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Die Risiko Luftwaffe auch Risiko Luftflotte Risikoluftwaffe war eine deutsche strategische Luftwaffen Konzeption zwischen 1933 und 1937 die die Aufrustung der Wehrmacht ermoglichen sollte Inhaltsverzeichnis 1 Konzeption 2 Aufbau 3 Bluff 4 EinzelnachweiseKonzeption BearbeitenEntworfen wurde das Konzept im Mai 1933 vom Vorstandsmitglied der Lufthansa Robert Knauss der es an das Konzept der Risikoflotte von Alfred von Tirpitz anlehnte Knauss ging von der Pramisse aus dass eine deutsche Grossmachtstellung nur durch einen Zweifrontenkrieg gegen Frankreich und Polen zu erreichen ist Im kritischen Zeitraum bis zur Erlangung des dafur notwendigen Rustungsstandes sollten diese Machte von Praventivschlagen gegen die deutsche Aufrustung durch Erhohung des Kriegsrisikos abgeschreckt werden Knauss schlug hierzu die Schaffung einer Luftflotte als selbststandige Kriegswaffe von 390 viermotorigen Bombern sowie 10 Luftaufklarungsstaffeln vor die Jagdwaffe sollte reine Unterstutzungswaffe fur Heer und Marine sein 1 Knauss hielt eine solche Bomberflotte fur durchaus imstande eine Mobilmachung der Gegner durch Luftangriffe mit Gas Spreng und Brandbomben auf die Hauptstadte zu lahmen die feindlichen Luftstreitkrafte auf ihren Flugplatzen zu vernichten und die Rustungsindustrie auszuschalten 2 Wenn auch das Rustungsprogramm der Luftwaffe nur unvollkommen Knauss Vorstellungen entsprach weder wurde der von ihm gewunschte Einheitstyp eines schwerbewaffneten Bombers noch die Grossenordnung erreicht folgte es in seinen Grundzugen der von Knauss entwickelten Idee der Risiko Luftwaffe 3 Infolgedessen erhielt die Luftwaffe in Form der Risiko Luftwaffe eine aussenpolitische Konzeption sie wurde als Faktor aussenpolitischer Abschreckung eingesetzt 4 Nach Olaf Groehler war sie als erpresserisches Mittel in der Aussenpolitik gedacht 5 Aufbau BearbeitenDer Aufbau sollte 1936 abgeschlossen sein und in einer zweiten uberlappenden Phase von 1936 bis 1938 sollten die Verbande erst mit inzwischen entwickelten modernen Flugzeugen ausgerustet werden 6 Zuerst wurden ein paar sogenannte Risiko Staffeln geschaffen fur Ausbildung und Schulung 7 Der Aufbau der Risiko Luftwaffe schritt relativ schnell voran Die Flugzeugtypen entsprachen jedoch nicht dem neuesten Stand und die Qualitat liess auch zu wunschen ubrig Man verfuhr nach dem Grundsatz Ein bedingt brauchbares beschaffungsreifes Gerat ist besser als kein Gerat 8 Den Kern der Risiko Luftwaffe bildeten zu Behelfsbombenflugzeugen umgerustete Ju 52 von denen 450 Stuck gebaut wurden 9 Im Fruhjahr 1935 umfasste die Luftwaffe 1 800 Maschinen 10 Die industrielle Basis wurde in einer uberraschend kurzen Zeit geschaffen 11 Am 20 Oktober 1933 rief Hermann Goring die Leiter der Flugzeugwerke des Motorenbaus und die massgeblichen Herren der Industrie zu einer Sitzung in Berlin zusammen Goring wurde nach dem Zeugnis von Heinrich Koppenberg von der Versammlung mit erhobener Hand in feierlichen Schweigen begrusst 12 Laut Willi A Boelcke mussten die Unternehmer hingegen erst mit Geld und guten Worten zum Aufrustungskurs gebracht werden 13 Fur den Flugzeugkonstrukteur Ernst Heinkel war seine He 51 mit der die ersten Staffeln des Jagdgeschwaders Richthofen ausgerustet wurden bereits altes Eisen Dennoch empfand er angesichts der als Der fliegende Sarg bezeichneten Do 11 und der langsam dahin schleichenden Ju 52 mit praktisch nutzlosen Maschinengewehrnest an der Rumpfoberseite ein beschranktes Mass an Befriedigung fur seine Flugzeuge mit denen die Risiko Luftflotte hauptsachlich ausgerustet wurde 14 Laut Heinkel war das Grundprinzip des Chefs des Luftwaffen Verwaltungsamtes Albert Kesselring moglichst geringe Eingriffe in die private Initiative moglichst geringe staatliche Zuschusse statt dessen Verdienenlassen durch Arbeit und anstandige Bezahlung 15 Die hektische und uberschnelle Aufrustung verursachte eine Preisinflation In einer Besprechung mit Vertretern der Luftrustungsindustrie am 16 Juni 1937 im Reichsluftfahrtministerium beklagte Goring das ihn die militarische und politische Lage gezwungen habe die konzentrierte Aufrustung vorzunehmen die dazu fuhrte dass seines Erachtens unmoralische Preise vom Reich erpresst wurden 16 Ursprunglich sollte nach dem Konzept der Reichswehr die Erstausstattung der neuen deutschen Luftwaffe im Ausland beschafft werden verbunden mit einem gross angelegten Technologietransfer da die deutsche Luftfahrtindustrie technisch weit ins Hintertreffen geraten war Tatsachlich wurden 1933 Motoren und Flugzeuge vor allem in den USA gekauft so brachte Ernst Udet bei einer Reise im Jahr 1933 in die USA zwei einmotorige Bombenflugzeuge Hawk der Firma Curtiss Wright mit die in der Industrie studiert wurden Ende 1933 setzte sich die Konzeption von Erhard Milch durch der zwar Anfangs auch auf Technologietransfer setzte jedoch das Ziel verfolgte einen autarken deutschen Luftrustungskomplex zu schaffen und alles selbst zu machen von Motoren bis hin zu Instrumenten Damit wurde die Gefahr eines technologischen Embargos des Auslands wenn die deutsche Politik aggressiv werden sollte ausgeschaltet In Milchs Konzept das von der nationalistischen Idee einer deutschen Luftgeltung bestimmt war war die Eskalation zu einem internationalen Wettrusten und letztlich zum Krieg von Beginn an angelegt 17 Beim Flugbenzin war man auf Import angewiesen und das Ausland hatte die Belieferung mit diesen wichtigen Stoff unterbinden konnen ware der zunachst geheime Aufbau der Luftwaffe erkannt worden Daher richtete sich das Interesse des Reichsluftfahrtministeriums auf das Leuna Benzin der I G Farben Die Verbindung zwischen Staatssekretar Milch und Carl Krauch wurde durch Albert Vogler geknupft Krauch fertigte fur Milch im September 1933 eine Denkschrift an in der ein Vierjahresplan zur Ausweitung der Erzeugung von Leuna Benzin vorgeschlagen wurde Die Produktion sollte durch eine Kapitalinvestition von 400 Millionen Reichsmark von 500 000 t auf 1 800 000 t jahrlich steigen Der General Alfred von Vollard Bockelberg sagte die Prufung der Denkschrift und gemeinsames Vorgehen zu Eine unmittelbare Auswirkung hatte die Denkschrift jedoch nicht Erst ab 1935 konnten bedeutsame Erfolge auf dem Wege der Unabhangigkeit vom Ausland erreicht werden als die Produktion von 50 000 t Flugbenzin bei einer Gesamtproduktion von 350 000 Jahrestonnen erreicht wurde Der Bedarf der Luftwaffe betrug 1936 80 000 t 18 Bluff BearbeitenNach ihrer Tarnzeit wurde ab 1935 die deutsche Luftwaffe mit einem phantastischen Nimbus der Starke umgeben 19 General Paul Deichmann Referent in der Fuhrungsabteilung der Luftwaffe berichtet in seinen Erinnerungen Hatten wir vor dem 10 Marz 1935 Kampfeinheiten als Fliegerschulen Versuchsabteilungen und so weiter getarnt so bezeichneten wir jetzt Fliegerschulen und sogar reine Verwaltungsstellen mit militarisch taktischen Nummern damit man sie fur Staffeln Gruppen oder Geschwader hielt Auslandische Militarattaches wurden bereitwilligst durch Fliegerhorste und Flugzeugfabriken gefuhrt Was man ihnen zeigte war an sich schon imponierend Aber uberall gab es eine Halle in die man sie nicht hineinlassen durfte weil sich darin angeblich die neuesten noch geheimen Entwicklungen befanden Manchmal stimmte das aber manchmal waren diese Hallen auch leer Mit Prototypen die mit eigens dafur hochgezuchteten in der Serie nicht vorhandenen Motoren ausgestattet waren wurden Weltrekorde geflogen Das gab Publicity Mit gefalschten Fotos wurde vorgetauscht dass sich diese Flugzeuge bereits im Serienbau und im Einsatz bei der Truppe befanden 20 Diese Rustungspropaganda die nicht erst im Zweiten Weltkrieg inauguriert wurde sondern von vornherein zur politischen Strategie des Regimes gehorte fuhrte dazu dass das internationale Schrifttum welches die faschistische Aufrustung anprangerte um die Welt gegen Hitlers Kriegstreiberei zu mobilisieren genau das Gegenteil erreichte Dem Ausland erschien das Risiko schon zu gross 21 Nach Wilhelm Deist hatte die Risiko Luftwaffe die grosste politische Wirkung in England und er spricht von einer allgemeinen Psychose Am 30 Juli 1934 sprach Stanley Baldwin vor dem Unterhaus davon dass angesichts der Entwicklung der Militarluftfahrt die Verteidigung nicht mehr an den Kreidefelsen von Dover sondern am Rhein stattfinde 22 Laut Deist hat sie ihre politische Aufgabe fraglos erfullt 23 Einzelnachweise Bearbeiten Wilhelm Deist Die Aufrustung der Wehrmacht In Wilhelm Deist Manfred Messerschmidt Hans Erich Volkmann Wolfram Wette Ursachen und Voraussetzungen des Zweiten Weltkriegs Frankfurt am Main 1989 S 566 ff Rolf Dieter Muller Der Bombenkrieg 1939 1945 Berlin 2004 S 29 Deist Die Aufrustung der Wehrmacht S 569 f Karl Heinz Ludwig Strukturmerkmale nationalsozialistischer Aufrustung In Friedrich Forstmeier Hans Erich Volkmann Hrsg Wirtschaft und Rustung am Vorabend des Zweiten Weltkrieges Dusseldorf 1981 S 55 ff Olaf Groehler Zum Aufbau und zur Entwicklung der faschistischen Luftwaffe bis zum Uberfall auf die Sowjetunion In Erhard Moritz Hrsg Das Fiasko der antisowjetischen Aggression Berlin 1978 S 389 Paul Deichmann Der Chef im Hintergrund Oldenburg 1979 S 52 Ernst Heinkel Sturmisches Leben Stuttgart o J S 242 Ludolf Herbst Das nationalsozialistische Deutschland 1933 1945 Frankfurt am Main 1996 S 130 f Olaf Groehler Geschichte des Luftkriegs Berlin 1981 S 139 Hans Joachim Braun Britische und deutsche Luftrustung in der Zwischenkriegszeit In Ernst Willi Hansen Gerhard Schreiber Bernd Wegner Politischer Wandel organisierte Gewalt und nationale Sicherheit Munchen 1995 S 185 Deist Die Aufrustung der Wehrmacht S 576 Lotte Zumpe Wirtschaft amp Staat in Deutschland 1933 bis 1945 Berlin 1980 Band 3 S 81 Willi A Boelcke Stimulation und Verhalten von Unternehmern der deutschen Luftrustungsindustrie wahrend der Aufrustungs und Kriegsphase In Horst Boog Hrsg Luftkriegfuhrung im Zweiten Weltkrieg Ein internationaler Vergleich Herford 1993 S 87 Heinkel Sturmisches Leben S 241 ff Heinkel Sturmisches Leben S 245 Boelcke Stimulation und Verhalten von Unternehmern der deutschen Luftrustungsindustrie S 91 Lutz Budrass Die Mobilisierung von Forschung und Lehre in der deutschen Luftfahrtindustrie 1933 1945 In Soren Flachowsky Rudiger Hachtmann Florian Schmaltz Hrsg Ressourcenmobilisierung Wissenschaftspolitik und Forschungspraxis im NS Herrschaftssystem Gottingen 2016 S 309 ff Wolfgang Birkenfeld Der synthetische Treibstoff 1933 1945 Gottingen 1964 S 61 ff Karl Heinz Ludwig Strukturmerkmale nationalsozialistischer Aufrustung S 57 Deichmann Der Chef im Hintergrund S 56 f Karl Heinz Ludwig Strukturmerkmale nationalsozialistischer Aufrustung S 57 Deist Die Aufrustung der Wehrmacht S 570 Wilhelm Deist Militar Staat und Gesellschaft Munchen 1991 S 313 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Risiko Luftwaffe amp oldid 239142976