt zu werden Ist doch das Erreichen eines hohen biologischen Alters jedenfalls Voraussetzung fur die Vervollkommnung des inneren Wesens Der Schlaf ist die Quelle aller Gesundheit und der Wachter des Lebens Ich schlafe noch meine 8 Stunden meistens ohne alle Unterbrechung Sie mussen durchaus eineinhalb Stunden taglich rasch gehn die Zeit dazu von sitzenden Amusements wegnehmend im Sommer viel kalt baden wenn Sie nachts aufwachen ja nichts Gescheutes oder irgend Interessantes denken sondern bloss das fadeste Zeug mit vieler Abwechslung aber in gutem korrekten Latein das ist mein Mittel 11 Biowissenschaftliche Befunde BearbeitenDas Alters Wissen der biologischen Disziplinen hat im 20 Jahrhundert die Kunst alt zu werden besonders auf zwei Gebieten bereichert korperliche Verhaltensweisen z B Ernahrung Sport Wohnung etc Krankheitsprophylaxe also die Sorge um Fruhdiagnostik und Vermeidung schadlicher Einflusse Hierzu finden sich bei Schopenhauer nur relativ sparliche Hinweise Gar zu wenig waren die Biowissenschaften auf dem Sektor der Altersforschung vorangeschritten Auch die Grundlagen theoretische Erforschung des Alterns ist besonders durch die Molekularbiologie erheblich vorangeschritten 12 Physikotheologie des Alterns Bearbeiten Nach Schopenhauers Ansicht ist die Welt nicht durch den Intellekt eines personlichen Gottes entstanden dem gegenuber man sich nach Ende des Lebens zu verantworten hatte Es ist vielmehr der Willen des Wesens selbst aus dem heraus sich sein Altwerden erklart So leicht auch der physikotheologische Gedanke dass ein Intellekt a mind es seyn musse der die Natur gemodelt und geordnet hat dem rohen Verstande zusagt so grundverkehrt ist er Denn der Intellekt ist uns allein aus der animalischen Natur bekannt folglich ein durchaus sekundares und untergeordnetes Princip der Welt und ein Produkt spaten Ursprungs kann daher nimmermehr ihre Bedingung gewesen seyn hingegen tritt der Wille welcher Alles erfullt und in Jedem sich unmittelbar ankundigt es dadurch bezeichnend als seine Erscheinung uberall als das Ursprungliche auf Daher lassen alle teleologischen Thatsachen sich aus dem Willen des Wesens selbst an dem sie befunden werden erklaren 10 nbsp Nur einige einfache Lebewesen z B Susswasserpolypen hier Hydra viridis kennen kein Altern und konnen unter optimalen Umweltbedingungen theoretisch unendlich alt werden Wie wir heute wissen sind geschlechtliche Vermehrung und Individualtod die Promotoren der Entwicklung im Leben seit ca 800 Millionen Jahren Bakterien Prokaryonten vermehren sich grosstenteils identisch d h dass das Genom vollkommen gleichartig von der Mutterzelle auf die Tochterzelle ubergeht Mit der sexuellen Vermehrung Eukaryonten andert sich dies grundlegend Dem haploiden einfachen Chromosomensatz des Vaters haftet der homologe Chromosomensatz der Mutter an so dass in der Kunst des Uberlebens das jeweils dominante Gen zum Einsatz kommt In der Phylogenese dieses neuen Vermehrungsprinzips wird kein Schopfungsakt postuliert 13 nbsp Genreiche und genarme Regionen auf menschlichen Chromosomen Auf Metaphasechromosomen aus einem menschlichen weiblichen Lymphozyten wurden durch Fluoreszenz in situ Hybridisierung die Alu Sequenzen markiert grun Diese Sequenzen sind in genreichen Abschnitten der Chromosomen besonders haufig DNA ist rot eingefarbt so dass auch genarme Regionen sichtbar sind Zugleich mit der Anordnung der Chromosomen nebeneinander kommt es zur Bildung von Telomeren und Mesomeren Das sind hoch replikative Sequenzen die an den Enden und in der Mitte eines jeden Chromosoms hundertfach vorliegen Mit jeder Zellteilung nimmt die Anzahl der Telomere ab und wenn keine Telomere mehr vorhanden sind ist die betreffende Zelle nicht mehr teilungsfahig So ist mit der Sexualitat der Vermehrung der Individualtod unmittelbar verknupft Diese Errungenschaft in der Entwicklung des Lebens erklart sich hinreichend aus dem Nacheinander von Mutationen ohne dass ein individueller Schopfungsakt angenommen werden muss Die Molekulargenetik bestatigt insofern Schopenhauers Grundansatz Krankheitsprophylaxe Bearbeiten Das 20 21 Jahrhundert hat vor allem die Fruhdiagnostik und die Pravention der Krankheiten des Alters entscheidend vorangebracht Zunachst wurden die Erreger der grossen Infektionskrankheiten identifiziert Tuberkulose Syphilis Pest Pocken etc Die Stoffwechselkrankheiten besonders Diabetes und Hyperlipidamien konnten identifiziert und z T wirksam therapiert werden Es folgte die Aufklarung der zahllosen Allergien und Malignome In jungster Zeit sind selbst die genetisch fixierten Fehlbildungen mit einiger Aussicht fruhzeitig aufzuhalten und in ihrem Fortgang abzumildern Schopenhauer bemerkt dazu Die menschliche Lebensdauer wird an zwei Stellen des Alten Testaments auf 70 Jahre und wenn es hoch kommt 80 gesetzt Es ist aber doch falsch und ist bloss das Resultat einer rohen und oberflachlichen Auffassung der taglichen Erfahrung Denn wenn die naturliche Lebensdauer 70 80 ware so mussten die Leute zwischen 70 und 80 Jahren vor Alter sterben Dies aber ist gar nicht der Fall sie sterben wie die jungeren an Krankheiten die Krankheit aber ist wesentlich eine Abnormitat also ist dies nicht das naturliche Ende Erst zwischen 90 und 100 Jahren sterben die Menschen dann aber in der Regel vor Alter ohne Todeskampf ohne Rocheln ohne Zuckung bisweilen auch ohne zu erblassen welches die Euthanasie heisst 14 5 Verhaltens Vorschlage Bearbeiten Einer der bekanntesten Verfasser von Verhaltensvorschlagen fur das Erreichen eines hohen Lebensalters also einer gewissen Vorbedingung fur das Altwerden im schopenhauerschen Sinne ist Manfred Kohnlechner Die Vorschlage reichen von zahllosen Nahrungserganzungsmitteln uber diverse Kochkunste insbesondere die Zubereitung von Gerichten mit ungesattigten Fettsauren bis zu spezieller Korperbewegung und meditativer Konzentration Schopenhauer hatte ebenfalls eine kleine Anzahl von Vorschlagen parat die bereits im Kapitel uber Schlaf und Bewegung zitiert sind Einen besonderen Ansatz stellt gegenwartig die Erhaltung der Sexualfunktionen dar Neben der Hormon substitution Ostrogen bei Frauen in der Zeit der beginnenden Postmenopause und Testosteron bei Mannern in der Zeit nachlassender Libido In beiden Fallen werden besondere Risiken fur bosartige Erkrankungen diskutiert Ostrogensubstitution erfordert besonders strenge Kontrolle des Mammakarzinoms Testosterongabe erfordert besonders engmaschige Kontrolle des Prostatakarzinoms Fur Schopenhauer waren die Themen der Hormonsubstitution unbekannt Lediglich wird die Zeugung als Gegenpunkt in der Diskussion des Sterbens diskutiert Viel richtiger schatzt Plato im Eingang zur Republik das Greisenalter glucklich sofern es den bis dahin uns unablassig beunruhigenden Geschlechtstrieb endlich los ist Sogar liesse sich behaupten dass die mannigfaltigen und endlosen Grillen welche der Geschlechtstrieb erzeugt und die aus ihnen entstehenden Affekte einen bestandigen gelinden Wahnsinn im Menschen unterhalten solange er unter Einfluss jenes Triebes oder jenes Teufels von dem er stets besessen ist steht 15 Die Kunst alt zu werden ist bei Schopenhauer eben nicht die Kunst moglichst lange zu leben sondern die Kunst eine alte Seele im Sinne der buddhistischen Reinkarnationstheorie zu werden Lediglich bietet ein langes Leben bessere Chancen sich in der Kunst eine alte Seele zu werden zu qualifizieren Langes Leben ist sozusagen eine Conditio sine qua non unverzichtbare Bedingung fur die Kunst alt zu werden Und genau in diesem Punkt ist die Altersforschung des 20 21 Jahrhunderts weit uber Schopenhauer hinausgelangt Testosteron ist ja nicht nur ein Sexualhormon sondern es wirkt anabolisch d h Muskeln Knochen und Sehnen werden reichlicher gebildet so dass den Atrophien des Alters vorgebeugt wird Allerdings hat sich die Hoffnung auf Steigerung der Lebenserwartung durch Hormonsubstition nicht bestatigt Ebenso ist die Ostrogensubstitution wirksam gegen Osteoporose Arteriosklerose und Demenz Das seit Jahrtausenden gultige Klischee von der nachlassenden Belastigung durch Sexualitat ist unter den Gesichtspunkten der Hormonsubstitution revisionsbedurftig Psychosoziales Altern BearbeitenErstaunlich geringe Beachtung finden bei Schopenhauer die psychosozialen Faktoren des Alterns Die Biografie Schopenhauers zeigt eine grosse Zuruckhaltung gegenuber geselligen Kontakten Gar zu sehr hat der Versuch in der philosophischen Praxis Meditation zu uben den sog Pessimisten von frohlicher Gesellschaft ferngehalten Andererseits ist inzwischen gut bekannt dass eine positive Einstellung zu den Inhalten des Lebens in Gesellschaft lebensverlangernde Wirkung hat Disengagement also eine negative Haltung gegenuber der sozialen Umgebung ist mit niedrigerer Lebenserwartung verbunden 16 Auch ist die Involution der Sprache mit ihren organischen und gesellschaftlichen Komponenten ein entscheidender Faktor bei der Erforschung des Altwerdens in der Zeit nach Schopenhauer geworden Schopenhauers Zuruckhaltung gegenuber der Gesellschaft ist vor allem durch die Bildung von Gesellschaften alterer Manner und spater auch reifer Damen konterkariert worden Lediglich in der Musik erkennt Schopenhauer einen erheblichen Beitrag zur Kunst alt zu werden Nun ferner in den gesammten die Harmonie hervorbringenden Ripienstimmen zwischen dem Basse und der leitenden die Melodie singenden Stimme erkenne ich die gesammte Stufenfolge der Ideen wieder in denen der Wille sich objektivirt Die dem Bass naher stehenden sind die niedrigeren jener Stufen die noch unorganisch aber schon mehrfach sich aussernden Korper die hoher liegenden reprasentieren mir die Pflanzen und die Thierwelt Endlich in der Melodie in der hohen singenden das Ganze leitenden und mit ungebundener Willkur in ununterbrochenem bedeutungsvollem Zusammenhange eines Gedankens von Anfang bis zum Ende fortschreitenden ein Ganzes darstellenden Hauptstimme erkenne ich die hochste Stufe der Objektivation des Willens wieder das besonnene Leben und Streben des Menschen 17 In einer Studie aus den achtziger Jahren des 20 Jahrhunderts sollten 70 bis achtzigjahrige Manner sich in einer simulierten Umgebung aus dem Jahr 1959 aufhalten und uber nichts als positive Lebensinhalte aus dieser Zeit miteinander reden Als Ergebnis wurde festgestellt dass sich die Versuchspersonen in Bezug auf Sehkraft und Beweglichkeit der Gelenke verbessern konnten 18 Andererseits ist das Misstrauen gegenuber eigenen Fahigkeiten in seinem Zusammenhang mit tatsachlichen motorischen Leistungen untersucht worden 19 Die Ergebnisse zeigen den Einfluss des Misstrauens im Sinne des Schopenhauerschen Pessimismus Fazit BearbeitenSchopenhauer sieht seine Meditationen uber die Kunst alt zu werden als Fortsetzung einer langen Reihe philosophischer und theologischer Lehren aus Antike Mittelalter und Neuzeit Er verbindet seine Theorie mit praktischer Lebensfuhrung im Sinne der Kunst alt zu werden Sein Anschluss an ostasiatische Lehren verweist auf die Kunst des seelischen Altwerdens Neben Schlaf Sport und Hygiene ist vor allem die Objektivation des Weltwillens entscheidend Musik durfte hierbei besondere Hilfen bieten Die Biowissenschaften des 20 Jahrhunderts haben vor allem pharmakologische Ansatze entwickelt die uber Schopenhauer weit hinausgehen aber den Ansatz einer philosophischen Praxis keineswegs relativieren Lediglich aus einem besseren Verstandnis hinduistischer Seelenvorstellungen ergibt sich die Uberwindung des schopenhauerschen Pessimismus Altwerden der Seele ist das Ziel allen hoheren Lebens und hat die Vervollkommnung fur ein spateres Leben zur Folge Literatur BearbeitenAnders Jennifer Ulrike Dapp Susann Laub and Wolfgang von Renteln Kruse Einfluss von Sturzgefahrdung und Sturzangst auf die Mobilitat selbststandig lebender alterer Menschen am Ubergang zur Gebrechlichkeit Screeningergebnisse zur kommunalen Sturzpravention In Zeitschrift fur Gerontologie und Geriatrie 2007 Volume 40 Number 4 S 255 267 Belke Horst Ludlamshohle Wien In Wulf Wulfing Karin Bruns Rolf Parr Hrsg Handbuch literarisch kultureller Vereine Gruppen und Bunde 1825 1933 Metzler Stuttgart Weimar 1998 S 311 320 Repertorien zur Deutschen Literaturgeschichte Hrsg Paul Raabe Band 18 Birnbacher Dieter Schopenhauer Reclam Grundwissen Philosophie 2010 Boberski Heiner Peter Gnaiger Martin Haidinger Thomas Schaller Robert Weichinger Machtig Mannlich Mysterios Geheimbunde in Osterreich Salzburg Ecowin Verlag 2005 Cumming E W E Henry A formal statement of disengagement theory In Growing old The process of disengagement Basic Books New York 1961 Goethe Johann W von Dichtung und Wahrheit Stl Werke hrsg Trunz Erich Band 9 S 531 f Munchen 1998 Hubscher Arthur Hg Arthur Schopenhauer Gesammelte Briefe Bonn 1978 Langer Ellen Die Uhr zuruckdrehen Gesund alt werden durch die heilsame Wirkung der Aufmerksamkeit Munchen Jungermann 2011 Maas Michael Der Mannerbund Schlaraffia 1914 1937 Bad Mergentheim 2006 Motel Klingebiel A S Wurm und C Tesch Romer Hrsg Altern im Wandel Befunde des Deutschen Alterssurveys DEAS Kohlhammer 2010 Schwartz F W Das Public Health Buch Elsevier Urban amp Fischer Verlag 2003 ISBN 3 437 22260 0 S 163 Volpi Franco Hrsg Artur Schopenhauer Die Kunst alt zu werden Munchen Beck 2009 Witzany Guenther The viral origins of telomeres telomerases and their important role in eukaryogenesis and genome maintenance Biosemiotics 2008 1 191 206 Ziegler Ernst Hrsg Artur Schopenhauer Die Kunst am Leben zu bleiben Munchen Beck 2011 Ziegler Ernst Hrsg Arthur Schopenhauer Uber den Tod Munchen Beck 2010 Einzelnachweise Bearbeiten vgl Volpi Franco Hrsg Artur Schopenhauer Die Kunst alt zu werden Munchen Beck 2009 vgl Birnbacher Dieter Schopenhauer Reclam Grundwissen Philosophie 2010 Hubscher Artur Hrsg Arthur Schopenhauer Samtliche Werke Bd 6 S 231 a b Volpi Franco Hrsg Artur Schopenhauer Die Kunst alt zu werden Munchen Beck 2009 S 22 a b Hubscher Arthur Hg Arthur Schopenhauer Gesammelte Briefe Bonn 1978 S 236 Ziegler Ernst Hrsg Artur Schopenhauer Die Kunst am Leben zu bleiben Munchen Beck 2011 S 33 Platon Theaitetos 148e 151d Vgl Theaitetos 161e wo die Bezeichnung maieutike techne verwendet wird Volpi Franco Hrsg Artur Schopenhauer Die Kunst alt zu werden Munchen Beck 2009 S 22f Volpi Franco Hrsg Artur Schopenhauer Die Kunst alt zu werden Munchen Beck 2009 S 11 a b Volpi Franco Hrsg Artur Schopenhauer Die Kunst alt zu werden Munchen Beck 2009 S 25 Ziegler Ernst Hrsg Artur Schopenhauer Die Kunst am Leben zu bleiben Munchen Beck 2011 S 20 vgl Motel Klingebiel A S Wurm und C Tesch Romer Hrsg Altern im Wandel Befunde des Deutschen Alterssurveys DEAS Kohlhammer 2010 Witzany Guenther The viral origins of telomeres telomerases and their important role in eukaryogenesis and genome maintenance Biosemiotics 2008 1 191 206 Ziegler Ernst Hrsg Artur Schopenhauer Die Kunst am Leben zu bleiben Munchen Beck 2011 S 62 Hubscher Arthur Hg Arthur Schopenhauer Gesammelte Briefe Bonn 1978 S 379 Cumming E W E Henry A formal statement of disengagement theory In Growing old The process of disengagement Basic Books New York 1961 Arthur Schopenhauer Die Welt als Wille und Vorstellung Koln 1997 Erster Band 52 Langer Ellen Die Uhr zuruckdrehen Gesund alt werden durch die heilsame Wirkung der Aufmerksamkeit Munchen Jungermann 2011 Anders Jennifer Ulrike Dapp Susann Laub und Wolfgang von Renteln Kruse Einfluss von Sturzgefahrdung und Sturzangst auf die Mobilitat selbststandig lebender alterer Menschen am Ubergang zur Gebrechlichkeit Screeningergebnisse zur kommunalen Sturzpravention In Zeitschrift fur Gerontologie und Geriatrie 2007 Volume 40 Number 4 Seiten 255 267 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Senilia amp oldid 238052689