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In der agyptischen Sammlung des Roemer und Pelizaeus Museum in Hildesheim befindet sich der mumiforme das heisst mumiengestaltige Sarg eines Priesters mit dem Titel Gottesvater namens DjedBastetiuefanch aus der Spatzeit 26 27 Dynastie 664 404 v Chr 1 Sarg des DjedBastetiuefAnch Material Sykomorenholz Masse H 176 cm B 49 5 cm T 42 cm Herkunft El Hibeh Mittelagypten Zeit Spatzeit Ort Hildesheim Roemer und Pelizaeus Museum PM 1954 Inhaltsverzeichnis 1 Fundort 2 Beschreibung und Erhaltungszustand 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseFundort BearbeitenIm Fruhjahr 1912 fuhrte der Agyptologe Hermann Junker auf Konzession und Rechnung von Wilhelm Pelizaeus eine Versuchsgrabung in El Hibeh durch Der Grabungsort liegt im nordlichen Mittelagypten in der Nahe der Stadt Beni Suef im 18 oberagyptischen Gau Falkengau am ostlichen Nilufer Hermann Junker entdeckte ein Schachtgrab mit uber 20 bemalten mumiformen Sargen die sich heute in den Agyptischen Museen von Kairo Wien und Hildesheim befinden Die funf Hildesheimer Sarge gelangten durch Fundteilung in den Besitz von Wilhelm Pelizaeus der sie seiner Heimatstadt Hildesheim uberstellte Der Sarg des DjedBastetiuefanch ist besonders interessant weil er eine detaillierte Szenenfolge aus dem Balsamierungsritual zeigt In dieser Ausfuhrlichkeit ist das sehr ungewohnlich und selten Der Sarg besteht aus Sykomorenholz mit einem polychrom bemalten Uberzug aus mit Gips grundiertem Leinen Er ist 176 cm hoch 49 5 cm breit und 42 cm tief Beschreibung und Erhaltungszustand BearbeitenSeit der Fruhzeit gab es zum Schutz des Verstorbenen Sarge aus Terrakotta Holz oder Stein die ublicherweise quaderformig waren Kastensarg Die Mumienform des Sarges entwickelte sich erst im Mittleren Reich In der Dritten Zwischenzeit ca 1076 723 v Chr nach dem Ende des Neuen Reiches wurden die bis dahin in den Grabern der Vornehmen ublichen Wanddekorationen nicht mehr ausgefuhrt Die religiosen Szenen verlagerten sich gleichsam von den Wanden auf die Sarge und erfullten dort in direkter Nahe zum Toten ihren Zweck als Schutz und Hilfe auf den Weg ins Jenseits Der Verstorbene DjedBastetiuefanch der durch das Totenritual zu Osiris geworden ist tragt den langen geflochtenen unten gebogenen Gotterbart Sein rotbraun bemaltes und breitflachig gestaltetes Gesicht zeigt einen leicht nach oben gerichteten Blick Ein breiter Blutenhalskragen mit Falkenkopf Enden bedeckt seine Brust Darunter breitet ein geflugelter Skarabaus Sinnbild des morgendlich erscheinenden Sonnengottes Chepri seine Schwingen weit aus ein Hinweis auf die erhoffte Wiedergeburt Der Bereich darunter ist mit Szenen bedeckt die in sechs Registern ubereinander angeordnet sind Zwei weitere Register folgen auf den Kopf gestellt auf dem Fussteil des Sarges Die Szenen der sechs Register auf der vorderen Oberseite des Sarges enthalten Ausschnitte aus dem Balsamierungsritual das an jedem Toten der es sich leisten konnte vollzogen wurde Zum Verstandnis des Balsamierungs beziehungsweise Bestattungsrituals liest man die Szenen von unten nach oben Im ersten und zweiten Register d h von unten aus gesehen wird der Leichnam gereinigt Er ist als schwarz ausgefullte Silhouette eines unbekleideten menschlichen Korpers wiedergegeben die nach agyptischen Vorstellungen der Darstellung des Schattens gleicht In zwei verschiedenen Szenen giessen Reinigungspriester Flussigkeiten uber den Toten und bereiten den Korper somit fur die Balsamierung vor Drei Priester werden im Bildfeld daruber von einem vierten der eine Maske des schakalkopfigen Gottes Anubis tragt an eine Bahre mit schreitenden Lowenbeinen gefuhrt Auf ihr liegt der Tote mit einer Kopfstutze im Nacken auf stilisierten Pflanzen die auf die regenerative Kraft des Osiris als Vegetationsgott anspielen Im dritten Register beugt sich ein weiterer Priester mit einer Anubis Maske uber die bereits in Binden gewickelte Mumie die nun auf einer Lowenbahre mit den Beinen in Ruhestellung liegt Unter der Bahre befinden sich zwei Sackchen mit vermutlich Natron das fur die Austrocknung des Leichnams essentiell war Im linken Bildabschnitt ist die fertige Mumie auf einer grosseren Bahre zu sehen Unter ihr stehen die vier Kanopen Gefasse die zur Aufnahme der separat praparierten Eingeweide dienten Im vierten Register bringen vier Priester und drei Frauen an einer Kultstelle mit Opferplatte ein Totenopfer dar eine Szene die im Balsamierungsritual sowohl am Anfang als auch am Ende stehen kann Im funften Register findet eine Schiffsprozession vielleicht die Uberfahrt von der Balsamierungshalle zur Nekropole unter dem Schutz dreier Gotter statt deren Standarten Embleme dem Schiff vorangetragen werden Im obersten sechsten Register schliesslich stehen die vier Horussohne die Schutzgotter der inneren Organe beziehungsweise der fur ihre Bestattung benutzten Kanopen flankierend um die Opferkultstelle ahnlich wie im vierten Register Am Bildrand rechts und links breiten die Gottinnen Isis und Nephthys die Schwestern des Osiris schutzend ihre Flugel aus Die beiden auf dem Kopf stehenden Register auf dem Fussteil der Mumie zeigen DjedBastetiuefanch als falkenkopfige Mumie uber einer abgeschragten Basis als nun gottliche Erscheinungsform des Totengottes Sokar vor dem seine namentlich nicht bezeichnete Gattin trauert Vier Priester mit Gotterstandarten bewegen sich von dieser Szene fort Daruber empfangt die Mumie des DjedBastetiuefanch nun mit Horner und Feder Krone und menschlichem Antlitz mit Gotterbart als Osiris ein Totenopfer von einem Priester mit Anubis Maske einem Ritualpriester mit Papyrus in der Hand und einer Federkrone auf dem Kopf sowie einem Priester mit dem Dechsel zur symbolischen Mundoffnung in der Hand Ganz links ist erneut die trauernde Witwe des DjedBastetiuefnach zu erkennen Zusammenfassend werden auf dem Mumiensarg die Szenen aus dem Bestattungsritual wiedergegeben wie die Reinigung des Leichnams die Mumifizierung durch Anubis die Aufbahrung des Toten und eine Prozession mit Standartentragern Ein dekoratives Band eine sogenannte Farbleiter umgibt alle Bildfelder Auf der Vorderseite des Fusssockels haben zwei Sphinx Figuren mit Konigsbart und koniglichem Nemes Kopftuch als schutzende Machte Platz gefunden Die drei anderen Seiten des Fusssockels tragen eine Inschrift die Namen und Titel des Sargbesitzers sowie eine kurze Gebetsformel enthalten Entlang den seitlichen Kanten des Sarges fassen zwei Farbleitern jeweils das Bild einer vielfach gewundenen Urausschlange ein die als magisch wirksamer Schutz den Sarg gleichsam versiegelt Die Schlangen sind bekront mit der Weissen Krone Oberagyptens rechte Seite des Toten bzw mit der Roten Krone Unteragyptens linke Seite Auf dem ausseren Sargboden ist gross eine Gottin in einem langen netzartigem Tragergewand sowie mit Sonnenscheibe und Straussenfeder auf dem Kopf zwischen zwei Gotteremblemen wiederum als Farbleitern aufgemalt Vermutlich handelt es sich um Imentet die Personifikation des Westens obwohl die Symbole auch an Maat die Tochter des Sonnengottes denken lassen Sie wird flankiert von dem falkengestaltigen Gott Sopdu dem Herrn des Ostens der auf einem Papyrusstangel hockt und von der Standarte des schakalgestaltigen Gottes Upuaut des Offners der Wege der den Toten den Weg in die Unterwelt weist Auf diese Weise war die Mumie in ihrem Sarg auf ihrer gefahrvollen Reise durch die Unterwelt von zahlreichen gottlichen Machten optimal beschutzt Literatur BearbeitenHans Kayser Die agyptischen Altertumer im Roemer Pelizaeus Museum in Hildesheim im Roemer und Pelizaeus Museum Hildesheim Verlag Cramm de Gruyter amp Co Hamburg 1966 S 100 Gunther Roeder u Albert Ippel Die Denkmaler des Pelizaeus Museums zu Hildesheim Karl Curtius Verlag Berlin 1921 S 99 Bettina Schmitz T1 Sarg des Djed Bastet iuef anch In Arne Eggebrecht Hrsg Suche nach Unsterblichkeit Totenkult und Jenseitsglaube im Alten Agypten Roemer und Pelizaeus Museum Hildesheim Verlag Philipp von Zabern Mainz 1990 S 28 31 ISBN 3 8053 1292 X Renate Germer Das Geheimnis der Mumien Ewiges Leben am Nil Prestel Verlag Munchen u New York 1997 ISBN 3 7913 1782 2 S 18 Abb 2 Weblinks Bearbeitenhttp www globalegyptianmuseum org record aspx id 10919Einzelnachweise Bearbeiten Roemer und Pelizaeus Museum Hildesheim Inventarnummer PM 1954 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sarg des DjedBastetiuefanch amp oldid 225534200