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Der Ring von Pietroasa ist ein goldener Halsring aus dem fruhen 5 Jahrhundert der eine gotische Runeninschrift tragt Er wurde 1837 am Osthang des Berges Istritza in der Nahe des Ortes Pietroassa heute Pietroasele im Kreis Buzău in Rumanien gefunden Der Ring war Teil eines 22 Gegenstande umfassenden Hortes den die Ostgoten eventuell vor den Hunnen zu verbergen suchten dem Schatz von Pietroasa Der Ring von Pietroassa Zeichnung von Henri Trenk 1875 Inhaltsverzeichnis 1 Fundort und Geschichte 2 Der Goldfund 3 Inschrift und Deutung 4 Deutungsgeschichte 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseFundort und Geschichte BearbeitenDer Ort Pietroasele liegt im rumanischen Kreis Buzău 100 km nordostlich der Hauptstadt Bukarest Bis in die erste Halfte des 4 Jahrhunderts befand sich in diesem Gebiet eine romische Festung die dann zweimal niedergebrannt wurde Ab der zweiten Halfte des 4 Jh lassen sich stattdessen zwei gotische Siedlungen in der Nahe nachweisen 1 Zu dieser Zeit wurden die Goten noch nicht von den Hunnen bedroht Diese uberschritten aber 375 den Don und unterwarfen die Ostgoten Der Pietroassa Goldschatz wurde wahrend der Herrschaft der Hunnen uber die Ostgoten vergraben noch bevor jene sich 454 in der Schlacht am Nedao befreiten Der Goldfund Bearbeiten nbsp Der zerteilte Ring im Nationalen Museum der Geschichte BukarestBei dem Pietroassa Goldschatz handelte es sich um 22 goldene Gegenstande Schalen Kannen und Fibeln vorwiegend aus romischen Werkstatten die prunkvoll ornamentiert und mit Edelsteinen besetzt waren Die Finder hielten ihn 1837 verborgen und beschadigten viele Objekte indem sie Goldstucke abbrachen verbogen oder die Edelsteine entfernten Nach polizeilichen Ermittlungen konnte man noch 12 Objekte sicherstellen Sie gelangten in das Bukarester Museum aus dem sie 1875 wieder gestohlen wurden Der Dieb beschadigte weitere Objekte und zerteilte den Ring von Pietroassa in mehrere Teile von denen die beiden inschriftentragenden zusammen mit den meisten anderen Objekten wieder sichergestellt werden konnten Die Rune durch die der Schnitt ging war seitdem Gegenstand von Diskussionen Im Ersten Weltkrieg 1916 stahl man den Schatz erneut und erst 1956 kehrte er aus Moskau nach Bukarest zuruck wo er heute im Nationalen Museum der Geschichte von Rumanien ausgestellt wird Inschrift und Deutung Bearbeiten nbsp Die Inschrift als RunenzeichenDie Inschrift des Halsringes ist im alteren Futhark und rechtslaufig gutani o wi hailagDie Trennung der Worter entspricht der Anordnung der Runen auf dem Halsring Aus den 15 Buchstaben lassen sich vier Worter lesen Gutani o thal wi h hailagDie o Rune steht einzeln nicht fur ihren Lautwert sondern ihren Runennamen othala Dieser bedeutet ererbter Besitz Das erganzte h bei wi h geweiht erklart sich daraus dass man in Runenschrift keine Doppelkonsonanten schreibt meistens um Platz zu sparen Im normalisierten Wulfila Gotisch wurde die Inschrift lauten Gutane othal weih hailagUbersetzung nach Nedoma 2 der Goten Erbbesitz geweiht und unverletzlich geheiligt Die Inschrift ist unverkennbar gotisch Zum einen wird der Stammesname genannt zum anderen hat die h Rune nur einen Querbalken In den sonstigen kontinentalen Runeninschriften und im angelsachsischen Futhark hat diese Rune zwei Querbalken Man nimmt an dass die Inschrift nicht unmittelbar vor der Niederlegung des Schatzes angebracht worden ist Bei solchen frischen Ritzungen treten sonst Wulste an den Ritzkanten auf die nicht nachgewiesen werden konnten Zudem weist der Ring Gebrauchsspuren auf die eine langere Nutzung nahelegen Der Nutzer konnte eine hohergestellte Personlichkeit Furst oder Priester gewesen sein 2 Unter den Runen o und w ist laut Wolfgang Krause ein schwach erkennbares Sinnbild Dreiwirbel oder Hakenkreuz eingeritzt 3 was eine religiose Verwendung unterstreichen konnte Deutungsgeschichte BearbeitenNach der Entdeckung der Inschrift und ihrem Bekanntwerden 1867 auf der Weltausstellung in Paris erschienen Deutungen in vielen Publikationen u a von Wilhelm Grimm und Rudolf Virchow Man las die Runen jedoch gutan e iowi hailag Der Goten Jupiter geweiht 4 Mit dem Gott Jupiter meinte man einen Bezug auf Thor gefunden zu haben Zu einer solchen Deutung konnte man aber nur kommen wenn man die Trennung der Worter ignorierte und das i am Ende von gutani zum o heruberzog Dennoch galt diese Deutung als die schlussigste und fand allgemeine Verbreitung Nachdem die Inschrift in zwei Teile geteilt worden war bildeten sich Zweifel uber den Lautwert der zerstorten Rune da nur noch einige Zweige erkennbar waren Es wurden die Runen j 5 s 6 und sogar ng 7 vorgeschlagen Zuletzt einigte man sich auf j bis ein vor dem Diebstahl entstandenes Foto des Halsringes auftauchte in dem eindeutig die o Rune erkennbar war Siehe auch BearbeitenGoten RunenLiteratur BearbeitenKlaus Duwel Runenkunde 4 Auflage Metzler Stuttgart Weimar 2008 ISBN 3 476 13072 X Radu Harhoiu Peter Pieper Robert Nedoma Pietroassa In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Band 23 2 Auflage Berlin 2003 ISBN 3 11 017535 5 Seiten 147 158 Tineke Looijenga Runes around the North Sea and on the Continent AD 150 700 SSGU Groningen 1997 ISBN 90 6781 014 2 Seiten 96 97 Dissertation Universitat Groningen 1997 Robert Nedoma Schrift und Sprache in den ostgermanischen Runeninschriften In North Western European Language Evolution NOWELE Band 58 59 2010 Seiten 1 70 ISSN 0108 8416 Wolfgang Krause Runen Sammlung Goschen Band 2810 2 unveranderte Auflage Verlag de Gruyter Berlin 1993 ISBN 3 11 014042 X Seite 87 EA Berlin 1970 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ring von Pietroassa Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abbildung des Goldfundes von PietroassaEinzelnachweise Bearbeiten Harhoiu RGA Bd 23 S 147 a b Nedoma RGA Bd 23 S 157 Krause Runen S 87 Duwel Runenkunde 4 Auflage S 32 Duwel Runenkunde 3 Auflage S 32 Looijenga S 97 Pieper RGA 23 S 154 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ring von Pietroassa amp oldid 236579132