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Der Blauschnegel Bielzia coerulans ist eine aus den Karpaten stammende Nacktschneckenart aus der Familie der Schnegel Limacidae in der Unterordnung der Landlungenschnecken Stylommatophora 2014 wurde mindestens eine eingeschleppte Population im Westerwald bestatigt 1 Mit ihrer meist intensiv blauen Farbe ist sie eine sehr leicht kenntliche wenn auch sehr seltene Art Bielzia coerulans ist die Typusart und derzeit einzige Art der Gattung Bielzia Clessin 1887 Diese Gattung ist wiederum die einzige Gattung der Unterfamilie Limacopsinae Gerhardt 1935 Der Unterfamilienname basiert auf dem jungeren Synonym von Bielzia Limacopsis Simroth 1888 BlauschnegelBlauschnegel Bielzia coerulans SystematikUnterordnung Landlungenschnecken Stylommatophora Uberfamilie LimacoideaFamilie Schnegel Limacidae Unterfamilie LimacopsinaeGattung BielziaArt BlauschnegelWissenschaftlicher Name der UnterfamilieLimacopsinaeGerhardt 1935Wissenschaftlicher Name der GattungBielziaClessin 1877Wissenschaftlicher Name der ArtBielzia coerulans M Bielz 1851 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 1 1 Ahnliche Arten 2 Geographische Verbreitung und Lebensraum 3 Lebensweise 3 1 Kopulation und Fortpflanzung 4 Taxonomie 5 Gefahrdung 6 Belege 6 1 Literatur 6 2 Einzelnachweise 7 WeblinksMerkmale BearbeitenDer Korper des Blauschnegels erreicht im ausgestreckten Zustand eine Lange von 10 bis 14 cm bis 18 cm 2 Der Kiel ist deutlich ausgebildet und reicht bis an den Hinterrand des Mantelschildes heran Der Mantelschild nimmt weniger als ein der Korperlange ein Die Hautfurchen sind deutlich entwickelt Auf dem Mantelschild konnen zwischen Mittellinie und Atemloch 16 bis 17 Falten gezahlt werden Zeichnung und Farbe andern sich mit dem Alter der Tiere Erwachsene Tiere sind hellgrau mit blaulicher oder leicht grunlicher Tonung blau grunblau malachitgrun violett schwarz bis schwarz gefarbt und besitzen keine Zeichnung Die Jungtiere zeigen einen hellbraunen Rucken die Korperseiten der Kiel und der Kopf sind dunkelgelb Im hinteren Teil des Korpers sind seitlich je eine dunkle scharf begrenzte Seitenbinde Der Mantel besitzt meist eine Mittelstrieme und oliv getonte Seiten Wahrend der Geschlechtsreife findet dann der Umfarbungsprozess statt der am Schwanzende beginnt und zum Vorderende fortschreitet Die Fusssohle ist einheitlich blauschwarz oder auch mit dunkleren Seitenfeldern Der Korperschleim ist hellgelb und durchsichtig der Sohlenschleim farblos Im Genitalapparat ist die Zwitterdruse rundlich die Grosse ist abhangig vom Alter des Tieres Sie ist hellgrau und kompakt und liegt oft weiter vorne als die Eiweissdruse deren Grosse ebenfalls vom Reifegrad des Tieres abhangig ist Der Zwittergang ist kurz und stark gewunden Der Eisamenleiter Sperovidukt ist lang und schmal und im mittleren Teil etwas verdickt An der Verzweigung von mannlichem und weiblichem Genitalgang ist der Samenleiter etwas angeschwollen Er ist dick fleischig und fast gerade Er mundet direkt in das Atrium ein Penis ist nicht vorhanden Innen besitzt der Samenleiter schwache Langsfalten Neben der Mundung des Samenleiters in das Atrium sitzt ein keulenformiges Organ das innen schwache Langsfalten aufweist Die Langsfalten sich durch zickzackartige Querstrukturen miteinander verbunden Seitlich setzt ein Retraktormuskel an der sich mit dem rechten Fuhlerretraktormuskel kreuzt Der rohrenformige Eileiter ist deutlich langer als der Samenleiter und bildet eine Schlinge Er ist mit dem Samenleiter durch ein Gewebe verbunden Die Samentasche ist langoval mit einem kurzen kraftigen Stiel Im Verdauungstrakt sind drei Darmschlingen ausgebildet von denen die erste die grosste ist die beiden anderen Darmschlingen sind annahernd gleich gross Das kalkige Schalchen im Mantel ist langlich oval und misst etwa 10 mm in der Lange und 5 5 mm in der Breite nbsp Blauschnegel bei der KopulationAhnliche Arten Bearbeiten Typische Exemplare sind durch ihre Farbe unverwechselbar Innerhalb der Limacidae steht der Blauschnegel durch seine Anatomie und Kopulation vollig isoliert Sie ubertragen das Sperma im Gegensatz zu den anderen Arten der Limacidae nicht von Penis zu Penis sondern besitzen ein zylinderformiges etwa 1 5 cm langes und 3 5 mm im Durchmesser messendes Kopulationsorgan das in die Geschlechtsoffnung des jeweils anderen Tieres eingefuhrt wird Es wird freilich in der Literatur auch als Penis bezeichnet ist jedoch nicht direkt homolog mit den Penes der anderen Arten der Limaciden Dieses Organ halt die Tiere beim Spermaaustausch eng zusammen Das Sperma tritt aber nicht durch dieses Organ aus sondern durch den direkt daneben liegenden Samenleiter Geographische Verbreitung und Lebensraum Bearbeiten nbsp Verbreitung des Blauschnegels Ganzjahriges VorkommenDer Blauschnegel lebt meist am Boden von Nadel Laub und Mischwaldern in den ostlichen Karpaten in Sudpolen im ostlichen Tschechien Rumanien der Slowakei 3 und der Ukraine 4 Die Art steigt dort bis in fast 2000 m Hohe in die subalpine und alpine Vegetationsstufe Sichtungen in Deutschland werden haufiger Lebensweise BearbeitenDie Tiere verstecken sich tagsuber unter Rinde und in Baumstumpfen und werden erst abends und nachts aktiv Sie kriechen nicht auf Baume sondern leben am Boden Sie ernahren sich von Pilzen Flechten und Erdbeeren 5 In Gefangenschaft wurden sie mit Gurken und Salat gefuttert Kopulation und Fortpflanzung Bearbeiten Die Tiere erreichen die Geschlechtsreife mit einer Lange von etwa 60 mm Sie wachsen dann aber noch weiter bis sie ihre Adultgrosse erreicht haben Sie sind wie alle Landlungenschnecken Zwitter Hermaphroditen Die Paarung findet in der Regel im Juni Juli statt Jedes Tier paart sich mehrmals Ulrich Gerhardt beschrieb 1934 die einzelnen Phasen der Kopulation im Detail und verglich sie mit denen anderer Limax Arten 6 Trifft ein begattungsbereites Tier auf ein anderes begattungsbereites Individuum folgt es diesem Die Verfolgung dauert aber nur wenige Minuten Das verfolgte Tier biegt rasch nach rechts ein Es wird nun nicht wie bei anderen Limax Arten ein Kreis gebildet sondern der Verfolger bleibt gestreckt wahrend das verfolgte Tier stark gekrummt ist Nun bewegen sich die Kopfe zueinander und in den Geschlechtsoffnungen treten nun die Penes als hockerartige zunachst blaulichweisse dann weissliche Hocker hervor Stehen sich nun die Geschlechtsoffnungen direkt gegenuber schiessen die Penes bis auf etwa 1 5 cm Lange vor sie messen etwa 3 5 Millimeter im Durchmesser Sie uberkreuzen sich umwickeln sich aber nicht und werden in die Geschlechtsoffnung des jeweils anderen Partners eingefuhrt Im weiteren Verlauf der Kopulation ist daher von den Genitalien nichts zu sehen der Ablauf des Spermaaustausch kann nur erschlossen werden Die Korper sind eng aneinander gepresst und die Atemlocher sind weit geoffnet Die Fuhler sind eingezogen und die Fusssohle ist als Wulst leicht vorgeschoben Die Tiere liegen nun in dieser Position bis zu 40 Minuten lang ohne Bewegung In dieser Zeit muss nun der Austausch des Spermas stattfinden Danach beginnt die Trennung der beiden Partner Die Penes werden rasch eingestulpt Die eigentliche Kopulation dauert 35 bis 52 Minuten Im Juli und August werden 30 bis 94 Eier in einem Schleimstrang in einem einzigen Gelege abgelegt Die Tiere sterben nach der Eiablage Die Eier sind 4 bis 5 mm lang und 3 bis 4 mm breit Die Jungtiere verlassen nach 17 bis 25 Tagen nach der Eiablage die Eihulle 5 Die Tiere werden etwa ein Jahr alt Taxonomie BearbeitenDas Taxon wurde 1851 von Michael Bielz als Limax coerulans erstmals beschrieben 7 Stephan Clessin schlug 1887 fur diese Art und die var incompta Kimakowicz 1884 8 die neue Sectio Bielzia vor 9 die rasch als Gattung akzeptiert wurde 10 Limax coerulans ist die Typusart der Gattung Bielzia Clessin 1887 Aufgrund der von den ubrigen Limaciden doch sehr abweichenden Anatomie ist der Status von Bielzia als selbstandige Gattung unbestritten 11 12 Die meisten Autoren trennen die Gattung sogar auf Unterfamilienebene ab 11 Schileyko 2003 stellt die Gattung sogar in eine eigenstandige Familie Bielziidae innerhalb der Limacoidea 13 Ulrich Gerhardt stellte dafur die Unter Familie Limacopsidae auf Der Name basiert auf Limacopsis Simroth 1888 einem jungeren objektiven Synonym von Bielzia Bielziidae Bielziinae Likharev amp Wiktor 1980 ist wiederum ein Synonym von Limacopsidae Gerhardt 1935 Gefahrdung BearbeitenIn Tschechien hat die Art auf der Roten Liste den Status gefahrdet 14 Belege BearbeitenLiteratur Bearbeiten Fechter Rosina amp Gerhard Falkner 1990 Weichtiere 287 S Mosaik Verlag Munchen ISBN 3 570 03414 3 Steinbachs Naturfuhrer 10 Gerhardt Ulrich 1934 Zur Biologie der Kopulation der Limaciden II Mitteilung Zeitschrift fur Morphologie und Okologie der Tiere 28 229 258 Berlin doi 10 1007 BF00412991 Kerney Michael P R A D Cameron amp Jurgen H Jungbluth 1983 Die Landschnecken Nord und Mitteleuropas 384 S Paul Parey Hamburg amp Berlin ISBN 3 490 17918 8 Wiktor Andrzej 1973 Die Nacktschnecken Polens 182 S Monografie Fauny Polski Polska Akademia Nauk Zaklad Zoologii Systematycznej i Doswiadczalnej Warschau amp Krakow S 75 77 Einzelnachweise Bearbeiten Wiese Vollrath 1962 Die Landschnecken Deutschlands Finden Erkennen Bestimmen 1 Auflage Quelle et Meyer Wiebelsheim 2014 ISBN 978 3 494 01551 4 Pelbart J 2000 Data to the mollusc fauna of the Carpathian Biosphere Reserve Ukraine Mollusca Miscellanea Zoologica Hungarica 13 85 90 Budapest PDF Lisicky M J 1991 Mollusca Slovenska Veda Bratislava 1 341 Kantor Yu I Vinarski M V Schileyko A A amp Sysoev A V Catalogue of the continental mollusks of Russia and adjacent territories Version 2 3 PDF 1 9 MB 22 Dezember 2009 a b Fromming Ewald 1954 Biologie der mitteleuropaischen Landgastropoden 404 S Duncker amp Humblot Berlin S 167 183 Gerhardt 1934 S 249 254 Bielz Michael 1851 Verzeichniss der Land und Susswasser Mollusken Siebenburgens Verhandlungen und Mittheilungen des Siebenburgischen Vereins fur Naturwissenschaften in Hermannstadt 2 14 16 55 59 62 65 Hermannstadt Sibiu Online bei Biodiversity Heritage Library Kimakowicz Mauritius Moritz Hieronymus von 1883 84 Beitrag zur Mollusken Fauna Siebenburgens II Teil und Nachtrag Verhandlungen und Mitteilungen des siebenburgischen Vereins fur Naturwissenschaften 24 57 116 Hermannstadt Sibiu Online bei Biodiversity Heritage Library Clessin Stephan 1887 Die Molluskenfauna Osterreich Ungarns und der Schweiz S 1 858 Nurnberg Bauer amp Raspe Online bei Biodiversity Heritage Library S 47 Hesse Paul 1926 Die Nacktschnecken der palaearktischen Region Abhandlungen des Archivs fur Molluskenkunde 2 1 1 152 Frankfurt M a b Fauna Europae Bielzia coerulans AnimalBase Bielzia coerulans Anatolij A Schileyko Treatise on Recent Terrestrial Pulmonate Molluscs Part 11 Trigonochlamydidae Papillodermidae Vitrinidae Limacidae Bielziidae Agriolimacidae Boettgerillidae Camaenidae Ruthenica Supplement 2 11 1467 1626 Moskau 2003 ISSN 0136 0027 Web pages of Czech and Slovak malacologists Red List of the molluscs Mollusca of the Czech Republic abgerufen am 17 November 2012Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Blauschnegel Album mit Bildern Videos und Audiodateien BioLib cz Fauna Europae Bielzia coerulans Molluscs of Central Europe Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Blauschnegel amp oldid 228227056