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Die sogenannte Reidersche Tafel ist eine der altesten bekannten Darstellungen der Auferstehung und Himmelfahrt Christi und zugleich das alteste Exponat das im Bayerischen Nationalmuseum ausgestellt ist Inventar Nummer MA 157 Es handelt sich um eine Elfenbeinschnitzerei die vermutlich in der Spatantike um das Jahr 400 in Rom oder in Mailand entstanden ist Die Tafel wurde 1860 von dem Kunstsammler Martin von Reider aus Bamberg fur das Museum erworben Sie wird im Saal 1 des Museums ausgestellt der der Kunst von der Spatantike bis zur Romanik gewidmet ist Reidersche Tafelum 400Elfenbeinschnitzerei 18 7 cm 11 5 cm 0 6 0 7 cmBayerisches Nationalmuseum Munchen Inhaltsverzeichnis 1 Bildbeschreibung 2 Material und Verwendung 3 Kunsthistorische Bedeutung 3 1 Vergleichbare Elfenbeinschnitzereien in anderen Museen und Sammlungen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseBildbeschreibung BearbeitenDie Reidersche Tafel ist von rechts unten zu lesen Dort befinden sich am Bildrand drei Frauen die ihre Palla im traditionellen romischen Keuschheitsgestus in der Offentlichkeit uber den Kopf gezogen haben Es handelt sich um die drei heiligen Frauen die am Ostermorgen das Grab Christi besuchen Am linken Bildrand ist eine sitzende Gestalt in Toga abgebildet die nach rechts zu den Frauen blickt und mit dem Segensgestus grusst Es handelt sich um den Engel der den Frauen die Auferstehung Christi verkundet Uber dem Engel nimmt ein Gebaude den mittleren Teil der linken Bildhalfte ein Das untere Geschoss bildet ein Quaderbau mit zweiflugeligem Tor neben dem rechts eine Statue in einer Nische zu sehen ist Das obere Geschoss bildet eine mit Medaillons geschmuckte Tholos Das Gebaude das das Grab Christi darstellt ist entgegen der in den Evangelien geschilderten Situation allerdings mit geschlossenem Tor abgebildet Von links und rechts ist jeweils ein mit einer Chlamys bekleideter Wachter an das Gebaude gelehnt Wahrend der linke mit einem Speer bewaffnete Wachter erschrocken aufblickt hat der rechte seinen Kopf schlafend auf seinen abgestutzten Arm gelegt nbsp Einband des Evangeliars von EchternachIn der rechten Bildhalfte uber den Kopfen der Frauen sind zwei Manner am Fuss eines Hugels abgebildet Der linke der beiden krummt sich nach rechts gewandt zusammen und bedeckt seinen Kopf mit beiden Handen Der rechte kniet in Orantenhaltung und blickt nach oben Bei diesen beiden Figuren handelt sich um Junger Christi Uber den beiden steigt eine weitere Figur in Toga mit Nimbus um den Kopf und einer Schriftrolle in der Hand auf dem Hugel zum rechten oberen Bildrand Dabei handelt es sich um den auferstandenen Christus Aus einer Wolke ergreift ihn die Hand Gottes bei der Hand und ist im Begriff ihn in den Himmel zu ziehen Das links des Grabes emporwachsende Baumchen wird als Sinnbild der christlichen Kirche interpretiert in der Judenchristen und Heidenchristen wie die beiden Vogel im Geast ihre geistliche Nahrung finden Material und Verwendung BearbeitenBei der Reiderschen Tafel handelt es sich um eine Elfenbeinschnitzerei an deren linkem und rechtem Rand deutlich Riefen zu sehen sind die die Rander des Stosszahns erkennen lassen aus dem die Tafel geschnitzt wurde Die Schnitzerei ist hauptsachlich als Flachrelief ausgefuhrt Im Bereich der Grabesarchitektur und der Hand des Engels ist das Material allerdings hinterschnitten Bei dem Baumchen links oben sind die Hinterschneidungen so stark dass sich die Aste im Sinne der A jour Technik teilweise ganz vom Hintergrund losen An den vier Ecken der Tafel sind runde Durchbohrungen zu erkennen die die ursprungliche Verwendung der Reiderschen Tafel zeigen Vermutlich war die Elfenbeinschnitzerei in den Einband eines liturgischen Codex eingelassen wie es beispielsweise beim Codex aureus Epternacensis zu sehen ist In der Spatantike waren Elfenbein Reliefs sonst besonders bei Konsulardiptychen verbreitet Kunsthistorische Bedeutung Bearbeiten nbsp Gott ubergibt Moses die Gesetzestafeln Darstellung im Pariser Psalter nbsp Grabeskapelle in JerusalemDie Reidersche Tafel ist ein Beispiel der fruhen christlichen Kunst wie sie sich in Italien in religiosen Zentren wie Rom und Mailand entwickelte Die Bildsprache nimmt starke Anleihen bei der Antike wie sich an der Bekleidung und den Gesten der dargestellten Personen zeigt Formal sind die Figuren im Sinne der theodosianischen Kunst gestaltet 1 Die bildhafte Gestaltung des Osterwunders mit dem Engel und den drei Frauen am Grab blieb bis ins hohe Mittelalter diesem Typus verpflichtet 2 In spateren Jahrhunderten finden sich ahnliche Darstellungen eines Mannes in Toga der Kontakt mit einer Hand aus dem Himmel hat bei Darstellungen der Ubergabe der Gesetzestafeln an Moses auf dem Sinai wie beispielsweise im Pariser Psalter 3 Weitere kunsthistorische Bedeutung sieht man in der Tafel insofern dass sie moglicherweise eine realistische Abbildung der Grabeskapelle in der 335 geweihten Grabeskirche in Jerusalem liefert 4 Bemerkenswert ist auch die Darstellung der Schriftrolle die Christus in der Hand tragt wahrend die Tafel selbst fur den Einband eines gebundenen Buches bestimmt war In dieser Hinsicht markiert das Kunstwerk einen Zeitpunkt in dem geschriebene Texte einen Medienwechsel erfuhren Wahrend in der Antike die Schriftrolle aus Papyrus ublich war dominierten im Mittelalter auf Pergament geschriebene Kodizes Vergleichbare Elfenbeinschnitzereien in anderen Museen und Sammlungen Bearbeiten Elfenbeindiptychon mit Szenen der Passion Christi im Mailander Domschatz Elfenbeinkastchen um 420 430 im British Museum Harrach Diptychon um 800 im Museum Schnutgen Elfenbeinschnitzerei um 870 im Metropolitan Museum of Art Elfenbeinschnitzerei um 870 880 im Walters Art Museum Elfenbeinschnitzerei aus dem 9 Jahrhundert im World Museum Liverpool Elfenbeinschnitzerei aus dem fruhen 10 Jahrhundert im Metropolitan Museum of Art Elfenbeinschnitzerei um 1100 im Museo diocesano del Duomo di Salerno Elfenbeinschnitzerei um 1140 1160 im Metropolitan Museum of Art Elfenbeinschnitzerei um 1150 1175 im Museum Schnutgen Elfenbeinschnitzerei aus dem spaten 12 Jahrhundert im World Museum LiverpoolLiteratur BearbeitenJohn Beckwith Early Christian and Byzantine Art Yale University Press New Haven und London 1993 S 50 53 Birgitt Borkopp Rom und Byzanz Schatzkammerstucke aus bayerischen Sammlungen Katalog zur Ausstellung des Bayerischen Nationalmuseums Munchen 20 Oktober 1998 bis 14 Februar 1999 Hirmer Munchen 1998 S 84 90 Renate Eikelmann Das Bayerische Nationalmuseum 1855 2005 150 Jahre Sammeln Forschen Ausstellen Hirmer Munchen 2006 S 216 218 Fridolin Dressler Martin von Reider 1793 1862 und die Ubergabe seiner Sammlungen an das Bayerische Nationalmuseum in Munchen 1859 60 In Bericht des Historischen Vereins Bamberg Band 122 1986 S 29 71 Ulrike Koenen Forschungen im Elfenbeinturm Fragen zur Aktualitat traditioneller Denkmodelle am Beispiel spatantiker und mittelalterlicher Elfenbeinkunst In Mitteilungen zur Spatantiken Archaologie und Byzantinischen Kunstgeschichte Band 5 2007 S 35 75 Martina Pippal Kunst des Mittelalters Eine Einfuhrung Von den Anfangen der christlichen Kunst bis zum Ende des Hochmittelalters 3 Auflage Bohlau Wien Koln Weimar 2010 S 75 76 Gotz Pochat Virtuelle Raumvorstellung und fruhmittelalterliche Ikonik In Elisabeth Vavra Hrsg Virtuelle Raume Raumwahrnehmung und Raumvorstellung im Mittelalter Akten des 10 Symposiums des Mediavistenverbandes Krems 24 26 Marz 2003 Akademie Verlag Berlin 2005 S 135 148 hier S 138 139 Christa Schug Wille Byzanz und seine Welt Naturalis Munchen 1988 S 59 Werner Telesko Christus restitutor Bemerkungen zur Ikonographie der Reiderschen Tafel In Pantheon Band 57 1999 S 4 13 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Fruhchristliche Elfenbeine Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Reidersche Tafel in der Objektdatenbank des Bayerischen Nationalmuseums Theologische Uberlegungen zur Reiderschen Tafel bei pfarrbriefservice de Die Reidersche Tafel in einer Bildergalerie zu Christi Himmelfahrt in der Kunst bei evangelisch de Margaret Duffy Iconography of the Resurrection The Women at the Tomb bei Ad Imaginem Dei Lindsey Hansen Acts of Witnessing The Munich Ivory of the Ascension Medieval Visuality and Pilgrimage bei Hortulus The Online Graduate Journal of Medieval JournalsEinzelnachweise Bearbeiten vgl sudliches Relief des Theodosius Obelisken Eine der wenigen noch alteren Darstellungen der Frauen am Grab findet sich in der um 232 233 n Chr entstandenen Verlustursachen Hauskirche von Dura Europos Kurt Weitzmann Byzantine Liturgical Psalters and Gospels Variorum reprints London 1980 Abb 15 und 16 vgl Gia Toussaint Jerusalem Imagination und Transfer eines Ortes In Bruno Reudenbach Hrsg Jerusalem du Schone Vorstellungen und Bilder einer heiligen Stadt Lang Bern 2008 S 51 52 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Reidersche Tafel amp oldid 237929685