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Die Reform der bulgarischen Rechtschreibung von 1945 wurde am 27 Februar gesetzlich verkundet Sie wurde nach der kommunistische Machtergreifung in Bulgarien im Zuge des Zweiten Weltkrieges durch die regierende Vaterlandische Front in Anlehnung der sowjetische Rechtschreibreform von 1918 beschlossen Nachdem ein fruherer unter dem Bildungsminister Stojan Omartschewski im August 1923 erlassener Reformansatz sich nicht durchsetzen konnte hatte sie zum Ziel die Rechtschreibung der bulgarischen Sprache durch Wegfall des grossen und kleinen Er am Wortende bzw im Russischen als Harte und Weichheitszeichen bekannt gross und klein bezieht sich nicht auf Gross und Kleinbuchstaben beide sind eigenstandige Buchstaben mit je eigenem Gross und Kleinbuchstaben und Abschaffung des Jat Ѣ ѣ und des grossen Jus Ѫ ѫ zu vereinfachen Das kleine Jus Ѧ ѧ wurde schon bei der Vereinheitlichung der bulgarischen Orthographie 1899 abgeschafft Bestimmte Buchstaben wie sh ѣ yu ya ѫ wurden dabei als bourgea deklariert ѣ und ѫ wiederum als Symbol des Konservatismus So verbleiben im modernen bulgarischen Alphabet 30 Buchstaben die alle auch im modernen russischen Alphabet vertreten sind Das grosse er goljam und kleine Er er malăk bezeichneten im Urslawischen uberkurze Vokale ŭ und ĭ Am Wortende sind sie im Bulgarischen verstummt und werden seit der Reform nicht mehr geschrieben Das grosse Er bleibt im Wortinneren als Vokalbuchstabe ɐ erhalten das kleine Er nur noch nach Konsonantenbuchstaben in der Kombination o ʲo die dem russischen und belarussischen Vokalbuchstaben yo entspricht Am Wortanfang und nach Vokalbuchstaben steht stattdessen jo jo Eine Inkonsequenz besteht darin dass auch dort nicht am Wortende stehen bleiben durfte wo auslautendes ɐ gesprochen wurde Im Wortauslaut wird ɐ daher auch gegen die Etymologie mit a bzw ya wiedergegeben das sonst fur a steht z B wird ʧɛˈtɐ ich lese vor 1945 chetѫ nicht etwa chet sondern cheta geschrieben Verlauf der Sprachgrenze zwischen Ekane im Westen und Jakane im OstenDas Jat war im Urslawischen ein langer Vokal aeː Im 13 Jahrhundert bildete sich eine Sprachgrenze heraus die von Nikopol uber Pirdop und Pasardschik nach Goze Deltschew verlauft Im bevolkerungsreichen westlichen Teil des modernen bulgarischen Sprachgebiets mit der Hauptstadt Sofia wird das Jat wie in den benachbarten mazedonischen und torlakischen Sprachgebieten als ɛ ausgesprochen ekane im raumlich ausgedehnten ostlichen Teil kann es je nach Stellung im Wort auch den Lautwert ʲa haben jakane Die Reform machte die ostliche Jakane Aussprache zur Grundlage der schriftsprachlichen Norm Seitdem wird anstelle des Jat in betonter Stellung meist ya geschrieben Nur in unbetonter Stellung oder wenn eine Silbe mit einem der Vokale e i oder ya oder einer der Konsonanten zh ch sh oder j folgt steht stattdessen e Das grosse Jus goljam jus stand im Urslawischen fur einen Nasalvokal ɔ Seine Aussprache fiel mit der des grossen Er zusammen Es wurde mit der Reform durch das grosse Er ersetzt Seitdem kann das grosse Er auch am Wortanfang stehen so zum Beispiel im Wort gl zuvor ѫgl Ecke Winkel Siehe auch BearbeitenRussische Rechtschreibreform von 1918Literatur BearbeitenW Kroter Die Reform der bulgarischen Rechtschreibung 1945 In Zeitschrift fur Phonetik und allgemeine Sprachwissenschaft 7 1953 S 409 410 ISSN 0323 6498 Wolf Oschlies Bulgariens Kulturentwicklung 1944 1975 Teil 1 Koln Bundesinstitut fur ostwissenschaftliche und internationale Studien 1976 Berichte des Bundesinstituts fur ostwissenschaftliche und internationale Studien 1976 1 S 15 18 Wolf Oschlies Massenmedien und Sprachkultur In Klaus Detlev Grothusen Hrsg Sudosteuropa Handbuch Band 6 Bulgarien Gottingen Vandenhoeck amp Ruprecht 1990 S 567 589 hier S 585 ISBN 3 525 36206 4 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Reform der bulgarischen Rechtschreibung von 1945 amp oldid 236458586