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Die Rote Vogelmilbe Dermanyssus gallinae ist ein blutsaugender Ektoparasit von Vogeln Sie befallt wildlebende Vogel wie Singvogel genauso wie Wirtschaftsgeflugel vor allem Huhner und auch Ziervogel Als Fehlwirt befallt die Rote Vogelmilbe auch Saugetiere und den Menschen es kommt so zur sogenannten Vogelhalterkratze Rote VogelmilbeRote Vogelmilbe unter dem MikroskopSystematikUnterklasse Milben Acari Ordnung MesostigmataKohorte Raubmilben Gamasina Familie DermanyssidaeGattung Vogelmilben Dermanyssus Art Rote VogelmilbeWissenschaftlicher NameDermanyssus gallinaeDe Geer 1778 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Lebenszyklus 3 Okologie und Lebensweise 4 Krankheitsbild 5 Wirtschaftlicher Schaden 6 Bekampfung 7 Befall des Menschen 8 Taxonomie 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenRote Vogelmilben 1 2 sind etwa 750 bis 840 Mikrometer lang und 400 Mikrometer breit geschlechtsreife Weibchen Sie sind nuchtern weisslichgrau gefarbt Nach einer Blutmahlzeit scheint die rote Farbe des Bluts durch den Darm und die Korperdecke durch Name in fortgeschrittener Verdauung geht diese in braunliche Farbtone uber Der Korper ist wie bei fast allen Milben in zwei Abschnitte geteilt Der grossere Rumpfabschnitt mit den Beinen wird Idiosoma genannt Am Vorderende zwischen den Huften der Vorderbeine sitzt ein kleinerer Abschnitt der die Mundwerkzeuge tragt das Gnathosoma Bei der Gattung Dermanyssus ist das Idiosoma langoval und hinten breit abgerundet Es ist uberwiegend weich sklerotisiert und biegsam Darin sind fester sklerotisierte Platten eingelagert die Sklerite oder Schilde genannt werden Dermanyssus tragt auf der Oberseite nur einen Schild Dorsalschild Auf der Unterseite sitzen hintereinander drei kleinere Schilde der Sternalschild Genitalschild und Analschild mit dem Anus Der Dorsalschild bedeckt den grossten Teil der Oberseite er ist langgestreckt vorn breit gerundet mit deutlich knickformig abgesetzten Vorderecken oder Schultern dahinter lang nach hinten zu verschmalert Das Hinterende ist recht abrupt fast gerade abgestutzt verrundet Die Art ist gegenuber anderen Milbenarten derselben und verwandter Gattungen nur an der Form der Schilde in erster Linie aber an deren Beborstung zu unterscheiden Die Mundwerkzeuge von Dermanyssus Arten sind aufgrund der parasitischen Lebensweise charakteristisch abgewandelt Die Cheliceren sind sehr langgestreckt und borstenformig zylindrisch insbesondere ihr zweites Glied ist stark verlangert Die Chela scherenformige Greifzange an der Spitze ist fast ruckgebildet sie ist nur im elektronenmikroskopischen Bild noch erkennbar Die Cheliceren konnen in den Rumpf bis weit ins Idiosoma zuruckgezogen und bei der Nahrungsaufnahme vorgestreckt werden sie dienen als Stechborsten um die Haut des Wirts zu durchbohren Die zusammengelegten Cheliceren bilden einen Nahrungskanal durch den das Blut aufgesaugt wird 3 Die Mannchen der Dermanyssus Arten besitzen auf der Bauchseite eine unpaare mittige Geschlechtsoffnung vor dem Vorderrand des Bauchschilds Ihre Cheliceren dienen als Begattungsorgane Gonopoden Sie sind auch an der insgesamt starker sklerotisierten Korperoberflache erkennbar So sind bei ihnen alle drei Ventralschilde zu einem verschmolzen Lebenszyklus BearbeitenDie Art legt ihre Eier nicht auf dem Wirt ab sondern in Spalten innerhalb von dessen Nest oder irgendwo in der Nahe davon bei in Gehegen und Kafigen gehaltenen Tieren in Ritzen und Hohlraume von diesen Die Rote Vogelmilbe schlupft aus dem Ei als sechsbeiniges Larvenstadium durchlauft jeweils nach einer Hautung zwei achtbeinige Nymphenstadien deren letztes sich zum Adulttier hautet Nymphen sind an kleineren reduzierten Schilden von den Adulti unterscheidbar 2 Alle Stadien sind blutsaugend Sie bleiben aber nicht wie z B die Nordische Vogelmilbe zwischen den Blutmahlzeiten auf dem Wirt sitzen sondern verlassen ihn unmittelbar nach der Mahlzeit wieder Es handelt sich also um temporare Ektoparasiten ahnlich z B den Stechmucken Der Lebenszyklus vom Ei bis zur erneuten Eiablage der Weibchen kann unter gunstigen Bedingungen 20 bis 25 C hohe Luftfeuchte in einer Woche durchlaufen werden 4 Jeder Eiablage und jeder Hautung zum nachsten Stadium geht eine Blutmahlzeit voraus Pro Eiablage werden drei bis vier Eier abgelegt Wahrend seiner Lebensdauer kann ein Weibchen etwa 300 Eier produzieren Die Lebensdauer eines Weibchens erreicht etwa 6 Wochen bei 25 C sie steigt bei 5 C auf 9 Monate bei dieser Temperatur ist aber weder Wachstum noch Entwicklung moglich 4 Tiere ohne jede Gelegenheit zur Nahrungsaufnahme konnen 34 Wochen uberleben 5 Okologie und Lebensweise BearbeitenRote Vogelmilben sind relativ wenig wirtspezifisch und von einer Vielzahl von Vogelarten aus acht Ordnungen 6 sowohl vom Menschen gehaltenen wie auch wild lebenden bekannt Wirtschaftliche Probleme bestehen insbesondere in Geflugelzuchten wobei alle Haltungssysteme Kafig Boden Freilandhaltung gleichermassen betroffen sind Die Art gehort zu den okonomisch bedeutendsten Schadlingen in der Geflugelzucht zumal sie auch eine Reihe von Infektionskrankheiten ubertragt Die Art tritt weltweit auf okonomische Schaden sind aber vor allem aus Europa und zunehmend Sudamerika bekannt wahrend sie in Nordamerika gegenuber der Nordischen Vogelmilbe weniger Bedeutung besitzt Die Rote Vogelmilbe bewegt sich im Verhaltnis zu ihrer eigenen Grosse sehr schnell Sie befallt die Vogel nur nachts am Tage versteckt sich der Parasit im Nest bei Gehegetieren in Ritzen und Spalten in Stalldecken Wanden Sitzstangen etc Hier bilden die Milben rote oder graue Belage ohne Nahrung sind die Milben grau gefarbt daher auch manchmal als Graue Milbe bezeichnet Bei hohen Dichten und brutenden Vogeln sind sie manchmal auch tagsuber auf Tieren zu finden Die Art kann ohne weiteres aktiv langere Strecken auf der Wirtssuche zurucklegen und z B zwischen Gehegen und Kafigen uberwechseln Rote Vogelmilben bevorzugen Temperaturen zwischen 20 und 30 C Bei niedrigen Temperaturen 5 C uberleben sie und konnen sogar Eier legen diese entwickeln sich aber nur weiter wenn die Temperaturen ansteigen Bei Temperaturen deutlich uber 40 C sterben sowohl die Milben wie auch ihre Eier nach relativ kurzer Zeit ab 4 Die Tiere uberleben wohl auch ohne besondere Akklimatisierung Temperaturen um 10 C ohne weiteres sterben aber bei 20 C rasch ab 20 Minuten Alle Entwicklungsstadien sind relativ empfindlich gegenuber Austrocknung Am langsten uberlebten sie im Experiment bei 70 Luftfeuchte Krankheitsbild BearbeitenDie Schadwirkung der Roten Vogelmilbe besteht im Saugen von Blut Auslosen von Juckreiz und Entzundungen und dem damit verbundenen Stress der befallenen Tiere Kuken und Jungvogel konnen durch die standige Blutabnahme schon bei massigem Befall sterben Auch bei brutenden Vogeln sind direkte Todesfalle moglich Erkrankte Vogel kratzen sich standig gereizt das Gefieder An den Bissstellen kommt es zu Entzundungen und lang anhaltendem Juckreiz Besonders gut sichtbar ist der Milbenbefall an den Beinen der Vogel Im Extremfall ist die Haut hier stark angeschwollen verkrustet und schuppig Einzelne Hautpartien losen sich nach und nach ab Der Befall lasst sich am einfachsten durch Verbringen toter Vogel in weisse Plastiktuten oder mit Milbenfallen weisses Klebeband an den Sitzstangen nachweisen Man kann auch nachts ein weisses Tuch uber den Kafig legen Findet man am Morgen darauf graue bis schwarzliche oder rote Punkte ist dies ein zuverlassiger Hinweis fur einen Milbenbefall Wirtschaftlicher Schaden BearbeitenFur Geflugelzuchter ist besonders der wirtschaftliche Schaden den dieser Parasit verursacht von Bedeutung denn befallene Tiere sind geschwacht und anfallig fur andere Krankheiten da ihr Immunsystem beeintrachtigt ist Hierdurch sind auch Aufzucht Mast und Legeleistung betroffen Bekampfung BearbeitenDie Bekampfung der Tiere erfolgt typischerweise mit Akariziden in Pulverform Carbamate Pyrethroide Pyrethrum Als gut wirksam hat sich Ivermectin erwiesen Seit 2017 ist auch Fluralaner zur Verabreichung uber das Trinkwasser zugelassen Problematischer ist die Entfernung der Milben aus Stallanlagen Hier mussen alle Schlupfwinkel grundlich gereinigt und mit Akariziden behandelt werden Alternativ kann ein 2 Komponenten Desinfektionsmittel auf Basis von Peroxyessigsaure und Wasserstoffperoxid eingesetzt werden Eine Alternative zu Akariziden sind Silikatstaube Kieselgur Die Wirkungsweise beruht auf einem austrocknenden Effekt bei Kontakt Eine weitere Moglichkeit ist das Bestreichen der Unterseite der Sitzstangen mit Pflanzenol grundsatzlich alle Ole Hierbei verstopft das Ol die Poren und alle Stadien der Milben ersticken Als Trankwasserzusatz kann in Legebetrieben ein Repellent auf naturlicher Basis eingesetzt werden Dieser fuhrt nicht zum Absterben der Milben hindert aber die Milben daran Blut zu saugen und unterbricht damit den Reproduktionszyklus Doppelseitiges Klebeband an den Enden der Sitzstangen kann die Wanderung der Milben von den Schlupfwinkeln zu den Huhnern und zuruck behindern Befall des Menschen BearbeitenKlassifikation nach ICD 10B88 0 7 Sonstige Akarinose Milbenbefall ICD 10 online WHO Version 2019 Rote Vogelmilben ernahren sich normalerweise nur vom Blut von Vogelarten und konnen nur mit diesem ihren Lebenszyklus vollenden Stehen hungrigen Milben aber keine Vogel zur Verfugung versuchen sie an allen warmblutigen Organismen Blut zu saugen auch am Menschen Befall zeigt sich als unspezifische Arthropoden Dermatitis mit roten Stichquaddeln Papeln mit Blaschenbildung und starkem Juckreiz 1 Der Stich selbst bleibt normalerweise unbemerkt erst der nach einigen Stunden einsetzende Juckreiz macht auf den Befall aufmerksam Bevorzugt gestochen wird an Kniekehlen Ellenbeugen und der Bauchnabelregion Da die Milben den Menschen unmittelbar nach dem Saugakt verlassen und in dieser Zeit selten bemerkt werden werden sie selbst kaum jemals direkt gefunden dadurch kann es oft zu Fehldiagnosen kommen Der Befall ist als Vogelhalter Dermatitis besonders bei Geflugelzuchtern und haltern oder Taubenzuchtern verbreitet Er kann aber auch von wild an Gebauden nistenden Stadttauben ausgehen 8 9 Hier besteht besondere Gefahr wenn die Tauben hohe Dichten erreicht hatten dann aber etwa infolge einer Bekampfung plotzlich verschwunden sind Oft sind Dachwohnungen betroffen in den genannten Beispielen waren es Krankenhauser Das Krankheitsbild Gamasoidosis genannt bleibt lokal uber allergische Reaktionen wird nicht berichtet Die Ubertragung von Bakterien oder Viren auf den Menschen gilt als vom Prinzip her moglich ist aber ebenfalls nicht nachgewiesen 10 Taxonomie BearbeitenDie Gattung Dermanyssus umfasst gut 20 Arten von denen aber nur Dermanyssus gallinae im weiteren Sinne bei vom Menschen gehaltenen Vogelarten vorkommt Die ubrigen Arten der Gattung sind meist viel wirtspezifischer Allerdings weist die auch in Europa weit verbreitete Dermanyssus hirudinis ein ahnlich weites Wirtsspektrum auf Singvogel Schwalben Tauben Enten Eulen sie kommt aber niemals an Huhnern vor Die Art gallinae erwies sich bei molekularen Untersuchungen Vergleich von DNA Sequenzen als gut differenziert gegenuber den ubrigen beschriebenen Arten der Gattung Allerdings besteht sie danach aus mehreren genetisch getrennten aber morphologisch ununterscheidbaren Entwicklungslinien 6 11 12 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Dermanyssus gallinae Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten a b Birgit Habedank Die Tropische Rattenmilbe Ornithonyssus bacoti und andere Raubmilben seltene Parasiten des Menschen in Mitteleuropa In Horst Aspock Wiss Red Amoben Bandwurmer Zecken Parasiten und parasitare Erkrankungen des Menschen in Mitteleuropa Denisia 6 Kataloge des Oberosterreichischen Landesmuseums NF Nr 184 Oberosterreichisches Landesmuseum Linz 2002 ISBN 3 85474 088 3 S 447 460 zobodat at PDF 1 6 MB a b Antonella Di Palma Annunziata Giangaspero Maria Assunta Cafiero Giacinto S Germinara A gallery of the key characters to ease identification of Dermanyssus gallinae Acari Gamasida Dermanyssidae and allow differentiation from Ornithonyssus sylviarum Acari Gamasida Macronyssidae In Parasites amp Vectors 5 2012 S 104 114 doi 10 1186 1756 3305 5 104 William A Phillis III Ultrastructure of the chelicerae of Dermanyssus prognephilus Ewing Acari Dermanyssidae In International Journal of Acarology Bd 32 Nr 1 2006 S 85 91 doi 10 1080 01647950608684446 a b c Helena Nordenfors Johan Hoglund Arvid Uggla Effects of Temperature and Humidity on Oviposition Molting and Longevity of Dermanyssus gallinae Acari Dermanyssidae In Journal of Medical Entomology Bd 36 Nr 1 1999 S 68 72 doi 10 1093 jmedent 36 1 68 A Kirkwood Longevity of the mites Dermanyssus gallinae and Liponyssus sylviarum In Experimental Parasitology Bd 14 Nr 3 1963 S 358 366 doi 10 1016 0014 4894 63 90043 2 a b Lise Roy Ashley P G Dowling Claude M Chauve Thierry Buronfoss Delimiting species boundaries within Dermanyssus Duges 1834 Acari Dermanyssidae using a total evidence approach In Molecular Phylogenetics and Evolution Bd 50 Nr 3 2009 S 446 470 doi 10 1016 j ympev 2008 11 012 Alphabetisches Verzeichnis zur ICD 10 WHO Version 2019 Band 3 Deutsches Institut fur Medizinische Dokumentation und Information DIMDI Koln 2019 S 180 Pierre Auger Jacques Nantel Nicole Meunier Robert J Harrison Robert Loiselle Theresa Gyorkos Skin acariasis caused by Dermanyssus gallinae de Geer an in hospital outbreak In Canadian Medical Association Journal Bd 120 Nr 6 1979 S 700 703 PMC 1819175 freier Volltext Anne P Bellanger Christian Bories Francoise Foulet Stephane Bretagne Francoise Botterel Nosocomial Dermatitis Caused by Dermanyssus gallinae In Infection Control amp Hospital Epidemiology Bd 29 Nr 3 2008 S 282 283 doi 10 1086 528815 A Kavallari T Kuster E Papadopoulos L S Hondema O Oines J Skov O Sparagano E Tiligada 2018 Avian mite dermatitis Diagnostic challenges and unmet needs Parasite Immunology 2018 40 e12539 doi 10 1111 pim 12539 Lise Roy Claude M Chauve Historical 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