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Der Satz von Lowenheim Skolem besagt dass eine abzahlbare Menge von Aussagen der Pradikatenlogik erster Stufe die in einem Modell mit einem uberabzahlbar unendlich grossen Universum erfullt ist immer auch in einem Modell mit einer abzahlbar unendlich grossen Domane erfullt ist Inhaltsverzeichnis 1 Erlauterung und Konsequenzen 2 Geschichte 3 Das Skolem Paradoxon 4 Hilary Putnams modelltheoretisches Argument 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseErlauterung und Konsequenzen BearbeitenEinige wichtige Begriffe des Satzes seien kurz erlautert Ein Modell reprasentiert in einer mathematisch beschreibbaren Form bestimmte Umstande die bestehen wenn bestimmte Aussagen wahr sind Man sagt dann dass das Modell die Aussagen erfullt Die Domane auch Individuenbereich oder Trager genannt enthalt diejenigen Individuen deren Existenz in dem Modell vorausgesetzt ist Eine Menge heisst abzahlbar unendlich wenn sie so gross ist wie die Menge der naturlichen Zahlen Eine uberabzahlbar unendliche Menge ist grosser als die Menge der naturlichen Zahlen Dabei ist eine Menge A displaystyle A nbsp mindestens so gross wie eine Menge B displaystyle B nbsp wenn es eine injektive Funktion von B displaystyle B nbsp nach A displaystyle A nbsp gibt Ein im Vergleich zu dem Satz von Lowenheim und Skolem leicht zu beweisendes Resultat der Modelltheorie besagt Wenn eine Menge von Aussagen durch ein bestimmtes unendliches Modell erfullt ist so ist sie immer auch durch ein Modell mit einer grosseren Domane erfullt Zusammen mit dem Satz von Lowenheim Skolem ergibt sich dass eine abzahlbare Aussagenmenge die uberhaupt ein unendliches Modell hat immer auch ein Modell mit einer abzahlbar unendlich grossen Domane hat Aus dem Satz folgt u a dass mittels Pradikatenlogik erster Stufe keine unendlichen Strukturen insbesondere die naturlichen Zahlen in bis auf Isomorphie eindeutiger Weise beschrieben werden konnen Die Beschrankung auf die Pradikatenlogik erster Stufe ist wesentlich der Satz lasst sich nicht auf die Pradikatenlogik zweiter Stufe ubertragen Ist k displaystyle kappa nbsp eine Kardinalzahl die nicht kleiner als die Machtigkeit der betrachteten konsistenten Menge von Aussagen ist so hat diese stets ein Modell der Machtigkeit k displaystyle kappa nbsp 1 Insbesondere gibt es Modelle beliebig grosser Machtigkeit Auch diese Aussage wird oft als Satz von Lowenheim Skolem bezeichnet manchmal als Satz von Lowenheim Skolem Tarski Geschichte BearbeitenDer Satz wurde zuerst von Leopold Lowenheim im Jahr 1915 bewiesen Historisch gesehen handelt es sich um das erste nichttriviale Resultat der Modelltheorie 1920 verallgemeinerte Albert Thoralf Skolem Lowenheims Resultat Zum einen zeigte er dass die Menge von Aussagen selbst abzahlbar unendlich gross sein darf wahrend Lowenheim sein Theorem nur fur einzelne Aussagen bewiesen hatte zum anderen bewies er dass eine uberabzahlbare Domane sich immer unter Bewahrung der Erfullungsrelation auf eine abzahlbare Subdomane einschranken lasst fur Letzteres muss jedoch das Auswahlaxiom vorausgesetzt werden Skolem macht bei seinem Beweis Gebrauch von der beruhmten Skolemform Der Satz wird in modernen Darstellungen der Logik 2 meist als Korollar aus dem Beweis des Vollstandigkeitssatzes der Pradikatenlogik prasentiert Zu Zeiten Lowenheims und Skolems war die Vollstandigkeit noch nicht bewiesen sodass sie auf diesem Resultat nicht aufbauen konnten Umgekehrt gilt dass zumindest Skolems Beweis leicht in einen Vollstandigkeitsbeweis hatte umgeformt werden konnen Das Skolem Paradoxon BearbeitenNimmt man an dass die Zermelo Fraenkel Mengenlehre widerspruchsfrei ist so hat jedes endliche axiomatische System aus der Zermelo Fraenkel Mengenlehre ein abzahlbares Modell Dies folgt aus dem Lowenheim Skolem Theorem und wurde weiter oben schon erlautert Jedoch kann in der Zermelo Fraenkel Mengenlehre ein endliches axiomatisches System PS displaystyle Psi nbsp angegeben werden sodass die Existenz einer uberabzahlbaren Menge folgt Der Widerspruch lost sich jedoch dann auf wenn man sich klarmacht was Abzahlbarkeit auf ein Modell bezogen bedeutet 3 Sei M displaystyle M nbsp ein System von PS displaystyle Psi nbsp Ist weiter A M displaystyle A in M nbsp eine Menge die im Modell von M displaystyle M nbsp uberabzahlbar ist so bedeutet dies dass es in diesem Modell keine Surjektion f N A displaystyle f colon mathcal N rightarrow A nbsp gibt Die Menge N displaystyle mathcal N nbsp bezeichnet dabei die zu dem Modell M displaystyle M nbsp relativierte Menge der naturlichen Zahlen Jedoch bedeutet dies nicht dass die Menge M displaystyle M nbsp selbst aus Sicht der Metasprache uberabzahlbar ist Skolem selbst hat das Resultat als paradox betrachtet daher ruhrt der Ausdruck Skolemsches Paradoxon Hilary Putnams modelltheoretisches Argument BearbeitenDas Lowenheim Skolem Theorem wurde von dem Philosophen und Logiker Hilary Putnam in der Philosophie auf reprasentationale Systeme angewandt um folgende These zu begrunden Die Wahrheitsbelegung in allen moglichen Welten fixiert die Referenz sprachlicher Ausdrucke nicht 4 5 Weblinks BearbeitenTimothy Bays Skolem s Paradox In Edward N Zalta Hrsg Stanford Encyclopedia of Philosophy Richard Zach Paolo Mancosu Calixto Badesa The Development of Mathematical Logic from Russell to Tarski 1900 1935 In Leila Haaparanta Hrsg The History of Modern Logic Oxford University Press New York und Oxford 2009 S 178 ff ucalgary ca englisch Einzelnachweise Bearbeiten Heinz Dieter Ebbinghaus Jorg Flum Wolfgang Thomas Einfuhrung in die mathematische Logik 4 Auflage Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg u a 1996 ISBN 3 8274 0130 5 Kapitel VI 2 Satz 2 4 Wolfgang Rautenberg Einfuhrung in die Mathematische Logik 3 Auflage Vieweg Teubner Wiesbaden 2008 ISBN 978 3 8348 0578 2 S 87 ff Wolfgang Rautenberg Einfuhrung in die Mathematische Logik 3 Auflage Vieweg Teubner Wiesbaden 2008 ISBN 978 3 8348 0578 2 S 91 Hilary Putnam Reason Truth and History Cambridge University Press Cambridge 1981 ISBN 0 521 23035 7 Hilary Putnam Realism and Reason Cambridge University Press Cambridge u a 1983 ISBN 0 521 24672 5 Philosophical Papers 3 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Satz von Lowenheim Skolem amp oldid 237486431