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Rot Front Rot Front ist ein 1927 als Bergtal Bergtal gegrundetes und seit 1931 Rot Front genanntes Dorf im Rajon Ysyk Ata in Kirgisistan Rot FrontRot FrontHilfe zu Wappen Rot Front Kirgisistan Rot FrontBasisdatenStaat Kirgisistan KirgisistanGebiet TschuiRajon Koordinaten 42 43 N 75 7 O 42 716388888889 75 113888888889 Koordinaten 42 42 59 N 75 6 50 OEinwohner 796 2009 Struktur und VerwaltungGemeindeart DorfEs wurde im Herbst 1927 von 25 Familien landloser deutschsprachiger Russlandmennoniten etwa 60 km ostlich von Bischkek angelegt Die ersten Ansiedler stammten aus den vier Dorfern Koppental Nikolaipol Gnadental und Gnadenfeld im Talas Tal siehe Bakaiata Aus Landmangel waren die Bauern gezwungen neue Siedlungsorte zu suchen Anfang der 1930er Jahre erhielt diese Siedlung offiziell den Namen Rot Front aber unter den Deutschen bzw den Sprechern des Plautdietschen blieb der Name Bergtal weiter in Gebrauch Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Heutige Situation 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Ubersiedlung der Mennoniten am Ende des 19 Jahrhunderts von der Wolga und aus dem Schwarzmeergebiet Russlands nach Zentralasien erfolgte da einige gleichgesinnte Familienvater in St Petersburg 1879 die Zusage ausgehandelt hatten dass ihre Sohne keinen Wehrdienst zu leisten brauchten wenn sie in die neu angeschlossenen Gebiete Turkestans ausreisten Der Gouverneur in Taschkent wies ihnen Land im Talas Tal zu was schon bei ihrer Ansiedlung 1882 unter ihnen verteilt wurde Weiteres Land war nicht vorhanden auch von den Kirgisen Land zu pachten war schwierig Im Laufe der nachsten 50 Jahre stieg die Zahl der Landlosen in den Dorfern und die Bereitschaft in andere Orte umzusiedeln um Land zu bekommen wurde immer grosser Die Regierung erkannte das Problem und wies 1925 Land fur diese Landlosen im Tschu Tal fur ein neues Dorf aus das den Namen Grunfeld erhielt spater umbenannt in Thelmann Kolchos Die Zahl der Landlosen war in den deutschen Dorfern im Talas Tal so gross dass in Grunfeld nur ein Teil von ihnen Land erhalten konnte Nach weiteren Bittschriften teilte die Regierung 1927 erneut Land zur Ansiedlung eines Dorfes am Fusse des Tianshan Gebirges zu Diese Ansiedlung gegrundet von den Familien Hamm und Janzen erhielt den Namen Bergtal 1 Im ersten Jahr der Ansiedelung wurden 41 Simlins Erdwohnungen aus Lehmziegeln mit Strohdachern entlang der Dorfstrasse errichtet die rund 2 Meter tief in den Boden und etwa 80 Zentimeter uber die Erdoberflache ragten 1 Die ersten Schullehrer erteilten ihren Unterricht in Privathausern in deutscher Sprache Auch nach dem Aufbau der Dorfschule erhielt sich die deutsche Unterrichtssprache bis 1938 danach durfte nur noch in russischer Sprache unterrichtet werden und Deutschsprechen wurde den Schulern verboten 1 1931 Jahre wurde auch in Bergtal zusammen mit Grunfeld die Kolchose Ragaduga gebildet und das Dorf wurde 1936 nach der Trennung der Kolchose in Rot Front umbenannt 1 Wahrend des Zweiten Weltkriegs erlebten die Bergtaler dasselbe Schicksal das allen ethnisch Deutschen in der Sowjetunion zuteilwurde Verschleppt wurden sie nicht sie lebten schon in einer Region wohin andere deportiert wurden aber in der Zwangsarbeit der Trudarmee kam mehr als ein Drittel der eingezogenen Manner ums Leben Auch Frauen wurden zur Zwangsarbeit geschickt Viele Kinder blieben ohne Eltern und ohne Betreuung 2 Parallel zur Zwangsarbeit wurden andere Minderheiten aus dem Kaukasus in Rot Front zwangsangesiedelt 1 Nach dem Krieg erholten sich das Leben der Einwohner und die Wirtschaft des Dorfes nur langsam Erst in den 1960er und 1970er Jahren kam der Aufschwung auch konnten sich die Deutschen langsam wieder zu Gottesdiensten zusammenfinden Da die Mehrheit der Einwohner noch Verwandte in Deutschland hatte bestand seit den 1980er Jahren die Moglichkeit einen Antrag zur Aussiedlung nach Deutschland zu stellen Von 1986 als die Perestroika angekundigt war bis zum Zerfall der Sowjetunion hatte die uberwiegende Mehrheit der Bewohner einen Antrag zur Aussiedlung nach Deutschland gestellt Durch den Zusammenbruch der landwirtschaftlichen Kolchosen nach 1991 verloren viele Bewohner ihre Arbeitsplatze Die kirgisische Sprache wurde als Staatssprache eingefuhrt Bis 1992 ubersiedelte mehr als die Halfte der ehemals 900 deutschen Bewohner von Rot Front nach Deutschland 3 Nachdem 2010 die in den 1990er Jahren gegrundete Genossenschaft bankrottging und viele Dorfbewohner ihre Arbeit verloren kam es zu einer weiteren Auswanderungswelle deutscher Familien und etwa die Halfte der verbliebenen Deutschen wanderte nach Deutschland aus 4 Heute leben nur noch etwa 150 Deutschstammige im Dorf Allerdings ist Rot Front Bergtal eines der wenigen Dorfer in Zentralasien in dem noch eine nennenswerte geschlossene deutsche Minderheit lebt Fast alle haben Verwandte in Deutschland besuchen sich gegenseitig und besitzen die Bewilligung zur Ausreise nach Deutschland 3 Heutige Situation Bearbeiten nbsp Ortseingangsschild 2006Nach der Unabhangigkeitserklarung Kirgisistans 1991 setzten sich die verbliebenen deutschen Einwohner des Dorfes erfolgreich dafur ein dass die Siedlung neben dem offiziellen Namen Rot Front auch ihren alten Namen Bergtal wieder tragen und auf dem Dorfschild ausweisen durfte Heute steht auf dem Ortsschild in kyrillischer Schrift Rot Front und darunter in lateinischer Schrift Bergtal 1927 Genau genommen steht auf dem Schild falschlicherweisessergtal Deutschunterricht gab in der Dorfschule zunachst einige Jahre lang eine einheimische Kirgisin die Deutsch als Fremdsprache studiert hatte Durch Vermittlung der Deutschen Botschaft in Bischkek und des Goethe Instituts finanzierte die Bundesrepublik Deutschland ab Mitte der 1990er Jahre einen Deutschlehrer aus Deutschland im Dorf 5 Mit Hilfe der Deutschen Botschaft wurde im Schulhaus auch die Errichtung eines kleinen Museums ermoglicht das mit Landkarten und Fotos die Erinnerung an die Wanderungen der Deutschen bis nach Zentralasien wachhalt und das Leben im Dorf anschaulich macht Seit einem Schwelbrand im Schulhaus befindet sich das kleine Museum in einem Gebaude auf dem Grundstuck des deutschen Lehrers Grosszugige Finanz und Sachhilfen der Bundesregierung fur die ortliche landwirtschaftliche Genossenschaft sind allerdings zum grossten Teil im Sande versickert oder zweckentfremdet worden 6 Heute gehort Rot Front Bergtal zu den wenigen Dorfern in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion die noch einen betrachtlichen deutschstammigen Bevolkerungsanteil aufweisen Allerdings sind von den rund 900 deutschstammigen Einwohnern des Jahres 1989 heute nur noch weniger als 150 dort zu finden 7 Viele Hauser der ehemaligen deutschstammigen Bewohner wurden von Kirgisen aufgekauft und eine strenge Trennung zwischen den christlichen Deutschen und muslimischen Kirgisen besteht nicht mehr Auch Unterricht findet im Dorf nicht mehr auf Deutsch sondern auf Russisch und Kirgisisch statt 2 Siehe auch BearbeitenBakaiata Kirgisistandeutsche Kant Kirgisistan RusslandmennonitenLiteratur BearbeitenJorg Heuer Bei Kellers in Kirgisien In National Geographic Deutschland Jg 8 2006 Heft 12 ISSN 1615 0872 Robert Friesen Auf den Spuren der Ahnen 1882 1992 die Vorgeschichte und 110 Jahre der Deutschen im Talas Tal in Mittelasien Selbstverlag Minden 2000 ISBN 3 9805205 5 2 Stephan Flechtner amp Dagmar Schreiber Kirgistan Zu den Gipfeln von Tien Schan und Pamir 5 Auflage Trescher Verlag Berlin 2018 ISBN 978 3 89794 387 2 S 163 Ricarda Arens Fischer Bonifaz Burger Anna Rachel Daxner Paul Wohlfahrt Das Mennoniten Dorf Rot Front im Tschu Tal Entwicklung eines deutschen Kolonistendorfes in Kirgistan seine mediale Darstellung und Kontakte in die Welt In Global Studies Working Papers Heft 53 2023 urn nbn de bsz 21 dspace 1388909 Weblinks BearbeitenZu Gast Hans Erich Viet Milch und Honig aus Rotfront Deutsches Filminstitut 1 April 2003 archiviert vom Original am 23 Januar 2004 abgerufen am 1 November 2018 Conny Schiemenz Deutsche in Kirgisien In ZDF auslandsjournal 21 Marz 2010 abgerufen am 1 November 2018 wiedergegeben auf YouTube 5 50 Minuten Wim Klerkx Mennonites in Kyrgystan In wimklerkx nl 1996 1997 abgerufen am 1 November 2018 Foto Dokumentation Marie Alix Detrie Antonin Lechat Rotfront das letzte deutsche Dorf in Zentralasien In arte tv Abgerufen am 7 Juli 2023 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e Ricarda Arens Fischer Bonifaz Burger Anna Rachel Daxner Paul Wohlfahrt Das Mennoniten Dorf Rot Front im Tschu Tal Entwicklung eines deutschen Kolonistendorfes in Kirgistan seine mediale Darstellung und Kontakte in die Welt Universitat Tubingen 26 Februar 2023 S 16 abgerufen am 19 April 2023 a b Andrew Higgins A Mennonite Town in Muslim Central Asia Holds On Against the Odds In The New York Times 12 Mai 2019 ISSN 0362 4331 nytimes com abgerufen am 12 Juli 2022 a b Michael Martens Marcus Kaufhold Main Vater war mal in Daitschland In FAZ 9 September 2010 Seite 3 ISSN 0174 4909 Rotfront das letzte deutsche Dorf in Zentralasien In ARTE Info Abgerufen am 7 Juli 2023 deutsch Andrew Higgins A Mennonite Town in Muslim Central Asia Holds On Against the Odds In The New York Times 12 Mai 2019 ISSN 0362 4331 nytimes com abgerufen am 12 Juli 2022 Jorg Heuer Das deutsche Dorf am Ende der Welt 28 Mai 2009 abgerufen am 12 Juli 2022 deutsch Stephan Flechtner amp Dagmar Schreiber Kirgistan Zu den Gipfeln von Tien Schan und Pamir 5 Auflage Trescher Verlag Berlin 2018 ISBN 978 3 89794 387 2 S 163 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rot Front amp oldid 239131230