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Die Reflektometrische Dunnschichtmessung ist ein Messverfahren das auf den Prinzipien der Dunnschichtinterferenz beruht und dazu dient die Schichtdicke von dielektrischen Dunnschichten zu bestimmen Ausserdem kann aus den Daten der Brechungsindex des Materials gewonnen werden Diese Informationen sind von zunehmender Bedeutung da Dunnschichten heutzutage vielfach eingesetzt werden z B bei Antireflexionsbeschichtungen der Beschichtung von medizinischen Implantaten oder in der Solarindustrie Inhaltsverzeichnis 1 Theorie 2 Auswertung der Messung 3 Literatur 4 EinzelnachweiseTheorie BearbeitenAls Dunnschicht wird eine Materialschicht bezeichnet deren zweidimensionale Ausdehnung um einige Grossenordnungen hoher als die Schichtdicke ist Im Normalfall werden Dunnschichten mit einer Dicke im Nano bis Mikrometerbereich verwendet Einfallendes Licht wird an der Grenze Material Umgebungsmedium zumeist Luft entweder reflektiert oder transmittiert das transmittierte Licht wiederum trifft auf die Grenzflache Dunnschicht Substrat und wird hier wiederum reflektiert Wie viel Licht hierbei reflektiert bzw transmittiert wird lasst sich mit Hilfe der Fresnel Gleichungen bestimmen Zwischen den an den beiden Grenzflachen reflektierten Anteilen kommt es in der Folge zu konstruktiver bzw destruktiver Interferenz Diese ist dabei abhangig von der Schichtdicke d displaystyle d nbsp dem Brechungsindex n displaystyle n nbsp des Materials sowie dem Einfallswinkel a displaystyle alpha nbsp des Lichts Ausserdem kann es zu einer Phasenverschiebung um 180 bzw p kommen nbsp Strahlengang bei der DunnschichtinterferenzDer optische Weg OPD des einfallenden Lichts lasst sich anhand der Abbildung folgendermassen berechnen O P D n 2 A B B C n 1 A D displaystyle mathrm OPD n 2 overline mathrm AB overline mathrm BC n 1 overline mathrm AD nbsp sowie A B B C d cos b displaystyle overline mathrm AB overline mathrm BC frac d cos beta nbsp A D 2 d tan b sin a displaystyle overline mathrm AD 2d tan beta sin alpha nbsp Nach Snellius folgt n 1 sin a n 2 sin b displaystyle n 1 sin alpha n 2 sin beta nbsp und damit O P D n 2 2 d cos b 2 d tan b n 2 sin b displaystyle mathrm OPD n 2 left frac 2d cos beta right 2d tan beta n 2 sin beta nbsp O P D 2 n 2 d 1 sin 2 b cos b displaystyle mathrm OPD 2n 2 d left frac 1 sin 2 beta cos beta right nbsp O P D 2 n 2 d cos b displaystyle mathrm OPD 2n 2 d cos beta nbsp Bei der reflektometrischen Schichtdickenmessung wird das Licht einer Weisslichtquelle senkrecht auf die zu messende Schicht gelenkt und mit Hilfe eines Spektrometers die Reflexion in Abhangigkeit von der Wellenlange gemessen Aus der obigen Gleichung ergibt sich mit cos 0 1 displaystyle cos 0 circ 1 nbsp dass nur fur bestimmte Wellenlangen konstruktive Interferenz auftritt und diese Wellenlangen direkt abhangig sind von der Schichtdicke und dem Brechungsindex l 2 n 2 d m displaystyle lambda frac 2n 2 d m nbsp So ergibt sich ein charakteristisches Oszillationsmuster dessen Frequenz direkt von der Schichtdicke abhangt Dieses Muster in der gemessenen Reflexion sei nun hergeleitet Betrachtet man eine elektromagnetische Welle die auf eine Grenzflache trifft so wird sie teilweise reflektiert und transmittiert Die transmittierte Welle trifft nun im Falle eines Dunnfilms wiederum auf eine Grenzflache an der ebenfalls Transmission und Reflexion stattfinden Dieser Vorgang wiederholt sich unendlich oft wobei jedes Mal eine elektromagnetische Welle vom Dunnfilm reflektiert wird Um dies mathematisch zu erfassen sei die folgende Abbildung betrachtet in der die ersten vier Reflexionsvorgange illustriert sind Die Einzelreflexionen konnen durch die folgenden vier Gleichungen beschrieben werden wobei E i 0 displaystyle E i 0 nbsp die Amplitude des einfallenden elektrischen Feldvektors darstellt Der Wellenvektor der reflektierten Wellen ist durch k r displaystyle vec k r nbsp der Ortsvektor durch r displaystyle vec r nbsp und deren Kreisfrequenz ist durch w displaystyle omega nbsp gegeben nbsp Strahlengang bei der DunnschichtinterferenzE r 1 r 01 E i 0 e k r r w t displaystyle E r 1 r 01 E i 0 e vec k r vec r omega t nbsp 1 ReflexionE r 2 t 01 r 12 t 10 E i 0 e k r r w t e i d displaystyle E r 2 t 01 r 12 t 10 E i 0 e vec k r vec r omega t e i delta nbsp 2 ReflexionE r 3 t 01 r 12 r 10 r 12 t 10 E i 0 e k r r w t e i 2 d displaystyle E r 3 t 01 r 12 r 10 r 12 t 10 E i 0 e vec k r vec r omega t e i2 delta nbsp 3 ReflexionE r 4 t 01 r 12 r 10 r 12 2 t 10 E i 0 e k r r w t e i 3 d displaystyle E r 4 t 01 r 12 r 10 r 12 2 t 10 E i 0 e vec k r vec r omega t e i3 delta nbsp 4 ReflexionAn jedem Interface wird die ursprungliche Amplitude der einfallenden Welle gemass der Fresnelschen Gleichungen vermindert Dem wird durch die Reflexions und Transmissionskoeffizienten r displaystyle r nbsp und t displaystyle t nbsp Rechnung getragen Die Subskripte bezeichnen die jeweilige Richtung So steht der Koeffizient r 01 displaystyle r 01 nbsp fur die Reflexion der einfallenden Welle an der 1 Grenzflache Man erhalt somit Gleichungen fur unendlich viele reflektierte Wellen E r n displaystyle E r n nbsp Betrachtet man die vorgestellten 4 Gleichungen fur die ersten vier Reflexionen so sieht man ein Muster Die zweite reflektierte Welle resultiert aus einer Welle die erst an der ersten Grenzflache transmittiert an der zweiten reflektiert und schliesslich an der ersten Grenzflache wiederum transmittiert wird Die resultierende Welle erfahrt dabei auch eine Phasenverschiebung d displaystyle delta nbsp wie im Exponentialterm zu sehen ist Die Phasenverschiebung ergibt sich aus der Wellenzahl und der optischen Weglange Wenn es weiters zu einem Phasensprung D phase displaystyle Delta text phase nbsp an einer Grenzflache kommt so muss auch dieser berucksichtigt werden So ein Phasensprung tritt auf wenn es zum Ubergang von niedrigem zu hohem Brechungsindex kommt und hat stets einen Wert von p displaystyle pi nbsp Fur weitere Details hierzu siehe Fresnel Gleichungen Zusammenfassend erhalt man fur die Phasenverschiebung d 4 p n 2 d cos b l D phase displaystyle delta frac 4 pi n 2 d cos beta lambda Delta text phase nbsp Ab der dritten Welle kommt es zusatzlich zu zwei Reflexionen an der ersten und zweiten Grenzflache reprasentiert durch r 10 displaystyle r 10 nbsp und r 12 displaystyle r 12 nbsp Weiters wird die Phasenverschiebung vervielfacht Um nur die Verminderung der Reflexion zu betrachten definiert man einen totalen Reflexionskoeffizienten r t o t displaystyle r mathrm tot nbsp r t o t r 01 t 01 r 12 t 10 e i d t 01 r 12 r 10 r 12 t 10 e i 2 d t 01 r 12 r 10 r 12 2 t 10 e i 3 d displaystyle r mathrm tot r 01 t 01 r 12 t 10 e i delta t 01 r 12 r 10 r 12 t 10 e i2 delta t 01 r 12 r 10 r 12 2 t 10 e i3 delta dots nbsp r t o t r 01 t 01 r 12 t 10 e i d n 0 r 12 r 10 n e i d n displaystyle r mathrm tot r 01 t 01 r 12 t 10 e i delta sum n 0 infty r 12 r 10 n e i delta n nbsp Da die Reflexionskoeffizienten in ihrem Betrag stets kleiner als eins sind handelt es sich bei der Summe in der letzten Gleichung um eine geometrische Reihe Somit kann der totale Reflexionskoeffizient wie folgt vereinfacht werden r t o t r 01 t 01 r 12 t 10 e i d 1 r 12 r 10 e i d displaystyle r mathrm tot r 01 frac t 01 r 12 t 10 e i delta 1 r 12 r 10 e i delta nbsp Somit erhalt man einen Ausdruck fur die gesamte reflektierte Welle E r displaystyle E r nbsp an der ersten Grenzflache Der Ortsvektor wird hierbei als Nullvektor angesetzt Weiters kann man aufgrund der Zeit Reversibilitat von Wellen Stokes Relation die beiden Transmissionskoeffizienten an der ersten Grenzflache mit dem dementsprechenden Reflexionskoeffizienten als t 01 t 10 1 r 01 2 displaystyle t 01 t 10 1 r 01 2 nbsp anschreiben E r r t o t E 0 e i w t r 01 r 01 e i d 1 r 12 r 01 e i d E 0 e i w t displaystyle E r r mathrm tot E 0 e i omega t frac r 01 r 01 e i delta 1 r 12 r 01 e i delta E 0 e i omega t nbsp nbsp Reflektivitat von Dunnfilmen mit unterschiedlicher SchichtdickeDie Intensitat einer elektromagnetischen Welle ist in Vakuum durch I 0 5 ϵ 0 c E E displaystyle I 0 5 epsilon 0 cEE nbsp gegeben Hier ist ϵ 0 displaystyle epsilon 0 nbsp die Dielektrizitatskonstante von Vakuum c displaystyle c nbsp die Lichtgeschwindigkeit und E displaystyle E nbsp und E displaystyle E nbsp die elektrische und komplex konjugierte elektrische Feldstarke Wenn man nun die Phase Null als Vakuum oder naherungsweise Luft annimmt so ergibt sich fur die reflektierte Intensitat I r 0 5 ϵ 0 c E 0 2 r 01 2 r 12 2 2 r 01 r 12 cos d 1 r 01 r 12 2 2 r 01 r 12 cos d displaystyle I r 0 5 epsilon 0 c E 0 2 frac r 01 2 r 12 2 2r 01 r 12 cos delta 1 r 01 r 12 2 2r 01 r 12 cos delta nbsp Der Vorfaktor 0 5 ϵ 0 c E 0 2 displaystyle 0 5 epsilon 0 c E 0 2 nbsp kann als die Intensitat der einfallenden Strahlung identifiziert werden Dividiert man also die letzte Gleichung durch diesen Ausdruck so erhalt man den Reflexionsgrad R displaystyle R nbsp also den prozentuellen Anteil des Lichts der vom Dunnfilmsystem wieder reflektiert wird R r 01 2 r 12 2 2 r 01 r 12 cos d 1 r 01 r 12 2 2 r 01 r 12 cos d displaystyle R frac r 01 2 r 12 2 2r 01 r 12 cos delta 1 r 01 r 12 2 2r 01 r 12 cos delta nbsp Im Bild rechts ist die ermittelte Reflexion fur Dunnfilmsystem mit den Brechungsindizes 1 1 5 und 2 in aufsteigender Reihenfolge ausgerechnet Die jeweiligen Reflexionskoeffizienten wurden mit Hilfe der Fresnelschen Formeln ermittelt wobei wie in der reflektometrischen Dunnschichtmessung angewendet von einem senkrecht einfallendem Lichtstrahl ausgegangen wurde Somit ist b displaystyle beta nbsp Null und die Polarisation spielt fur die Berechnung keine Rolle mehr Man erkennt dass sich die Anzahl der Minima und Maxima erhoht wenn man die Schichtdicke des Dunnfilmes Phase 2 von 500 nm auf 1500 nm erhoht Weiters ist fur den Fall eines 500 nm dicken Dunnfilms zusatzlich die Intensitat geplottet die nur von den ersten beiden reflektierten Wellen verursacht wird Die Position der Minima und Maxima bleibt unverandert wenn man alle Reflexionsvorgange berucksichtigt Jeder Reflexionsvorgang verstarkt aber den Effekt positiver oder destruktiver Interferenz 1 Auswertung der Messung Bearbeiten nbsp Auswertung der gemessenen ReflexionIn der Beschreibung des Messprinzips wurde gezeigt dass man bei der Messung der Reflexion ein Signal mit Minima und Maxima abhangig von der Wellenlange erhalt Die Position der Maxima der Reflektivitat ist durch die optische Weglange O P D displaystyle OPD nbsp sowie durch den Brechungsindex des Dunnfilmes gegeben Plottet man die inverse Wellenlange Wellenzahl als Funktion der Interferenzordnung m displaystyle m nbsp so erhalt man Punkte durch die man eine Gerade legen kann Dies ist aus der im vorigen Kapitel abgeleiteten Gleichung fur Interferenzmaxima ersichtlich l 2 n 2 d m displaystyle lambda frac 2n 2 d m nbsp Fur konstruktive Interferenz nimmt m displaystyle m nbsp den Wert ganzer Zahlen fur destruktive Interferenz nimmt m displaystyle m nbsp Vielfache von 0 5 an Fur die Auswertung werden beide Falle zur Interferenzordnung zusammengefasst Invertiert man die Bedingung fur Interferenzminima und Maxima so erhalt man 1 l m 2 n 2 d displaystyle frac 1 lambda frac m 2n 2 d nbsp Genau dieser Zusammenhang ist in der Abbildung rechts veranschaulicht Als Steigung erhalt man den Wert 1 2 n 2 d displaystyle frac 1 2n 2 d nbsp Kennt man den Brechungsindex des Dunnfilms n 2 displaystyle n 2 nbsp so kann man dessen Dicke d displaystyle d nbsp berechnen bzw bei Kenntnis der Schichtdicke kann man auf den Brechungsindex schliessen 2 3 Hierbei handelt es sich um ein idealisiertes Beispiel In der Realitat hangt der Brechungsindex eines Materiales mehr oder weniger stark von der Wellenlange ab Diesem Effekt muss gegebenenfalls Rechnung getragen werden indem man die Messdaten mit komplizierteren Zusammenhangen fittet Literatur BearbeitenEugene Hecht Optics Addison Wesley 2002 ISBN 0 321 18878 0 Olaf Stenzel Optical Coatings Material Aspects in Theory and Practice Springer Series in Surface Sciences 2014 ISBN 978 3 642 54062 2 Einzelnachweise Bearbeiten O S Heavens Optical Properties of Thin Solid Films Dover Books on Physics Series 1991 ISBN 0 486 66924 6 L De Stefano K Malecki F G Della Corte L Moretti I Rea L Rotiroti I Rendina A microsystem based on porous silicon glass anodic bonding for gas and liquid optical sensing In Sensors Band 6 2006 S 680 687 doi 10 3390 s6060680 B R Marshall Glue Film Thickness Measurements by Spectral Reflectance In Technical Report National Security Technologies United States doi 10 2172 991875 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Reflektometrische Dunnschichtmessung amp oldid 226986956