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Die Reformierte Kirche Walchwil ist ein Kirchengebaude der Evangelisch reformierten Kirchgemeinde des Kantons Zug am Waldeggweg in Walchwil Die 1964 eingeweihte kristalline Sichtbetonkirche steht seit 1998 unter Denkmalschutz Unter den reformierten Kirchenbauten des Kantons Zug erregte die Walchwiler Kirche in der Fachwelt das grosste Interesse 1 Die von Hans Peter Ammann entworfene Kirche gilt als Pionierbau Franz Fueg entwickelte Ammanns Konzept der durchscheinenden die Fenster ersetzenden Fassaden bei der Piuskirche in Meggen weiter 2 Reformierte Kirche Walchwil Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beschreibung 3 Orgel 4 Literatur 5 Siehe auch 6 Weblinks 7 AnmerkungenGeschichte BearbeitenDie reformierte Gemeinde in Walchwil ist klein Auswartige Pfarrer hielten seit 1918 an wechselnden Orten Gottesdienste zu denen sich zunachst etwa zehn Personen einfanden Bei der Volkszahlung 1960 gab es in Walchwil 141 reformierte Einwohner bei einer Gesamteinwohnerzahl von 1 400 Personen 1964 erhielt Walchwil eine halbe Pfarrstelle 3 Der Bau einer reformierten Kirche in Walchwil wurde moglich als die Eheleute Albert Walder und Martha Walder Linder der Kirchgemeinde 1956 das Baugrundstuck mit der Auflage schenkten dort binnen 10 Jahren eine Kirche zu errichten 4 Dazu standen nun 1 018 Quadratmeter in markanter landschaftlicher Lage zur Verfugung auf einer Gelanderippe des Zugerberges steil abfallend zum Ufer des Zugersees Der Baugrund reduzierte sich durch zu respektierende Strassen und Wegerechte auf 670 Quadratmeter Die Jury des Projektwettbewerbs entschied sich am 22 Dezember 1960 fur den Entwurf des jungen Zuger Architekten Hans Peter Ammann Dieser hielt sich zu Studienzwecken in Sao Paulo auf und kehrte nun nach Zug zuruck um gemeinsam mit dem Ingenieurburo Harald Luchsinger seinen Kirchenentwurf zu realisieren 5 Nach dem ersten Spatenstich am 22 September 1962 und der Aufhangung der Glocken am 14 Marz 1964 wurde die neue Kirche am 23 August 1964 von der Gemeinde in Gebrauch genommen Die Baumaterialien waren fur die 1960er Jahre typisch Sichtbeton Wasiplatten aus Kunstharz ein Produkt der Flugzeugwerke Altenrhein verzinkte Stahlprofile und dunkelbraune Keramik Bodenplatten In ihrer exponierten Lage am Seeufer heizte sich die Kirche im Sommer stark auf und war im Winter unzureichend gegen Kalte geschutzt auch liess sich der Kirchenraum schlecht entluften 6 Eine Reihe von kleineren Renovierungen war erforderlich aber in den 1990er Jahren wurde erkennbar dass die Wasiplatten der Fassade sich zersetzten Nach der Unterschutzstellung als Baudenkmal des Kantons Zug 1998 stand deshalb eine Gesamtrestaurierung an Die Wasiplatten stellten ein besonderes Problem dar Waren sie in den 1960er Jahren graublau gewesen so erschienen sie mittlerweile fur den Betrachter im Kirchenraum wie Japanpapier warmgelb und mit einer Faserstruktur Industriell wurden sie langst nicht mehr hergestellt Der Architekt Gilbert L Chapuis gewann die Firma Scobalit dafur eigens fur die Kirchenrenovierung Werkbahnen zur Produktion von Polyester Paneelen neu einzurichten 7 So prasentiert sich die Kirche nach Abschluss der Renovierung mit dem ursprunglichen graublauen Farbklima Die Dachflachen deren Kunstharzanstrich undicht geworden war wurden mit einer isolierenden Haut aus Kupferblech uberzogen die sich dem Betrachter nicht aufdrangt die Isolationsverglasung im Erdgeschoss ist gleichfalls unauffallig Am 9 April 2000 wurde der Abschluss der Restaurierung mit einem Festgottesdienst gefeiert Beschreibung Bearbeiten nbsp SeitenansichtDer Entwurf von Hans Peter Ammann nimmt die topographische Situation auf Er stellte das Grundrissquadrat beim Satteldach ubereck und nahm mit der Diagonalen Bezug auf den Felsgrat des Zugerbergs Eine Plattform die von der Nordseite durch einen Zugangsweg erschlossen ist schneidet das Terrain an und wird an der Seeseite von Pfeilern getragen Sie dient als Vorplatz und kann fur Open Air Gottesdienste genutzt werden Von dieser mit einer niedrigen Mauer gefassten Terrasse hat man einen weiten Blick uber den Zugersee auf die Rigi die Berner Alpen und ins Mittelland Im Erdgeschoss befinden sich Gemeinderaume Zum eigentlichen Kirchenraum fuhrt eine Wendeltreppe empor Er ruht auf einer kleineren quadratischen Bodenplatte mit einer Seitenlange von 13 Metern Sie uberdeckt den Vorplatz zum Teil und scheint auf ihren Betonpfeilern uber dem See zu schweben Betritt man diesen Zentralraum so ist die Westecke durch ein Betonpfeilerpaar akzentuiert zwischen dem ein filigraner Orgelprospekt 8 zu schweben scheint und vor dem der Abendmahlstisch steht Ein Betonpfeilerpaar in der Ostecke durchstosst das Kirchendach und wird zum offenen Kirchturm Seine drei Glocken sind weithin sichtbar und signalisieren dass es sich um einen Sakralbau handelt Fur die Erbauungszeit ungewohnlich ist dass der Kirchenraum keine Fenster hat und durch die in Sandwichtechnik angeordneten Wasiplatten der Fassade ein diffuses Licht einfallt Dadurch entsteht eine fur eine reformierte Kirche ungewohnliche sakrale Atmosphare der Introvertiertheit 9 Der Kirchenraum verzichtet somit darauf die spektakulare Aussicht uber den See zu inszenieren und lenkt die Aufmerksamkeit nach innen 10 Ammann selbst schrieb dazu Diese isolierende und blendungsfreie Fassade wurde aufgrund eingehender Untersuchungen gewahlt weil damit die Idee einer lichtdurchfluteten weltoffenen Kirche verwirklicht werden konnte Anderseits wollten wir einen Raum dessen heruntergehangtes in massivem Hemlock verschaltes beschutzendes Holz Dach jene Warme Geborgenheit und Intimitat ausstrahlt die wir von einer Kirche erwarten 11 Orgel BearbeitenDie Orgel der reformierten Kirche Walchwil stammt aus der Werkstatt der Firma Orgelbau Kuhn Mannedorf Das erste elektrisch gesteuerte Instrument aus dem Jahr 1964 12 wurde im Zuge der Gesamtrestaurierung des Kirchengebaudes durch einen Neubau ersetzt und am 3 Dezember 2000 geweiht 13 Der Orgelprospekt steht frei zwischen den Betonpfeilern und der Spieltisch ist nur durch die filigrane Traktur mit dem Gehause verbunden Das Schleifladeninstrument mit mechanischer Traktur und Registratur hat 8 klingende Register die auf zwei Manuale und Pedal verteilt sind Hinzu kommen zwei Vorabzuge und eine Transmission Die Orgel hat folgende Disposition 14 I Hauptwerk C f31 Principal 8 2 Rohrgedackt 8 3 Octave 4 Doublette aus 4 2 4 Mixtur III 2 II Positiv C g35 Gedackt 8 6 Rohrflote 4 Flautino aus 7 2 7 Cornettino III 2 2 3 Pedal C f18 Subbass 16 Octavbass 1 8 Koppeln II I I P II PLiteratur BearbeitenJosef Grunenfelder Die Kunstdenkmaler des Kantons Zug Band 2 Die ehemaligen Vogteien der Stadt Zug GSK Bern 2006 S 489 Online Heinz Horat Moderner Kirchenbau im Kanton Zug In Tugium 6 1990 S 97 116 Heinz Horat Zur Restaurierung der reformierten Kirche Walchwil In Tugium 17 2001 S 159 162 Digitalisat Jurg Johner Eine kurze Geschichte der Reformierten Kirche im Kanton Zug Reformierte Kirche Kanton Zug Zug 2019 Mit Jurg Johner 150 Jahre Evangelisch reformierte Kirchgemeinde des Kantons Zug Eine konfessions kultur mentalitatshistorische Gedenkschrift Zug 2019 PDF 809 kB Madeleine Bosch Rudolf Balsiger et al Die neue Orgel in der renovierten Kirche Walchwil Festschrift 28 S Evangelisch reformierte Kirchengemeinde des Kantons Zug Hrsg Zug 2000 Siehe auch BearbeitenListe der Kulturguter in WalchwilWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Reformierte Kirche Walchwil Sammlung von Bildern Reformierte Kirche Walchwil auf architekturbibliothek ch Reformierte Kirche Walchwil im Zuger Bautenfuhrer Kuhn Orgel Walchwil Beitrag auf Orgel VerzeichnisAnmerkungen Bearbeiten Johner 150 Jahre Evangelisch reformierte Kirchgemeinde des Kantons Zug 2019 S 73 Reformierte Kirche In Architekturbibliothek Abgerufen am 4 Juli 2023 Johner 150 Jahre Evangelisch reformierte Kirchgemeinde des Kantons Zug 2019 S 64 f Johner 150 Jahre Evangelisch reformierte Kirchgemeinde des Kantons Zug 2019 S 65 f Johner 150 Jahre Evangelisch reformierte Kirchgemeinde des Kantons Zug 2019 S 66 Vgl Johner 150 Jahre Evangelisch reformierte Kirchgemeinde des Kantons Zug 2019 S 69 Johner 150 Jahre Evangelisch reformierte Kirchgemeinde des Kantons Zug 2019 S 70 Orgeldetails Orgelbau Kuhn AG abgerufen am 4 Juli 2023 Horat Zur Restaurierung der reformierten Kirche Walchwil 2001 S 160 Andrea Muff Warum jungere Zuger Baudenkmaler geschutzt werden In Zuger Zeitung 6 April 2019 abgerufen am 4 Juli 2023 Hier zitiert nach Johner 150 Jahre Evangelisch reformierte Kirchgemeinde des Kantons Zug 2019 S 67 Walchwil I P 6 In orgelbau ch Abgerufen am 3 September 2023 Walchwil 2 P 8 In orgelbau ch Abgerufen am 3 September 2023 mit Foto der Orgel Walchwil Reformierte Kirche Orgel Verzeichnis Orgelarchiv Schmidt Abgerufen am 7 September 2023 47 09657 8 51802 Koordinaten 47 5 47 7 N 8 31 4 9 O CH1903 681944 216737 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Reformierte Kirche Walchwil amp oldid 237122907