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In der semidefiniten Programmierung SDP auch semidefinite Optimierung werden Optimierungsprobleme untersucht deren Variablen keine Vektoren sondern symmetrische Matrizen sind Als Nebenbedingung wird verlangt dass diese Matrizen positiv oder negativ semidefinit sind woraus sich der Name der Problemstellung ergibt Anwendungen gibt es auf dem Gebiet der Approximationstheorie der Kontrolltheorie der kombinatorischen Optimierung der optimalen Versuchsplanung und in der Technik Inhaltsverzeichnis 1 Problemformulierung 1 1 Normalform 1 2 Ungleichungsform 1 3 Ohne verallgemeinerte Ungleichungen 1 4 Nichtlineare semidefinite Programme 2 Klassifikation und Spezialfalle 2 1 Als konvexe Optimierungsprobleme 2 2 Als konisches Programm 2 3 Spezialfall lineare Programme 3 Beispiel 4 Dualitat 4 1 Lagrange Dualitat 4 2 Dualitat konischer Programme 4 3 Slater Bedingung 5 Literatur 6 Einzelnachweise 7 WeblinksProblemformulierung BearbeitenGegeben sei der reelle Vektorraum der reellen symmetrischen n n displaystyle n times n nbsp Matrizen S n displaystyle S n nbsp versehen mit dem Frobenius Skalarprodukt A B F i 1 n j 1 n a i j b i j tr A T B tr A B T displaystyle langle A B rangle F sum i 1 n sum j 1 n a ij b ij operatorname tr A T B operatorname tr AB T nbsp Hierbei ist tr displaystyle operatorname tr nbsp die Spur einer Matrix Des Weiteren sei S n displaystyle S n nbsp der Kegel der symmetrischen positiv semidefiniten Matrizen und S n displaystyle preccurlyeq S n nbsp die durch diesen Kegel definierte verallgemeinerte Ungleichung die sogenannte Loewner Halbordnung Normalform Bearbeiten Das Optimierungsproblem Minimiere s X C X F unter den Nebenbedingungen X S n 0 positiv semidefinitheit A i X F b i fur i 1 m displaystyle begin aligned text Minimiere amp s X langle C X rangle F amp text unter den Nebenbedingungen amp X succcurlyeq S n 0 amp text positiv semidefinitheit amp langle A i X rangle F b i amp text fur i 1 dots m end aligned nbsp mit C X A i S n displaystyle C X A i in S n nbsp ist ein lineares semidefinites Programm oder einfach semidefinites Programm kurz SDP in Normalform Gesucht wird also eine reelle symmetrische Matrix X displaystyle X nbsp die positiv semidefinit ist deren Skalarprodukt mit vorgegebenen Matrizen einen bestimmten Wert annimmt und die maximal bezuglich des Frobenius Skalarprodukts ist Manchmal werden auch die m displaystyle m nbsp Gleichungsnebenbedingungen zusammengefasst durch eine Lineare Funktion L X S n R m displaystyle L X S n mapsto mathbb R m nbsp die durch L X A 1 X F A m X F displaystyle L X begin pmatrix langle A 1 X rangle F vdots langle A m X rangle F end pmatrix nbsp definiert ist Dann lauten die Ungleichungsnebenbedingungen L X b displaystyle L X b nbsp mit b R m displaystyle b in mathbb R m nbsp Ungleichungsform Bearbeiten Analog zu linearen Optimierungsproblemen existiert auch die Ungleichungsform eines SDPs Minimiere s x c T x unter den Nebenbedingungen x 1 A 1 x m A m S n B displaystyle begin aligned text Minimiere amp s x c T x text unter den Nebenbedingungen amp x 1 A 1 dots x m A m preccurlyeq S n B end aligned nbsp wobei x c R m displaystyle x c in mathbb R m nbsp und A i B S n displaystyle A i B in S n nbsp sind Gelegentlich wird die Ungleichungsform auch geschrieben als Minimiere s x c T x unter den Nebenbedingungen x 1 A 1 x m A m S B S S n 0 displaystyle begin aligned text Minimiere amp s x c T x text unter den Nebenbedingungen amp x 1 A 1 dots x m A m S B amp S succcurlyeq S n 0 end aligned nbsp Hierbei entspricht S displaystyle S nbsp der Einfuhrung einer Schlupfvariable Diese Form wird gerne gewahlt um Analogien zu den linearen Programmen klarzumachen Auch hier wird gelegentlich eine lineare Funktion L x R m S n displaystyle L x mathbb R m mapsto S n nbsp definiert durch L x x 1 A 1 x m A m displaystyle L x x 1 A 1 dots x m A m nbsp um die Notation zu vereinfachen und spatere Dualitatsaussagen klarer zu machen Ohne verallgemeinerte Ungleichungen Bearbeiten Formuliert man SDP ohne verallgemeinerte Ungleichungen so werden die Bedingungen X S n 0 displaystyle X succcurlyeq S n 0 nbsp Normalform und S S n 0 displaystyle S succcurlyeq S n 0 nbsp Ungleichungsform mit Schlupfvariable meist ausgeschrieben als X displaystyle X nbsp bzw S displaystyle S nbsp ist positiv semidefinit Nichtlineare semidefinite Programme Bearbeiten Gelegentlich werden auch nichtlineare semidefinite Programme betrachtet diese haben dann entweder keine lineare Zielfunktion mehr oder nichtlineare Restriktionen Klassifikation und Spezialfalle BearbeitenAls konvexe Optimierungsprobleme Bearbeiten Semidefinite Programme sind immer konvexe Optimierungsprobleme Dies folgt daraus dass alle Gleichungsrestriktionen immer affin linear sind und alle Ungleichungsrestriktionen unter Verwendung von verallgemeinerten Ungleichungen immer affin linear sind und damit auch immer K konvexe Funktionen sind Damit ist die Restriktionsmenge konvex Da ausserdem die Zielfunktion immer linear ist handelt es sich immer um ein abstraktes oder verallgemeinertes konvexes Problem unabhangig ob es als Minimierungsproblem oder als Maximierungsproblem formuliert ist Als konisches Programm Bearbeiten Semidefinite Programme sind konische Programme auf dem Vektorraum der symmetrischen reellen Matrizen versehen mit dem Frobenius Skalarprodukt und unter Verwendung des Kegels der positiv semidefiniten Matrizen Der lineare Unterraum des S n displaystyle S n nbsp wird in der Normalform durch den Kern der Abbildung L S n R m displaystyle L S n mapsto mathbb R m nbsp also durch die Losungsmenge der Gleichung L X 0 displaystyle L X 0 nbsp beschreiben In der Ungleichungsform mit Schlupfvariable wird der Unterraum durch das Bild der Abbildung L R m S n displaystyle L mathbb R m mapsto S n nbsp beschrieben Spezialfall lineare Programme Bearbeiten Ein Spezialfall eines semidefiniten Programmes ist ein lineares Programm Dazu ersetzt man alle auftretenden Matrizen durch Diagonalmatrizen Dadurch reduziert sich die Anforderung dass X displaystyle X nbsp positiv semidefinit sein soll zu x i 0 displaystyle x i geq 0 nbsp das Frobenius Skalarprodukt geht zum Standardskalarprodukt uber und damit werden die Gleichungsrestriktionen zu einem linearen Gleichungssystem Beispiel BearbeitenWill man eine symmetrische Matrix finden fur die die Summe der k grossten Eigenwerte so klein wie moglich ist kann man das als Problem der semidefiniten Programmierung formulieren Dabei minimiert man als Zielfunktion die Variable t von der man in einer Nebenbedingung fordert dass sie grosser oder gleich der Summe der k grossten Eigenwerte von X ist Diese Nebenbedingung ist sehr schwierig zu handhaben weil es keine leicht zu berechnende Funktion gibt die zu einer Matrix die Eigenwerte angibt schon gar nicht in einer sortierten Form Allerdings kann man die Nebenbedingung aquivalent durch die folgenden drei Bedingungen ausdrucken 1 t k s t r Z 0 displaystyle t ks mathrm tr Z geq 0 nbsp Z 0 displaystyle Z succeq 0 nbsp Z X s E 0 displaystyle Z X sE succeq 0 nbsp Dabei ist E die Einheitsmatrix t und s sind reelle Variablen X und Z sind Matrixvariablen Diese Bedingungen sind mathematisch leichter zu behandeln obwohl sie auf den ersten Blick schwieriger aussehen Alle lassen sich einfach berechnen da sie linear in den Variablen sind Auch die Berechnung der Spur ist einfach Fur die Uberprufung auf positive Semidefinitheit fur die zweite und dritte Bedingung gibt es spezielle Verfahren die dann zur Losung des Problems herangezogen werden Dualitat BearbeitenLagrange Dualitat Bearbeiten Ist ein SDP in Normalform gegeben durch Minimiere s X C X F unter den Nebenbedingungen X S n 0 positive Semidefinitheit A i X F b i fur i 1 m displaystyle begin aligned text Minimiere amp s X langle C X rangle F amp text unter den Nebenbedingungen amp X succcurlyeq S n 0 amp text positive Semidefinitheit amp langle A i X rangle F b i amp text fur i 1 dots m end aligned nbsp so lasst sich das duale Problem bezuglich der Lagrange Dualitat wie folgt formulieren Man formuliert die Gleichungsnebenbedingungen um zu A i X F b i 0 displaystyle langle A i X rangle F b i 0 nbsp Damit erhalt man als Lagrange Funktion L X L m C X F X L F i 1 m m i A i X F b i displaystyle L X Lambda mu langle C X rangle F langle X Lambda rangle F sum i 1 m mu i langle A i X rangle F b i nbsp und unter Ausnutzung der Selbstdualitat des semidefiniten Kegels das duale Problem Maximiere m T b unter den Nebenbedingungen m 1 A 1 m m A m L C L S n 0 displaystyle begin aligned text Maximiere amp mu T b text unter den Nebenbedingungen amp mu 1 A 1 dots mu m A m Lambda C amp Lambda succcurlyeq S n 0 end aligned nbsp L displaystyle Lambda nbsp fungiert hier als Schlupfvariable Dies ist ein SDP in Ungleichungsform Fur das genaue Vorgehen siehe Lagrange Dualitat konischer Programme Analog zu den konischen Programmen erhalt man auch als duales Problem eines SDPs in Ungleichungsform Minimiere s x c T x unter den Nebenbedingungen x 1 A 1 x m A m S n B displaystyle begin aligned text Minimiere amp s x c T x text unter den Nebenbedingungen amp x 1 A 1 dots x m A m preccurlyeq S n B end aligned nbsp das SDP in Normalform Maximiere s L L B F unter den Nebenbedingungen L S n L A i F c i i 1 m displaystyle begin aligned text Maximiere amp s Lambda langle Lambda B rangle F amp text unter den Nebenbedingungen amp Lambda succcurlyeq S n amp amp langle Lambda A i rangle F c i amp i 1 dots m end aligned nbsp Somit sind die SDPs abgeschlossen bezuglich der Lagrange Dualitat und das duale Problem des dualen Problems ist stets wieder das primale Problem Ausserdem gilt stets die schwache Dualitat also dass der Zielfunktionswert des dualen Problems stets kleiner ist als der Zielfunktionswert des primalen Problems Ist ausserdem die Slater Bedingung erfullt siehe unten so gilt die starke Dualitat die Optimalwerte des primalen und des dualen Problems stimmen also uberein Dualitat konischer Programme Bearbeiten Fasst man SDPs als abstrakte konische Programme auf so lasst sich der lineare Unterraum L displaystyle mathcal L nbsp durch die oben beschriebene lineare Funktion L S n R m displaystyle L S n mapsto mathbb R m nbsp beschreiben Er ist dann genau die Losungsmenge der Gleichung L X 0 displaystyle L X 0 nbsp Somit lasst sich das primale konische Problem als SDP in Normalform schreiben Minimiere s X C X F unter den Nebenbedingungen X S n 0 L X b 0 displaystyle begin aligned text Minimiere amp s X langle C X rangle F text unter den Nebenbedingungen amp X succcurlyeq S n 0 amp L X b 0 end aligned nbsp Hierbei sei L B b displaystyle L B b nbsp Der fur das duale Problem notige Orthogonalraum wird dann durch den zu L displaystyle L nbsp adjungierten Operator L R m S n displaystyle L mathbb R m mapsto S n nbsp der durch L x x 1 A 1 x m A m displaystyle L x x 1 A 1 dots x m A m nbsp definiert ist beschrieben Somit lautet das konische duale Problem Minimiere s Y B Y F unter den Nebenbedingungen Y S n 0 Y L y C y R m displaystyle begin aligned text Minimiere amp s Y langle B Y rangle F text unter den Nebenbedingungen amp Y succcurlyeq S n 0 amp Y L y C y in mathbb R m end aligned nbsp Das duale Problem ist dann also ein SDP in Ungleichungsform mit Schlupfvariable Es gilt dann stets fur alle zulassigen X Y displaystyle X Y nbsp C X F B Y F B C F displaystyle langle C X rangle F langle B Y rangle F geq langle B C rangle F nbsp Ist die Slater Bedingung erfullt siehe unten und das primale Problem hat einen endlichen Optimalwert p displaystyle p nbsp so hat das duale Problem eine Optimallosung Y displaystyle Y nbsp und es gilt p B Y F B C F displaystyle p langle B Y rangle F langle B C rangle F nbsp Slater Bedingung Bearbeiten Die Slater Bedingung ist eine Voraussetzung an das primale Problem die garantiert dass starke Dualitat gilt Sie fordert dass das Problem einen Punkt besitzt der die Gleichungsnebenbedingungen erfullt und alle Ungleichungsnebenbedingungen strikt erfullt dass also f x K 0 displaystyle f x prec K 0 nbsp bzw f x K 0 displaystyle f x succ K 0 nbsp fur mindestens einen Punkt x displaystyle x nbsp in allen Ungleichungsnebenbedingungen des Problems gleichzeitig gilt Da aber X S n 0 displaystyle X succ S n 0 nbsp genau dann gilt wenn X Int S n displaystyle X in operatorname Int S n nbsp ist was wiederum aquivalent dazu ist dass X displaystyle X nbsp eine positiv definite Matrix ist ist die Slater Bedingung fur SDPs bereits erfullt wenn es eine positiv definite Matrix gibt welche die Gleichungsnebenbedingungen erfullt Literatur BearbeitenFlorian Jarre Josef Stoer Optimierung Springer Berlin 2004 ISBN 3 540 43575 1 Johannes Jahn Introduction to the Theory of Nonlinear Optimization 3 Auflage Springer Berlin 2007 ISBN 978 3 540 49378 5 Einzelnachweise Bearbeiten Florian Jarre Josef Stoer Optimierung Springer Berlin 2004 S 419 Weblinks BearbeitenChristoph Helmberg Seite mit vielen weiterfuhrenden Links Abgerufen am 19 Juli 2008 englisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Semidefinite Programmierung amp oldid 232665542