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Der Schlossbergplatz ist ein Platz im ersten Grazer Stadtbezirk Innere Stadt Seit 1929 ist er nach dem Grazer Schlossberg benannt dessen Westflanke an dem Platz quasi senkrecht ansteigt Haufig tritt die Falschschreibung Schlossbergplatz auf der Eigenname hat sein ss trotz Rechtschreibreform behalten Blick vom Kriegssteig uber den Schlossbergplatz nach Westen Inhaltsverzeichnis 1 Entwicklung 1 1 Mittelalter 1 2 Neuzeit 1 3 Der Platz im 20 und 21 Jahrhundert 2 Liste bedeutender Bauten und Denkmaler 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseEntwicklung Bearbeiten nbsp Situation 1649 Blick von Suden auf das Erste und Zweite Sacktor rechts fuhrt vom Uhrturm die Stadtmauer herab nbsp Schlossbergplatz Blick von der Sackstrasse ostwarts Reinerhof re und Alte Munze li Mittig der Kriegssteig daneben die uberwucherten Reste der Stadtmauer nbsp Blick auf den Schlossberg von Westen um 1700 Rechts unten die Ursulinenbastei mit Kloster dahinter der Schlossbergplatz mit Mauer hinauf zum UhrturmMittelalter Bearbeiten Die Ursprunge des Schlossbergplatzes sind direkt mit der mittelalterlichen Grazer Stadtbefestigung verknupft Zumindest seit dem 13 Jahrhundert fuhrte eine Mauer vom Grazer Uhrturm uber die steile Bergflanke hinunter zum Reinerhof Stadthof des 1147 gegrundeten Stift Rein in dessen Baukorper bis heute ein romanischer Wehrturm erhalten ist Die Mauer verlief sodann weiter westwarts in Richtung der Mur An der Stadtinnenseite bildete sie den torlosen Abschluss einer Strasse welche seither den Namen Sackstrasse tragt Allerdings wurde schon im 14 Jahrhundert ein Tor das sogenannte Erste Sacktor in die Mauer gebrochen das den Verkehr von und nach Norden ermoglichte Spatere Abbildungen zeigen dass das Tor von einem einfachen quadratischen Turm mit Walmdach gesichert wurde 1 Der Schlossbergplatz entwickelte sich aus dem militarisch notwendigen Freiraum vor der Stadtmauer welcher im landesfurstlichen Besitz stand und daher trotz fortschreitenden Stadtwachstums nicht von Privatleuten bebaut werden konnte 2 So erklart sich auch die langgezogene Form des Platzes Neuzeit Bearbeiten Die Stadt wuchs jedoch bald uber ihre mittelalterlichen Mauern hinaus die Sackstrasse wurde bereits im 14 15 Jahrhundert und erneut im 17 Jahrhundert verlangert und an ihren jeweiligen Enden jeweils mit einem neuen Stadttor Zweites und Drittes Sacktor versehen vgl Liste der Grazer Stadttore Das alte innerste Sacktor verlor seine militarische Funktion zunehmend Nachdem die Gegend 1670 durch einen Stadtbrand verwustet worden war kam es zu zahlreichen Neubauten 1676 wurde am Flussufer direkt ausserhalb des Ersten Sacktores eine ursprunglich Admonterbastei dann jedoch bald Ursulinenbastei genannte Bastei fertiggestellt Sie verschwand im Lauf der Jahrhunderte durch Hochwasser Abtragung und zuletzt im 19 Jahrhundert durch die Errichtung von Kaimauern am Flussufer Ihren gangigeren Namen erhielt sie durch das ab 1694 auf ihr errichtete Kloster der Ursulinen Die Klosterkirche heute Dreifaltigkeitskirche genannt bildet heute den westlichen Abschluss des Schlossbergplatzes das alte Klostergebaude wurde um 1900 den Grazer Schulschwestern ubergeben die einen Neubau errichteten 3 An der Nordseite des Schlossberglatzes entstand ab 1690 das langgestreckte Postamt heute aufgrund einer spateren Nutzung meist Alte Munze genannt 4 Als prachtigster Neubau jener Zeit entstand von 1702 bis 1716 das Palais Attems an Stelle sechs alterer Burgerhauser am Ubergang zwischen dem innersten Teil der Sackstrasse und dem Schlossbergplatz Der Bauherr Ignaz Maria Graf Attems hatte ausserdem die Genehmigung bekommen 1705 das Erste Sacktor abzutragen Fur die dadurch verloren gegangenen Quartiere der Stadtwache im Torturm mussten die Besitzer der umliegenden Hauser der Stadt eine Entschadigungszahlung leisten 5 6 Bis ins 17 Jahrhundert hatten Name und praktische Nutzung des Platzes mehrfach gewechselt 1625 wurde er zum Grazer Fischmarkt bestimmt dieser verlagerte sich etwa 30 Jahre spater jedoch auf den Kapaunplatz nahe dem Franziskanerkloster Im Jahr 1665 wurde der Platz Haffnerplatzl genannt aus dem Jahr 1703 ist die Bezeichnung Schlosserplazl uberliefert Danach burgerte sich der Name Ursulinenplatz ein 7 Spatestens mit dem Abbruch des mittelalterlichen Stadttores hatte der Schlossbergplatz seine militarische Funktion verloren Der ostlich der Sackstrasse gelegene Hauptteil des Platzes diente infolge dem Reinerhof als Garten und war nicht mehr offentlich zuganglich Der Platz im 20 und 21 Jahrhundert Bearbeiten Entscheidend fur die heutige Gestalt des Platzes war die Anlage des sogenannten Kriegssteiges einer Treppenkonstruktion mit Aussichtspunkten die auf den Schlossberg hinauffuhrt Erste Uberlegungen einen solchen zu errichten gab es um 1903 Damals wurde im Gemeinderat der Antrag gestellt dass die Stadt das Grundstuck mit dem Garten des Reinerhofes ankaufen und somit der Offentlichkeit zuganglich machen moge 1911 wurde ein Fonds zur Finanzierung des Bauvorhabens eingerichtet Die Bauarbeiten begannen drei Jahre spater verzogerten sich jedoch aufgrund des Ersten Weltkrieges Durch Mitwirken von Pionieren des Infanterieregiments Nr 27 aber auch durch russische Kriegsgefangene konnte der spektakulare Weg auf den Schlossberg am 1 Juni 1918 eroffnet werden Da bisher alle Versuche einer Umbenennung etwa in Friedenssteig scheiterten tragt er bis heute offiziell den Namen Kriegssteig umgangssprachlich auch Felsensteig oder nach den Zwangsarbeitern Russensteig 8 Um 1900 war der Schlossbergplatz auch nach Westen geoffnet worden es entstand ein Durchgang zwischen dem Palais Attems und der Dreifaltigkeitskirche zum Kaiser Franz Josef Kai an der Mur Seit 1929 tragt der Platz seinen aktuellen Namen 2 Im Zweiten Weltkrieg wurde durch Zwangsarbeiter im Inneren des Schlossberges ein umfangreiches Stollensystem mit 6 3 km Lange 20 Eingangen und etwa 12 000 m Nutzflache angelegt welches wahrend der schweren Bombenangriffe auf Graz als Kommandozentrale Luftschutzbunker fur bis zu 50 000 Personen und Lazarett diente 9 Diese Luftschutzstollen wurden auch vom Schlossbergplatz aus gegraben der anfallende Schutt konnte auf kurzem Weg in der Mur entsorgt werden Zwei der Stollen sind vom Schlossbergplatz aus zuganglich und erfahren heute eine friedliche Nutzung Einer fungiert als Zugang zum Schlossberglift zur Schlossbergrutsche und zur Marchenbahn 10 der andere durchquert den Berg vollstandig und kann als Abkurzung zu dessen Ostseite genutzt werden Auf halbem Weg befindet sich ausserdem der Zugang zum Veranstaltungszentrum Dom im Berg 11 Liste bedeutender Bauten und Denkmaler BearbeitenFur eine ausfuhrlichere Beschreibung siehe die Liste der denkmalgeschutzten Objekte in Graz Name amp Adresse Bild KurzbeschreibungPalais AttemsSackstrasse 17 nbsp Das Palais wurde von 1702 bis 1716 an Stelle von sechs Burgerhausern und des mittelalterlichen Stadttores errichtet Es gilt als das prachtigste Grazer Stadtpalais und beherbergte die bedeutende Kunstsammlung der Familie Attems Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebaude geplundert und 1962 von der Familie Attems leer an das Land Steiermark verkauft Die uppige barocke Wand und Deckengestaltung ist erhalten heute beherbergt das Palais unter anderem die Buros der Styriarte und der Literaturzeitschrift Manuskripte 6 Dreifaltigkeitskirche und Ehemaliges UrsulinenklosterKaiser Franz Josef Kai 16 18 nbsp Im Stil des italienischen Barock errichtete 1704 fertiggestellte Wandpfeilerkirche Bemerkenswert ist vor allem die einheitlich erhaltene barocke Innenausstattung Das angrenzende ehemalige Ursulinenkloster wurde um 1900 abgetragen und von den Grazer Schulschwestern mit Kindergarten und Volksschule neuerrichtet 3 ReinerhofSackstrasse 20 nbsp Der Reinerhof wurde 1164 als Stadthof des Stift Rein erwahnt und ist damit das alteste urkundlich belegte Gebaude der Stadt Schlossbergseitig ist das Mauerwerk eines romanischen Turms mehrere Stockwerke hoch erhalten im Inneren ist u a ein gotischer Einstutzenraum bemerkenswert Die Fassade ist heute von Elementen aus der Renaissance und dem Biedermeier gepragt 4 Alte Post ehem k k Munzhaus Alte Munze Sackstrasse 22 nbsp Das Gebaude wurde 1690 als Postamt erbaut Zwischen 1756 und 1772 diente es als k k Munzhaus Bemerkenswerte Details an der Fassade der langgestreckten Anlage sind unter anderem der Doppeladler mit Bindenschild und den Initialen Kaiserin Maria Theresias uber dem Portal und die Vielzahl unterschiedlich d h individuell in Handarbeit gestalteter Fratzen im Dachgesims Taubenbrunnen nbsp Der Taubenbrunnen entstand 1947 bis 1949 im Auftrag der Stadt Graz durch den Kunstler Walter Ritter Er ist eine Reminiszenz an einen Ziehbrunnen den Clementine van der Tauben eine Angehorige der Ursulinen auf dem Platz gestiftet haben soll 12 Kriegssteig nbsp Zwischen 1914 und 1918 unter Mithilfe von Soldaten und russischen Kriegsgefangenen errichteter Treppensteig mit Aussichtsplattformen der uber 260 Stufen den Weg vom Schlossbergplatz zum Uhrturm ermochlicht 1928 erfolgte eine oben nordlich entlang der Felswand anschliessende Erweiterung durch den Jubilaumssteig 8 Schlossbergstollen nbsp Zwei vom Schlossbergplatz ausgehende Stollen Einer fungiert als Zugang zur Grazer Marchenbahn zum Schlossberglift und als Endpunkt der durch den Liftschacht verlaufenden Schlossbergrutsche 10 Der andere bietet Zugang zum Veranstaltungszentrum Dom im Berg und freien Durchgang zur Ostseite des Schlossberges oberhalb des Karmeliterplatzes Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schlossbergplatz Graz Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Commons Kriegssteig Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Leopold Toifl Stadtbefestigung Wehrwesen Krieg In Walter Brunner Hrsg Geschichte der Stadt Graz 1 Lebensraum Stadt Verwaltung Eigenverlag der Stadt Graz Graz 2003 ISBN 3 902234 02 4 S 456 f a b Schlossbergplaztz In Walter Brunner Hrsg Geschichte der Stadt Graz 4 Stadtlexikon Eigenverlag der Stadt Graz Graz 2003 ISBN 3 902234 02 4 S 431 a b Horst Schweigert DEHIO Graz 3 unveranderte Auflage Schroll Wien 2013 ISBN 3 7031 0475 9 S 31 f a b Horst Schweigert DEHIO Graz 3 unveranderte Auflage Schroll Wien 2013 ISBN 3 7031 0475 9 S 99 f Leopold Toifl Stadtbefestigung Wehrwesen Krieg In Walter Brunner Hrsg Geschichte der Stadt Graz 1 Lebensraum Stadt Verwaltung Eigenverlag der Stadt Graz Graz 2003 ISBN 3 902234 02 4 S 506 509 a b Horst Schweigert DEHIO Graz 3 unveranderte Auflage Schroll Wien 2013 ISBN 3 7031 0475 9 S 95 f Ursulinenplatz In Walter Brunner Hrsg Geschichte der Stadt Graz 4 Stadtlexikon Eigenverlag der Stadt Graz Graz 2003 ISBN 3 902234 02 4 S 505 a b Kriegssteig In Walter Brunner Hrsg Geschichte der Stadt Graz 4 Stadtlexikon Eigenverlag der Stadt Graz Graz 2003 ISBN 3 902234 02 4 S 271 Stefan Karner Die Steiermark im Dritten Reich 1938 1945 3 Auflage Leykam Graz 1986 ISBN 3 7011 7302 8 S 394 a b Schlossbergrutsche Mit 25 km h durch den Berg In graz at 12 Mai 2019 abgerufen am 8 April 2022 Dom im Berg In spielstaetten buehnen graz com Abgerufen am 8 April 2022 Taubenbrunnen In Walter Brunner Hrsg Geschichte der Stadt Graz 4 Stadtlexikon Eigenverlag der Stadt Graz Graz 2003 ISBN 3 902234 02 4 S 478 47 072984 15 436381 Koordinaten 47 4 22 7 N 15 26 11 O Bedeutende Platze in Graz Am Eisernen Tor Andreas Hofer Platz Dietrichsteinplatz Europaplatz Farberplatz Franziskanerplatz Geidorfplatz Glockenspielplatz Griesplatz Hauptplatz Jakominiplatz Kaiser Josef Platz Karmeliterplatz Lendplatz Mariahilferplatz Mehlplatz Schlossbergplatz Sudtiroler Platz Tummelplatz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schlossbergplatz amp oldid 238600121