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Die Schlacht von Montaperti fand am 4 September 1260 beim namengebenden Ort in der Toskana statt der heute einen Teil von Castelnuovo Berardenga darstellt und der wenige Kilometer ostlich von Siena liegt Dabei standen sich guelfische Truppen unter Fuhrung von Florenz und ghibellinische unter Fuhrung von Siena gegenuber womit sie Parteiganger der papstlichen Machte bzw der des Reiches waren Der Sieg der Ghibellinen brachte eine mehrjahrige Dominanz der pro kaiserlichen Gruppen in der Toskana hervor Bei den beteiligten lokalen Machten allen voran Siena und Florenz kamen Handelskonflikte hinzu In Florenz wurde das pro romische Regiment gesturzt die Guelfen fanden in Lucca ein Refugium Wenige Jahre spater gewannen die Guelfen Karl von Anjou als Verbundeten dem es gelang die Staufer in zwei Schlachten 1266 und 1268 zu besiegen Wahrend das wieder guelfische Florenz danach zur Metropole der Toskana aufstieg begann fur Siena ein langsamer Niedergang Darstellung der Schlacht von Pacino di Buonaguida ca 1280 1340 Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Truppenstarken 3 Schlachtverlauf 4 Folgen 5 Rezeption 6 Literatur 7 Weblinks 8 AnmerkungenVorgeschichte Bearbeiten nbsp Darstellung der Schlacht von Folcieri da CavoliDie Stadte Florenz und Siena standen seit dem Beginn des zweiten Jahrtausends in Rivalitat zunachst auf wirtschaftlicher Basis spater auf politischer Der wirtschaftliche Konflikt drehte sich um die Via Francigena der politische um die Zugehorigkeit der damals vorherrschenden politischen Lager Ghibellinen und Guelfen Dabei unterstutzten die Seneser mit dem Alliierten Manfred von Sizilien einem der Sohne Friedrichs II Giordano d Agliano ab 1251 die Florentiner Ghibellinen im innerstadtischen Machtkampf um Florenz Nach dem Krieg 1255 zwischen Florenz und Siena wurde Siena in den Friedensvertragen vom 31 Juli jegliche Unterstutzung der Ghibellinen aus Florenz Montalcino und Montepulciano verboten Hauptsachlicher Ausloser der erneuten Kriegshandlungen zwischen den beiden Stadten war die Aufnahme ghibellinischer Fluchtlinge aus Florenz nach einer versuchten Machtubernahme 1258 Florenz ermutigte seinerseits Rebellionen in Grosseto Montiano und Montemassi heute Ortsteil von Roccastrada Die ersten Kriegshandlungen begannen im selben Jahr in der Maremma wo es den Florentinern gelang Revolten gegen die senesischen Herrscher in Grosseto Monteano und Montemassi anzustiften und die Orte zu ubernehmen Grosseto kehrte am 5 Februar 1260 enttauscht von den Florentiner Versprechungen freiwillig zuruck Monteano und Montemassi wurden ab Marz von den Soldaten des Stadtdrittels Terzo di Citta unter Fuhrung von Francesco Troghisio und mit Unterstutzung der Soldaten aus Grosseto und einiger deutscher Soldner belagert Unter diesem Druck schickte Florenz am 19 April Verstarkungstruppen los die zwei Tage spater in Colle di Val d Elsa ankamen und dort zwei Tage verblieben Danach wurde nach kurzer Belagerung Casole d Elsa eingenommen Hier befanden sie sich nun westlich von Siena und statt wie von Siena erwartet weiter nach Suden Richtung Montemassi zu ziehen entschieden sich die Heerfuhrer direkt nach Siena zu marschieren wo sie am 17 Mai ankamen und in der Nahe des nordlichen Stadttores Porta Camollia ihr Lager aufschlugen und eine Belagerung der Stadt versuchten Hier wurden sie am nachsten Tag von deutschen Soldnern und senesischen Truppen angegriffen Am 20 Mai wurde das Vorhaben aufgegeben und die florentinischen Truppen traten den Ruckzug an wobei der Grossteil nach Florenz zuruckkehrte ein kleiner Teil hingegen nun doch gen Suden zog und dort Montelaterone Ortsteil von Arcidosso einnahm Um die durch die bei den Kampfen an der Porta Camollia entstandenen Verluste hauptsachlich bei den deutschen Soldnern zu kompensieren und um Montelaterone zuruckzuerobern wurden beim Verbundeten Manfred von Sizilien weitere deutsche Soldner nachgefordert Truppenstarken BearbeitenFur Siena standen ca 18 000 Personen der Infanterie und ca 1800 der Kavallerie zur Verfugung Diese Gesamtstarke von ca 19 800 Soldaten setzte sich wie folgt zusammen Siena ca 400 Kavalleristen und ca 7600 Infanteristen Grafschaft Siena ca 3000 Infanteristen Pisa ca 300 Kavalleristen und ca 2700 Infanteristen Deutsche Soldner ca 800 Kavalleristen und ca 2000 Infanteristen die auf Initiative von Farinata degli Uberti zur Unterstutzung aufgenommen wurden Cortona ca 1300 Infanteristen Herrschaftsbereich der Aldobrandeschi ca 100 Kavalleristen und ca 1000 Infanteristen gefluchtete Ghibellinen ca 200 Kavalleristen Zudem wurde Siena von Manfred von Sizilien unterstutzt Florenz standen ca 33 000 Soldaten zur Verfugung davon ca 3000 der Kavallerie Diese setzten sich aus den Truppen von Arezzo ca 2000 Soldaten Campiglia ca 600 Florenz ca 5000 Lombardei ca 4600 Lucca ca 1800 Orvieto ca 2000 Pistoia ca 1600 Prato ca 1500 Pitigliano ca 1000 San Gimignano ca 1500 Colle di Val d Elsa und dem Elsatal ca 5000 San Miniato ca 1400 und Volterra ca 2000 Soldaten zusammen 1 Schlachtverlauf Bearbeiten nbsp Die Kirche San Cristoforo an der Piazza Tolomei in Siena nbsp Der Palazzo Chigi Saracini in der Via di CittaAuf Seiten von Florenz standen inzwischen Truppen aus Prato Lucca Orvieto Perugia San Gimignano San Miniato Volterra Colle di Val d Elsa und Bologna Diese Armee hatte das Ziel Montepulciano und Montalcino den Gegnern wieder zu entreissen Bis zum Abend des 2 September lagerten die Truppen bei Asciano Entgegen dem Rat des Tegghiaio Aldobrandi fuhrten die Florentiner die Armee erneut vor die Tore von Siena Dort lagerten sie seit der Nacht vom 2 auf den 3 September 1260 ca ein Kilometer ostlich von der Arbia entfernt und sudlich von Montaperti zwischen den Flussen Malena und Biena an der Via Scialenga heute Teil der Europastrasse 78 Grosseto Fano SS 73 im Abschnitt Siena Bettolle die nach Asciano fuhrt 2 Sie schickten am 2 September der Regierung von Siena dem Consiglio dei Ventiquattro Rat der Vierundzwanzig ein Ultimatum in dem sie die Aufgabe der Stadt und die Offnung der Stadttore verlangten Der Rat der Vierundzwanzig beriet die Forderung am selben Tag in der Kirche Chiesa di San Cristoforo an der Piazza Tolomei in Siena 3 Die Beratungen erhielten eine entscheidende Wendung gegen eine Aufgabe der Stadt als Salimbene de Salimbeni aus dem nahegelegenen Palazzo Salimbeni sich im Rat erhob 4 um der Stadt 18 000 Fiorini zur sofortigen Bezahlung der deutschen Soldner anzubieten 5 Nach Annahme des Angebots des Salimbeni wurde das Ultimatum des Gegners abgelehnt Auf Seiten der Guelfen zahlte man 30 000 Mann auf der der Ghibellinen 20 000 Davon stellte Siena 8000 Pisa 3000 dazu kamen 2000 Mann von Konig Manfred Hinzu kamen die Guelfen aus Florenz und Truppen aus Asciano Terni Santa Fiora sowie aus dem Raum des gerade zur Stadt erklarten Poggibonsi Am 3 September ruckte die Seneser Armee unter Fuhrung von Provenzano Salvani durch die heutige Porta Pispini damals noch das wenige Jahre zuvor durch den neuen Stadtmauerring entstandene und Porta San Viene genannte Stadttor 6 7 aus und zog nach Poggio delle Ropole heute Taverne d Arbia Ortsteil von Siena ganz in die Nahe des gegnerischen Heeres das auf dem Poggio delle Cortine lagerte Dabei versuchten die zahlenmassig unterlegenen Senesen eine grossere Starke der Armee vorzutauschen Am Morgen des 4 September begannen die Vorbereitungen fur die Schlacht die Senesen teilten ihr Heer in vier Abteilungen auf Die erste Abteilung sollte die Guelfen im Rucken angreifen wahrend die zweite und dritte einen Frontalangriff vorbereiteten Dies war insofern von hohem Risiko als das Gelande geneigt war und sie gegen die Sonne kampfen mussten Die vierte Abteilung sollte den Kriegswagen Carroccio bewachen Die guelfische Partei lag gerade im Streit als auf die vereinbarte Anrufung des Heiligen Georg hin die erste Abteilung mit dem Angriff begann Der Graf von Arras attackierte die Florentiner er selbst totete den Florentiner Kommandanten Iacopino Rangoni da Modena Die Senesen nutzten den Vorteil und konnten die Florentiner bis zum Abend in die Flucht schlagen Folgt man den Quellen so kamen 10 000 Mann ums Leben 15 000 Guelfen fielen in Gefangenschaft Allein 2500 Florentiner waren tot 1500 in Gefangenschaft wohingegen Siena nur 600 Mann verlor dazu kamen 400 Verletzte In Siena wurde die Schlacht vom Palazzo Chigi Saracini in der Via di Citta damals Palazzo Marescotti im 12 Jahrhundert entstanden heute Sitz der Accademia Musicale Chigiana beobachtet 8 Auf dem Turm des Palazzo damals einer der hochsten Punkte der Stadt soll den Dokumenten nach ein gewisser Cerreto Ceccolini gestanden und der Bevolkerung gewissermassen in einer wirklichen nicht gespielten Mauerschau den Schlachtverlauf erzahlt haben 9 Am 13 September mussten die Guelfen Florenz verlassen und nach Bologna und Lucca fliehen Lucca wurde zur Hochburg der Guelfen in der Toskana Am 27 September kehrten die Florentiner Ghibellinen in ihre Stadt zuruck Alle Burger der Stadt mussten Manfred die Treue schworen Die Wohnturme der Vertriebenen wurden niedergerissen ahnlich wie es 1258 die Guelfen mit den Turmen der Ghibellinen getan hatten In Empoli versammelten sich die Gesandten Sienas und Pisas die die Zerstorung von Florenz forderten der sich der Florentiner Ghibelline Farinata degli Uberti jedoch erfolgreich widersetzte Papst Alexander IV exkommunizierte am 18 November alle Unterstutzer Konig Manfreds in der Toskana Dies bot Schuldnern Sienas die Gelegenheit ihren Verpflichtungen nicht nachzukommen Als am 25 Mai 1261 der Papst starb schien der Sieg der Ghibellinen nicht mehr aufzuhalten zu sein doch mit dem Eingreifen Karls von Anjou wendete sich das Blatt Manfred kam 1266 in einer Schlacht ums Leben sein Nachfolger Konradin 1268 In der Schlacht von Colle erlitten die Senesen schliesslich 1269 eine schwere Niederlage Dabei kam der Kommandant von Montaperti Provenzano Salvani ums Leben Folgen BearbeitenWahrend die Schlacht trotz des uberwaltigenden Sieges gegen eine zahlenmassig uberlegene Streitmacht die Niederlage der Ghibellinen in Suditalien nur wenige Jahre verzogern konnte hielt sie doch die Expansion von Florenz nach Suden lange auf Erst 1555 gelang es Siena in Besitz zu nehmen Siena das sich unter den Schutz der Hl Maria gestellt hatte und sie als eigentliche Stadtherrin betrachtete entwickelte einen umfassenden Kult der Muttergottes Als sich die Stadt vom Expansionsstreben des Konigs Alfons I von Neapel bedroht sah wurde dieser Kult zu einem Staatskult dem die Aufgabe zufiel bei ausserer Bedrohung die inneren Konflikte zeitweilig zu uberbrucken So traute man der Madonnentafel im Dom nicht nur zu den inneren Ausgleich herbeifuhren zu konnen sondern auch Feinde aufzuhalten und die Pest zu bremsen Das Rathaus wurde mit einer Mantelmadonna ausgestattet unter deren Mantel die Sienesen in der Not Schutz suchten 10 Rezeption Bearbeiten nbsp Die zur Erinnerung an die Schlacht errichtete Pyramide am namensgebenden Berg nahe dem Ort der Schlacht nbsp Gedenkstein an der PyramideJedes Jahr am 4 September erinnert das Comitato Monteaperti Passato e Presente mit einem Fackelzug an Montaperti Dabei zieht man von der Stadt zum Schlachtfeld auf dem sich eine Pyramide befindet die an die Schlacht erinnern soll 11 In der Woche davor findet eine Feier statt die Festa Monteaperti Passato e Presente Der Maler Coppo di Marcovaldo nahm wahrscheinlich an der Schlacht auf Seiten der Guelfen teil und wurde von Siena gefangen genommen Danach malte er mehrere Jahre in Siena wie beispielsweise in der Basilica di San Clemente in Santa Maria dei Servi die Madonna del Bordone 1261 entstanden bekanntestes und einziges unterzeichnetes Werk des Kunstlers und orientierte sich an der sieneser Malweise Zum 750 Jahrestag der Schlacht wurde diese von zahlreichen Mittelaltergruppen neu aufgefuhrt Literatur BearbeitenDuccio Balestracci La battaglia di Montaperti Editori Laterza Bari 2017 ISBN 978 88 581 2745 2 Alberto Colli Montaperti La battaglia del 1260 tra Firenze e Siena e il castello ritrovato 2005 ISBN 88 7542 065 3 Ettore Pellegrini Hrsg Alla ricerca di Montaperti Mito fonti documentarie e storiografia Betti Siena 2009 ISBN 978 88 7576 126 4 Carlo Bellugi La battaglia die Pievasciata e lo scempio di Montaperti Editrice DonChisciotte San Quirico d Orcia 2004 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Battle of Montaperti Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur zur Schlacht von Montaperti im Opac der Regesta ImperiiAnmerkungen Bearbeiten Details zu den Truppenstarken bei Senesedoc Rolando Forzoni Monte Aperto Il mistero rimane ma Edizioni Cantagalli Siena 1999 ISBN 88 8272 018 7 S 19 38 Lanzilocto Politi La sconficta di Monte Aperto historischer Text aus dem Jahr 1502 Neuauflage bei Betti Editrice in Siena 2002 ISBN 88 86417 76 4 S b iiii Alessandra Carniani I Salimbeni Quasi una signoria Protagon Editori Siena 1995 ISBN 88 8024 090 0 S 38 f Roberto Marchionni Battaglie senesi Montaperti Marchionni Editore Siena 1996 ISBN 88 87448 01 9 S 13 Luigi Pruneti La Toscana dei misteri Editrice Le Lettere Florenz 2005 ISBN 88 7166 852 9 S 173 Mario Ascheri Siena e la Citta Stato del medioevo italiano Betti Editrice Siena 2004 ISBN 978 88 7576 011 3 S 24 Offizielle Webseite der Stadt Siena zum Palazzo Chigi Saracini italienisch Memento vom 24 August 2011 im Internet Archive Piero Torriti Tutta Siena Contrada per Contrada Bonechi Edizioni Florenz 2000 ISBN 978 88 7204 456 8 S 59 Ulrich Meier Klaus Schreiner Burger und Gottesstadt im spaten Mittelalter in Peter Lundgreen Hrsg Sozial und Kulturgeschichte des Burgertums Gottingen 2000 S 43 84 hier S 71f Fiaccolata per il 750 anniversario della Battaglia di Montaperti Memento vom 31 Juli 2012 im Webarchiv archive today Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schlacht von Montaperti amp oldid 227449569