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Der Schwimmblasenwurm Anguillicoloides crassus ist ein blutsaugender parasitarer Nematode der in der Schwimmblase von Aalen parasitiert Ursprunglich lebte A crassus nur in Japan und befiel dort ausschliesslich den japanischen Aal Die Einschleppung des Schwimmblasenwurms nach Europa macht ihn zu einem sogenannten Neozoon welcher mittlerweile auch fur den Ruckgang der Population des europaischen Aals verantwortlich gemacht wird SchwimmblasenwurmAnguillicoloides crassusSystematikStamm Fadenwurmer Nematoda Klasse SecernenteaOrdnung Rollschwanze Spirurida Familie AnguillicolidaeGattung AnguillicoloidesArt SchwimmblasenwurmWissenschaftlicher NameAnguillicoloides crassusKuwahara Niimi amp Hagaki 1974 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Verbreitung 3 Lebenszyklus 3 1 1 Larvenstadium 3 2 2 Larvenstadium 3 3 3 Larvenstadium 3 4 4 Larvenstadium 3 5 Praadult und Adultstadium 4 Symptome beim Endwirt 5 QuellenMerkmale BearbeitenDie spindelformigen Parasiten erreichen Korpergrossen von bis zu 4 5 cm Lange und 5 mm im Durchmesser Das Aalblut im Darm des Wurms verleiht ihm die typische dunkle Farbung Seine Mundoffnung besteht aus einem Zahnkranz der ihm das Eindringen in das Epithelgewebe der Schwimmblasenwand ermoglicht Das Integument ist dunn fragil und von einer Schleimhulle umgeben Verbreitung BearbeitenUrsprunglich auf die japanische Insel beschrankt breitete sich A crassus Anfang der 80er Jahre aufgrund von japanischen Aalimporten in Norddeutschland und den Niederlanden stetig aus Weitere Stationen waren 1985 die Camargue Frankreich 1986 Poebene Italien Danemark und Norwegen 1987 England Sudschweden und Spanien Ebro 1989 Polen Griechenland und Agypten 1991 wurde A crassus in Aalen aus dem ungarischen Balaton gemeldet Da selbst die Donau die nicht zum naturlichen Verbreitungsgebiet des europaischen Aals gehort mit Aalen besetzt wurde ist auch dort A crassus mittlerweile verbreitet Aus Amerika liegen derzeit noch keine Berichte uber den Befall von A crassus in Populationen des amerikanischen Aals vor obwohl der europaische Aal und der amerikanische Aal im selben Gebiet ihre Laichgrunde haben Offenbar stellt also Salzwasser eine Ausbreitungsbarriere auch wegen der fehlenden Zwischenwirte fur A crassus dar Lebenszyklus BearbeitenDie postembryonale Entwicklung verlauft in vier Juvenilstadien 1 Larvenstadium Bearbeiten Ein Weibchen produziert mehrere 10 000 Eier Innerhalb der ca 105 µm langen Eier und noch innerhalb des Uterus des weiblichen Adulttieres entwickelt sich der Embryo nach der Furchung der Eizelle zum ersten Larvenstadium Die Larven besitzen ein verdicktes Vorderende Die Eier schwimmen nach der Ablage frei im Schwimmblasenlumen Wahrend aktiver Schwimmphasen des Aals gelangen die Eier durch den Vorgang des Druckausgleichs durch ausperlende Luftblasen uber den Ductus pneumaticus in den Verdauungstrakt des Aals Dort werden sie mit einer Schleimhulle versehen 2 Larvenstadium Bearbeiten Ebenfalls noch im Ei und manchmal noch im Uterus des Adulttieres vollzieht sich die Hautung zum 2 Larvenstadium Die Exuvie aus dem 1 Larvenstadium bleibt als schutzende Hulle bestehen Die Tiere sind nun ca 275 280 µm lang Der Schwanz ist relativ lang an der Basis weist die Kutikula eine Querringelung auf Diese sorgt fur eine gute Beweglichkeit und unterstutzt die peitschenartigen Schlangelbewegungen In den Kotballen des Aals verpackt schlupfen die Larven aus der Eihulle und werden ins freie Wasser mit dem Kot zusammen abgegeben Schliesslich gelangen sie durch Nahrungsaufnahme in den ersten Zwischenwirt in sogenannte Susswassercopepoden Dort wird beim Penetrieren der Darmwand und dem Eindringen in das Haemocoel des Zwischenwirtes auch die Exuvie abgestreift Im Haemocoel wachsen die Tiere auf etwa 710 µm heran und hauten sich nach 10 12 Tagen zum dritten Larvenstadium 3 Larvenstadium Bearbeiten Die befallenen Copepoden gelangen uber Nahrungsaufnahme in den zweiten Zwischenwirt z B Kaulbarsche und Jungfische verschiedener Arten es kommt also zum sogenannten Wirtswechsel Der mittlerweile ca 1 mm grosse Parasit hat an der Mundoffnung einen dornartigen Fortsatz welcher anscheinend zur Nahrungsaufnahme sowie zur Fortbewegung im Gewebe des Zwischenwirtes dient Die Aale ernahren sich von den zweiten Zwischenwirten und stellen nun den Endwirt des Parasiten dar Im Zielorgan Schwimmblase erreicht der Schwimmblasenwurm eine maximale Korperlange von 1 35 mm Hier findet auch die Hautung zum Larvenstadium 4 statt 4 Larvenstadium Bearbeiten Im letzten Larvenstadium besitzt der Schwimmblasenwurm immer noch den dornartigen Fortsatz Der Osophagus welcher im 3 Larvenstadium 30 der Gesamtkorperlange ausmacht verkurzt sich nun auf 10 15 der Gesamtkorperlange welche nunmehr etwa 5 mm betragt jetzt kommt es zur ersten Reifehautung Praadult und Adultstadium Bearbeiten Nach der ersten Reifehautung Praadultstadium welche im Schwimmblasenlumen stattfindet erreichen die Jungnematoden Korpergrossen von ca 4 49 mm ihre Gonaden sind noch nicht voll entwickelt und als nicht differenzierte Schlauche erkennbar Nach weiteren Hautungen und ab einer Grosse von 10 mm spricht man vom Adultstadium Die Gonaden reifen bis zum Erreichen der vollen Korpergrosse vollstandig aus Mannliche Tiere erreichen Korpergrossen von 3 5 cm Lange und 2 mm im Durchmesser weibliche Tiere von 4 5 cm Lange und 5 mm im Durchmesser Symptome beim Endwirt BearbeitenIn seinem naturlichen Verbreitungsgebiet ist A crassus ein gewohnlicher Parasit der keinen grossen Einfluss auf die dortigen Aalpopulationen nimmt Befallsraten von 10 bis 40 sind ublich A crassus erreicht in Europa jedoch viel hohere Befallsraten von bis zu 100 und Befallsdichten von 200 adulten Nematoden pro Aal Da theoretisch schon die zweiten Larvenstadien von A crassus in den Endwirt gelangen konnen fanden je nach Stadium unterschiedliche Anpassungen statt Die Larven leben dann zumeist im Gewebe der Schwimmblase und ernahren sich von diesem Erst im ausgewachsenen adulten Stadium gelangt A crassus in die Schwimmblase und ernahrt sich hamophag also von Blut Bei befallenen Aalen wird Appetitlosigkeit und Abmagerung festgestellt Durch Narbengewebe das sich an der Schwimmblasenhaut bildet kann deren Funktion erheblich beeintrachtigt werden Im Susswasser sind Aale als Bodenfische wenig auf die Schwimmblase angewiesen Im offenen Meer auf dem Weg zum Laichgebiet in der Sargassosee benotigen die Aale die Schwimmblase als Druckausgleichsorgan Durch die Vernarbungen kann das Austarieren und freie Schweben so sehr gestort oder ganz ausgeschaltet sein dass die befallenen Aale auf ihrer langen Wanderung zu viel Energie durch aktives Schwimmen verlieren Da sie wahrend der Wanderung ausschliesslich von ihren Fettreserven leben konnen sie verhungern bevor sie die Sargassosee uberhaupt erreicht haben oder die Energiereserven reichen nicht mehr fur den Laichakt Quellen BearbeitenF Hartmann 1993 Untersuchungen zur Biologie Epidemiologie und Schadwirkung von Anguillicola crassus Kuwahara Niimi und Itagaki 1974 Nematoda einem blutsaugenden Parasiten in der Schwimmblase des europaischen Aals Anguilla anguilla L Dissertation an der Universitat Hamburg Fachbereich Biologie Volltext PDF 1 8 MB Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schwimmblasenwurm amp oldid 195653422