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Die Schlacht am Rio Guadalete im Suden von Andalusien wurde im Juli 711 zwischen dem Invasionsheer der Araber und Berber und den Westgoten ausgetragen und endete mit der Niederlage der Letzteren Diese Niederlage war entscheidend fur den weiteren Verlauf der Kampfe und fuhrte zum Untergang des Westgotenreichs und zur Eroberung der Iberischen Halbinsel durch die Mauren im Lauf der folgenden Jahre Diese Schlacht ist auch unter der Bezeichnung Schlacht bei Jerez de la Frontera 1 bekannt Schlacht am Rio Guadalete Teil von Islamische Expansion Gemalde von Mariano Barbasan Langueruela 1882 Datum 19 Juli 711 bis 26 Juli 711Ort bei Arcos de la FronteraAusgang Arabischer SiegKonfliktparteienWestgoten Mauren Araber und Berber BefehlshaberRoderich Tariq ibn ZiyadTruppenstarkeunbekannt angeblich 12 000Verlusteunbekannt unbekannt Islamische Expansion im Westen Rio Guadalete Toulouse Covadonga Tours und Poitiers Avignon Berre Inhaltsverzeichnis 1 Verlauf und Folgen 2 Hintergrund und Legende 3 Literatur 4 AnmerkungenVerlauf und Folgen BearbeitenDie Quellenangaben zu der Schlacht am Rio Guadalete sind knapp und teilweise unklar Einigermassen gesichert ist das Datum die Schlacht begann am 19 Juli 711 und dauerte acht Tage bis zum 26 Juli 2 Der genaue Schlachtort ist unbekannt er liegt wohl sudlich von Arcos de la Frontera Provinz Cadiz 3 Das grossteils aus Berbern bestehende muslimische Heer unter der Fuhrung von Tariq ibn Ziyad hatte im Fruhjahr 711 die Strasse von Gibraltar uberquert und war so auf die Iberische Halbinsel vorgedrungen siehe Islamische Expansion Ob von Anfang an eine Eroberung des Gebietes geplant war oder ob es den Muslimen eher um die Sicherung Nordafrikas ging ist unklar Zu dieser Zeit befand sich der Westgotenkonig Roderich auf einem Feldzug gegen die Basken im Norden von dort zog er zur Abwehr der muslimischen Invasion herbei Nach den Angaben von spaten arabischen Quellen zahlte das muslimische Heer 12 000 Mann was eine fur diese Zeit durchaus plausible Angabe ist das westgotische Aufgebot soll wesentlich starker gewesen sein es werden Zahlen von bis zu 100 000 Mann genannt diese Angaben sind aber umstritten da die arabischen Autoren dazu neigten die Starke der Gegner zu ubertreiben ein so grosses Heer ware damals kaum zu versorgen gewesen 4 Sicher ist nur dass die Niederlage der Verteidiger vernichtend war und dass Konig Roderich in der Schlacht fiel Die Reste der gotischen Streitmacht flohen nach Norden Sie nahmen Roderichs Leichnam mit und bestatteten ihn in der Stadt Viseu im heutigen Nordportugal 5 Roderichs ehemaliger spatharius Pelagius Pelayo konnte zwar im Norden der Iberischen Halbinsel ein kleines unwegsames Gebiet verteidigen das viel spater zum Ausgangspunkt der Reconquista wurde doch der grosste Teil des Landes fiel nach der Niederlage von 711 fur Jahrhunderte an die Angreifer Hintergrund und Legende BearbeitenRoderich war erst 710 zum westgotischen Konig bzw rex ausgerufen worden wobei die Sohne seines Vorgangers Witiza ubergangen wurden Die Wahl war nicht einmutig erfolgt und die unterlegenen Anhanger der Familie Witizas nahmen anscheinend in der Folgezeit eine oppositionelle Haltung ein einen Burgerkrieg zwischen ihnen und der Partei Roderichs hat es jedoch nicht gegeben sondern die Anhanger der Opposition kampften am Rio Guadalete mit dem Konig gegen die Angreifer 6 Eine Angabe der Mozarabischen Chronik uber eine innere Auseinandersetzung unter den Westgoten bezieht sich auf die Zeit nach Roderichs Tod 7 Christliche mittelalterliche Geschichtsschreiber behaupteten vom 9 10 Jahrhundert an die Vernichtung des Westgotenreichs sei durch Landesverrat verursacht worden Ihren Angaben zufolge hatten die Sohne Witizas die Muslime zur Invasion eingeladen und ihren Vormarsch unterstutzt um sich an Roderich zu rachen der sie um die Thronfolge gebracht hatte Bei dieser gesamten Uberlieferung handelt es sich jedoch wie eine grundliche quellenkritische Untersuchung inzwischen ergeben hat um eine tendenziose Erfindung Verbreitet wurde die Verratslegende vor allem von einer asturischen Quellengruppe die auch sonst nachweislich falsche Angaben bietet mit denen Witizas Familie in ein schlechtes Licht geruckt wird Auf dieser Uberlieferung fusst die spatere mittelalterliche Geschichtsschreibung 8 Diese Verratslegende kursierte auch im islamischen Teil der Iberischen Halbinsel Bezeugt ist sie dort erstmals bei dem 977 gestorbenen Geschichtsschreiber Abu Bakr ibn al Quṭiya Abenalcotia der eine Geschichte der Eroberung von al Andalus schrieb Er war ein Nachkomme Alamunds des altesten der drei Sohne Witizas Ibn al Quṭiya erzahlt Witizas Sohne seien beim Tod ihres Vaters noch minderjahrig gewesen Zum Zeitpunkt der muslimischen Invasion hatten sie aber bereits reiten konnen und seien daher von Roderich aufgefordert worden an der Schlacht am Rio Guadalete teilzunehmen Am Tag vor der Schlacht hatten sie gemeinsam beschlossen Verrat zu begehen und sich zu diesem Zweck mit Tariq in Verbindung gesetzt Sie hatten mit ihm den Frontwechsel vereinbart nachdem er ihnen zugesichert habe dass sie die riesigen Besitztumer ihres Vaters behalten durften Am folgenden Morgen seien sie mit ihren Truppen zu den Muslimen ubergelaufen und dies sei die Ursache fur den Untergang des Westgotenreichs gewesen Spater habe Kalif al Walid I die drei Sohne Witizas empfangen und mit jedem von ihnen einen Vertrag geschlossen in dem er die Zusagen Tariqs bestatigte 9 Auch hierbei handelt es sich nach heutigem Kenntnisstand um eine freie Erfindung Literatur BearbeitenDietrich Claude Untersuchungen zum Untergang des Westgotenreichs 711 725 In Historisches Jahrbuch Bd 108 1988 S 329 358 Claudio Sanchez Albornoz Origenes de la nacion espanola Bd 1 Oviedo 1972 Anmerkungen Bearbeiten Ploetz Auszug aus der Geschichte Wurzburg 1976 S 494 oder in Worterbuch der Schlachten Belagerungen und Treffen aller Volker Band 3 von Franz Georg Friedrich von Kausler 1829 google e book books google de books id pJ5DAAAAcAAJ Zur Datierung Claudio Sanchez Albornoz Origenes de la nacion espanola Bd 1 Oviedo 1972 S 370 392 412 Zur Lokalisierung siehe die eingehende Untersuchung von Claudio Sanchez Albornoz Origenes de la nacion espanola Bd 1 Oviedo 1972 S 271 317 mit Karte S 311 Fur die Glaubwurdigkeit der Angabe von 12 000 Mann fur das muslimische Heer pladiert Dietrich Claude Untersuchungen zum Untergang des Westgotenreichs 711 725 In Historisches Jahrbuch Bd 108 1988 S 329 358 hier 346 Anm 66 Roger Collins Visigothic Spain 409 711 Malden MA 2004 S 141 nimmt eine wesentlich kleinere Zahl an Claudio Sanchez Albornoz Origenes de la nacion espanola Bd 1 Oviedo 1972 S 330 333 Dietrich Claude Untersuchungen zum Untergang des Westgotenreichs 711 725 In Historisches Jahrbuch Bd 108 1988 S 329 358 hier 352 Chronica Muzarabica 43 hrsg Juan Gil Corpus Scriptorum Muzarabicorum Bd 1 Madrid 1973 S 31 zur Interpretation Dietrich Claude Untersuchungen zum Untergang des Westgotenreichs 711 725 In Historisches Jahrbuch Bd 108 1988 S 329 358 hier 345 Chronica Muzarabica 45 hrsg Juan Gil Corpus Scriptorum Muzarabicorum Bd 1 Madrid 1973 S 32 dum non solum hostili verum etiam intestino furore confligeretur Den Nachweis der Unglaubwurdigkeit erbrachte Dietrich Claude Untersuchungen zum Untergang des Westgotenreichs 711 725 In Historisches Jahrbuch Bd 108 1988 S 329 358 hier 330 343 352 Zum selben Ergebnis kommt mit etwas anderer Argumentation Alexander Pierre Bronisch Reconquista und Heiliger Krieg Die Deutung des Krieges im christlichen Spanien von den Westgoten bis ins fruhe 12 Jahrhundert Munster 1998 S 264 267 272 275 Zu dieser Version der Verratslegende siehe Ann Christys How the royal house of Witiza survived the Islamic conquest of Spain In Walter Pohl Maximilian Diesenberger Hrsg Integration und Herrschaft Wien 2002 S 233 246 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schlacht am Rio Guadalete amp oldid 219358404