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Richard Lewinsohn geboren 23 September 1894 in Graudenz gestorben 9 April 1968 in Madrid war ein Arzt deutscher Wirtschafts Journalist und Schriftsteller Er veroffentlichte zahlreiche Texte und Bucher unter den Pseudonymen Morus und Campanella sowie Fritz Wolter Richard Lewinsohn um 1927 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft und Ausbildung 1 2 Journalist in Berlin 1 3 Emigration 1 4 Ruckkehr nach Europa 2 Meinung 3 Schriften 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelbelegeLeben BearbeitenHerkunft und Ausbildung Bearbeiten Lewinsohn wurde 1894 in der damals westpreussischen Festungsstadt Graudenz als Sohn des Ziegeleibesitzers Salomon Lewinsohn geboren Seine Mutter hiess Monna Brilles Nach seinem Abitur im Jahre 1913 studierte Lewinsohn Medizin und Okonomie in Munchen Gottingen Jena Bonn und Berlin Im Ersten Weltkrieg soll er als angehender Mediziner einen Frontlazarettzug geleitet haben Seine Dissertation in der Medizin erschien 1919 unter dem Titel Karzinom und Trauma Nach Ende des Krieges arbeitete er im Sozialhygienischen Institut Berlin Der Titel seiner Doktorarbeit in Politikwissenschaften die 1923 veroffentlicht wurde lautete Sozialismus und Bevolkerungspolitik Journalist in Berlin Bearbeiten Nach Abschluss seiner beiden Promotionen wandte sich Lewinsohn hauptberuflich dem Journalismus zu Von 1923 bis 1925 war Lewinsohn Politikredakteur bei der in Berlin ansassigen Vossischen Zeitung Von 1925 bis 1931 leitete er deren Wirtschaftsredaktion Von 1921 bis 1931 schrieb er ausserdem unter dem Pseudonym Morus knapp 400 wirtschaftspolitische Artikel fur die Berliner Wochenzeitschrift Die Weltbuhne In seinem Ruckblick auf 25 Jahre Weltbuhne wurdigte Kurt Tucholsky die Mitarbeit Lewinsohns wie folgt Mit Morus tat sich S J erst sehr geheimnisvoll Du wirst ja sehen sagte er Wer ist es denn Tiefes Geheimnis Ein Arzt Ein Journalist Nun ich sah dass hier namlich einer den sonst so trocknen und nur fur die Besucher der Burgstrasse lesbaren Handelsteil so amusant so lebendig und so schonungslos witzig gestaltete dass seine Artikel zugleich mit denen Jacobsohns wohl am meisten gelesen worden sind und gelesen werden Kurt Tucholsky Funfundzwanzig Jahre in Die Weltbuhne 9 September 1930 S 379 Fur die Weltbuhne schrieb er auch unter dem Pseudonym Fritz Wolter insbesondere uber Themen der Presselandschaft und Nachrichtenbranche 1 In den 1920er Jahren machte Lewinsohn sich als Autor wirtschaftspolitischer Studien und Unternehmerportrats einen Namen So erschien 1929 eine Biographie des mysteriosen Europaers Basil Zaharoff Emigration Bearbeiten 1930 ging Lewinsohn als Leiter des Ullstein Buros nach Paris Nach der Machtubernahme der Nationalsozialisten wurde Lewinsohn entlassen und blieb in Paris wo er unter dem neuen Pseudonym Campanella fur die von Leopold Schwarzschild herausgegebene Exilzeitschrift Das Neue Tage Buch schrieb Ebenfalls soll er in den franzosischen Blattern Paris Midi und L Intransigeant veroffentlicht haben und Korrespondent der portugiesischen Republica gewesen sein Als die deutsche Exilzeitung Pariser Tageblatt die erste Nummer der Tageszeitung erschien am 12 Dezember 1933 gegrundet wurde wurde Lewinsohn ihr Wirtschaftsredakteur 2 Im Juni 1936 sollte er wegen finanzieller Probleme des Pariser Tageblatt auf Geheiss des Verlegers Wladimir Poljakow mit dem Journalisten Heinz Pol neuer Chefredakteur des Blattes werden und den amtierenden Georg Bernhard ablosen Die Redakteure des Tageblatts putschten daraufhin gegen ihren Verleger und grundeten ein Konkurrenzblatt die Pariser Tageszeitung In deren erster Ausgabe brandmarkten sie Lewinsohn und Poliakow als Verrater die das Pariser Tageblatt hatten den Nazis andienen wollen und daher Bernhard und andere antinazistische Redakteure hatten entlassen wollen Dazu verubten die Putschisten einige kriminelle Attacken Lewinsohn wurde uberfallen und verprugelt so dass er schwer verletzt war Das Buro des Tageblatts wurde ausgeraubt und zerstort die Abonnentenkartei gestohlen Die erste Ausgabe der Tageblatts nach dem Putsch wurde gestohlen und vernichtet Weil ausserdem die deutschen Exilanten den unbewiesenen Lugen der Putschisten um Bernhard Glauben schenkten musste das Pariser Tageblatt seinen Betrieb einstellen 3 Ein in Exilkreisen gegrundeter Untersuchungsausschuss der auf das Betreiben der Zeitschrift Das Neue Tagebuch von Leopold Schwarzschild zu Stande gekommen war und dem auch Georg Bernhard und Berthold Jacob angehorten stellte wenig spater fest dass die Anschuldigungen gegen Poliakow haltlos waren und zu Unrecht erfolgt waren 4 Lewinsohn wurde 1939 zunachst in Colombes nordwestlich von Paris und spater in verschiedenen zentralfranzosischen Lagern interniert 1940 setzte er seine Flucht nach Brasilien fort wo er ein Institut fur Konjunkturforschung und im November 1947 die Wirtschaftszeitschrift Cunjuntura Economica grundete Ebenfalls arbeitete er als Wirtschaftsberater der brasilianischen Regierung und als Dozent an der Universitat von Rio de Janeiro Ruckkehr nach Europa Bearbeiten 1952 kehrte er nach Paris zuruck von wo er als Korrespondent fur die Conjuntura Economica und mehrere europaische Medien arbeitete In der Folgezeit veroffentlichte er eine Reihe von kulturgeschichtlichen Betrachtungen wie zum Beispiel eine Weltgeschichte der Sexualitat und eine Weltgeschichte des Herzens Mehrere seiner Bucher wurden auch ins Englische und Franzosische ubersetzt Lewinsohn starb 1968 in Madrid wo er sich zu Studienzwecken aufhielt Auf dem Madrider Zivilfriedhof befindet sich sein Grab Die im schweizerischen Luzern ansassige Richard Lewinsohn Morus Stiftung betreut den literarischen Nachlass des Schriftstellers Meinung BearbeitenIn seinem Buch Das Geld in der Politik zieht er folgendes Fazit Aber in einem Lande dessen Politik ganz uberwiegend nach wirtschaftlichen Interessen orientiert ist und in dem die Arbeiterschaft die weitaus starkste Bevolkerungsschicht bildet musste die Demokratie notwendigerweise zu einem reinen Arbeiterstaat fuhren Diese Entwicklung hat das Kapital in Deutschland wie in allen anderen grossen Industrielandern auf kunstvolle Art abzubiegen verstanden Es hat alle Minen springen lassen im Parlament und ausserhalb des Parlaments in der Bearbeitung der offentlichen Meinung und in der Staatsverwaltung Es erkauft sich durch Geld die politische Macht es stellt dank der besseren Schulung die es sich leisten kann allenthalben die Sachverstandigen Es spannt die Wissenschaft in den Dienst der Interessenten Es setzt alle physischen und geistigen Krafte in Bewegung um sich in der Demokratie und trotz der Demokratie zu behaupten 5 Schriften BearbeitenSozialismus und Bevolkerungspolitik Berlin 1923 Judische Weltfinanz Berlin Hamburg 1925 Die Umschichtung der europaischen Vermogen Berlin 1925 Wie sie gross und reich wurden Berlin 1927 Der Mann im Dunkel die Lebensgeschichte Sir Basil Zaharoffs des mysteriosen Europaers Berlin 1929 Das Geld in der Politik Berlin 1930 Die Welt aus den Fugen Dresden 1932 Sinn und Unsinn der Borse Berlin 1933 Reprint 2009 Mediaforum Verlag Frankfurt 2009 ISBN 978 3 9812870 0 4 dd Geschichte der Krise Leipzig Wien 1934 Eine Geschichte der Tiere Hamburg 1952 Barnato Herr uber Diamanten und Gold Gutersloh 1955 Der ewige Zeus Hamburg 1955 Die Grossen der Weltwirtschaft Berlin 1955 Eine Weltgeschichte der Sexualitat Hamburg 1956 Die Enthullung der Zukunft Hamburg 1958 Eine Weltgeschichte des Herzens Hamburg 1959 Der Wunderdoktor aus Mauritius oder Die Kunst der Verjungung Munchen 1963 Marx Markte und Mars Zurich 1964 Skandale die die Welt bewegten Berlin 1967 Ein Maulkorb fur Kant Manuskript 1968 In einer Horbuchfassung in Luzern 2005 veroffentlicht Literatur BearbeitenHans Jaeger Lewinsohn Richard In Neue Deutsche Biographie NDB Band 14 Duncker amp Humblot Berlin 1985 ISBN 3 428 00195 8 S 417 Digitalisat Ursula Madrasch Groschopp Die Weltbuhne Portrat einer Zeitschrift Buchverlag Der Morgen Berlin 1983 Nachdruck Bechtermunz Verlag im Weltbild Verlag Augsburg 1999 ISBN 3 8289 0337 1 Biografie von Alexandra Renggli auf der Homepage der Richard Lewinsohn Morus Stiftung Luzern 2011 Werner Roder Herbert A Strauss Hrsg International Biographical Dictionary of Central European Emigres 1933 1945 Band 2 2 Munchen Saur 1983 ISBN 3 598 10089 2 S 722 Bernd Kulla Lewinsohn Richard In Harald Hagemann Claus Dieter Krohn Hrsg Biographisches Handbuch der deutschsprachigen wirtschaftswissenschaftlichen Emigration nach 1933 Band 2 Leichter Zweig Saur Munchen 1999 ISBN 3 598 11284 X S 380f Weblinks BearbeitenBiographische Hintergrunde Lewinsohns dargestellt bei der Vorstellung der Horspielversion des Stucks Ein Maulkorb fur Kant Luzern 2005 Die Richard Lewinsohn Morus Stiftung Luzern 1 Literatur von und uber Richard Lewinsohn im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelbelege Bearbeiten meinen unter dem Pseudonym Fritz Wolter erschienenen Aufsatz in der Weltbuhne Richard Lewinsohn Das Geld in der Politik 1930 S 218 Jurgen Wilke Telegraphenburos und Nachrichtenagenturen in Deutschland 1991 S 64 Horst Grunder Walter Simons als Staatsmann Jurist und Kirchenpolitiker 1975 S 230 Walter F Peterson The Berlin liberal press in exile a history of the Pariser Tageblatt Pariser Tageszeitung 1933 1940 Tubingen 1987 S 65 Lieselotte Maas Kurfurstendamm auf den Champs Elysees Der Verlust von Realitat und Moral beim Versuch einer Tageszeitung im Exil ein Beitrag in Exilforschung Ein Internationales Jahrbuch Band 3 Gedanken an Deutschland im Exil und andere Themen Hrsg Gesellschaft fur Exilforschung Munchen 1985 S 112ff Walter F Peterson The Berlin liberal press in exile a history of the Pariser Tageblatt Pariser Tageszeitung 1933 1940 287 S Tubingen 1987 S 158 Richard Lewinsohn Das Geld in der Politik Berlin 1930 S 237 f Normdaten Person GND 116972327 lobid OGND AKS LCCN n84087259 NDL 00523804 VIAF 110152991 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Lewinsohn RichardKURZBESCHREIBUNG deutscher Wirtschafts Journalist und SchriftstellerGEBURTSDATUM 23 September 1894GEBURTSORT GraudenzSTERBEDATUM 9 April 1968STERBEORT Madrid Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Richard Lewinsohn amp oldid 233631052