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53 546632 9 764915 Koordinaten 53 32 47 9 N 9 45 53 7 O Schadel von Hahnofersandp1Stirnbein von HahnofersandStirnbein von HahnofersandLage Niedersachsen DeutschlandSchadel von Hahnofersand Niedersachsen Wann um 5400 v ChrWo Hahnofersand Landkreis Stade Niedersachsen Deutschlandausgestellt Archaologisches Museum HamburgAls Schadel von Hahnofersand wird das Stirnbein eines mittelsteinzeitlichen Menschen Homo sapiens bezeichnet das 1973 zwischen Hahnofersand Landkreis Stade und Hamburg Cranz im Spulsand der Elbe gefunden wurde Das Schadel Fragment wurde zunachst im Zuge eines Falschungsskandals auf 36 000 BP datiert was jedoch auf 5400 v Chr korrigiert werden musste Dennoch gilt er als altester menschlicher Knochenfund aus dem Grossraum Hamburg 1 Das Stirnbein wird in der Dauerausstellung des Archaologischen Museums Hamburg in Hamburg Harburg gezeigt 2 Inhaltsverzeichnis 1 Fundumstande 2 Erste wissenschaftliche Bearbeitung 3 Neubearbeitung 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseFundumstande BearbeitenDer Schadelrest wurde 1973 zusammen mit weiteren Knochenfragmenten von dem archaologisch interessierten Laienforscher H R Labukt auf einem Spulfeld am sudlichen Elbufer bei Cranz nahe der Insel Hahnofersand gefunden 3 Der vermutlich weichselzeitliche Spulsand wurde zusammen mit dem Knochenstuck bei der Verlegung eines Deiches aus der Fahrrinne der Elbe dorthin gepumpt Die mitgefundenen Knochenfragmente gingen vor der wissenschaftlichen Untersuchung verloren 4 Das Stirnbein ist bis auf wenige Defekte vollstandig erhalten und von dunkelbrauner Farbe Auf der Oberseite zeigt es diverse Schurfspuren die vom Transport im Strom der Elbe herruhren Seine ursprungliche Herkunft ist nicht bekannt Erste wissenschaftliche Bearbeitung Bearbeiten nbsp Frontansicht mit MassstabDie erste wissenschaftliche Bearbeitung erfolgte am Helms Museum und dem Anthropologischen Institut der Universitat Hamburg Der Fund wurde durch Reiner Protsch am Institut der Anthropologie und Humangenetik fur Biologen an der Universitat Frankfurt mittels zweier 14C Datierungen in die Zeit um 36 000 B P datiert Diese Datierung stellte sich jedoch spater als wissenschaftliche Falschung heraus Aufgrund der von Protsch vorgelegten Datierungen sowie der ausgepragten Uberaugenwulste in Verbindung mit der relativ flachen Stirn wurde das Schadelteil in die Ubergangszeit vom Neandertaler Homo neanderthalensis zum anatomisch modernen Menschen Homo sapiens datiert und als Stirnbein eines Neandertalers interpretiert Die Untersuchungsergebnisse wurden 1980 von Gunter Brauer vorgelegt 5 Danach enthielt das Knochenstuck ungewohnlich viel Kollagen was gegen eine lange Verspulung im Strom der Elbe sprechen wurde Demnach ware dieses Knochenstuck der nordlichste Fund eines Neandertalers uberhaupt 6 Diese Informationen fanden breiten Eingang in die Fachliteratur und nahrten die Kontroversen um den zeitlichen Ablauf der Ablosung der Neandertaler durch den anatomisch modernen Menschen und einer genetischen Vermischung beider Spezies Neubearbeitung BearbeitenNeuere Untersuchungen widerlegten jedoch die fruheren Ergebnisse und deckten eine offensichtliche Falschdatierung durch Reiner Protsch auf Zwei in Oxford durchgefuhrte Radiokohlenstoffdatierungen mittels Beschleuniger Massenspektrometrie AMS aus den Jahren 1999 und 2001 datierten den Fund ubereinstimmend in die Mittelsteinzeit 7470 100 B P und 7500 55 B P also um 5400 v Chr Trotz dieser betrachtlich jungeren Datierung gehort das Stirnbein weiterhin zu den altesten sicher datierten menschlichen Knochenfunden Norddeutschlands Diese zuverlassigere Datierung machte eine neue Bewertung des Fundes notwendig Anthropologische Untersuchungen des Stirnbeinfragments im Vergleich mit anderen humanen Knochenfunden dieser Zeit relativierten ebenso die postulierten auffalligen Ubereinstimmungen mit den fur Neandertaler charakteristischen Schadelmerkmalen Das Fragment gehorte offensichtlich einem sehr robusten anatomisch modernen Menschen der eine markante aber innerhalb der normalen genetischen Variabilitaten liegende flache Stirn mit ausgepragten Uberaugenwulsten besass Ein morphologisch vergleichbarer Fund liegt aus dem etwas jungeren etwa auf 5170 v Chr datierten Schadelrest von Drigge aus dem Strelasund bei Rugen vor Die Neudatierung ebenso wie die daraufhin korrigierten Interpretationen sind jetzt wissenschaftlich allgemein akzeptiert 4 Nahere Lebens oder Todesumstande liessen sich aus dem Knochenrest jedoch nicht ableiten 2021 wurde an der Universitat Tubingen eine digitale Rekonstruktion des restlichen fehlenden Schadels um das Stirnbein erstellt Daneben wird dort uber eine DNA Analyse versucht das biologische Geschlecht und die Herkunft des Individuums zu ermitteln 7 Literatur BearbeitenThomas Terberger Martin Street Gunter Brauer Der menschliche Schadelrest aus der Elbe bei Hahnofersand und seine Bedeutung fur die Steinzeit Norddeutschlands In Archaologisches Korrespondenzblatt Nr 31 2001 ISSN 0342 734X S 521 526 Ralf Busch Hrsg Verborgene Schatze in den Sammlungen 100 Jahre Helms Museum Wachholtz Neumunster 1998 ISBN 3 529 02001 X S 18 19 Gunter Brauer Der Stirnbefund von Hahnofersand und einige Aspekte zur Neandertaler Problematik In Hammaburg N F Nr 6 1981 83 ISSN 0173 0886 S 15 28 Gunter Brauer Die morphologischen Affinitaten des jungpleistozanen Stirnbeines aus dem Elbmundungsgebiet bei Hahnofersand In Zeitschrift fur Morphologie und Anthropologie Band 71 1 Mai 1980 ISSN 0044 314X S 1 42 Die Regeln mache ich In Der Spiegel Nr 34 2004 online Weblinks BearbeitenEin Fragment das zu einem Skandal fuhrte Hamburger Abendblatt 26 Marz 2012 abgerufen am 8 Mai 2012Einzelnachweise Bearbeiten Rudiger Articus Jochen Brandt Elke Forst Yvonne Krause Michael Merkel Kathrin Mertens Rainer Maria Weiss Archaologisches Museum Hamburg Helms Museum Ein Rundgang durch die Zeiten Veroffentlichungen des Archaologischen Museums Hamburg Helms Museum Nr 101 Hamburg 2009 ISBN 978 3 931429 20 1 S 17 Themenbereich Naturlandschaft Vitrine Nr 4 Gunter Brauer Die morphologischen Affinitaten des jungpleistozanen Stirnbeines aus dem Elbmundungsgebiet bei Hahnofersand In Zeitschrift fur Morphologie und Anthropologie Band 71 1 Mai 1980 ISSN 0044 314X S 16 a b Thomas Terberger Martin Street Gunter Brauer Der menschliche Schadelrest aus der Elbe bei Hahnofersand und seine Bedeutung fur die Steinzeit Norddeutschlands In Archaologisches Korrespondenzblatt Nr 31 2001 ISSN 0342 734X S 521 526 Gunter Brauer Der Stirnbefund von Hahnofersand und einige Aspekte zur Neandertaler Problematik In Hammaburg N F Nr 6 1981 83 ISSN 0173 0886 S 15 28 Ralf Busch Hrsg Verborgene Schatze in den Sammlungen 100 Jahre Helms Museum Wachholtz Neumunster 1998 ISBN 3 529 02001 X S 18 19 Michael Merkel Der alteste Hamburger Ein Forschungsprojekt In Archaologisches Museum Hamburg Stadtmuseum Harbrug Hrsg Die Museums Achse Nr 66 September 2022 S 3 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schadel von Hahnofersand amp oldid 225469298