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Dieser Artikel befasst sich mit dem westgotischen Konig Witiza Fur den als Witiza geborenen frankischen Kirchenreformer siehe Benedikt von Aniane Witiza Flavius Vitiza Rex 710 war von 702 bis 710 Konig des Westgotenreichs Er war der Sohn von Konig Egica und Konigin Cixilo und Nachfolger seines Vaters Inhaltsverzeichnis 1 Mitregentschaft 2 Alleinherrschaft 3 Quellen 4 Literatur 5 AnmerkungenMitregentschaft BearbeitenEgica erhob seinen Sohn Witiza entweder 694 oder 695 zum Mitregenten diese Datierung ist durch eine zeitgenossische Urkunde zweifelsfrei gesichert Die Konigssalbung Witizas erfolgte aber erst am 15 November 700 anlasslich des 13 Jahrestags des Regierungsantritts seines Vaters 1 Egica ubertrug seinem Sohn die Zustandigkeit fur das Gebiet des ehemaligen Suebenreichs im aussersten Nordwesten der Pyrenaenhalbinsel dort residierte Witiza in der Stadt Tui 2 Angeblich erschlug er in Tui Fafila den Vater Pelayos des spateren Grunders des asturischen Reichs 3 Egica war in der letzten Phase seiner Herrschaft altersschwach daher fuhrte Witiza bereits die Regierungsgeschafte Im November oder Dezember 702 starb Egica und Witiza ubernahm die Alleinherrschaft Alleinherrschaft Bearbeiten nbsp Goldmunze Witizas aus BragaWas dann geschah wird in den Quellen sehr unterschiedlich geschildert Die beste Quelle ist die 754 verfasste Mozarabische Chronik Sie ist den Ereignissen zeitlich relativ nahe und wird in der Forschung als glaubwurdig eingestuft Ihr zufolge war Witiza ausserordentlich beliebt und erfolgreich seine Herrschaft wird als Friedens und Glanzzeit beschrieben Auch wird Witizas Milde geruhmt und berichtet er habe Gegner seines Vaters die dieser enteignet und verbannt hatte rehabilitiert und ihnen ihren Besitz zuruckgegeben und eine allgemeine Versohnungspolitik betrieben 4 Ein vollig anderes Bild zeichnen das Chronicon Moissiacense und die im spaten 9 Jahrhundert verfasste Chronik Alfons III sowie die ihnen folgende spatere Geschichtsschreibung Sie beschreiben Witiza als lasterhaften Menschen der mehrere Ehefrauen und Matressen hatte und die Kirche zugrunde richtete indem er nicht nur Priestern sondern sogar Bischofen befahl Ehefrauen zu nehmen Damit habe er den Zorn Gottes herausgefordert und die Folge sei der Untergang des Westgotenreichs durch die arabische Invasion ein Jahr nach Witizas Tod gewesen 5 Die Darstellung in den spaten witizafeindlichen Quellen ist unglaubwurdig Sie ist ein Teil der Propaganda des Konigs Alfons III von Asturien Neogotizismus Das Motiv ist offenkundig Fur die Christen war die arabische Eroberung eine unfassbare Katastrophe die einer theologischen Erklarung bedurfte Diese konnte nur darin bestehen dass die Goten schwer gesundigt hatten und dafur von Gott bestraft wurden Da Witizas Nachfolger Roderich der den Kampf gegen die Muslime verlor nur ein Jahr regierte kam er als Sundenbock nur bedingt in Betracht Daher fiel Witiza die Rolle des wichtigsten Bosewichts zu 6 Hinzu kam der Umstand dass Witizas Familie sich nach dem Untergang des Westgotenreichs bereitwillig mit den muslimischen Siegern arrangierte Witizas Enkelin Sara bekannt als Sara la Goda heiratete einen Muslim und trat moglicherweise zum Islam uber Seine Sohne Alamund Romulus und Ardabast wurden von gegnerischen Kreisen beschuldigt schon vor der Niederlage hochverraterisch mit den Arabern kollaboriert zu haben 7 Der gegen Witiza erhobene Vorwurf die Unkeuschheit des Klerus gefordert zu haben war in Anbetracht der in Spanien traditionellen Sittenstrenge sehr schwerwiegend im Westgotenreich war der Zolibat fur die hoheren Weihegrade schon vom 4 Reichskonzil von Toledo 633 streng vorgeschrieben worden Die Behauptung Witiza habe den Priestern die Heirat befohlen konnte eine polemisch verzerrte Darstellung einer tatsachlichen Genehmigung von Priesterehen sein 8 Auffallig ist dass die Akten des einzigen Reichskonzils das Witiza abhielt des 18 Toletanums verloren sind die Akten der vielen Konzilien seiner Vorganger sind hingegen erhalten Dies durfte darauf zuruckzufuhren sein dass Witiza auch kirchenpolitisch einen anderen liberaleren Kurs steuerte als sein Vater und dass seine Massnahmen einflussreichen Teilen des Klerus missfielen 9 Der Historiker Roger Collins hat vermutet dass Witiza von seinem Nachfolger Roderich gesturzt und dabei wahrscheinlich getotet wurde 10 Diese Annahme ist allerdings spekulativ da keine Quelle uber einen Sturz und einen gewaltsamen Tod Witizas berichtet Jedenfalls wurden seine Sohne bei der Thronfolge ubergangen Der Tod Witizas wird von den meisten Historikern ins Jahr 710 gesetzt 11 Quellen BearbeitenJan Prelog Hrsg Die Chronik Alfons III Frankfurt a M 1980 S 10 17 143 151 ISBN 3 8204 6688 6 Yves Bonnaz Hrsg Chroniques asturiennes Paris 1987 ISBN 2 222 03516 3 Juan Gil Hrsg Chronica Muzarabica in Juan Gil Hrsg Corpus scriptorum Muzarabicorum Bd 1 Madrid 1973 S 15 54 ISBN 84 00 03910 6Literatur BearbeitenFranz Gorres Charakter und Religionspolitik des vorletzten spanischen Westgotenkonigs Witiza In Zeitschrift fur wissenschaftliche Theologie Bd 48 1905 S 96 111 Claudio Sanchez Albornoz Investigaciones sobre historiografia hispana medieval Buenos Aires 1967Anmerkungen Bearbeiten Zur Chronologie von Witizas Erhebung zum Mitregenten und seiner Salbung siehe Prelog S 143 147 Julia Montenegro Arcadio del Castillo The Chronology of the Reign of Witiza in the Sources in Revue Belge de Philologie et d Histoire Bd 80 2002 S 367 370 Prelog S 144f Bonnaz S 126 Bonnaz S 79f Chronica Muzarabica Kap 37 39 Dietrich Claude Untersuchungen zum Untergang des Westgotenreichs 711 725 In Historisches Jahrbuch Bd 108 1988 S 329 358 hier 347f Zur antiwitizanischen Legende siehe Prelog S CXLIII CXLVI Alexander Pierre Bronisch Die westgotische Reichsideologie und ihre Weiterentwicklung im Reich von Asturien in Das fruhmittelalterliche Konigtum hrsg Franz Reiner Erkens Berlin 2005 S 183 185 Alexander Pierre Bronisch Reconquista und Heiliger Krieg Die Deutung des Krieges im christlichen Spanien von den Westgoten bis ins fruhe 12 Jahrhundert Munster 1998 S 264 270 Dietrich Claude Untersuchungen zum Untergang des Westgotenreichs 711 725 In Historisches Jahrbuch Bd 108 1988 S 329 358 hier 330 343 350 Zur altesten uberlieferten arabischen Version der Verratslegende die in einer Quelle des 10 Jahrhunderts auftaucht siehe Ann Christys How the royal house of Witiza survived the Islamic conquest of Spain In Walter Pohl Maximilian Diesenberger Hrsg Integration und Herrschaft Wien 2002 S 233 246 Bronisch 1998 S 260f Roger Collins The Arab Conquest of Spain Oxford 1989 S 15 19 Roger Collins Visigothic Spain 409 711 Malden MA 2004 S 113 und 132f Die Grundlage dafur sind die Berechnungen von Claudio Sanchez Albornoz Origenes de la nacion espanola Bd 1 Oviedo 1972 S 219 222 Eine abweichende Datierung Anfang November 709 vertreten Julia Montenegro Arcadio del Castillo The Chronology of the Reign of Witiza in the Sources in Revue Belge de Philologie et d Histoire Bd 80 2002 S 367 383 VorgangerAmtNachfolgerEgicaKonig der Westgoten 702 710RoderichNormdaten Person GND 139148590 lobid OGND AKS VIAF 316749664 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME WitizaKURZBESCHREIBUNG Konig der Westgoten 702 710 GEBURTSDATUM 7 JahrhundertSTERBEDATUM 710 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Witiza amp oldid 215060086