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Der Sudliche Ohrwurm Euborellia annulipes auch Geringelter Ohrwurm oder Gebanderter Ohrwurm genannt ist eine Art der zu den Insekten gehorenden Ohrwurmer Er stammt ursprunglich aus den Tropen oder Subtropen und ist weltweit verschleppt worden In Mitteleuropa ist er nur synanthrop in der Nahe von Menschen zu finden Sudlicher OhrwurmSudlicher Ohrwurm Euborellia annulipes SystematikKlasse Insekten Insecta Ordnung Ohrwurmer Dermaptera Uberfamilie AnisolabidoideaFamilie AnisolabididaeGattung EuborelliaArt Sudlicher OhrwurmWissenschaftlicher NameEuborellia annulipes Lucas 1847 Ein prapariertes ExemplarZeichnungen eines Weibchens und eines Mannchens Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 1 1 Ahnliche Arten 2 Verbreitung 3 Lebensraum 4 Lebensweise 5 Taxonomie 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenDie Korperlange betragt einschliesslich der Zangen bei beiden Geschlechtern 9 14 mm 1 2 3 Fur die Weibchen finden sich gelegentlich auch Angaben von bis zu 16 oder 25 mm oder der Hinweis sie seien leicht grosser und wurden Korperlangen ab 12 mm aufwarts erreichen 4 Der Korper ist glanzend braun bis schwarzbraun gefarbt und dunkler als bei vielen einheimischen Arten Die schnurformigen Fuhler besitzen fur gewohnlich 16 Glieder nach anderen Angaben 16 24 Glieder Sie sind braun und vor dem Fuhlerende befinden sich zwei helle Glieder Der Halsschild Pronotum ist hinten verbreitert die Seitenrander sind aufgebogen Die Hinterflugel fehlen wodurch die Art flugunfahig ist Die Art besitzt ebenfalls keine Flugeldecken Elytren Vorderflugel Die Beine sind lichtgelb bis hellbraun gefarbt die Femora weisen in der Mitte und die Tibien am proximalen Ende ein braunes Band auf Am 3 und 4 Tergit des Abdomens befindet sich seitlich eine kleine Falte Die Cerci der Mannchen sind asymmetrisch meist mit einem leicht eingebogenen rechten Zangenarm und starker gekrummt bei den Weibchen sind die Cerci schlank gerade und spitz zulaufend 2 3 Wie bei anderen Ohrwurmern auch besitzen die Mannchen 10 Abdominalsegmente und die Weibchen 8 Die Nymphen ahneln in ihrer Form den Adulten sind jedoch kleiner Zudem besitzen sie immer 10 Abdominalsegmente Die Anzahl der Antennenglieder weicht ebenfalls von den Imagines ab Im ersten Nymphenstadium besitzen die Tiere 8 Antennenglieder im zweiten 11 im dritten 13 im vierten 14 15 und im funften 15 16 Antennenglieder Die Korperlange betragt je nach Nymphenstadium 3 13 2 mm Die Eier sind annahernd kugelformig und messen 0 75 mm im Durchmesser Wahrend der Embryonalentwicklung werden die Eier elliptischer und 1 25 mm lang Sie sind zu Beginn cremeweiss und werden spater braun Ahnliche Arten Bearbeiten Eine ahnliche Art ist Euborellia moesta Diese Art ist jedoch dunkler besitzt Flugelreste und im adulten Stadium keine hellen Antennenglieder 3 Die Nymphen beider Arten ahneln sich jedoch sehr stark Die Nymphen von E moesta besitzen im Schnitt mehr Antennenglieder und sind leicht grosser Auch bei Anisolabis maritima und Euborellia arcanum handelt es sich um haufige Verwechslungsarten 5 wobei beide Arten einfarbige Beine besitzen A maritima fehlen zudem die hellen Antennenglieder Verbreitung BearbeitenSeinen Ursprung hat der Sudliche Ohrwurm in warmen Gebieten vermutlich den Tropen oder Subtropen eventuell in Sudeuropa Heutzutage ist er ein Kosmopolit und ist auf allen Kontinenten ausser Antarktika zu finden Besonders haufig wird die Art im Suden und Osten der Vereinigten Staaten in Florida handelt es sich sogar um die haufigste Art der Ohrwurmer sowie in Mexiko gefunden Aber auch aus dem Norden und Sudosten Sudamerikas Sud und Westeuropa Indien und Ost bis Sudostasien liegen zahlreiche Nachweise vor Die nordlichsten Funde stammen aus Kanada Finnland und Russland die sudlichsten aus Chile Argentinien Sudafrika Australien und Neuseeland Dabei ist zu beachten dass die Art in kalteren Regionen nur synanthrop und nicht im Freiland vorkommt Auch auf zahlreichen Inseln ist die Art zu finden In den USA ist die Art seit 1884 zu finden Nach Deutschland wurde er seit dem Ende des 19 Jahrhunderts mehrfach eingeschleppt Vermutlich wurde er in den 1930er Jahren mit Fruchten aus dem tropischen Suden eingeschleppt Er uberlebte lange Zeit nur in Sachsen wo er zumindest zwischen 1930 und 1938 in Leipzig Mockern regelmassig auf dem Scherbelberg II Leipzig Mockern II auftrat Dorthin wurden damals samtliche Abfalle der Leipziger Markthalle befordert Erst 1979 und 1986 wurde klar dass er sich hier ein halbes Jahrhundert lang fortgepflanzt und gehalten hatte da in diesen Jahren zahlreiche Juvenile und Imagines in Bodenfallen gefangen wurden Zwischen 1988 und 1993 wurden bei zahlreichen weiteren Nachsuchen keine weiteren Belege der Art gefunden Nach 1945 ist die Art andernorts nur noch einmal von einer Mulldeponie in Kiel bekannt geworden 1952 auf der es seitdem keine Nachweise mehr gegeben hat 6 2 Nach 1998 gab es aus Deutschland zunachst keine Nachweise mehr Auf iNaturalist wurden im 21 Jahrhundert einige neue Funde der Art aus Deutschland verzeichnet Aus der Schweiz und Osterreich liegen hier keine Funde vor 2010 und 2011 wurde die Art im Zoo Leipzig und bei Chemnitz gefunden 2014 bei Heringsdorf und 2020 bis 2022 bei Oldenburg Apolda und eventuell Berlin Bei den neueren Funden handelt es sich um Verschleppungen s Lebensraum 5 2020 wurde die Art auch in Dornbirn in Osterreich gefunden wohin sie mit Bio Romanesco aus Italien gelangte 7 Lebensraum BearbeitenBeim Sudlichen Ohrwurm handelt es sich eher um eine Bodenart die lockere und sich leicht erwarmende Boden bevorzugt Hier lebt er meist in Gangen die unter Steinen angelegt werden wird aber auch an Pflanzen emporkletternd gefunden so u a auch auf Bananenstauden Nach anderen Angaben lebt er unter Steinen an feuchten Orten 3 Auf den Kanarischen Inseln kommt die Art bis in 1000 m Hohe vor Ausserhalb der Tropen und Subtropen kommt die Art synanthrop vor Da der Sudliche Ohrwurm recht oft mit Pflanzenmaterial verschleppt wird kommt er synanthrop z B in Gewachshausern von Botanischen Garten und Zoos vor Die einzige Population die in Deutschland uber lange Zeit hinweg bodenstandig war lebte auf einem Mullberg in Leipzig s Verbreitung Nach Einstellung der Arbeiten erkaltete der Berg und wurde immer mehr mit Vegetation bedeckt so dass sich die Bedingungen fur den Sudlichen Ohrwurm standig verschlechterten und einheimische Ohrwurmarten dominieren konnten Seit etwa 1998 gab es aus Deutschland keine Nachweise mehr Da der Sudliche Ohrwurm jedoch recht oft mit Pflanzenmaterial verschleppt wird kommt er synanthrop in Gewachshausern von Botanischen Garten und Zoos vor und wird so auch in Deutschland wieder nachgewiesen Lebensweise BearbeitenWeltweit betrachtet wird die Art uber das ganze Jahr hinweg gefunden 5 fur Mitteleuropa wird uber ein Auftreten zwischen Juni und Oktober berichtet 2 3 Den Winter verbringen sie unterirdisch Bei in vitro Untersuchungen konnte der Sudliche Ohrwurm bis zu 3 Generationen pro Jahr ausbilden Dies konnte auch im Freiland der Fall sein da meistens Imagines und Nymphen unterschiedlicher Stadien nebeneinander gefunden werden Etwa 11 Tage nach der Paarung legen die Weibchen 2 4 Eipakete mit jeweils 22 74 weisslichen Eier und fertigen in einer Brutkammer ein Gelege an Die Gelege werden von den Muttertieren bewacht und wachsende Pilze auf ihnen abgefressen Je nach Umgebungstemperatur betragt die Embryonalentwicklung 6 bis 17 Tage Wie bei den meisten Ohrwurmern ublich werden die Nymphen anschliessend vom Muttertier betreut Sie durchlaufen in der Regel 5 Hautungen bis zum Imago jedoch existieren auch Berichte von 6 oder 7 Hautungen Nachdem die Nymphen das Nest verlassen haben bringen die Weibchen insbesondere in tropischen Regionen noch weitere Gelege hervor Eine einzelne Generation kann sich in 61 Tagen entwickeln der Vorgang kann aber auch uber 200 Tage dauern 75 der Nymphen entwickeln sich zu Weibchen Die Art scheint bei ihrer Entwicklung von Temperaturen um 30 C starker zu profitieren als von Temperaturen um 25 C Der Sudliche Ohrwurm bevorzugt tierische Nahrung und wurde in weiten Teilen Brasiliens als Pradator fur bestimmte Schadlinge an Zuckerrohr oder Baumwolle beobachtet Auch Kannibalismus an eigenen Eiern und Nymphen kommt vor Neben tierischer wird jedoch auch pflanzliche Nahrung aufgenommen Den Hauptbestandteil pflanzlicher Nahrung macht Detritus aus An lebenden Pflanzenteilen kommt es nur selten zu Schaden Taxonomie BearbeitenDie Art wurde 1847 von Hippolyte Lucas als Forficesila annulipes erstbeschrieben Weitere Synonyme lauten 8 Anisolabis annulicornis Blanchard 1851 Anisolabis eteronoma Harz 1975 Anisolabis fallax Shiraki 1906 Anisolabis nana Boeseman 1954 Anisolabis tripolitana Werner 1908 Diplatys nana Burr 1914 Forficula annulicornis Blanchard 1851 Forficula equestris Gene 1837 Forficula variicornis Smidt 1876Literatur BearbeitenMichael Chinery Pareys Buch der Insekten Franckh Kosmos Verlags GmbH amp Co Stuttgart 2004 ISBN 3 440 09969 5 Bernhard Klausnitzer Hrsg Stresemann Exkursionsfauna von Deutschland Band 2 Wirbellose Insekten 11 Auflage Springer Spektrum Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Sudlicher Ohrwurm Euborellia annulipes Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Sudlicher Ohrwurm Euborellia annulipes Lucas 1847 In Insekten Sachsen Abgerufen am 30 September 2022 ringlegged earwig In entnemdept ufl edu University of Florida Abgerufen am 30 September 2022 englisch Einzelnachweise Bearbeiten Henrik Steinmann 1989 Teilband 108 Dermaptera Catadermaptera II Das Tierreich The Animal Kingdom Teilband 105 ISBN 3 11 010611 6 a b c d Bernhard Klausnitzer Hrsg Stresemann Exkursionsfauna von Deutschland Band 2 Wirbellose Insekten 11 Auflage Springer Spektrum a b c d e Michael Chinery Pareys Buch der Insekten Franckh Kosmos Verlags GmbH amp Co Stuttgart 2004 ISBN 3 440 09969 5 ringlegged earwig In entnemdept ufl edu University of Florida Abgerufen am 30 September 2022 englisch a b c Euborellia annulipes auf inaturalist org abgerufen am 30 September 2022 Matzke D amp Kohler G 2011 Rote Liste und Gesamtartenliste der Ohrwurmer Dermaptera Deutschlands In Binot Hafke M Balzer S Becker N Gruttke H Haupt H Hofbauer N Ludwig G Matzke Hajek G amp Strauch M Red Rote Liste gefahrdeter Tiere Pflanzen und Pilze Deutschlands Band 3 Wirbellose Tiere Teil 1 Munster Landwirtschaftsverlag Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 3 629 642 J Georg Friebe 2020 Streudaten zur Fauna Vorarlbergs III Der Sudliche OhrwurmEuborellia annulipes Lucas 1847 Dermaptera Anisolabididae wurde nach Dornbirn verschleppt inatura Forschung online 72 2 S Dornbirn Link Euborellia annulipes Lucas 1847 in GBIF Secretariat 2021 GBIF Backbone Taxonomy Checklist dataset doi 10 15468 39omei abgerufen via GBIF org am 29 September 2022 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sudlicher Ohrwurm amp oldid 238498647