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Die Rostrote Mauerbiene 1 auch Rote Mauerbiene Osmia bicornis ist eine solitare Wildbiene der Gattung Osmia und die haufigste einheimische Art aus der Gruppe der Mauerbienen Familie Megachilidae Der passendere deutsche Name Rostrote Mauerbiene leitet sich vom fruher benutzten Namen Osmia rufa Linnaeus 1758 ab Die Art wurde zum Insekt des Jahres 2019 gewahlt 2 Rote MauerbieneRote Mauerbienen Osmia bicornis SystematikTeilordnung Stechimmen Aculeata Uberfamilie ApoideaBienen Apiformes Familie Bauchsammlerbienen Megachilidae Gattung OsmiaArt Rote MauerbieneWissenschaftlicher NameOsmia bicornis Linnaeus 1758 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Verbreitung 3 Lebensraum 4 Lebensweise 5 Taxonomie 6 Bestaubung im Obstanbau 7 Quellen 8 Literatur 9 WeblinksMerkmale BearbeitenDie Rote Mauerbiene besitzt die fur Mauerbienen typisch breit gedrungene Korperform mit breit abgestutztem Hinterleibsende so dass sie auf Grund dieser Merkmale mit einer kleinen Hummel verwechselt werden kann Die dichte lange Behaarung ist zum Teil rotlich braun bzw rostrot allerdings nicht so lebhaft gefarbt wie bei der nahe verwandten Gehornten Mauerbiene und bei alteren Exemplaren meist verblasst Auch der Thorax ist im Gegensatz zu dem der Gehornten Mauerbiene hell behaart Das Weibchen und das Mannchen unterscheiden sich so stark voneinander dass sie fruher fur unterschiedliche Arten gehalten wurden siehe Abschnitt Taxonomie unten WeibchenDas Weibchen besitzt eine Korperlange von 10 12 mm Gemeinsam mit dem Weibchen der verwandten Gehornten Mauerbiene hat das Weibchen neben den Fuhlern zwei nach vorne gerichtete Hornchen auf dem Kopfschild eine schwarze Gesichtsbehaarung und eine gelbrote Bauchburste Der Thorax ist hell rotlich braungelb zottig behaart und besitzt hochstens im vorderen Bereich eingestreute schwarze Haare Beim Weibchen der Gehornten Mauerbiene ist die Behaarung des Thorax schwarz Die ersten zwei oder drei Hinterleibssegmente sind rostrot die ubrigen schwarz behaart Bei der Gehornten Mauerbiene ist sowohl beim Weibchen als auch beim Mannchen der gesamte Hinterleib fuchsrot behaart MannchenDas Mannchen ist kleiner und schlanker als das Weibchen und besitzt eine Korperlange von 9 12 mm Es besitzt wie das Mannchen der Gehornten Mauerbiene auffallend langere Fuhler als das Weibchen und wie das Mannchen der Gehornten Mauerbiene und im Unterschied zum Weibchen der eigenen Art eine weisse Gesichtsbehaarung Die Behaarung der ersten drei Hinterleibssegmente ist rostrot und die der restlichen Hinterleibssegmente schwarz Verbreitung BearbeitenDie Art besiedelt weite Teile Europas und Nordafrikas im Norden reicht ihr Verbreitungsgebiet bis Sudschweden und England In Deutschland Osterreich und der Schweiz besitzt sie keine Verbreitungsgrenze und ist weitgehend flachendeckend verbreitet auch in hoheren Lagen der Mittelgebirge 3 Lebensraum BearbeitenTypische Lebensraume sind strukturreiche Biotope wie Waldrander und Waldlichtungen regelmassig wird die Rote Mauerbiene aber auch im Siedlungsbereich angetroffen Nistplatze sind bestehende Hohlraume verschiedenster Form und Grosse wie beispielsweise Bohrgange in Holz hohle Pflanzenstangel Ritzen und Locher in Loss und Lehmwanden z B alte Nester der Gemeinen Pelzbiene Anthophora plumpies und Anthophora fulvitarsis und in Mauerwerk Die Rote Mauerbiene ist bzgl der Wahl ihres Nistplatzes sehr flexibel An Gebauden die ein grosses Angebot von Nistmoglichkeiten bieten beispielsweise Reetdacher kann es im Laufe der Jahre regelrechte Massenvorkommen geben Die Rote Mauerbiene gehort zu den haufigsten Besiedlern von Nisthilfen Dabei wird bei Bohrungen in Holz hohlen Pflanzenstangeln Papphulsen usw ein Innendurchmesser von 5 6 7 mm bevorzugt 1 Lebensweise BearbeitenNestbau nbsp Geoffneter Nistgang mit Brutzellen und abgelegtem Ei am FuttervorratDie Anlage der Nester erfolgt ausschliesslich durch die Weibchen In rohrenformigen Hohlraumen werden Linienbauten mit bis zu 20 aneinander gereihten Brutzellen angelegt In grosseren nicht linearen Hohlraumen konnen bis zu 30 Brutzellen recht unregelmassig aneinander gebaut sein Als Baumaterial fur die Begrenzung der Brutzellen wird feuchte Erde oder Lehm durchmischt mit Speichel benutzt 1 Eine weibliche Rote Mauerbiene legt pro Tag ca eine Brutzelle an Hierbei wird in jeder Brutzelle ein Futtervorrat aus Pollen und Nektar fur die sich spater in der Brutzelle entwickelnde Larve angelegt Die von einem Sammelausflug zuruckkehrende Biene erbricht zunachst den Nektar auf den Pollen des letzten Sammelausflugs und knetet den Futtervorrat dann mit ihren Mandibeln zu einer steifen Paste Dann dreht sie sich um und streift den Pollen mit den Hinterbeinen von ihrer Bauchburste ab In engen Nestern muss die Biene hierfur zum Eingang gehen und ruckwarts zum Futtervorrat zuruckgehen Nachdem der Pollen des letzten Sammelausflugs abgestreift wurde dreht sich die Biene um knetet ihn leicht in den Futtervorrat bevor sie sich abermals umdreht und ein Ei an dem Futtervorrat ablegt Nach Ablage des Eis wird die Brutzelle verschlossen 4 5 Die Brutzellen in denen sich Weibchen entwickeln werden in Linienbauten am Ende des Gangs mit einem grosseren Futtervorrat angelegt Die Brutzellen der Weibchen sind grosser als die der Mannchen und die Eier aus denen sich Weibchen entwickeln werden vor der Eiablage befruchtet indem die Mutter Biene Sperma aus ihrer Samentasche freisetzt Entsprechend werden die kleineren Brutzellen der Mannchen mit einem kleineren Futtervorrat in Richtung des Nestausgangs mit einem unbefruchteten Ei angelegt Die Fehlerquote bei dieser Anlage der Brutzellen wurde zu 6 berechnet 6 In Linienbauten wird in der aussersten Zelle haufig kein Futtervorrat angelegt und entsprechend auch kein Ei abgelegt Die ausserste Zelle ist somit oft leer Zum Schluss wird das Nest mit einer dickeren Wand als bei den Trennwanden zwischen den Brutzellen verschlossen 7 Nahrung PollenquellenAls Larvennahrung dient hauptsachlich Blutenpollen Daneben enthalt der Futtervorrat fur die Larven auch Nektar Bisher wurden Vertreter von insgesamt 19 Pflanzenfamilien als Pollenquelle bekannt Die Rote Mauerbiene ist eine ausgesprochen polylektische Bienenarten und unterscheidet sich hierdurch von vielen anderen teils hoch spezialisierten oligolektischen Bienenarten Die wichtigsten Pollenquellen sind Pflanzen aus der Gattung Hahnenfuss Ranunculus und aus der Gattung Eichen Quercus Weitere wichtige Pollenquellen sind Zistrosengewachse Cistaceae Mohngewachse Papaveraceae insbesondere aus der Gattung Mohn Papaver Baume aus der Gattung Ahorne Acer Rosengewachse Rosaceae Kreuzblutler Brassicaceae Raublattgewachse Boraginaceae insbesondere aus der Gattung Natternkopfe Echium Lippenblutler Lamiaceae Geissblattgewachse Caprifoliaceae insbesondere aus der Gattung Heckenkirschen Lonicera und Weidengewachse Salicaceae insbesondere aus der Gattung Weiden Salix 8 1 Oft werden die ertragreichsten Pollenspender der jeweiligen Umgebung bevorzugt Lebenszyklus nbsp Entwicklung der jungen geschlupften Larve zur vollstandig verpuppten Larve innerhalb einer BrutzelleDie Rote Mauerbiene ist univoltin d h sie hat einen einjahrigen Lebenszyklus mit nur einer Generation im Jahr Die einzelnen Generation uberschneiden sich zeitlich nicht Die Flugzeit ist etwa von Anfang April bis Mitte Juni wobei die Flugzeit der Mannchen ab Anfang April weniger als einen Monat betragt Der Bau der Nester erfolgt ausschliesslich durch die Weibchen wobei die Hauptzeit der Nistaktivitat etwa von Anfang Mai bis Mitte Juni dauert Nach Ablage der Eier schlupfen die Larven innerhalb weniger Tage Nachdem die Larven den Futtervorrat aufgebraucht haben beginnen sie sich nach ca einem Monat einzuspinnen Etwa 2 Monate nach dem Schlupfen der Larven beginnt die Verpuppung und nach gut 100 Tagen nach dem Schlupfen der Larven ist die Umwandlung zur erwachsenen Biene zum Imago vollstandig Die Imagos verbleiben dann uber den Winter in ihren Kokons um das Nest im nachsten Fruhjahr bei steigenden Temperaturen als neue Generation zu verlassen 4 9 10 Kommunikation und VermehrungBei der Balz zur Vorbereitung einer Begattung senden die Mannchen chemische Lockstoffe aus um begattungsbereite Weibchen anzulocken Dabei werden auch Informationen uber die regionale Herkunft vermittelt um entsprechend an die lokalen Verhaltnisse angepasste Individuen zu finden 11 12 13 Taxonomie BearbeitenLinne beschrieb 1758 das Mannchen dieser Art unter dem Namen Apis rufa sowie das Weibchen als Apis bicornis Kirby erkannte 1802 als Erster dass es sich um ein und dieselbe Art handelte fur die er den Namen Apis bicornis verwendete Spater wurde die Ansicht vertreten rufa ware der korrekte Name da in Linnes Systema naturae dieser direkt vor bicornis erscheint In den Nomenklaturregeln des ICZN wird dagegen betont dass diese Form der Zeilenprioritat nicht gilt es muss der Entscheidung des ersten revidierenden Autors in diesem Falle Kirbys gefolgt werden Damit ist Osmia bicornis der korrekte Name der Art die allerdings in sehr vielen teils heute noch aktuellen Schriften als Osmia rufa gefuhrt wird 14 Bestaubung im Obstanbau BearbeitenMauerbienen aus der Gattung Osmia werden schon seit Jahrzehnten fur die Landwirtschaft professionell vermehrt und zur Bestaubung von Obstbaumen eingesetzt In Europa wird hierfur neben der Roten Mauerbiene auch die verwandte Gehornte Mauerbiene verwendet Die naturliche Vorliebe dieser Mauerbienen fur Obstgeholze aus der Familie der Rosengewachse Rosaceae als Pollenquelle pradestiniert sie als Bestauber in Obstplantagen 15 Zur Vermehrung der Mauerbienen werden in der Landwirtschaft u a Nisthilfen in Form von sogenannten modulare Nistblocke eingesetzt Zur Schadlingsreduktion werden die Kokons nach Zerlegung der Nistblocke in ihre einzelnen Nistbretter entnommen gesaubert und nach evtl Waschen und Trocknen bis zur weiteren Verwendung im nachsten Fruhjahr kuhl gelagert 16 17 nbsp Im Flug nbsp Kopf nbsp Kokon mit Puppe in der Brutzelle nbsp Schlupfen aus dem KokonQuellen Bearbeiten a b c d Steckbrief Osmia bicornis Abgerufen am 31 Marz 2022 kurier at 29 November 2018 Rostrote Mauerbiene ist das Insekt des Jahres 2019 E Scheuchl W Willner Taschenlexikon der Wildbienen Mitteleuropas Quelle amp Meyer 2016 ISBN 978 3 494 01653 5 S 736 737 a b A Raw The biology of the solitary bee Osmia rufa L Megachilidae Trans R ent Soc Lond 1972 124 3 S 213 229 J N Tasei M Picart Le comportement de nidification chez Osmia Osmia cornuta Latr et Osmia Osmia rufa L Hymenoptera Megachilidae Apidologie 1973 4 3 S 195 225 A Raw C O Toole Errors in the Sex of Eggs Laid By the Solitary Bee Osmia Rufa Megachilidae Behaviour 1979 70 1 2 S 168 171 B Zajdel J Gabka K Kucharska D Kucharski The role of vestibulum in the nests of the red mason bee Osmia bicornis L Annals of Warsaw University of Life Sciences SGGW Animal Science 2014 53 S 73 78 M Haider S Dorn C Sedivy A Muller Phylogeny and floral hosts of a predominantly pollen generalist group of mason bees Megachilidae Osmiini Biological Journal of the Linnean Society 2014 111 1 S 78 91 doi 10 1111 bij 12186 K Giejdasz Z Wilkaniec Individual development of the red mason bee Osmia rufa L Megachilidae under natural and laboratory conditions J Apic Sci 2002 S 46 51 57 J N Tasei M Picart Observations sur le developpement d Osmia cornuta Latr et Osmia rufa L Hymenoptera Megachilidae Apidologie 1973 4 4 S 295 315 Fremdenfeindlich Bienen fliegen auf Partner aus eigenem Land In Die Welt 23 Oktober 2015 abgerufen am 21 Juni 2021 Gleich und gleich gesellt sich gern Bienen bevorzugen Partner mit demselben Dialekt In uni ulm de 22 Oktober 2015 abgerufen am 21 Juni 2021 T Conrad R J Paxton F G Barth W Francke M Ayasse Female choice in the red mason bee Osmia rufa L Megachilidae Journal of Experimental Biology 2010 213 23 S 4065 4073 doi 10 1242 jeb 038174 Paul Westrich Holger H Dathe Die Bienenarten Deutschlands Hymenoptera Apidae Ein aktualisiertes Verzeichnis mit kritischen Anmerkungen In Mitteilungen des entomologischen Vereins Stuttgart Jahrgang 32 1997 S 3 34 Auf Wildbienen info PDF 163 3 KB abgerufen am 13 Juli 2022 M Schindler B Peters Eignen sich die Mauerbienen Osmia bicornis und Osmia cornuta als Bestauber im Obstbau Erwerbs Obstbau 2011 52 3 S 111 116 doi 10 1007 s10341 010 0118 z Handbuch der Mauerbienenzucht Mauerbienenhaltung in 9 Schritten In mauerbienenforum de Abgerufen am 17 April 2022 Literatur BearbeitenPaul Westrich Die Wildbienen Baden Wurttembergs 2 Bande Ulmer Stuttgart 1989 2 verbesserte Auflage erschienen 1990 ISBN 3 8001 3307 5 Paul Westrich Wildbienen Die anderen Bienen 5 Auflage Verlag Dr Friedrich Pfeil Munchen 2015 ISBN 978 3 89937 136 9 S 134 135 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Rote Mauerbiene Osmia bicornis Album mit Bildern Videos und Audiodateien Osmia bicornis auf wildbienen info Mauerbienen Osmia bicornis rufa auf wildbienen de Steckbrief der Rostroten Mauerbiene auf mauerbienenforum de Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rote Mauerbiene amp oldid 233937402