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Die Schnegel 1 2 Limacidae auch Grossschnegel genannt 3 in der alteren Literatur auch Egelschnecken 4 Anmerkung 1 sind eine Familie von ursprunglich uberwiegend in Europa heimischen bis zu 25 cm langen Nacktschnecken aus der Unterordnung der Landlungenschnecken Stylommatophora Die altesten Vertreter der Schnegel wurden im Oligozan Palaogen der Rhon gefunden 5 SchnegelSchwarzer Schnegel Limax cinereoniger SystematikUnterklasse OrthogastropodaUberordnung HeterobranchiaOrdnung Lungenschnecken Pulmonata Unterordnung Landlungenschnecken Stylommatophora Uberfamilie LimacoideaFamilie SchnegelWissenschaftlicher NameLimacidaeRafinesque Schmaltz 1815 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Geographische Verbreitung Lebensraum und Lebensweise 3 Taxonomie 4 Literatur 5 Einzelnachweise 6 Anmerkung 7 WeblinksMerkmale BearbeitenSchnegel sind zwischen 5 und 250 mm 6 bis 30 cm 1 2 lang Der Korper ist langlich zylindrisch Werden die Tiere gestort ziehen sie sich zusammen rollen sich jedoch nicht ein wie die Vertreter der Wegschnecken Arionidae Der Kopf kann unter den Mantelschild zuruckgezogen werden Alle Vertreter der Schnegel besitzen noch im Weichkorper ein kleines etwas unregelmassiges Kalkplattchen auch Schild oder Mantelschild genannt das phylogenetisch dem ursprunglichen Schneckengehause entspricht Der Nukleus embryonaler Teil liegt subzentral oder schwach seitlich verschoben und ist leicht erhaben Die Arten sind im Allgemeinen sehr variabel in der Farbung Der relativ grosse ovale Mantel liegt im vorderen Teil des Korpers und weist ein konzentrisches Ringmuster auf Er nimmt etwa ein Drittel der Korperlange ein Die Tiere besitzen zwei Paare Tentakel ein kurzeres vorderes Paar und ein etwas langeres hinteres Paar an deren Enden die Augen sitzen Das Atemloch liegt zwar in der vorderen Halfte des Korpers jedoch meist leicht oder deutlich hinter der Mitte des Mantelschildes auf der rechten Korperseite Ausnahme Eumilacinae Zwischen Atemloch und rechtem Tentakel liegt die Genitaloffnung Der Fuss bildet an der Oberseite einen leicht gewolbten Kiel dieser zieht sich aber nicht bis zum hinteren Rand des Mantels Die Fusssohle ist in Langsrichtung in drei Felder geteilt das mittlere ist heller als die beiden ausseren Felder Die Querfurchen in der Fusssohle sind gerade Der Darm weist zwei oder drei Schlingen auf Die Radula weist pro Querreihe einen Mittelzahn sowie Seiten und Randzahne auf Der Mittelzahn und die Seitenzahne sind dreispitzig die Randzahne einspitzig messerformig zweispitzig oder sageblattformig Die Kiefer sind oxygnath nbsp Genitalapparat von Limax maximus AG Albumindruse Eiweissdruse G Genitaloffnung HG Hermaphroditische Druse Zwitterdruse HD Ductus hermaphroditicus Zwittergang OV Ovidukt Eileiter P Penis PRM Penisretraktormuskel RS Receptaculum seminis SO Spermovidukt Eisamenleiter VD Vas deferens Samenleiter Alle Arten der Schnegel sind Hermaphroditen Zwitter die sich in Extremsituationen auch selbst befruchten konnen Die Zwitterdruse in der Eier und Samen produziert werden liegt meist im hintersten Teil des Korpers Von dort fuhrt der Zwittergang Ductus hermaphroditicus zum Eisamenleiter Spermovidukt Am Spermovidukt sitzt die Eiweissdruse Albumindruse die die Eier mit Nahrstoffen versorgt Meist erst nahe der Geschlechtsoffnung teilt sich der Spermovidukt in den freien Eileiter Ovidukt und den freien Samenleiter Vas deferens Die sogenannte Prostatadruse mundet kurz nach der Teilung in den Samenleiter Der Samenleiter selber mundet meist nahe dem ausseren hinteren Ende des eingerollten Penis in den Penis selber Der dunne Samenleiter andert seine Dicke kaum ist oft gewunden oder nahezu gerade Er kann auch mit einem Hautchen mit dem Penis verbunden sein Nahe der Mundung des Samenleiters setzt der Retraktormuskel des Penis an Der Penis ist bei den Schnegeln immer gut entwickelt oft sehr lang und walzenformig manchmal auch in der Mitte etwas verengt und im Korper in Falten gelegt Er besitzt innen komplexe Falten und Pilasterstrukturen und oft ein Flagellum oder einen Blindsack Coecum oder Caecum am Ende Ein Epiphallus fehlt Der Penis der Schnegel ist kein Penis im eigentlichen Sinn wie z B bei Wirbeltieren da er nicht in die Vagina des anderen Partners eingefuhrt wird und dort das Sperma entlasst Bei der Paarung werden die Penes ausgestulpt oft auf das mehrfache der Korperlange d h das Penisinnere mit seinen komplexen Falten und Pilasterstrukturen ist dann der Aussenbereich Die ausgestulpten Penes umwickeln sich danach oder auch schon wahrend des Ausstulpens Das Sperma wird anschliessend von besonderen beweglichen Anhangen den sog Kammen interne Falten und Pilasterstrukturen von Penis zu Penis ubertragen Danach werden die Penes wieder entwickelt und getrennt und samt dem Fremdsperma mit Hilfe des Penisretraktormuskel eingezogen Die Penes der Schnegel sind somit ubertragendes wie auch empfangendes Organ Der distale Teil des Eileiters ist mit einem Schliessmuskel versehen und mundet in das Atrium Das Atrium oder die Genitaltasche ist meist sehr kurz und klein In das Atrium offnet sich auch die Samentasche oder das Receptaculum seminis welches das Sperma nach der Begattung aufnimmt Es ist mehr oder weniger gross meist rundlich aber gelegentlich auch langlich und sitzt auf einem mehr oder weniger langen Stiel auf Schnegel Arten haben ein komplexes Paarungsritual das aus Vorspiel und der eigentlichen Begattung besteht manche Arten zeigen sogar ein mehr oder weniger ausgedehntes Nachspiel Alle Teile des Paarungsrituals konnen sich uber mehrere Stunden hinziehen aber auch sehr kurz sein besonders die Begattung die bei manchen Arten in sehr kurzer Zeit teils in Sekunden vollzogen wird bei anderen dauert die Begattung viele Stunden Bei allen bisher untersuchten Schnegel Arten ist der sogenannte Penis nicht nur ubertragendes Organ sondern auch empfangendes Organ das Sperma wird jeweils mittels der Kamme an Drusenfelder auf den ausgestulpten Penis des Partners angeklebt Es wird dann zusammen mit dem Penis in die Genitaltasche zuruckgezogen und im Receptaculum seminis gesammelt Die von Art zu Art sehr unterschiedlichen Paarungsrituale stellen neben anatomischen Unterschieden die aber oft zwischen den Arten erstaunlich gering sind eine effektive Artbarriere dar die Fremdkopulationen verhindert Geographische Verbreitung Lebensraum und Lebensweise BearbeitenDie meisten Arten der Familie waren ursprunglich in Europa Nordafrika und in Vorder und Zentralasien heimisch Einige wenige Arten sind inzwischen aber durch Verschleppung fast weltweit verbreitet Die meisten Arten der Schnegel sind recht seltene Tiere die hauptsachlich in naturbelassenen Landschaften aber auch in der Kulturlandschaft in Garten Parks und Kellerraumen vorkommen Sie sind uberwiegend Pilz Flechten Algen und Aasfresser oder sie fressen totes Pflanzenmaterial seltener frisches Pflanzenmaterial Unter den Schnegeln ist derzeit kaum eine Art bekannt die so grosse Populationen aufbaut dass Nutzpflanzen spurbar geschadigt werden Uber den Tigerschnegel Limax maximus ist sogar bekannt dass dieser andere Nacktschneckenarten vertilgen kann Weil Schnegel unabhangig von ihrer Grosse die Eier anderer Schnecken und deren Nachkommen fressen sind sie vor allem in Gemusegarten als Nutzlinge und nicht als Schadlinge anzusehen 7 8 Der in feuchten Kellern vorkommende und fruher als Vorratsschadling geltende Bierschnegel Limacus flavus ist heute eine vom Aussterben bedrohte Art Einige Schnegel Arten haben sehr kleine Verbreitungsareale wie z B der Limax redii der endemisch in den Tessiner Sudalpen und am Comer See vorkommt oder Limax gerhardti der nur auf der italienischen Insel Ischia vorkommt Taxonomie BearbeitenZur Uberfamilie der Limacoidea gehoren neben den Schnegeln auch die Ackerschnecken Agriolimacidae Glasschnecken Vitrinidae und die Wurmschnegel Boettgerillidae Die Familie Limacidae wird derzeit in drei Unterfamilien Limacinae Limacopsinae und Eumilacinae unterteilt wobei manche Autoren Limacopsinae als Synonym von Limacinae sehen Derzeit sind etwa 200 Arten der Familie bekannt 9 die sich auf etwa 12 Gattungen verteilt Uber die Gultigkeit einiger Gattungen wird derzeit noch diskutiert Familie Schnegel Limacidae Unterfamilie Limacinae Lamarck 1801 Gattung Caspilimax Hesse 1926 Gattung Gigantomilax Boettger 1883 mit den Untergattungen Gigantomilax Gigantomilax Boettger 1883 Gigantomilax Monochroma Simroth 1896 und Gigantomilax Vitrinoides Simroth 1891 Gattung Lehmannia Heynemann 1863 10 Gattung Limacus Lehmann 1864 11 Gattung Limax Linnaeus 1758 mit den Untergattungen Limax Limax Lamarck 1801 und Limax Kasperia Godwin Austen 1914 12 derzeit uber 30 Arten Gattung Malacolimax Malm 1868 13 Gattung Svanetia Hesse 1926 Gattung Turcolimax Godwin Austen 1914 mit den Untergattungen Turcolimax Turcolimax Godwin Austen 1914 und Turcolimax Michaelsia Likharev amp Wiktor 1980 Unterfamilie Eumilacinae Likharev amp Wiktor 1980 Gattung Eumilax Boettger 1881 Gattung Metalimax Simroth 1896 Unterfamilie Limacopsinae Gerhardt 1935 14 syn Bielziidae Bielziinae Likharev amp Wiktor 1980 wird von manchen Autoren als Synonym von Limacinae gewertet Gattung Bielzia Clessin 1887 15 Blauschnegel Bielzia coerulans Literatur BearbeitenKlaus Bogon Landschnecken Biologie Okologie Biotopschutz 404 S Natur Verlag Augsburg 1990 ISBN 3 89440 002 1 Philippe Bouchet amp Jean Pierre Rocroi Part 2 Working classification of the Gastropoda Malacologia 47 239 283 Ann Arbor 2005 ISSN 0076 2997 Rosina Fechter und Gerhard Falkner Weichtiere 287 S Mosaik Verlag Munchen 1990 Steinbachs Naturfuhrer 10 ISBN 3 570 03414 3 Bernhard Hausdorf Phylogeny of the Limacoidea sensu lato Gastropoda Stylommatophora Journal of Molluscan Studies 64 35 66 London 1998 ISSN 0260 1230 Jurgen H Jungbluth und Dietrich von Knorre Trivialnamen der Land und Susswassermollusken Deutschlands Gastropoda et Bivalvia Mollusca 26 1 105 156 Dresden 2008 ISSN 1864 5127 PDF Michael P Kerney R A D Cameron amp Jurgen H Jungbluth Die Landschnecken Nord und Mitteleuropas 384 S Paul Parey Hamburg amp Berlin 1983 ISBN 3 490 17918 8 Engelbert Kotter Schnecken im naturnahen Garten Cadmos Verlag 2014 ISBN 978 3 840 48111 6 E Book 3840465443 Anatolij A Schileyko Treatise on Recent Terrestrial Pulmonate Molluscs Part 11 Trigonochlamydidae Papillodermidae Vitrinidae Limacidae Bielziidae Agriolimacidae Boettgerillidae Camaenidae Ruthenica Supplement 2 11 1467 1626 Moskau 2003 ISSN 0136 0027 Andrzej Wiktor Die Nacktschnecken Polens 182 S Monografie Fauny Polski Polska Akademia Nauk Zaklad Zoologii Systematycznej i Doswiadczalnej Warschau amp Krakow 1973 Einzelnachweise Bearbeiten a b Bogon 1990 S 228 9 a b Kerney et al 1983 S 184 Fechter amp Falkner 1990 S 186 Friedrich Zacher Die Vorrats Speicher und Materialschadlinge und ihre Bekampfung 366 S P Parey 1927 Erlend Martini Erster Nachweis von Nacktschnecken Limacidae in den unteroligozanen Sieblos Schichten der Rhon Geologische Abhandlungen Hessen 104 249 252 Wiesbaden 1998 ISSN 0341 4043 Barbara Nitz Rene Heim Ulrich E Schneppat Isabel Hyman und Gerhard Haszprunar Towards a new standard in slug species descriptions the case of Limax sarnensis Heim amp Nitz n sp Pulmonata Limacidae from the Western Central Alps Journal of Molluscan Studies 75 3 279 294 2009 doi 10 1093 mollus eyp030 Engelbert Kotter Schnecken im naturnahen Garten Cadmos Verlag 2014 ISBN 978 3 840 48111 6 E Book 3840465443 Schnecken interessante Infos Nutzen amp Tipps zur Ansiedeln im Garten Abgerufen am 9 Oktober 2023 Gerhard Haszprunar Limacidae Gastropoda Stylommatophora worldwide facts problems visions S 105 2006 PDF Memento des Originals vom 13 November 2008 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www journal malaco fr animalbase Universitat Gottingen Species in genus Lehmannia Fauna Europaea Limacus Andrzej Wiktor Taxonomic position of Kasperia Godwin Austen 1914 Gastropoda Pulmonata Limacidae Folia Malacologica 9 1 37 38 Krakau 2001 ISSN 1506 7629 animalbase Universitat Gottingen Species in genus Malacolimax Gerhardt Ulrich 1935 Weitere Untersuchungen zur Kopulation der Nacktschnecken Zeitschrift fur Morphologie und Okologie der Tiere 30 297 332 Berlin S 329 doi 10 1007 BF00406231 animalbase Universitat Gottingen Species in genus BielziaAnmerkung Bearbeiten Der Begriff Egelschnecken wurde fruher auch fur die Zerkarien von Grossem und Kleinem Leberegel und verwandte Formen verwendet Er wird deshalb als Bezeichnung fur diese Schneckenfamilie nicht mehr akzeptiert Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schnegel Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Schnegel Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen MollBase Database of Mollusca Haus der Natur Cismar Die faszinierende Welt der Schnegel von Robert Nordsieck Schnegel at Schnegel Systematik Biologie Paarung von Clemens M Brandstetter 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