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Der ehemalige Schlachthof des bayerischen Staatsbades Bad Kissingen Wurzburger Strasse 4 im Volksmund Ochsenkathedrale genannt war von Herbst 1925 bis Dezember 2002 in Betrieb Er gilt aufgrund seiner ungewohnlichen Bauweise als einmalig in Europa Das Hauptgebaude steht ebenso unter Denkmalschutz Eintrag in der bayerischen Denkmalliste unter der Nummer D 6 72 114 116 wie die beiden links und rechts stehenden Wohngebaude D 6 72 114 115 und D 6 72 114 117 Haupteingang mit Vorhof Osten Eroffnung des Schlachthofes 1925 Eingangsfassade mit Pollwein BusteGrosse Halle mit Kassettendecke und zwei umlaufenden GalerienTreppenaufgang zur ersten Galerie daneben eine Statue des hl LukasBlick auf umlaufende GalerieKathedralenartige AussenfassadeGrundriss des ErdgeschossesSchwungrader der Linde KuhlanlageMogliche Haus in Haus Losung fur drei Burogeschosse Planung 2013 Idee Copyright Michael Wieden Inhaltsverzeichnis 1 Baubeschreibung 1 1 Zum Schlachthof gehorende Bauten 2 Vorgeschichte 3 Betriebsaufgabe 2002 4 Plane zur Umnutzung 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBaubeschreibung BearbeitenDer Bad Kissinger Schlachthof wurde in den Jahren 1923 bis 1925 nach Planen des Architekten Josef Hennings eines Spezialisten fur Schlachthofbau in Stuttgart in spatem Jugendstil auf einem 20 000 Quadratmeter grossen Grundstuck Flurnummer 2532 gebaut Die Bauleitung hatte Stadtbaudirektor Hans Husslein Das Gebaude ist ein hoher Satteldachbau in basilikaler Staffelung mit niederen Seitenflugeln Diese bilden in westlicher Richtung einen offenen Vorhof Diese Eingangsfront ist als offene Saulenhalle mit ruckwartigem Rundbogentor gebaut uber dem an der Fassade eine Bauplastik von Heinrich Salomon Munchen angebracht ist die Bad Kissingens damaligen Burgermeister Max Pollwein uber dem Stadtwappen und einem Widderschadel darstellen soll Der gesamte Gebaudekomplex einschliesslich Vorhof ist 87 50 Meter lang 51 Meter breit und fast 30 Meter hoch Das markanteste architektonische Merkmal des Baus ist die zentrale Halle die mit fast 50 Metern Lange 12 Metern Breite und einer Hohe von 17 Metern wie ein Kirchenschiff wirkt was dem Schlachthof seinen Spitznamen Ochsenkathedrale gab Allerdings diente die Halle baulich nur dazu die einzelnen Raumlichkeiten zu beiden Seiten zu verbinden um die geschlachteten Teile geschutzt zwischen Schlacht und Kuhlraumen zu transportieren Die mit einer Kassettendecke versehene Halle wurde sehr grosszugig ausgestattet Ihre Wande sind bis auf funf Meter Hohe mit turkisblauen Siegersdorfer Keramikplatten ausgekleidet die am oberen Rand mit Tiermotiven geschmuckt sind Durch die hohen Fenster an den Giebelwanden kommt helles Tageslicht in die Halle Fur Besucher hatte der Architekt zwei umlaufende Galerien entlang des Mittelschiffs bauen lassen Vom Erdgeschoss gelangte man uber eine reprasentative breite Eisenbetontreppe zur ersten Galerie von dort uber zwei Wendeltreppen aus Eisenbeton zur zweiten Von den Galerien hatten die Kurgaste gegen eine Eintrittsgebuhr von 50 Pfennig einen guten Blick auf das Geschehen Sie sollten und konnten sich davon uberzeugen dass der neue Schlachthof Vorbild fur die Stadthygiene der Gegenwart war Auch die Saulenkapitelle der Galerien die Widderschadel darunter die uberlebensgrosse Statue des Evangelisten Lukas Schutzpatron der Metzger unterhalb der pomposen Treppenanlage und die Obelisken auf der Balustrade geben der Halle das Erscheinen eines Ballsaales oder einer Kirche waren nicht die Eisenschienen an denen Rinder und Schweinehalften transportiert wurden Die technische Ausstattung war die beste in damaliger Zeit Beeindruckend war die Kuhlanlage der Firma Linde fur deren Erhalt sich heute der Verein fur Historische Kalte und Klimatechnik einsetzt um diese als Industriedenkmal zu erhalten Riesige Schwungrader und alte Kompressoren faszinieren mit ihrer gewaltigen Maschinenkraft noch heute Auch gab es im Schlachthof keine mechanischen Uhren sondern eine moderne elektrische Uhrenanlage 1 Moge das bedeutsame Werk in schwerer Zeit begonnen und ausgefuhrt der Stadt Bad Kissingen zum Nutzen und Segen gereichen schrieb Burgermeister Max Pollwein 1925 in die Festschrift die anlasslich der Inbetriebnahme veroffentlicht wurde Ein ragendes Zeichen nicht niederzuringender deutscher Wirtschaftskraft solle der Bau sein Fast zwei Millionen Reichsmark hatte der Bau gekostet Pollwein freute sich dass die Anlage den Ruf Kissingens als internationale Badestadt fordere aber er gab auch zu dass Bau und Ausstattung teilweise als zu glanzvoll bezeichnet worden seien In derselben Schrift schwarmte Architekt Josef Hennings von seiner kunstlerischen Freiheit die man ihm gelassen habe Der Stadtrat habe lediglich verlangt dass sich dieser Bau in seiner Wertigkeit der 14 Jahre zuvor gebauten Wandelhalle wurdig anpassen sollte Nach Fertigstellung dieses neuen Schlachthofes dessen erster Direktor Josef Zisterer wurde beschloss der Stadtrat im Jahr 1927 den Abriss des alten Schlachthauses neben der Alten Synagoge zeitgleich mit dieser Zum Schlachthof gehorende Bauten Bearbeiten Zum Schlachthof Areal gehoren unter gleicher Adresse wie der Schlachthof Wurzburger Strasse 4 Wurzburger Strasse 6 Wurzburger Strasse 2 sowie unter gleicher Nummer in der Bayerischen Denkmalliste D 6 72 114 116 vier nahezu baugleiche gleichzeitig mit dem Schlachthof entstandene Nebengebaude Bei den vier Nebengebauden handelt es sich um eingeschossige Walmdachbauten Zu den Nebengebauden gehort ferner eine gleichzeitig entstandene Einfriedung nbsp Vier nahezu baugleiche Nebengebaude nbsp Einfriedung der NebengebaudeZu beiden Seiten des Schlachthofes stehen ausserdem jeweils die Wohngebaude Wurzburger Strasse 2 D 6 72 114 115 und Wurzburger Strasse 6 D 6 72 114 117 in Form eines zweigeschossigen Walmdachbaues Beide Wohngebaude sind links und rechts des Schlachthofs angeordnet wodurch eine ubergeordnete Symmetrie entsteht Vorgeschichte BearbeitenDer Bau des Schlachthofes war notwendig geworden da das vorherige Schlachthaus nicht mehr den damaligen Anforderungen entsprach Schon im April 1832 war bei der Stadtverwaltung eine Beschwerde mit 50 Unterschriften gegen die mit Blut und Wasser gefullte Dungstatte des Metzgermeisters Franz Bieberich in der Kirchgasse eingegangen Ein entsprechender Beschluss des Landgerichts fuhrte daraufhin 1833 zum Bau eines ersten zweigeschossigen Schlachthauses an der Theresienstrasse Doch es genugte nur zwei Jahrzehnte den Anforderungen Schon 1859 wurde deshalb die Errichtung eines neuen Schlachthauses mit Fleischbanken beschlossen Bei der Hauptversammlung des Allgemeinen deutschen Baderverbandes am 4 Oktober 1894 in Bad Kissingen wurde gefordert dass ein Schlachthof in keiner Gemeinde fehlen sollte in welcher das Kur oder Badeleben sich entfaltet und dieser dem Anspruch des Kurortes gerecht werden sollte Schlachthauser mogen der Wohlfahrt des Gemeinwesens dienen 2 Nach vielen Verzogerungen wurde erst nach dem Ersten Weltkrieg 1919 begonnen die Idee eines neuen Schlachthofes ernsthaft umzusetzen Dieser Schlachthof sollte nicht nur den Bedarf der Einwohner decken sondern zusatzlich auch den der zahlreichen Kurgaste und Saisonarbeiter Deshalb war eine kapazitatsmassige Auslegung des Schlachthofes fur mindestens 30 000 Personen vorgesehen Der Plan sah in der Hochsaison die Schlachtung von taglich 20 Stuck Grossvieh 120 Stuck Kleinvieh und 40 Schweinen vor Der Bauplatz sollte flussabwarts an der Frankischen Saale gelegen sein und gunstige Zufahrtsverhaltnisse haben Auf einen Gleisanschluss wurde bewusst verzichtet da die Anlieferung nur aus der Region vorgesehen war Die Wasserversorgung und entsorgung sollte problemlos moglich sein Nach langer Beratungszeit war das Gelande am damaligen Stadtrand gefunden Die Stadt entschloss sich nach verschiedenen Besichtigungen das sogenannte Deutsche System mit einer Verbindungshalle zu bauen Das Grundstuck an der Lindesmuhle fur das man sich schliesslich entschied hatte sogar den Vorteil den Schlachthof spater auf doppelte Kapazitat erweitern zu konnen Betriebsaufgabe 2002 BearbeitenIm Jahre 2002 wurde beschlossen den Betrieb des Schlachthofes einzustellen Um die Vorgaben und gesetzlichen Auflagen der Europaischen Union erfullen zu konnen waren teure Umbauten notig gewesen die in Teilen sicher auch den Bestimmungen des Denkmalschutzes widersprochen hatten Ausserdem war der Betrieb nicht mehr kostendeckend zu fuhren da die Versorgung der Einwohner langst anderweitig erfolgte und die Stadtverwaltung war nicht in der Lage das Defizit zu tragen Plane zur Umnutzung BearbeitenDa die Stadt Bad Kissingen auch den Unterhalt fur das leerstehende Baudenkmal tragen musste wurde in der Folgezeit nach anderen Nutzungsmoglichkeiten des Schlachthofgebaudes gesucht Die Bauverwaltung hatte fur einen einfachen Umbau in eine Veranstaltungshalle Grundkosten von 420 000 Euro geschatzt Dazu waren aber weitere Ausgaben fur Instandsetzungsarbeiten zur Aufbesserung der Statik gekommen Diese Ausgaben konnte sich die Stadt nicht leisten Deshalb entschied der Stadtrat im Jahr 2010 uber eine offentliche Ausschreibung private Investoren mit passenden Nutzungsideen zu finden 3 Die Ausschreibung blieb erfolglos Seit Herbst 2012 wurde gepruft auf Stahltragern ruhende Buroraume als Haus in Haus Losung in die Halle dreigeschossig einzubauen ohne die denkmalgeschutzte Bausubstanz anzugreifen So bliebe der Schlachthof einerseits erhalten und andererseits genugend Zeit in kleinen Schritten mit den durch Vermietung erwirtschafteten Einnahmen das historische Gebaude zu sanieren und danach schrittweise neuen Nutzungen zuzufuhren Diese Planung wurde aufgegeben Neuere Umnutzungs oder Sanierungsplanungen gibt es derzeit 2017 nicht nbsp Gesamtansicht 1925 nbsp Bauplastik am Eingang nbsp Vorhof zum Eingang nbsp Seitenansicht nbsp Widderkopf aus Siegersdorfer Keramik nbsp Statue des hl Lukas nbsp Saulen der oberen Galerie nbsp Schwungrad der Kuhlanlage nbsp Ruckseite des Schlachthofes nbsp Gedenktafel zur Erbauung aus dem Jahr 1925Literatur BearbeitenHans Husslein Josef Zisterer Der neue Schlachthof der Stadt Bad Kissingen nach den Planen des Architekten J Hennings Festschrift zur Eroffnung Verlag Schachenmayer Bad Kissingen 1925 Der neue Schlachthof der Stadt Bad Kissingen In Die Bauzeitung ISSN 0932 0822 22 35 Jahrgang 1925 Nr 47 Josef Hennings Der neue Schlachthof der Stadt Bad Kissingen In Deutsche Bauzeitung 60 Jahrgang 1926 Nr 82 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schlachthof Bad Kissingen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Nils Aschenbeck Da hilft nur noch ein Wunder Die Zukunft des historischen Schlachthofs in Bad Kissingen ist ungewiss online Jurgen Kohl Tur zu Das unruhmliche Ende einer Institution online Angelika Becker Symbol des mondanen Bades in Main Post vom 22 August 2011 online Einzelnachweise Bearbeiten Wilhelm Knapp Die elektrischen Fernmessanlagen im neuen stadtischen Schlachthof Bad Kissingen in Siemens Zeitschrift Band 6 1926 Seite 362 Auszug Technisches Gemeindeblatt Band 1 Vereinigung der Technischen Oberbeamten Deutscher Stadte 1899 Seite 359 Siegfried Farkas Schlachthof Bad Kissingen kann sich Umbau nicht leisten in Main Post vom 1 Oktober 201050 187758333333 10 076294444444 Koordinaten 50 11 15 9 N 10 4 34 7 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schlachthof Bad Kissingen amp oldid 215346654