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Unbekannt Der SchwedenschimmelVater Mutter Mutter Vater Geschlecht Geburtsjahr Sterbejahr 1632Land SchwedenFarbe SchimmelBesitzer Gustav II Adolf Schweden Reiter Gustav II Adolf Schweden Der Schwedenschimmel ist ein ausgestopftes Schlachtross des schwedischen Konigs Gustav II Adolf das 1632 bei der Belagerung von Ingolstadt wahrend eines Erkundungsrittes des Konigs von einer Kugel getroffen und getotet wurde Es gilt als das alteste erhaltene Tierpraparat in Europa Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Geschichte 2 1 Uberlieferung 2 2 Abweichende Datierungen 3 Bedeutung 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenDas Pferd wurde in naturlicher stehender Haltung mit leicht gesenktem nach rechts gewandtem Kopf und leicht angehobenem linkem Vorderbein prapariert Das Fell des Pferdes ist das eines beige gefleckten Apfelschimmels mit dunklen bis ins Schwarz ubergehenden Beinen Die Mahne und der kurze Schweif sind grau Die Augen wurden geoffnet nachgebildet und seine Ohren sind aufgestellt Das linke Vorderbein weist am Ubergang vom Bug zum Bein einen grossflachigen Defekt auf der mit einem helleren offensichtlich fremden langhaarigen Stuck Fell kaschiert wurde Die Haut wurde auf einem anatomisch ausgearbeiteten holzernen Grundkorper montiert und mit groben Stichen vernaht Das Fell des Pferdes wirkt stark abgegriffen mit stellenweise ausgefallenen Haaren Geschichte Bearbeiten nbsp Das Ereignis auf einem Gemalde von Anton Hoffmann aus dem 18 19 Jh nbsp Die Belagerung Ingolstadts durch die Schweden von 1632 Matthaus Merian 1642 Nachdem die Schweden wahrend des Dreissigjahrigen Krieges siegreich aus der Schlacht bei Rain am Lech hervorgegangen waren ruckten sie uber Neuburg donauabwarts und gingen am 29 April 1632 vor Ingolstadt in Stellung Von Oberstimm und Unsernherrn aus belagerten sie die auf der gegenuberliegenden Donauseite liegende Stadt in der Kurfurst Maximilian von Bayern sie mit seinen Truppen erwartete Durch Beschuss konnten die Bayern die Schweden zunachst zuruckdrangen Ebenso scheiterte ein nachtlicher Angriff auf die Festung Am Morgen des 30 April ritt Gustav Adolf nach dem Gottesdienst zwischen 9 und 10 Uhr auf seinem Schimmel auf das von der Stadt gehaltene Hornwerk der Donaubrucke zu um deren Umfeld zu erkunden Wieder wurden die schwedischen Truppen beschossen wobei das Pferd des Konigs von einer Kugel am Bein getroffen wurde sturzte und Gustav Adolf unter sich begrub Der Konig hatte Gluck und blieb bis auf ein paar Prellungen an den Beinen unverletzt wahrend der neben ihm reitende Markgrafensohn Christoph von Baden Durlach todlich am Kopf getroffen wurde Der Konig und sein toter Begleiter wurden in das Lager der Schweden zurucktransportiert wohingegen der Schimmel vor Ort durch einen Gnadenschuss getotet und liegengelassen wurde Am Tag darauf informierte ein Gefangener die Bayern daruber dass sie das Reittier des Konigs getroffen hatten Der Uberlieferung nach wurde das Tier von der Kugel einer Falkonett getroffen die von der Eselsbastei auf der anderen Donauseite aus abgefeuert worden war 1 Gustav Adolf setzte die Belagerung der Stadt noch weitere zwei Tage fort und verlor in den Kampfen mehr als 2000 Soldaten Als in der Nacht zum 3 Mai 1632 schliesslich das Hauptlager der Schweden in der Ortschaft Oberstimm abbrannte wurde die Belagerung aufgegeben und das schwedische Heer zog in der darauffolgenden Nacht ab Ingolstadt wurde so zur ersten deutschen Stadt die einen Einfall dieses Heeres verhindern konnte Am 4 Mai transportierten die Ingolstadter unter anderem das tote Pferd des Schwedenkonigs in ihre Stadt zogen ihm die Haut ab gerbten diese und montierten sie auf einem holzernen Grundkorper Das Praparat wurde als Trophae zunachst im Alten Zeughaus des Neuen Schlosses aufgestellt Spater war es an verschiedenen anderen Standorten zu sehen bis es 1920 in den Besitz des stadtischen Museums uberging wo es seither in der Dauerausstellung gezeigt wird Uberlieferung Bearbeiten nbsp Textpassage aus dem Jahresbericht des Jesuitenkollegs von 1632 zu dem Tod des SchwedenschimmelsDie Ereignisse um den Tod des Schwedenschimmels sind aus mehreren zeitgenossischen Quellen unabhangig voneinander gut dokumentiert So berichtet die vermutlich 1632 in Augsburg gedruckte Aussfuhrliche Beschreibung dess Orts und Gelegenheit Ingol Stat etc von Seiten der schwedischen Belagerer Freytags fruh machte sich Ihr Konigl Mayst sampt dritt zu einer Schanze derselben Beschaffenheit ein Augenschein abzunemen in Hoffnung Er Feind wurde bey abgenommener Schanz sich gnug zu wehren haben Im zuruckwenden aber solcher Recognoscation wurd ein Stuck gelost Welches Ihr Maystat das Ross unterm Leib hinweg nimmt Ihr Mayst aber Dassfferem Gemuth und unerschrockenem Herzen nach kam wieder zu frischem Ross unnd Ordnete zum schleunigen Fortgang die vorgenommene Werk weiter an Unbekannt Aussfuhrliche Beschreibung dess Orts und Gelegenheit Ingol Stat etc 2 Der Jesuit Jacob Balde schildert das Ereignis in seinem Tagebuch Den 3 Mai machte der Konig gustav Adolph denkwurdig Derselbe war kurz von Neuburg zuruckgekommen und ritt auf der Plane vor der Stadt recognosziren Wahrend dessen kam eine Kanonenkugel vom Burgwall ex arcis vallo geflogen streifte seines Pferdes einen Hinterbacken ging durch cden Bauch beim Bug vorne wieder heraus und nam den Zaum selbst einem Theil vom Gebiss mit Der Konig ward abgeworfen aber bestieg schnell ein anderes Pferd und ritt davon Dem Thie rward die Haut abgezogen dieselbe ausgestopft und zum Andenken aufbewahrt Jacob Balde 3 Von Seiten der belagerten Stadt berichtet ein Eintrag im Jahresbericht des Jesuitenkollegs dazu XX Ultimus fuit hic obsidionis dies et pene etiam ipsius regis Ille enim dum Neoburgo reversus in castra obequitat lustrat imperat seque extra vallum et dumeta in apertum campum patibulum intra et urbem incautius effert ecce tibi in ipsum ex arte tormentatio accenditur Globus clunes equi exsecutus sessorem ipsum nihil laesit praeterquam quod offusum in terram alteri impositum iumento pedis aliquis ex casu dolor in castra reportatum consecutus sit Inde bestia a praetoriano iuvene ne diutius saeviret glande traiecta nostris praeda mansit Regius fuit caballus et confessione captivorum et forma generosa niveus virgatis interlucentibusque speculis varius cuius pellis elaborata opereque topiario sussulta figuram vivam refert asservatam in arce quod in eo Rex Balthicus hostis transmarinus Romani Imperii invasor Ingolstadium viderit nec ingressus sit monumentum ad posteritatis memoriam sempiternam XX Es war der letzte Tag der Belagerung und beinahe auch des Konigs selbst Dieser namlich als er von Neuburg ins Lager zuruckgekehrt ist reitet die Reihen ab mustert erteilt Befehle und begibt sich ausserhalb der Verschanzung und des Buschwerks hochst unvorsichtig ins offene Feld zwischen dem Galgen und der Stadt da wird doch auf ihn nach allen Regeln der Kunst eine Beschiessung entfacht Eine Kugel traf das Hinterteil des Pferdes verletzte den Reiter jedoch nicht ausser dass ihn zu Boden gesturzt und auf ein anderes Reittier gesetzt von dem Sturz ein Schmerz am Fuss ereilte als er ins Lager zuruckgebracht war Darauf wurde das Tier damit es nicht langer vor Schmerzen tobte von einem jungen Mann der Leibwache mit einem Geschoss getotet so blieb es den Unseren zur Beute Es war das konigliche Pferd sowohl aufgrund des Zeugnisses von Gefangenen wie aufgrund der edlen Gestalt schneeweiss gescheckt mit streifigen zwischenein leuchtenden Farbflecken sein Fell bearbeitet und von einem kunstlerischen Werk gestutzt gibt die lebendige Gestalt wieder aufbewahrt in der Burg weil auf ihm der baltische Konig der uberseeische Feind der Eindringling in das Romische Reich Ingolstadt gesehen hat und nicht hineingelangt ist ein Mahnmal zum immerwahrenden Gedachtnis der Nachwelt Unbekannt Jahresbericht des Jesuitenkollegs Ingolstadt von 1632 2 Der in dieser Schlacht vor Ingolstadt kampfende Soldner Peter Hagendorf berichtet in seinem 1988 wiederentdeckten Tagebuch Alhir haben nun die von Engelstadt mit stugken auff den Koniesen stargk gespilet das man den Konieg sein Pferdt vnter dem leieb hat todt geschossen Hier haben nun die von Ingolstadt mit Kanonen auf die Koniglichen stark gespielt geschossen dass man dem Konig sein Pferd unter dem Leib hat totgeschossen Peter Hagendorf 4 nbsp Historische Hinweistafel zum SchwedenschimmelEine historische holzerne Tafel vermutlich aus dem Vermutlich 18 19 Jahrhundert am Schimmel beschreibt den Sachverhalt Hier ist der Schumbl zu sehen worauf der Konig auss schwoden die Festung Ingolstatt Reconisiert der schimbl aber under dem Konig mit einer stucksh kugl Im Jahr 1632 den 3 Monat weggekratzt Erlegt worden Unbekannt Hinweistafel am Schwedenschimmel 5 Abweichende Datierungen Bearbeiten Obwohl das Ereignis aus zeitgenossischen Schriftquellen sehr gut uberliefert ist finden sich zum Todestag des Schimmels in der alteren wie auch jungeren Literatur abweichende Datumsangaben Einerseits wird der 30 April 6 7 und andererseits der 3 Mai 8 1 genannt Ein Grossteil der historischen Quellen datiert den Tod des Schimmels auf den 30 April 1632 wohingegen der Bericht des Jesuitenkollegs 2 ebenso wie der Jesuit Jacob Balde 3 den 3 Mai nennen worauf sich zahlreiche nachfolgende Autoren beziehen Nach Hanns Kuhn bestatigen jedoch mehrere Quellen aus dem schwedischen Lager so aus dem Reichsarchiv Stockholm von schwedischen Agenten und Begleitern des Konigs Freitag den 30 April als Tag des Vorkommnisses 2 Hierzu passt aber auch die Erwahnung im Bericht des Jesuitenkollegs wonach sich das Ereignis am letzten Tag der Belagerung Ingolstadts zutrug Bedeutung Bearbeiten nbsp Streiff das andere ausgestopfte Schlachtross des Gustav II AdolfDer Schwedenschimmel galt lange Zeit nur als zweitaltestes Tierpraparat Europas Etliche Jahrzehnte alter war der Elefant Maximilians II der aber im oder kurz nach dem Zweiten Weltkrieg zerstort wurde 9 so dass der Ingolstadter Schwedenschimmel der sich mittlerweile im Bestand des Stadtmuseums Ingolstadt im Kavalier Hepp befindet heute das alteste in Europa erhaltene Tierpraparat darstellt Nur wenige Monate junger ist ein weiteres ausgestopftes Pferd das zu Lebzeiten ebenfalls vom schwedischen Konig Gustav Adolf geritten wurde Der braune Oldenburger Streiff der in Stockholm aufbewahrt wird wurde mit seinem Reiter in der Schlacht bei Lutzen im Herbst 1632 angeschossen und kam wenig spater zu Tode 10 Literatur BearbeitenTobias Schonauer Ingolstadt in der Zeit des Dreissigjahrigen Krieges Soziale und wirtschaftliche Aspekte der Stadtgeschichte Beitrage zur Geschichte Ingolstadts Nr 4 Ingolstadt 2007 ISBN 978 3 932113 48 2 S 44 54 Weblinks BearbeitenDer Schwedenschimmel auf der Seite des Stadtmuseums von Ingolstadt Der Schwedenschimm Im ehemaligen Schlossmuseum auf Wissensspeicher zur Geschichte von IngolstadtEinzelnachweise Bearbeiten a b Gerd Riedel Ruth Sandner The Swedish Threat to the Fortress of Ingolstadt What is the Legacy of 4 May 1632 In Historische Archaologie Nr 1 2014 ISSN 1869 4276 S 1 15 hier S 6 7 doi 10 18440 ha 2014 1 a b c d Hanns Kuhn Die Schweden vor Ingolstadt 28 April 4 Mai 1632 In Sammelblatt des Historischen Vereins Ingolstadt Nr 50 1931 ISSN 1619 6074 S 109 112 digitale sammlungen de abgerufen am 5 Mai 2017 a b Jakob Balde s Tagebuchextract Kollectaneen Blatt fur die Geschichte Bayerns insbesondere des ehemaligen Herzogtums Neuburg Griessmayer Neuburg D 1844 S 43 48 urn nbn de bvb 12 bsb11038338 2 digitale sammlungen de abgerufen am 25 Januar 2023 Zitiert nach Jakob Balde s Huldigung Tillys Munchner Ausgabe von 1972 B IVVV p 41 46 Jan Peters Peter Hagendorf Tagebuch eines Soldners aus dem Dreissigjahrigen Krieg Herrschaft und soziale Systeme in der Fruhen Neuzeit Nr 14 V amp R Unipress Gottingen 2012 ISBN 978 3 89971 993 2 S 45 106 Stadtmuseum Ingolstadt Kurt Scheuerer Ingolstadt im Dreissigjahrigen Krieg abgerufen am 26 September 2020 Christian Silvester Die Geschichte vom toten Pferd vor der Eselsbastei In Donaukurier 4 Oktober 2011 donaukurier de abgerufen am 26 September 2020 Kurt Scheuerer Die Schweden vor Ingolstadt 1632 abgerufen am 26 September 2020 Ferdinand Opll ein e vorhin in Wien nie gesehene Raritat von jedermann bewundert Zu Leben Tod und Nachleben des ersten Wiener Elefanten In Studien zur Wiener Geschichte Jahrbuch des Vereins fur Geschichte der Stadt Wien Nr 60 2004 ISSN 1027 8788 S 255 Michael Klarner Der Ingolstadter Schwedenschimmel Memento vom 14 September 2010 im Internet Archive 48 76775 11 416319444444 Koordinaten 48 46 3 9 N 11 24 58 7 O Normdaten Person GND 1224883748 lobid OGND AKS VIAF 5463161098974129640004 Wikipedia Personensuche Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schwedenschimmel amp oldid 230288574